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Othercide

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Othercide (eShop)

Wer „Othercide“ vom französischen Entwicklerstudio Lightbulb Crew das erste Mal sieht, dem werden wohl zunächst der schicke Grafikstil in Schwarz, Weiß und Rot sowie die albtraumartigen Gegner auffallen. Ob das alles ist, was das Roguelike-Strategiespiel zu bieten hat, oder ob auch das Gameplay überzeugen kann, lest ihr in unserem Testbericht.

Ein netter Familienausflug in die Welt der Albträume

In „Othercide“ führt der Spieler eine Gruppe von Töchtern an, um den Auserwählten des Leids und dessen Schergen zu besiegen. Denn nachdem die Mutter besiegt wurde, strömen albtraumartige Kreaturen in die Realität ein. Indem sie den Töchtern ihre letzte Kraft schenkt, will die Mutter diese Kreaturen aufhalten und das Leid beenden. Zu Beginn des Spiels wirkt die Geschichte sehr verwirrend, da man zu diesem Zeitpunkt noch nichts über die Hintergrundgeschichte weiß. Diese wird erst während des Spielens Stück für Stück durch Erinnerungen aufgedeckt. Das ist einerseits spannend, da sich die Story wie ein großes Puzzle langsam zusammenfügt. Andererseits ist es sehr schade, dass diese Erinnerungen nicht wirklich in den regulären Spielablauf integriert wurden, sondern bis auf gelegentliche Zwischensequenzen als Kodexeinträge zwischen den Kämpfen nachgelesen werden müssen. Besonders für diejenigen, die hauptsächlich den Handheld-Modus nutzen, ist es äußerst mühsam, die zusätzlich recht klein gedruckten Texte auf dem kleinen Bildschirm zu lesen.

Um das Leid aufzuhalten, schreitet der Spieler durch verschiedene Ären voran, die stets aus mehreren Tagen Vorbereitungszeit und einem abschließenden Bosskampf bestehen. Bis auf den Bosskampf sind alle Missionen an den vorherigen Tagen optional und dienen somit hauptsächlich dem Aufleveln der Töchter. Dabei gibt es verschiedene Missionstypen, die Fans von Strategiespielen durchaus bekannt vorkommen sollten. In Jagd-Quests beispielsweise müssen alle Gegner besiegt werden, während in Rettungsmissionen eine Zielperson sicher evakuiert werden muss. Bis auf die Tatsache, dass bei manchen Missionstypen etwas defensiver gespielt werden muss, unterscheidet sich der Ablauf allerdings nur geringfügig. Eine Ausnahme sind die Bosskämpfe, die dem Spieler vor allem beim ersten Versuch alles abverlangen und nur mit einer guten Strategie und starken Töchtern zu bewältigen sind. Scheitert der Spieler dann doch, beginnt wie typisch für Roguelikes ein komplett neuer Versuch. Mithilfe von Splittern, die der Spieler durch Missionen sammelt, lassen sich allerdings bestimmte Boni aktivieren, die den neuen Durchgang leichter gestalten. Beispielsweise erhält man einen Schadensbonus gegenüber bestimmten Gegnertypen oder kann eine in einem vorherigen Versuch gestorbene Tochter wiederbeleben.

Hochdynamische Kämpfe

Die Kämpfe laufen im Grunde rundenbasiert ab. Sowohl die Töchter als auch ihre Gegner bewegen sich auf der Karte und führen Angriffe aus, die Aktionspunkte kosten. Dabei ist die Zugreihenfolge aber nicht fix vorgegeben, sondern ändert sich dynamisch mit dem Kampfverlauf. Am unteren Bildschirmrand befindet sich eine Zeitleiste, die stets anzeigt, wann welche Einheit zum Zug kommt. Das kann sich jedoch schlagartig ändern. Denn zum einen können bestimmte Fähigkeiten eine Einheit auf dieser Leiste vor- oder zurückrücken lassen. Zum anderen muss der Spieler sich immer überlegen, ob er die Aktionspunkte einer Tochter über 50 hält und diese damit recht schnell wieder zum Zug kommt oder ob er diese Grenze überschreitet. Im letzteren Fall kann die Tochter natürlich mehr Aktionen ausführen, allerdings gerät sie dadurch auch in einen erschöpften Zustand, der sie an das Ende der Zeitleiste rücken lässt. Außerdem gibt es bestimmte Reaktionsfähigkeiten, die beispielsweise nach einer gewissen Zeit ausgelöst werden oder dann, wenn eine verbündete Einheit angegriffen wird. Diese sind äußerst hilfreich und vor allem in späteren Kämpfen unabdingbar, kosten jedoch dafür keine Aktionspunkte, sondern Lebenspunkte. Das Kampfsystem ist mit Sicherheit die größte Stärke von „Othercide“ und aufgrund des dynamischen Ablaufs und des steten Abwägens zwischen sofortigen Aktionen und Reaktionsfähigkeiten wird es nie langweilig.

Was den Aufbau der eigenen Streitmacht angeht, hat der Spieler zu Beginn die Wahl zwischen drei Klassen: Einer Schildträgerin, einer Seelenschützin und einer Klingenmeisterin. Bei Bedarf lassen sich jedoch im Austausch gegen Vitae weitere Einheiten erschaffen. Jede Klasse hat verschiedene Stärken, die sich sowohl in den Statuswerten als auch in ihren Fähigkeiten widerspiegeln. Während die Klingenmeisterin zum Beispiel besonders großen Schaden austeilen kann, ist die Schützin mit deutlich weniger Lebenspunkten nicht für den Nahkampf geeignet, sondern greift lieber aus der Ferne an. In gewissen Levelabständen können die Töchter außerdem neue Fähigkeiten erlernen, wobei der Spieler stets zwischen zwei Alternativen wählen kann. Oftmals ist hierbei jedoch sogar von vornherein klar, welche Fähigkeit die bessere Wahl ist. Außerdem schaltet der Spieler während des Spielens Upgrades frei, die dann beispielsweise den Schadenswert einer Fähigkeit oder die Chance auf einen kritischen Angriff erhöhen.

Der einen Freud ist der anderen Leid

Anders als bei den meisten anderen Genrevertretern lassen sich die Einheiten allerdings nicht so einfach zwischen den Kämpfen heilen, zumindest nicht ohne Gegenleistung. Denn wer eine Tochter heilen möchte, muss im Gegenzug eine andere Tochter opfern. Und nicht nur das, das Opfer muss zudem mindestens auf dem gleichen Level sein wie die zu heilende Tochter. Immerhin erhält die geheilte Tochter anschließend aber auch einen kleinen Bonus auf bestimmte Werte. Diese Mechanik zwingt den Spieler, schwere Entscheidungen zu treffen, und sorgt dafür, dass der Tod stets allgegenwärtig ist. Gleichzeitig bestraft sie es, wenn Spieler am Ende einer Mission unachtsam werden und Schaden kassieren, der in manchen anderen Strategiespielen automatisch nach dem Gefecht geheilt werden würde.

So ganz tot sind die mühsam aufgelevelten Töchter dann aber doch nicht, beziehungsweise hat man die Möglichkeit, diese gegen spezielle Münzen wiederzubeleben. Das ist auf der einen Seite schön, da es einem ansonsten so vorkommen würde, als hätte man sie ganz umsonst aufgelevelt. Auf der anderen Seite führt das jedoch auch dazu, dass man in späteren Durchgängen mit diesen mächtigen Einheiten ohne Probleme durch die ersten Tage zieht. Denn da alle am Kampf teilnehmenden Töchter unabhängig von ihrem tatsächlichen Kampfeinsatz Erfahrungspunkte bekommen, müssen die schwächeren Töchter nicht zwangsläufig etwas zum Sieg beitragen. Dadurch werden die ersten Stufen jedoch nach mehreren Durchgängen zunehmend langweilig, zumal auch der Levelaufbau und die Gegnertypen bei jedem Durchgang fast immer identisch sind.

Schicker Grafikstil mit kleinen Abstrichen

„Othercide“ präsentiert sich in einer schicken Optik aus schwarzen, weißen und roten Farbtönen. Dadurch wirken die albtraumartigen Gegner direkt noch viel bedrohlicher und besonders die Animationen, wenn beispielsweise ein Boss attackiert, sind sehr schick. Gleichzeitig erschwert die Farbgebung es allerdings auch ein wenig, den Überblick zu behalten, da sich die Gegner farblich kaum von der Umgebung unterscheiden. Im Vergleich zur PC-Version fällt zudem besonders am großen Bildschirm die geringere Auflösung auf, wodurch die Einheiten während des Kampfes etwas pixelig wirken. Dafür läuft das Spiel sehr flüssig, mit Ausnahme des manchmal etwas langsam reagierenden Menüs. Die musikalische Untermalung ist derweil sehr dezent, was sich jedoch gut mit der düsteren Atmosphäre verträgt. Dazu gibt es auch einige gesprochene Zeilen, die ebenfalls wunderbar zum Setting passen, sich jedoch leider auf Dauer zu häufig wiederholen

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Othercide“ ist ein düsteres, erbarmungsloses Spiel, das sich dank einiger cleverer Ideen und eines einzigartigen Grafikstils von der Konkurrenz abhebt. Lässt man sich auf die anfangs verwirrende Geschichte ein, erwarten einen anspruchsvolle und spannende Gefechte, die dem Spieler so einiges abverlangen. Leider wird das Gameplay vor allem aufgrund der abwechslungsarmen Karten nach mehreren Durchgängen immer monotoner und auch die Geschichte hätte besser eingebunden werden können.

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