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SpongeBob SquarePants: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated

Kinder, wie die Zeit vergeht: Die goldene Zeit der 3D-Jump’n’Runs liegt bereits einige Jahre zurück. Ein zeitgenössischer Vertreter dieses Genres ist das auf den ersten Blick unscheinbare „SpongeBob SquarePants: Battle for Bikini Bottom“. Das 2003 unter anderem für Nintendo GameCube veröffentlichte Spiel konnte damals rasch klarmachen, dass es nicht einfach ein weiteres liebloses Lizenzspiel ist. Im Laufe der Jahre hat sich der Titel sogar den Ruf als Geheimtipp unter Genrefreunden sichern können. So kam es schließlich dazu, dass THQ 2019 zur großen Freude aller Fans ein Remake des Klassikers angekündigt hat. Was also taugt „Battle for Bikini Bottom – Rehydrated“ auf Nintendo Switch?

Planktons fiese Robo-Rache

Fiesling Plankton hat wieder einmal einen hinterhältigen Plan ausgeheckt, um an die geheime Krabbenburger-Formel zu gelangen: Er hat eine Maschine gebaut, die eine ganze Roboterarmee produzieren kann, mit deren Hilfe er der von Mr. Krabs sorgsam gehüteten Geheimformel habhaft zu werden erhofft. Dumm nur, dass Plankton zu spät bemerkt, dass der „Nicht gehorchen“-Schalter seiner neuen Apparatur aktiviert ist, sodass seine Killerroboter nicht unter seiner Kontrolle stehen. So macht Planktons Roboterarmee ganz Bikini Bottom unsicher und verbreitet Angst und Schrecken. Natürlich liegt es nun an SpongeBob und seinen Freunden Patrick und Sandy, dem bösen Treiben Einhalt zu bieten.

Soweit ist die Rahmenhandlung bereits aus dem Originalspiel bekannt, und abseits dieser Prämisse bietet sie nicht viel Potenzial. Das Gefühl und die Atmosphäre der TV-Serie werden weniger durch eine alberne, aber interessant durcherzählte Geschichte, als vielmehr durch jede Menge Witz und die bekannten Charaktere und Örtlichkeiten in Videospielform gebracht. Der einmalige Humor der frühen „SpongeBob“-Staffeln kommt hier grundsätzlich gut zur Geltung, wenn auch in einem niedrigeren Tempo, als man es aus der Serie gewohnt ist.

Guten Morgen, Welt, und alle, die sie bevölkern!

Im Laufe des Spieles erkundet der Spieler mehrere bekannte Gebiete in und um Bikini Bottom, etwa die Quallenfelder, die Innenstadt oder das düstere Rock Bottom. Er begegnet dabei mehreren bekannten Figuren aus der Serie, darunter Mr. Krabs, Thaddäus, Mr. Puff und … Kumpelblase? Schon 2003 war es eigenartig, dass die damals aus nur einer einzigen Episode bekannte Nebenfigur im Spiel so prominent vertreten war. Das Wohngebiet von SpongeBob und seinen Freunden fungiert als eine Art Oberwelt, von der aus die verschiedenen Untergebiete angesteuert werden können. Dort gilt es dann, in bester Jump’n’Run-Manier mehrere Missionen zu absolvieren, deren Abschluss je mit dem Erhalt eines Goldenen Pfannenwenders belohnt wird. Diese wiederum schalten neue Spielgebiete frei.

Die einzelnen Level sind sehr abwechslungsreich gestaltet. Es gibt sowohl eher lineare Gebiete als auch solche, die der Spieler auf der Suche nach Herausforderungen frei erkunden kann. Für ein Jump’n’Run gibt es durchaus Einiges aufzuspüren, allzu hoch sollten Entdeckernaturen ihre Erwartungen aber nicht schüren. Darüber hinaus erwarten den Spieler actiongeladene Rutschenparcours, Unterhosen-Bungeejumping und viele weitere ausgefallene Beschäftigungen. In manchen Gebieten mag mitunter die Orientierung schwer fallen, doch generell ist die Levelgestaltung sehr gut gelungen und fügt sich auf natürliche Weise in das actionbetonte Jump’n’Run-Spielprinzip ein.

F steht für Freunde, die was unternehmen

SpongeBob und seine Freunde können springen, ja sogar einen zünftigen Doppelsprung ausführen, und machen den fiesen Robotern mit mehreren Kampfmanövern, die im Spielverlauf freigeschaltet werden, den Garaus. Zentral ist im Spiel der Wechsel zwischen den drei Spielfiguren SpongeBob, Patrick und Sandy an fest vorgegebenen Stellen. Nur Patrick etwa kann Gegenstände werfen, während Sandy mit ihrem Lasso Gegner aus der Distanz bezwingen und durch die Lüfte segeln kann. SpongeBob indes bedient sich im Kampf einer Vielzahl an Seifenblasen-Attacken.

Es sollte deutlich geworden sein, dass „Battle for Bikini Bottom“ grundsätzlich ein sehr abwechslungsreiches und spaßiges Spiel ist. Doch gerade für das Jahr 2020 wirkt der Spielfluss mitunter ein wenig träge. Eine insgesamt etwas rundere und gelungenere Spielerfahrung bot das ebenfalls von Heavy Iron Studios entwickelte Spiel „Der SpongeBob Schwammkopf Film“, welches auf der Engine von „Battle for Bikini Bottom“ basierte, sodass es noch pünktlich zum Filmstart 2004 erscheinen konnte. Eine Neuauflage dieses noch abwechslungsreicheren und mehr auf die Handlung fokussierten Spiels wäre sehr wünschenswert, wirkt aber aktuell wenig wahrscheinlich.

Seife, Seife, was ist Seife?

Doch zurück zur „Rehydrated“-Version von „Battle for Bikini Bottom“. Das Remake orientiert sich beim Levelaufbau sehr exakt am Originalspiel und übernimmt auch dessen Schwächen – das kann man für lobenswerte Authentizität halten, oder aber als designtechnische Mängel ansehen. In diesem Falle ist meist Letzteres zutreffend: Oftmals sind in Levels Stellen zu sehen, die eindeutig in Reichweite wären, aber von unsichtbaren Barrieren blockiert werden. Andere Abschnitte hingegen sind zwar erreichbar, führen aber zum Game Over, ohne dass das vorher ersichtlich wäre.

Auch dass man die klar abgesteckten Levelgrenzen nicht überschreiten darf, ohne wieder vom Spiel zurückgesetzt zu werden, ist als archaisches Spieldesign anzusehen, das für ein zeitgemäßes Remake nicht hätte reproduziert werden müssen. Ebenso können die sich stets wiederholenden Sprachsamples irgendwann stören – doch auch hierbei handelt es sich um eine aus dem Originalspiel bekannte Marotte. Hinzu kommt ein mitunter unausgewogener Schwierigkeitsgrad, der in dem ansonsten nicht sonderlich schwierigen Spiel für manche wenig fairen Bildschirmtode führt. All diese Mängelchen fallen nicht unbedingt stark ins Gewicht, hätten aber in einem Remake zumindest etwas ausgeglichen werden müssen.

Alles eine Frage der Technik

Optisch ist „Battle for Bikini Bottom“ stark aufgewertet worden. Die ursprüngliche Version des Spiels wirkte – wie auch viele andere 3D-Videospiele rund um den gelben Schwamm – einfach nicht zum Stil der Serie passend. Wenn auch in der „Rehydrated“-Version kein Cartoon- oder Cel-Shading-Stil verwendet wird, so ist der Grafikstil nun doch deutlich stimmiger als noch 2003. Die Charaktermodelle und ihre Animationen sehen einfach ausgezeichnet aus, während die Spielwelt durch ihre bunte und kontrastreiche, teils geradezu schrille Farbgebung äußerst lebendig daherkommt.

Wenn doch nur auch die technische Leistung auf Nintendo Switch der guten generalüberholten grafischen Gestalt gleichkäme. Die Bildrate ist alles andere als flüssig; in manchen Levels kam es im Test sogar regelmäßig zu erheblichen Aussetzern. Wenn in actionreichen Abschnitten mitunter eine halbe Sekunde lang einfach das Bild stehen bleibt, so ist dies für ein Jump’n’Run eine nicht hinnehmbare Unzulänglichkeit. Im Handheldbetrieb läuft das Spiel flüssiger, dafür sticht hier die deutlich niedrigere Auflösung ins Auge.

Hinzu kommen die unverhältnismäßig langen Ladezeiten. Startet man einen Level oder verliert einen Versuch, so beginnt eine Ladezeit, die knapp doppelt so lange wie in der GameCube-Fassung von 2003 dauert. Auch dies stört den Spielfluss eines Jump’n’Runs ganz empfindlich, kommt es in diesem Genre doch oft dazu, dass ein Level neu geladen werden muss. Abgerundet – leider nur im metaphorischen Sinne – wird das technisch etwas kantige Erscheinungsbild durch weitere kleinere, wenn auch weniger gewichtige Schnitzer.

Oder eher: Gehört in den Müll

Stark beworben wurde „SpongeBob SquarePants: Battle for Bikini Bottom – Rehydrated“ im Vorfeld mit einem neu hinzugefügten Mehrspielermodus sowie einem Bosskampf, der für das Originalspiel nicht mehr fertiggestellt worden war. Der Mehrspielermodus, der sich lokal sowie offline mit bis zu zwei Personen spielen lässt, entpuppt sich leider als lahme Angelegenheit. Er bietet nicht mehr als unspektakuläre Kämpfe gegen nicht enden wollende Gegnerwellen, deren eigentliche Herausforderung wohl darin besteht, die Ausdauer und den Durchhaltewillen der Spielenden zu testen. Schon nach kurzer Zeit langweilt der Modus, woran auch die vielen verschiedenen spielbaren Figuren wenig ändern: Jede bietet zwar andere Angriffsmöglichkeiten, aber nicht annähernd jede ist auch spaßig zu spielen. Die eintönig dudelnde Hintergrundmusik im Mehrspielermodus tut ihr Übriges.

Ist Mayonnaise auch ein Instrument?

Ansonsten bietet sich auf der akustischen Ebene ein besseres Bild. Während in der deutschen GameCube-Fassung von „Battle for Bikini Bottom“ nur die englischen Sprecher zu hören waren und es in anderen Spiele zwar wenigstens deutsche Sprachausgabe, aber nicht von den offiziellen Seriensprechern gab, hat THQ für „Rehydrated“ alle Texte von der aktuellen Serienbesetzung vertonen lassen. Da seit den ersten Staffeln überraschend viele deutsche Sprecher gestorben sind oder aufgehört haben, werden sich alte „SpongeBob“-Hasen dennoch umgewöhnen müssen, und obwohl die Sprachausgabe generell auf jenem hohen Niveau ist, das man auch erwarten darf, verhindert die Dialogregie an einigen Stellen merkbar eine bessere Leistung der Sprecher. Trotzdem: Allein schon die einzigartige Stimme von Santiago Ziesmer als SpongeBob höchstselbst verlieht dem Spiel das Gefühl einer spielbaren Serienepisode.

Den meisten Musikstücken hört man gerne zu; ihnen gelingt es, eine dem „SpongeBob“-Universum angemessene fröhliche Stimmung zu erzeugen und sich als Ohrwürmer im Kopf festzusetzen. Wenn allerdings ein, zwei Stunden lang im selben Level stets dieselbe Musik in Endlosschleife läuft, kann auch die beste Komposition einem gewissen Überdruss-Effekt nicht entgehen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Auch in der „Rehydrated“-Fassung ist „SpongeBob SquarePants: Battle for Bikini Bottom“ grundsätzlich ein rundum gelungenes 3D-Jump’n’Run. Serienfans werden voll auf ihre Kosten kommen, und auch wer mit dem eigenwilligen Charme von „SpongeBob“ wenig anzufangen weiß, kann viel Freude an den interessanten und abwechslungsreichen Levels haben. Leider trüben veraltete Designelemente, die ein Remake hätte aufpolieren müssen, sowie auf Nintendo Switch technische Probleme das Erscheinungsbild. Die neue deutsche Synchronisation ist überaus gelungen, während der hinzugefügte Mehrspielermodus leider nicht einmal das Urteil „ganz nett“ verdient.

Bisher gibt es drei Kommentare

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  • Avatar von Garo
    Garo 31.07.2020, 14:49
    Zitat Zitat von Starkirby Beitrag anzeigen
    Finde die Zwischenüberschriften auch super gewählt. Hier war offensichtlich ein Schwamm-Experte am Werk!
    Und vor allem jemand, der den direkten Vergleich zum Original ziehen kann, was ich super finde.

    Gerade aber diese Originaltreue ist oft ein Stein im Weg bei Remakes. Warum muss man Design-Fails in ein Remake einbauen. *hust*Crash Bandicoot*hust*
  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 31.07.2020, 14:38
    Finde die Zwischenüberschriften auch super gewählt. Hier war offensichtlich ein Schwamm-Experte am Werk!
  • Avatar von Garo
    Garo 31.07.2020, 12:40
    Die Überschriften sind super!
    Schade, dass das Spiel nicht so gut wegkommt. Da mich aber der Mehrspieler-Modus nicht interessiert und die technischen Probleme (hoffentlich) auf dem PC nicht der Fall sind, werde ich's mir sicher iwann mal holen.