Wer den Trailer von „INMOST“ zum ersten Mal sieht erkennt einen typischen Puzzle-Plattformer in Pixel-Grafik. Allerdings täuscht hier der Schein und dass sich hinter diesem emotionalen Abenteuer soviel mehr verbirgt, soll folgender Test zeigen.
Die Geschichte als treibende Kraft
An dieser Stelle soll nicht zu intensiv auf die Story von „INMOST“ eingegangen werden, da diese die treibende Kraft des Spiels ist und den Spieler zu Beginn der etwa vier Stunden langen Reise schnell in ihren Bann zieht und bis zum Abspann nicht mehr los lässt. Im Verlauf des Abenteuers werden die Geschichten von drei verschiedenen Charakteren vorgestellt: ein junges Mädchen welches ein einsames und unheimliches Haus erkundet, ein Ritter, der sich in einem mittelalterlichen Setting gefährlichen Kreaturen stellt, und ein relativ normaler Mann, bekannt als „der Held“, der als Knotenpunkt zwischen diesen drei Charakteren dient. Und dabei soll es belassen werden, was die Geschichte des Spiels betrifft, da ansonsten zuviel von deren Magie verloren geht.
Direkt ins Herz
Wer an dieser Stelle enttäuscht ist, dem sei versprochen, dass „INMOST“ eine emotionale und dunkle Geschichte erzählt, die mit ihrer Erzählweise den Spieler bis zum Ende einnimmt und motiviert hält. Eine Menge davon wird durch simple Visualisierungen erreicht, wovon der Großteil auch leicht zu verstehen ist, während man sich durch die physischen und psychischen Kämpfe der einzelnen Charaktere bewegt. Und auch wenn nicht alles sehr klar erscheint, werden alle die sich dem Spiel investieren und die Welt neugierig erkunden, am Ende mit einem wundervollen Abschluss belohnt, der alle offenen Fragen klärt und den Spieler mit einer hochkarätigen Erfahrung zurücklässt, wie es selten ein anderes Spiel schafft.
Hier sei erwähnt, dass das Spiel mit einer Warnung beginnt, die den Spieler darauf hinweist, dass die Spielerfahrung für einzelne Spieler sehr verstörend sein könnte. Eine Warnung, die definitiv ernst genommen werden sollte. Denn auch wenn es zunächst nicht so scheint, beschäftigt sich „INMOST“ sehr intensiv mit ein paar empfindlichen Thematiken, die bei einigen Spielern emotionale Situationen auslösen könnten. Es nutzt dies nie übertrieben aus, präsentiert sich aber in einer gefühlsbetonten und dunklen Art und Weise, die auch bei uns für emotionale Reaktionen gesorgt hat. Dies ist ein Fakt, der „INMOST“ mehr als hoch anzurechnen ist. Selten schafft es ein Spiel so zu beeindrucken, dass man auch mehrere Tage nach dem Abschluss noch über die Erlebnisse darin nachdenkt.
Einzigartiges Trio
Während man mit den drei Charakteren die Story beschreitet, findet sich der Spieler mit verschiedenen Gameplay-Mechaniken konfrontiert. Die Zeit mit dem jungen Mädchen verbringt man meist damit, sich durch die Ausstattung des Hauses zu bewegen. Durch die kleine Statur gilt es Dinge zu verschieben, um die verschiedenen Möbel zu erklimmen und sich so einen Weg durch das Haus zu ermöglichen. Ganz im Sinne eines kleinen Kindes in der großen Welt spielt sich das junge Mädchen sehr behäbig und der Spieler benötigt ein wenig Geduld die Welt aus dieser Sicht zu erkunden. Also ganz wie in der Realität.
Der Ritter ist wesentlich besser für seine Abenteuer ausgestattet. Dieser hat einen Greifhaken um sich durch das Gelände zu bewegen und ein Schwert, um sich gegen die vielen Feinde zu wehren. Durch die beiden Fähigkeiten ist der Ritter definitiv Action-orientierter als die anderen Charaktere im Spiel und wird so bei den meisten Spielern als Favorit gelten.
Zu guter Letzt gibt es noch den Helden. Dieser bietet vor allem Puzzle-Plattform-Einlagen und zwingt den Spieler die im Laufe der Handlung gefundenen Gegenstände sinnvoll einzusetzen. Gleichzeitig gilt es, den Feinden geschickt auszuweichen, da der Held keine Waffe hat, um sich zu wehren.
Vielseitiges Gameplay
Diese Konstellation ist wirklich ein einzigartiges Trio. Jeder der Charaktere bringt eine frische Spielmechanik mit und variiert das Gameplay von „INMOST“ sehr gut, so dass der Spieler den verschiedenen Herausforderungen immer wieder neu begegnen muss. Während die Passagen mit dem jungen Mädchen und dem Ritter sehr geradlinig sind, bieten die Abschnitte mit dem Helden eine gewisse freie Erkundungsmöglichkeit. Wem das Spiel „Another World“ bekannt ist, der weiß, welche Trial-and-Error-Passagen ihn mit dem Helden erwarten. Vor allem die Begegnungen mit Gegnern bieten viele kreative Möglichkeiten, da bereits nach einem Schlag der Spieler den digitalen Tod findet. Gleichzeitig müssen verschiedene Plattform-Herausforderungen bestritten werden, die zum Teil sehr fordernd sind, aber nie unfair wirken.
Selbst wenn der Spieler dann den digitalen Tod findet, kann man die gerade bestrittene Stelle direkt neu starten ohne lange Ladezeiten und sich so voll und ganz auf die Herausforderung konzentrieren. So erzeugen auch schwierige Passagen nicht zu viel Frust und die Freude über den erfolgreichen Abschluss ist dann umso größer. Insgesamt sollte sich aber niemand vom Schwierigkeitsgrad abgeschreckt fühlen, da diese schwierigen Passagen definitiv die Ausnahme bleiben.
Minimale Plattform-Abzüge
Das sehr vielseitige Gameplay sorgt dafür, dass man in „INMOST“ nie das Gefühl hat, dass sich eine gewisse Mechanik zu lange wiederholt. Kein Bereich des Spiels fühlt sich künstlich gestreckt an und es gibt ein paar sehr beeindruckende Spielbereiche, die vor allem Fans von unheimlichen Settings begeistern werden. Wer tatsächlich etwas negatives finden möchte, kann sich an den vereinzelt etwas behäbigen Plattform-Passagen stören. Hier gibt es einzelne Stellen die Design-technisch etwas besser gestaltet hätten sein können. Dies ist jedoch weit entfernt davon, wirklich störend zu sein.
Es gibt ungefähr 80 Sammelgegenstände, die quer über das Spiel verteilt zu finden sind. Diese können dann vom Helden eingesetzt werden, um weitere Hintergrundinformationen über die Welt zu erfahren. Somit bietet sich auch nach Spielende noch eine Motivation, in die verschiedenen Welten zurückzukehren und die verschiedenen freigeschalteten Mechaniken des Helden zu nutzen, um an bisher unerreichbare Stellen zu kommen und dort die funkelnden Gegenstände zu finden.
Dunkle Pixel-Kunst
Ein weiterer Pluspunkt des Spiels ist die beeindruckende visuelle Präsentation. Die großartig gestalteten Pixel-Charaktere und Welten wissen durchweg zu überzeugen. Egal wo man sich gerade befindet, immer scheint sich etwas im indirekten Sichtfeld zu bewegen und sorgt so gerade in den unheimlichen Momenten für den gewissen Flair. „INMOST“ ist ein zauberhaft aussehendes Spiel und die dunkle und traurige Welt zu erkunden ist im besten Sinne die größte Belohnung, die man sich für die investierte Zeit erhoffen kann.
Bisher gibt es fünf Kommentare
Aber schön für jeden, der seinen Spaß damit hat.