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Sakuna: Of Rice and Ruin

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Sakuna: Of Rice and Ruin

Jedes Kind weiß, wie wichtig es ist, gut zu essen, um groß und stark zu werden. Dass Reis auch bei der Jagd auf Dämonen hilft, dürfte dagegen weniger bekannt sein. Umso besser, dass Spieler von „Sakuna: Of Rice and Ruin“ sich selbst davon überzeugen können. Ob wir nach einer üppigen Mahlzeit noch Appetit auf einen Nachschlag haben oder ob wir doch lieber etwas anderes gekostet hätten, erfahrt ihr im Test.

Göttin im Exil

Sakuna, die Tochter des Kriegsgottes und der Göttin der Ernte, führt dank ihres hohen gesellschaftlichen Status ein unbekümmertes Leben in der Hauptstadt der Götter. Das ändert sich jedoch, als eine Gruppe von fünf Menschen die Brücke zum Reich der Götter überquert. Denn bei ihrem Versuch, die Menschen zu verfolgen und hochkant aus der Hauptstadt zu schmeißen, steckt Sakuna versehentlich eine Lagerhalle in Brand, in der sich die Opfergaben für die oberste Gottheit befinden. Diese verbannt Sakuna daraufhin kurzerhand zusammen mit ihrer Klinge in Tiergestalt sowie den fünf Menschen auf die Insel Hinoe. Diese soll die Gruppe von Dämonen säubern, damit die oberste Göttin dort Fuß fassen kann. Zu Beginn der von der japanischen Mythologie inspirierten Story wirken die Charaktere noch sehr nichtssagend, das ändert sich jedoch im Laufe des Spiels, da man Stück für Stück mehr über ihre Hintergrundgeschichten erfährt, wodurch sie einem zunehmend ans Herz wachsen. Die Handlung selbst hat ihre Hoch- und Tiefpunkte, treibt aber vor allem dank des interessanten Settings und der Dynamik innerhalb der Gruppe stets zum Weiterspielen an.

„We plant rice, Sakuna grows strong.”

Wie es der Titel des Spiels bereits vermuten lässt, setzt sich das Gameplay in „Sakuna: Of Rice and Ruin“ im Grunde aus zwei Hauptkomponenten zusammen. Um die siebenköpfige Gruppe am Leben zu halten, wird natürlich Nahrung benötigt und die Hauptnahrungsquelle im Spiel ist Reis, der jedoch zunächst angebaut werden muss. Glücklicherweise steckt hinter dem Reisanbau mehr als die zwei für Farming-Simulatoren typischen Arbeitsschritte säen und ernten. Tatsächlich merkt man durch „Sakuna: Of Rice and Ruin“, wie aufwendig der Reisanbau tatsächlich ist, denn dieser besteht aus vielen verschiedenen Arbeitsschritten, die jeweils als kleines Minispiel implementiert wurden. Zunächst muss der Boden gelockert und Steine aus dem Weg geräumt werden. Anschließend muss der Reis angepflanzt werden, wobei der richtige Abstand der Pflanzen zueinander wichtig ist. Nun muss stets der Wasserpegel auf dem Feld kontrolliert und Unkraut beseitigt werden. Und wenn der Reis dann schließlich geerntet werden kann, warten noch weitere Aufgaben auf den Spieler, bis der Reis dann endlich verwertet werden kann. Es ist beeindruckend, mit welcher Genauigkeit die Entwickler diesen langwierigen Prozess umgesetzt haben. Selbst das Wetter muss vom Spieler beachtet werden, um notwendige Schritte einzuleiten.

Am Anfang braucht es noch etwas Übung, bis man alle Arbeitsschritte einigermaßen beherrscht, später erleichtern jedoch bestimmte Fähigkeiten den Anbau. Beim Einpflanzen hilft dann zum Beispiel ein über dem Feld angezeigtes Raster. Spielerisch gesehen sind die Minispiele nicht besonders spannend, da man meist lediglich ein paar Tasten drücken muss. Es lohnt sich aber, sich Mühe zu geben. Denn abhängig von der Qualität des Reises sowie vom verwendeten Dünger wird Sakuna mit jeder Ernte stärker. Zudem hat man stets die Möglichkeit, einzelne Arbeitsschritte an die anderen Gruppenmitglieder abzugeben, die das dann auf Kosten eines geringen Qualitätsverlusts im Handumdrehen erledigen. Wer dagegen Spaß daran hat, mit verschiedenen Düngerarten und Änderungen beim Anbau zu experimentieren, dürfte mit diesem Aspekt viel Spaß haben.

Kombolastige Action

Die zweite Gameplay-Komponente neben dem Reisanbau ist die Erforschung der Insel sowie die damit einhergehende Jagd auf Dämonen. Dabei ist die Insel in viele kleine Areale aufgeteilt. In den meisten dieser Areale warten neben diversen Dämonenarten auch noch Schätze sowie Rohstoffe auf. Diese können beispielsweise als Zutaten für das tägliche Abendessen verwendet werden. Je nach Zusammenstellung des Menüs erhält Sakuna dann Boni auf verschiedene Attribute wie Lebenspunkte, Angriffskraft und Glück. In jedem Level gibt es außerdem verschiedene Aufgaben zu erledigen. Beispielsweise muss eine bestimmte Anzahl an Rohstoffeinheiten gesammelt oder eine bestimmte Anzahl von Gegnern besiegt werden. Oftmals auch nachts, wenn die Gegner deutlich stärker sind. Durch Erledigung dieser Aufgaben steigt Sakunas Erkundungslevel, wodurch wiederum neue Gebiete freigeschaltet werden. Einerseits motivieren die Aufgaben dazu, nicht einfach nur auf dem kürzesten Weg durch das Level zu rennen. Andererseits muss man in manchen Fällen mehrere Mal in das gleiche Level zurückkehren, um neue Gebiete freizuschalten, was auf Dauer eintönig werden kann. 

Das kombolastige Kampfsystem selbst steht dem Reisanbau in Sachen Tiefe in nichts nach. Neben einem leichten und einem schweren Angriff kann Sakuna unter anderem auch mächtige Spezialfähigkeiten einsetzen, die nicht nur schweren Schaden anrichten, sondern oft auch gegen bestimmte Gegnertypen besonders effektiv sind. Mit einer vertikalen Wirbelattacke beispielsweise können auch fliegende Dämonen ohne Probleme erwischt werden, während das horizontale Gegenstück dazu genutzt werden kann, um Gegner gegeneinander zu schleudern. Ganz besonders nützlich ist auch Sakunas heiliges Gewand, das die kleine Göttin nicht nur dazu nutzt, höher gelegene Areale zu erreichen, sondern auch, um sich in Windeseile hinter den Gegner zu befördern oder diesen zu betäuben. Die Kämpfe sind in positiver Weise herausfordernd, weshalb simples Button-Mashing selten zum Ziel führt und man sich stattdessen besonders bei den Boss-Kämpfen eine genaue Strategie überlegen sollte.

Schwächen im Detail

Die Gegner müssen sich an dieser Stelle jedoch auch ein wenig Kritik gefallen lassen. Zwar sehen insbesondere die mythischen Boss-Dämonen fantastisch aus, die Intelligenz lässt dafür aber in manchen Fällen zu wünschen übrig. Denn zumindest die kleinen Dämonen springen teilweise komplett ohne Einwirkung des Spielers in Hindernisse hinein und nehmen dadurch Schaden. Die Sprungpassagen leiden dagegen unter dem zum Teil recht einfallslosen Level-Design, auch wenn im Laufe des Spiels zum Glück neue Elemente ergänzt werden, die den Ablauf etwas auflockern. Auch die teils nur schwer abschätzbaren Abstände sorgen für Frustration, da man oft millimetergenau abspringen muss, um auf der anderen Plattform anzukommen. Immerhin kann man sich in den meisten Fällen mit Sakunas heiligem Gewand aushelfen, auch hierbei wird jedoch ein hohes Maß an Präzision erfordert, die besonders mit den Joy-Con nicht immer ganz einfach zu erzielen ist.

Die Verknüpfung der beiden Gameplay-Komponenten funktioniert die meiste Zeit über sehr gut und sorgt dafür, dass man stets zwischen herausfordernden Kämpfen und dem eher entspannten Dorfleben wechselt. Dadurch, dass Sakunas Kampfstärke fast ausschließlich von der Reisernte abhängt, kann es jedoch auch hin und wieder vorkommen, dass man zwar theoretisch schon neue Areale erforschen kann, Sakunas Level jedoch noch zu niedrig ist, um gegen die dortigen Gegner zu bestehen. In dem Fall bleibt einem dann nichts anderes übrig als zu warten, bis die nächste Reisernte ansteht, um Sakunas Level deutlich zu erhöhen. Immerhin hat man zumindest die Möglichkeit, durch Waffen und Ausrüstung, die gegen sammelbare Materialien erstellt werden können, diese Lücke ein wenig zu schließen. Nichtsdestotrotz kann das erzwungene Warten auf die nächste Ernte auf Dauer frustrierend sein.

Idyllisches Inselleben

Die visuelle Präsentation von „Sakuna: Of Rice and Ruin" ist fantastisch. Insbesondere die Hintergründe der in 2D gehaltenen Level sehen erstklassig aus und passen sich sogar der Jahreszeit an. Doch auch das Charakter- und Gegnerdesign besticht durch seinen einzigartigen Stil. Obendrein sind viele Dialoge zwischen Sakuna und ihren menschlichen Gefährten vertont und zwar sowohl in englischer als auch in japanischer Sprachausgabe. Leider gibt es in Einzelfällen keine Untertitel, was für Freunde der japanischen Sprachausgabe bedauerlich sein kann. Insbesondere dann, wenn Sakuna beim Betrachten des Reisfelds laut überlegt, was sie als nächstes tun sollte, da diese lauten Monologe dem Spieler oft den ein oder anderen Tipp geben. Die Musik überzeugt derweil voll und ganz und unterstreicht mal mit ruhigen, mal mit aufregenden Stücken das japanische Insel-Setting.

Auch was die Performance angeht, gibt es fast ausschließlich Positives zu berichten. Innerhalb des Dorfes kann die Bildrate zwar ab und zu sichtbar sinken, vor allem dann, wenn viel Reis angepflanzt wurde. Ansonsten läuft das Spiel jedoch angenehm flüssig, auch dann, wenn sich in den Leveln viele Gegner auf dem Bildschirm befinden.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Sakuna: Of Rice and Ruin“ ist ein einzigartiges Spiel, das mit viel Liebe traditionellen Reisanbau, eine mythologische Handlung und ein vielschichtiges Kampfsystem miteinander verwebt. Das Dorfleben bietet dabei eine willkommene Abwechslung zur actionreichen Erkundung und Dämonenjagd. Die Schwächen stecken dagegen oftmals im Detail. Besonders die Sprungpassagen und die stark von der Reisqualität abhängige Progression dürften bei einigen Spielern hin und wieder für Frustration sorgen.

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