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Final Fantasy Crystal Chronicles: Remastered Edition

Auf dem Gamecube war „Final Fantasy Crystal Chronicles” ein teurer Mehrspieler-Spaß. Nur mit genügend Game Boy Advance und den dazugehörigen Verbindungskabeln konnte man gemeinsam losziehen. Die „Remastered Edition” für Switch sollte das doch besser machen - oder?

Karawane

Wer eine epische Geschichte wie in der „Final Fantasy”-Hauptreihe erwartet, sollte seine Erwartungen direkt ein wenig herunterschrauben. Die Welt von „Final Fantasy Crystal Chronicles: Remastered Edition” ist von einem giftigen Nebel, genannt Miasma, durchzogen. Die Bewohner können sich ausschließlich mit Myrrhe schützen. Doch diese verliert nach und nach ihre Wirkung, so dass immer wieder eine Karawane los geschickt wird, die neue besorgt. Die liegt natürlich nicht einfach so herum, sondern ist nur bei bestimmten Bäumen zu finden, die am Ende von verschiedenen Gebieten wachsen, welche stets von Monstern bewohnt werden.

Losgezogen

Bevor man sich auf Wanderschaft begibt, wählt man eine von vier Rassen, die unterschiedlich gut bewandert sind in den Bereichen Kampf und Magie. Außerdem entscheidet man sich noch für einen Beruf wie zum Beispiel Schmied, in dem die Eltern dann gut gebildet sind und entsprechend aushelfen, um Waffen, Rüstungen und ähnliches herzustellen. Anschließend zieht man auf einer Karte los, wo neben kleinen Story-Ereignissen dann auch die Dungeons auf den Spieler warten. Zwischen einer halben und einer Stunde sollte man beim ersten Durchgang pro Dungeon einplanen. Sie unterscheiden sich thematisch und damit auch optisch sehr schön voneinander, doch spielerisch fällt es schon etwas schwächer aus. Die Dungeons sind in ihrer Struktur sehr simpel gehalten, und abgesehen von einigen Schatztruhen, die sich hinter Abzweigungen verstecken, sollte man keine großen Überraschungen erwarten. Man hüpft im Wald mit riesigen Pilzen zwischen den Ebenen hin und her und verpasst in der Mine einer Lore Schläge, damit diese den Weg freirollt, dennoch sollte man nicht erwarten, dass sich spielerisch irgendwann etwas nennenswertes ändert.

Gemütlich

Das Kampfsystem ist zwar in Echtzeit gehalten, aber man hat ein wenig das Gefühl, dass die Gegner das nicht mitbekommen haben. Sie gehen zum Spieler, liefern stumpf ihren Angriff ab, und warten dann auf die Reaktion des Spielers - und zwar jeder Gegner seine eigene, immer gleiche Zeitspanne. Die Herausforderung, auch bei Bossen, die dann immerhin ein paar unterschiedliche Angriffe mehr im Gepäck haben, gestaltet sich dadurch unglaublich niedrig. Man wartet ab, bis die Angriffsanimation des Gegners beginnt, läuft ein wenig zur Seite und greift im sicheren Moment an. Wir haben es getestet: man kann manch einen Gegner besiegen, ohne hinzuschauen, sobald man einmal den Rhythmus raus hat.

Farmer

Natürlich werden die Gegner dennoch stärker, so dass man ihnen auch entsprechend gegenübertreten sollte. „Final Fantasy Crystal Chronicles: Remastered Edition” bietet jedoch nicht das übliche Fortschritts-System von RPGs mit Erfahrungspunkten und Fertigkeiten. Stattdessen sammelt man im Laufe einer Mission Artefakte ein, welche die Werte wie Stärke, Magie oder Lebensenergie erhöhen. Der Haken an der Sache ist jedoch, dass man sich am Ende einer Mission für exakt eins der Artefakte entscheiden muss. Wer also ordentlich gestärkt in der Geschichte voranschreiten möchte, muss erst einmal einplanen, die vorherigen Missionen mehrfach zu durchlaufen. Ob man gerne Gegenstände auf diese Weise farmt oder nicht, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Gemeinsam

Auch ohne Mitspieler ist man nicht alleine. Ein Mogry ist dabei, und ohne ihn wäre es ansonsten auch kaum zu ertragen. Um sich das Miasma vom Leib zu halten, muss ein Pott mit Myrrhe stets mitgeführt werden, der den giftigen Nebel im Umkreis fern hält. Ohne Mitspieler übernimmt das eben der Mogry. Mit anderen gemeinsam muss dann immer einer den Pott nehmen und ist solange wehrlos, bis er diesen wieder abstellt. Man könnte sich also schön als Träger abwechseln, jedoch haben die Entwickler hier diverse Steine in den Weg gelegt. 

Der schlimmste ist direkt, dass man nicht mit Freunden gemeinsam auf dem Sofa loslegen darf - auf einen lokalen Mehrspielermodus wurde unverständlicherweise komplett verzichtet. Dank Cross Play über verschiedene Plattformen könnte sich dies etwas relativieren, aber auch dann gibt es noch Hindernisse. So kann man sich nicht zu einer Party zusammenschließen und dann gemeinsam auf Reisen gehen. Stattdessen ist das Zusammenspiel auf die Dungeons beschränkt, für die man stets eine neue Lobby öffnen muss. Und noch dazu muss der Fortschritt der Geschichte aller Mitspieler zusammenpassen, um überhaupt gemeinsam loslegen zu dürfen. Ehrlich gesagt wünschen wir uns da doch tatsächlich die vier Game Boy Advance und ihre Verbindungskabel zur Konsole zurück!

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Final Fantasy Crystal Chronicles: Remastered Edition” wird leider dem großen Namen absolut nicht gerecht. Das Spiel gestaltet sich insgesamt viel zu simpel und eintönig, um langfristig zu motivieren. An dieser Stelle könnte ja eigentlich der Mehrspieler-Modus in die Bresche springen, denn viel zu selten kann man in Rollenspielen gemeinsam losziehen. Doch dieser gestaltet sich derart umständlich, dass man zunächst gewillte Freunde finden muss, die auch dauerhaft als Karawane losziehen möchten.

Bisher gibt es sechs Kommentare

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  • Avatar von Phondrason
    Phondrason 17.09.2020, 06:13
    Zitat Zitat von Ryo Hazuki Beitrag anzeigen
    Und was die Spielmechanik anbelangt wirklich schlecht. Das Spiel war aber auch damals schon nicht gut. Wie Shodan schon schrieb, hätte man das Spiel mit einfachen Mitteln verbessern können.
    Wieso ist die Spielmechanik von dem Kelch schlecht? Mal vom Multiplayer abgesehen. Wie sonst kann man das Miasma Problem der Welt und die Einschränkung in der Bewegungsfreiheit wegen des Miasmas darstellen?

    Das Spiel war damals schon gut und auch heute nicht beschissen, nur leider an den falschen Ecken nicht verbessert bzw verschlechtert worden.
  • Avatar von Neino
    Neino 16.09.2020, 22:23
    ProJared hat es in seiner Review deutlich gemacht:
    "A Gamecube game remade for phones ported to consoles".

    War klar dass dabei nichts gutes rauskommt.
  • Avatar von Anonym_230216
    Anonym_230216 16.09.2020, 21:42
    Zitat Zitat von Phondrason Beitrag anzeigen
    Der Kelch ist ein wichtiges Storyelement.
    Und was die Spielmechanik anbelangt wirklich schlecht. Das Spiel war aber auch damals schon nicht gut. Wie Shodan schon schrieb, hätte man das Spiel mit einfachen Mitteln verbessern können.
  • Avatar von Phondrason
    Phondrason 16.09.2020, 21:22
    Kelch weg ist quark, genau wie Lokaler Multiplayer, willst du splitscreen Anno 1995 unterwegs sein oder jedesmal Pause Drücken wenn jemand etwas Ausrüstet? Der Kelch ist ein wichtiges Storyelement. Einfsch nur Mogry auch im Multiplayer und gut ist.

    Multiplayer auch local mittels mehrerer Konsolen, Multiplayer basierend auf einer Karawane, die Beschränkung wie Jahr 1 kann Jahr 2 nicht joinen, wobei es eh egal wäre da nur der Host progress bezüglich der Jahre macht usw gehören geändert...
  • Avatar von Shodan
    Shodan 16.09.2020, 13:38
    Da wär echt mehr drin gewesen. Lokaler Multiplayer, Kelch weg und gut is.
  • Avatar von Garo
    Garo 16.09.2020, 13:28
    Schön geschriebener Test. Schade, dass man hier auf ganzer Linie versagt hat.