Spiele • Switch

CrossCode

Mehr zum Spiel:

CrossCode

2012 wollte das kleine deutsche Indie-Studio Radical Fish Games aus Essen etwas Besonderes erschaffen und startete die Arbeiten an einem Action-Rollenspiel. 2015 landete „CrossCode“ auf Indiegogo und sammelte knapp 90.000 Euro ein. Es folge eine Early-Access-Phase und die anschließende Veröffentlichung 2018 mit Hilfe von Deck13. Das Spiel wurde hoch gelobt, der Sprung auf die Konsolen erfolgte aber erst Anfang Juli. Wir haben uns in den deutschen Hit gestürzt – und können noch immer nicht glauben, was wir da gespielt haben.

Eine andere Welt

Die Geschichte startet äußerst verwirrend. Protagonistin Lea sucht nach ihrem Bruder, der anscheinend für eine böse Firma arbeitet. Die Rettung kommt zu spät, doch ehe der Spieler verstehen kann, was überhaupt passiert, wacht Lea an einem anderen Ort auf – natürlich mit Amnesie. Das ist aber gar nicht so schlimm, denn somit lernt man die Welt von „CrossCode“ schrittweise kennen.

In der Welt des Spieles wird nämlich ein Spiel gespielt, das auf den Namen „CrossWorlds“ hört. Dabei handelt es sich um ein MMO, das auf dem Mars angesiedelt ist. Spieler schlüpfen in einen Avatar und können fortan dank einer Mischung aus VR und AR die fantastische Welt bereisen, Dungeons angehen und sich mit Freunden treffen. Lea selbst ist nicht gerade gesprächig, denn ihr Sprachmodul wurde beschädigt, weshalb sie sich auf sehr kurze Antworten beschränkt.

Erstklassig!

Das Eintauchen in die Welt gelingt glücklicherweise. Der Spieler muss sich erst eingewöhnen, doch der Charakter des Spieles im Spiel wird ständig deutlich. Anfangs muss Lea durch Tutorials, später lauscht sie Unterhaltungen anderer Spieler, die nicht wissen, was sie mit ihren Skillpunkten anfangen sollen, oder sich auf einen Dungeon vorbereiten. Jedes Gespräch, egal ob mit NPCs oder anderen Spielern, lässt die Welt authentischer wirken. Das liegt vor allem daran, dass das Autoren-Team einen erstklassigen Job geleistet hat und nicht nur oberflächliche Anspielungen, sondern tiefgreifende Erzählungen am laufenden Band serviert.

Natürlich bildet das Rätsel um Leas Vergangenheit das Zentrum der Handlung. Lea beschließt, der Hauptquest von „CrossWorlds“ zu folgen, um hoffentlich mehr zu erfahren, was sich nicht als einfach herausstellt. Während die zahlreichen Nebenquests kleine Geschichten erzählen, die nicht immer sonderlich ausgeprägt sind, nimmt die Hauptgeschichte von „CrossCode“ immer wieder dramatische Wendungen, die auch die Geschichte von „CrossWorlds“ aus den Bahnen wirft und somit durchweg spannend bleibt. Es lässt sich gar nicht genug betonen, was für eine großartige Protagonistin Lea ist, und auch ihre Freunde und Feinde könnten faszinierender kaum sein.

Begrenzte offene Welt

Wie es sich für ein simuliertes MMO gehört, darf der Spieler zahlreiche große Gebiete erkunden. Hier begegnet man zahlreichen Monstern, aber auch kleinen Herausforderungen, vor allem in Form von kleinen Rätseln. Diese lockern den Spielablauf ordentlich auf, denn die eigentlichen Nebenquests sind spielerisch nicht gerade kreativ geraten und stützen sich auf die immer gleichen Aufgaben – „Töte zehn Monster!“ liest man öfter, als einem lieb ist.

Dafür kommt die Welt mit einer Menge Charme daher. Die Gegner sind vielfältig, die Orte abwechslungsreich und auch die Städte bieten eine Menge an Interaktionsmöglichkeiten. Es ist sogar möglich, Materialien gegen andere oder gar Ausrüstung zu tauschen, was den Grind danach deutlich motivierender gestaltet, da man alles irgendwie verwenden oder eintauschen kann. Zudem lassen sich neue Gebiete mit Items und Fähigkeiten erreichen, die es erst im späteren Spielverlauf gibt.

Rasant und knackig

Das Kampfsystem fügt sich nahtlos in die anderen Stärken ein. Lea kann schnelle Nahkampfangriffe oder Kugeln nutzen, um Feinde abzuschießen. Das klingt anfangs noch simpel, doch die Feinde nutzen immer mehr Tricks und sind ebenso schnell wie die Heldin, weshalb das richtige Timing gelernt sein will. Wann Lea sich heilen sollte und wann sie welchen Angriff nutzt, wird bei jedem neuen Feind zum Rätsel, und der Spieler lernt zusammen mit der Protagonistin über die vielen Stunden hinweg, wie tiefgreifend die Systeme ineinander verankert sind.

Hinzu kommen weitere Waffen, Items, Elementarangriffe, die im passenden Moment gewechselt werden müssen – die Vielfalt ist gigantisch und macht jeden Kampf zu einem Highlight. Selbst bei den eintönigen Quests kommt selten Langeweile auf, weil das Spieltempo hoch bleibt und die Kämpfe dermaßen motivieren. Selbst diejenigen, die lange grinden, um ein höheres Level als die Gegner zu erreichen, müssen stets vorsichtig bleiben, denn „CrossCode“ ist definitiv nicht einfach.

Am tiefgreifendsten

Zudem gibt es nützliche Skills, die die Schlachten noch vielfältiger gestalten, als sie sowieso schon sind. Aufgrund der vielen Optionen sowie der mächtigen Feinde fordert das Spiel einen permanent, doch zu keinem Zeitpunkt wird man überfordert. Sollte das Spiel doch zu schwierig werden, darf man durch eine praktische Speicherfunktion herumexperimentieren oder gleich den Schwierigkeitsgrad herunterstellen. Die Macher haben dafür gesorgt, dass jeder das Ende sehen kann, das Spiel aber niemals zum Spaziergang wird.

Und dann wären da noch Leas Anpassungsmöglichkeiten. Natürlich findet sie bessere Ausrüstung, viel spannender sind aber die verschiedenen Skilltrees, durch die sie passive und aktive Boni erhält. Sich durch diese zu navigieren, Knotenpunkte auszumachen und vorauszuplanen, was für eine Heldin man spielen möchte, wird zu einem wahren Abenteuer. Zwar kann man Fehlentscheidungen über Umwege rückgängig machen, doch sich intensiv mit den Optionen auseinanderzusetzen, ist besonders dann entlohnend, wenn man die Auswirkungen in jedem Kampf spürt.

The Legend of Lea

In den Dungeons werden die Einflüsse der „The Legend of Zelda“-Reihe besonders deutlich. Hier gibt es neue Items, mit denen sich die Umwelt beeinflussen lässt, während man zahlreiche Rätsel löst. Dabei sind die Dungeons überraschend lang und werden komplex genug, dass jeder seine grauen Zellen aktivieren muss. Manchmal wird diese Länge zum Problem, denn man sieht sich schnell satt und möchte die Geschichte vorantreiben, muss dann aber erkennen, dass man gerade einmal die Hälfte der vorhandenen Räume besucht hat.

Das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau, denn trotz dieses kleinen Pacing-Problems bleibt die Qualität sehr hochwertig. Und dann wären da auch die Bosskämpfe, deren Trial & Error überraschend spaßig wird. Jeder von ihnen erfordert die volle Konzentration des Spielers und ist sehr abwechslungsreich gestaltet. Wer hier nicht alles zuvor Erlernte einsetzt, braucht sich nicht über sein Scheitern zu beschweren.

Endlich besser!

Optisch verkörpert „CrossCode“ den 16-Bit-Charakter mit absoluter Perfektion. Die Welt, die Charaktere, die Gegner, die Animationen – all das feiert die gesamte Ära, was von einem entsprechend starken Soundtrack begleitet wird. Die Präsentation überrascht immer wieder, weshalb man möglichst wenig vorher sehen sollte.

Unschön sind hingegen die technischen Probleme, die die Nintendo-Switch-Version plagten. Viele davon wurden glücklicherweise behoben, unter anderem überraschende Ladezeiten im Menü. Doch leider kann es noch immer zu Einbrüchen in der Bildrate kommen, die zwar die Spielerfahrung nicht beschädigen, dennoch beim ansonsten so beeindruckenden Paket stören.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„CrossCode“ ist eines der besten Spiele aus Deutschland. Niemand, der sich auch nur annähernd für das Kampfsystem, die Welt oder die Geschichte interessiert, sollte dieses beeindruckende Werk verpassen, denn es überrascht und begeistert im Stundentakt und kann bis zum großen Finale motivieren. Die Handlung begeistert vor allem durch die spannenden Charaktere, während die Kämpfe niemals frustrierend sind, dafür aber eine tolle Herausforderung bieten. Das einzige, was man sich von „CrossCode“ nun noch wünschen kann, ist ein Nachfolger.

Bisher gibt es vier Kommentare

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.
  • Avatar von Soren
    Soren 19.08.2020, 20:26
    Hab es vor ein paar Wochen in Steam gekauft. Ist wirklich kein schlechtes Spiel. Hatte aber bisher nicht die Energie, es zuende zu spielen.(Lag aber nicht am Spiel selbst) Das Kampfsystem ist sehr gut und es hat viele schöne Rätsel und für Perfektionisten gibt es viele Truhen, bei denen man überlegen muss, wie man da überhaupt ran kommt und...Warum schreibe ich das, hier steht doch schon ein super Review zum Game
  • Avatar von FallenDevil
    FallenDevil 19.08.2020, 17:25
    Habs mir geordert, hab ich Bock drauf
  • Avatar von Phondrason
    Phondrason 19.08.2020, 16:39
    Zitat Zitat von Starkirby Beitrag anzeigen
    Oh? Das hatte ich jetzt gar nicht aud dem Schirm. Überrascht mich ehrlich gesagt, dass so ein RPG so eine hohe Wertung bekommt. Gibt ja zahlreiche davon.
    Eben nicht. Crosscode ist anders als "so ein RPG"
  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 19.08.2020, 15:27
    Oh? Das hatte ich jetzt gar nicht aud dem Schirm. Überrascht mich ehrlich gesagt, dass so ein RPG so eine hohe Wertung bekommt. Gibt ja zahlreiche davon.