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Story of Seasons: Friends of Mineral Town

Viele Fans der Reihe erinnern sich noch an „Harvest Moon: Friends of Mineral Town“, das schließlich von der Fangemeinde als einer der besten Teile verehrt wird. Seitdem ist viel Zeit vergangen: Die Namensrechte wurden zum zentralen Thema und die ursprüngliche Reihe unter dem Namen „Story of Seasons“ fortgeführt. Nun ist es endlich so weit und der Klassiker sowie seine Fortsetzungen wurden als überarbeitete Fassung unter dem Namen „Story of Seasons: Friends of Mineral Town“ zusammengeführt. Ob die gute, alte Zeit aber auch wirklich gut bleibt, haben wir für euch herausgefunden.

Das Erbe des Erben

Die Geschichte ist altbekannt: Der eigene Großvater ist gestorben und vererbt dem Spieler einen alten, heruntergekommenen Bauernhof, weshalb dieser natürlich dorthin zieht und ein neues Leben beginnt. Mehr Hintergründe gibt es nicht, und das braucht es auch gar nicht, denn die wahre Geschichte wird durch die Interaktion mit den Dorfbewohnern erzählt. Jeder von ihnen wurde zwar klischeehaft geschrieben und man arbeitet zahlreiche Stereotypen ab. Je besser man sie kennenlernt, desto überraschender werden aber die Gespräche und die Bewohner kommen einem schnell vertraut vor, sodass man sich wunderbar in Mineralstadt einleben kann.

Neuer Alltag

Das eigentliche Spielprinzip sollte Genre-Fans mehr als bekannt sein. Der Spieler muss Samen kaufen, das Feld vorbereiten, Samen einpflanzen und täglich gießen, damit er den Ertrag verkaufen kann, um den Bauernhof stetig zu erweitern. Limitiert wird die Arbeit durch eine Ausdauerleiste, weshalb es nicht möglich ist, direkt das gesamte Land zu bepflanzen. Stattdessen ist der Ablauf recht langsam und entspannend, während man beobachtet, wie das tote Land langsam wieder zu strahlen beginnt.

Natürlich sollte man stets die Zeit im Blick behalten, denn wer sich verausgabt oder zu spät noch arbeitet, muss am nächsten Tag mit noch weniger Ausdauer auskommen. Zudem sind diverse Läden nur zu bestimmten Zeiten oder an bestimmten Wochentagen geöffnet, während jeder Dorfbewohner seinen eigenen Tagesablauf hat. Das Zeitmanagement wird also zum zentralen Bestandteil und hält einen auf Trab, bestraft aber auch niemanden, der es lieber langsam angehen lässt.

Meine kleine Farm

Neben den Pflanzen darf man sich auch um Kühe und andere Tiere kümmern, die entsprechenden Kosten werden aber insbesondere im ersten Jahr zum Problem. Jede Ausgabe muss gut überlegt sein, und da Tiere laufende Kosten mitbringen, kann es gut sein, dass sie mehr beanspruchen als sie ertragen. Deshalb bleibt es belohnender, sich auf das Feld zu konzentrieren, was natürlich weniger Abwechslung mit sich bringt.

Zudem beschränkt das Spiel im ersten Jahr enorm. Zahlreiche Pflanzen gibt es erst im weiteren Verlauf, was nicht so schlimm wäre, wenn der Rhythmus besser wäre. Manchmal gibt es wertvolle Samen erst in der Mitte einer Jahreszeit, sodass es sich gar nicht mehr lohnt, sie anzupflanzen – schließlich bringt der Jahreszeitenwechsel auch ein totes Feld mit sich. Bis man zudem genügend Geld für Großarbeiten hat, zum Beispiel um sein Haus zu renovieren, vergehen sehr viele Stunden – auch, weil es nicht allzu viele Aktivitäten gibt.

Ein lebendiges Dorf

Wer sich mit Dorfbewohnern unterhält und ihnen Geschenke gibt, darf sich auf Zwischensequenzen mit ihnen freuen, die wunderbar zum Ton des Spieles passen. Nach einiger Zeit kann das sogar zu Beziehungen führen, wobei nicht alle Charaktere gleich gut ausgearbeitet wurden. Glücklicherweise gibt es auch gleichgeschlechtliche Ehen, was für die Reihe definitiv nicht zum Alltag gehört. Und dann wären da noch Gespräche zwischen Bewohnern, die überraschende Informationen an den Tag bringen.

Wem das noch nicht genug ist, der darf verschiedene Minispiele angehen, darunter ein Pferderennen. Diese sind nicht gerade komplex und setzen manchmal auf Glück, doch sie bereichern den Alltag des Protagonisten, der ansonsten in seinem Trott gefangen ist. Man kann sich sogar mit sieben Helfern anfreunden, die dem Spieler auf dem Feld helfen. Leider stellen diese sich extrem ungeschickt an, und um ihre Fähigkeiten zu verbessern, muss man die immer gleichen Minispiele bestreiten – die bereits nach wenigen Malen an Eintönigkeit kaum zu übertreffen sind.

Abenteuer

Dann gibt es auch noch eine Mine mit zahlreichen Ebenen, in der man nach Materialien suchen kann. Diese sind wichtig, um die Ausrüstung – Gießkanne zum Beispiel – zu verbessern, was die Arbeiten auf der Farm erheblich erleichtert. Leider ist die Mine nicht gerade spannend, denn man muss stets von der ersten Ebene an beginnen und auf leere Felder schlagen, um mit Glück die Leiter zur nächsten Ebene zu finden. Es dauert deshalb sehr lange, bis man wirklich wertvolle Materialien erhält.

Auch die Events dürfen nicht fehlen. Bei diesen kommt das gesamte Dorf zusammen, um verschiedene Anlässe zu feiern, was zu schönen Sequenzen, Minispielen und Wettbewerben führt. Leider hat der Spieler im ersten Jahr nur bei wenigen die Chance, eine Belohnung zu erhalten, weshalb sie nicht durchweg motivieren können. Und dann wäre da noch das Fischen, das nicht sonderlich tiefgreifend geraten ist.

Eine Enttäuschung?

Wer sich fragt, wieso sich das Review nicht gerade enthusiastisch liest, obwohl die Kritikpunkte überschaubar bleiben, hat das zentrale Problem erkannt. „Story of Seasons: Friends of Mineral Town“ ist ein gutes Spiel, das den Charakter des Originals leider zu gut einfängt. Viele der Mechaniken haben sich in den vergangenen Jahren weiterentwickelt, nicht nur in der „Story of Seasons“-Reihe, sondern vor allem dank „Stardew Valley“, dem Genrekönig. „Friends of Mineral Town“ ist es aber wichtiger, das Original zu ehren, anstatt eine Neuinterpretation zu bieten.

Deshalb spielt sich der Titel eher wie ein Remaster als wie ein neuer Titel. Die Steuerung durch Richtungsknöpfe und den rechten Stick für die Item-Auswahl ist eine gelungene Neuerung, all die guten Anpassungen ändern aber nichts daran, dass die Ernte, die Tierzucht und auch die Mine zu wenig Spieltiefe bieten. Die einzelnen Mechaniken greifen nicht gut ineinander und der ständige Kampf um genügend Einkommen, um größere Projekte anzugehen, demotiviert aufgrund der enormen Streckung. Während man bei „Stardew Valley“ stets ein Ziel hat und versucht, die Energie bestens zu nutzen, hält „Friends of Mineral Town“ den Spieler ständig zurück, bietet ihm nur wenige Freiheiten und lässt tiefgreifendere Mechaniken wünschen. Das Spiel ist somit eine gute Aufpolierung, um den Klassiker gerade Genre-Neueinsteigern schmackhaft zu machen. Wer aber bereits mehrere Ableger kennt, wird hier nichts finden, das woanders nicht schon besser gemacht wurde.

Neuer Look

Dann wäre da noch die Optik, die kontrovers bleibt. Das Spiel sieht nicht schlecht aus, doch die 3D-Überarbeitung lässt insbesondere in Punkto Details zu wünschen übrig. Einige Orte sehen zwar ästhetisch schön aus, wirken aber nicht gerade lebendig und Innenräume hinterlassen einen statischen Eindruck, was in 3D-Umgebungen einfach nicht gut aussieht. Gerade die Charaktermodelle sind sehr lieblos geraten, auch weil die Zeichnungen in den Dialogen im Kontrast dazu sehr gut aussehen. Dafür ist die Musik passend gestaltet und begleitet den Ablauf bestens – und auch die Bildrate macht keine Probleme.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Story of Seasons: Friends of Mineral Town” ist eine gelungene Neuauflage des Klassikers und ein guter Einstieg in das Genre. Alle Elemente des Originals wurden wunderbar aufbereitet und machen auch heute noch eine Menge Spaß – mehr darf man aber nicht erwarten. An vielen Stellen hätten die Macher mutiger sein und die Vorlage mit modernen Mechaniken und kreativeren Ideen bereichern müssen, das tun sie aber nicht. Deshalb ist das Spiel nicht unbedingt schlecht, kann aber vorherige Ableger nicht überbieten.

Bisher gibt es drei Kommentare

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  • Avatar von Mizunezumi
    Mizunezumi 24.09.2020, 20:44
    Ich habe mir das Spiel vor einigen Wochen gekauft und finde mich im Review ganz gut wieder. Ich hätte dem Spiel auch eine 7/10 gegeben und kann die Aussagen, dass es sich mehr wie ein Remaster anfühlt und dass den Machern wohl wichtig war, den Geist des Originals so authentisch wie möglich einzufangen, sehr gut nachvollziehen.

    Für mich ist das Spiel wie ein kleiner Zeitsprung zurück zu Back to Nature und dafür schätze ich es. Auch wenn ich nicht verstehe, warum die Person des Pfarrers Carter so extrem verändert wurde. Der erinnert mich jetzt eher an eine Figur aus Dragon Quest und ist mir immens unsympathisch.
    Dass einige Spielmechaniken angepasst wurden, finde ich gut (z.B. das Taschensystem), ansonsten ist es natürlich weitaus weniger komplex als Story of Seasons und ich frage mich, ob die Langzeitmotivation mit den doch begrenzten Handlungsmöglichkeiten dauerhaft gegeben sein wird. Bisher habe ich aber erst etwas über 20 Spielstunden, deshalb wird es noch ein bisschen dauern, bis ich es zur Seite lege.
    Für mich hat sich der Kauf trotzdem schon gelohnt. Es sieht in "Echt" hübscher aus als auf den Bildern, auch an die etwas komische Schriftart gewöhnt man sich schnell und ich finde es sehr entspannend, es zu spielen.
  • Avatar von Mjyrn
    Mjyrn 24.09.2020, 12:59
    Schönes Review, dem ich zum großen Teil zustimme, obwohl ich die Bewertung fast noch als zu gut empfinde.
    Immerhin hat man mit den Rival-Marriages und -HeartEvents einen nicht unerheblichen des Contents rausgeschnitten...Und ja ich weiß, dass das auf Wunsch von den japanischen Fans passiert ist.
    Dadurch fühlt sich die Welt halt nochmal lebloser an...
    (Und wieso kann ich meinen Hund nicht mehr rumtragen und den Bewohnern zeigen?! -.-)

    Ich werde auch erstmal Abstand von der Reihe nehmen, so sehr ich mich auch freue (und es eigentlich unterstützen möchte), dass die Spiele auf dem PC rauskommen.
    Dann lieber eines der viele tollen Indie FarmSims...
  • Avatar von Garo
    Garo 24.09.2020, 12:47
    Vor allem scheinen die Macher vollständig zu ignorieren, dass Stardew Valley existiert und viele Schwachstellen behoben hat, die die Story of Seasons-Reihe seit rund 15 Jahren plagen. Stattdessen machen sie weiter wie bisher. Jeder neue Teil macht ungefähr genauso viele Schritte zurück wie vor.