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Miitopia

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Miitopia

Bereits im Jahr 2017 ist „Miitopia“ für den Nintendo 3DS erschienen. Obwohl das Spiel eine Fangemeinde für sich gewinnen konnte, ging der Titel ein wenig unter, schließlich war die Nintendo Switch bereits der Fokus für viele Spielende. Nun erhält das sonderbare Rollenspiel genau auf dieser Konsole eine neue Chance und beweist einmal mehr, wie charmant Nintendos Werke sein können.

Zwischen Waluigi, Darth Vader und Albert Einstein

Die Geschichte beginnt nicht direkt, sondern nachdem Spielerinnen und Spieler einen Mii importiert oder selbst erstellt haben. Ja, in dem Rollenspiel dreht sich alles um die ikonischen Avatare, die zwar heute in den Hintergrund geraten sind, insbesondere auf der Wii aber nicht wegzudenken waren. Es wird schnell interessant, denn es will nicht nur Heldin oder Held erstellt werden, sondern auch weitere Charaktere, darunter die Bewohner eines kleinen Dorfes. Nintendo punktet an dieser Stelle mit einer starken Online-Funktion, denn man kann Kreationen nicht nur hochladen, sondern auch die von Freunden, oder gar die beliebtesten, direkt herunterladen. Das hat in unserem Fall dazu geführt, dass das Kind Donkey Kong Jr. von seiner Mutter Peach getadelt wird, die Turteltäubchen Waluigi und Toon Zelda nicht voneinander los kommen und der Bürgermeister Professor Eich das alles beobachtet.

Diese Anpassungen führen nicht nur zu aberwitzigen Situationen, sie zeigen auch, wie vielfältig die Charaktererstellung geraten ist. Es gibt kaum Grenzen, und schon nach wenigen Minuten hat jeder Spieler seine eigene Welt erschaffen, die in dieser Zusammensetzung wohl einzigartig ist. Natürlich kann man das alles auch ignorieren und die Voreinstellungen übernehmen, dann würde man sich aber einer gigantischen Portion Charme berauben. Im Laufe der Reise müssen immer wieder Charaktere erstellt werden, und das wird wirklich niemals langweilig.

Liebevolle RPG-Parodie

Eigentlich geht es in „Miitopia“ um den typischen Bösewicht, der die Gesichter der Miis klaut und sie auf Monster packt. Das alles ist sehr klischeebeladen, das Spiel weiß das aber und spielt mit den entsprechenden Elementen. Zu keinem Zeitpunkt nimmt sich das Abenteuer ernst und deshalb funktionieren auch die regelmäßigen Witze sehr gut, egal wie abgedroschen sie wirken mögen. Zudem kommt es auf die Kombination an: Wenn man mit seinem Begleiter in einem Kaffee sitzt und sich näher kommt, nur um dann festzustellen, dass niemand Geld dabei hat, wirkt das wie ein Gag aus der 6. Klasse. Wenn man dann aber bedenkt, dass einer der beiden Batman, der andere ein sturer Magier ist, funktioniert das alles plötzlich.

Leider lenkt das nur bedingt davon ab, dass die eigentliche Reise nicht wirklich spannend ist, und in den Passagen, in denen man weniger mit neuen Charakteren interagiert, macht sich die Eintönigkeit bemerkbar. Das Spiel traut sich manchmal nicht, Linien zu überschreiten und bleibt dann zu brav - was angesichts der etwas jüngeren Zielgruppe zwar verständlich ist, dabei aber auch Potential verschenkt.

Kein komplexes Abenteuer

Am ungewöhnlichsten ist das eigentliche Gameplay, denn es setzt vollständig auf simple, schnelle Abläufe. Die Welt ist in verschiedene Level aufgeteilt, durch die die Heldentruppe automatisch läuft, wobei sich das per Knopfdruck, ebenso wie die Kämpfe, beschleunigen lässt. Währenddessen treffen sie auf Schatztruhen und andere Kuriositäten, oder eben auf Gegner. Die Kämpfe sind klassisch gehalten, sodass die Charaktere angreifen, Items verwenden und besondere Fähigkeiten aktivieren können. Das Problem: Spielende dürfen ausschließlich die Aktion des eigenen Helden, nicht aber die der gesamten Gruppe auswählen, sodass der Großteil automatisch abläuft. Wenigstens lassen sich Gruppenmitglieder zeitweise in Sicherheit bringen, und auch die Charakterzüge nehmen Einfluss auf die Schlachten.

Leider macht das Spiel somit klar, dass die Kämpfe nicht der Fokus sind. Das ist einerseits in Ordnung, weil die Welt und die Charaktere somit im Zentrum stehen, da man allerdings sehr häufig kämpfen muss, verkommen diese Begegnungen zu recht belanglosen Momenten. Wenigstens lassen sich die Jobs verteilen, doch dadurch, dass die Aktionen der Unterstützerklassen nicht frei gewählt werden können, hat man zu wenig Einfluss auf das Geschehen. Dafür macht die KI einen guten Job und am Ende ist es nicht weniger spannend, den Kämpfen einfach zuzuschauen.

Die Helden sind die Stars

Obwohl die Kämpfe zweitrangig werden, stehen die Helden selbst im Zentrum. Immer wieder gibt es kleine Events, in denen die Freundschaften gestärkt und lustige Sequenzen freigeschaltet werden können. Das hilft auch für die Kämpfe, denn je besser sich zwei Charaktere verstehen, desto eher helfen sie sich gegenseitig. Doch auch zahlreiche andere Aspekte werden davon beeinflusst, sodass bereits die Entscheidung wichtig wird, wer mit wem in einem Zimmer schlafen soll.

Die damit einhergehenden Dialoge und niedlich animierten Sketches erwärmen regelrecht das Herz und beweisen einmal mehr, dass die Stärke von „Miitopia" in der Präsentation liegt. Das Spiel will lustig sein, sodass es vorkommen kann, dass ein Held statt einer neuen Ausrüstung ein Bündel Bananen mitbringt. Hier gehen zahlreiche Systeme ineinander über und nach einigen Stunden macht sich das volle Potential erst bemerkbar. Und dann wären da noch die zufälligen Ereignisse zwischen den Kämpfen, die mal wertvolle Belohnungen, mal überraschende Momente mit sich bringen, die immer ein Lächeln erzeugen.

Fehlende Langzeitmotivation

Leider kann „Miitopia“ seine Eintönigkeit nicht verbergen. Obwohl die ersten Stunden pure Spielfreude erzeugen, wiederholen sich die einzelnen Elemente und werden nur an wenigen Punkten durch die Handlung durchgerüttelt. Diese Wendungen sind toll, können aber nur bedingt frischen Wind reinbringen, wenn die Kämpfe an Vielfalt missen und die stets gleichen Vorgänge wiederholt werden müssen, um Fortschritt zu erzeugen. Hier wäre ein etwas komplexeres Rollenspiel hilfreich gewesen, denn wirklich motivierend bleibt die Reise bis zum Ende nicht.

Besser in HD

Dass das Spiel ursprünglich für den Nintendo 3DS erschienen ist, sieht man dem Spiel aufgrund seines liebevollen Artstils nicht wirklich an. Die Umgebungen wurden wunderbar inszeniert, das Bild bleibt klar genug, obwohl die Kantenglättung nicht unbedingt die Stärke des Spiels ist, und die Bildrate kann selbst dann überzeugen, wenn das Spielgeschehen auf Knopfdruck beschleunigt wird. Somit handelt es sich um eine nahezu perfekte Portierung, denn jeder Funken Charme aus dem Original ist jetzt in noch größer zu sehen. Auch die Musik sowie die geräuschreiche Kulisse kann da mithalten.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Miitopia“ ist auch auf Nintendo Switch ein liebevolles Rollenspiel, dass seinen Spielerinnen und Spielern in genau den richtigen Momenten ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Durch seine simplen Mechaniken und den großen Fokus auf Humor eignet sich der Titel bestens für jüngere Spieler sowie diejenigen, die sich nicht mit den komplexeren Mechaniken moderner Rollenspiele beschäftigen wollen. Leider bedeutet das auch, dass spielerisch zu wenig geboten wird, um jeden über die gesamte Laufzeit bei der Stange zu halten. Wer kein Problem mit der Eintönigkeit hat, wird aber vollends zufriedengestellt.

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