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Lonely Mountains: Downhill (eShop)

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Lonely Mountains: Downhill (eShop)

Das von Megagon Industries entwickelte und von Thunderful veröffentlichte „Lonely Mountains: Downhill“ erschien bereits im Oktober 2019 für PlayStation 4, Xbox One und PC. Etwa sechs Monate später soll sich nun zeigen, ob die Erfolgsgeschichte des Titels auf Nintendo Switch fortgesetzt werden kann.

Einfach nur den Berg hinab

Die Aufgabe in „Lonely Mountains: Downhill“ ist simpel. Nimm ein Rad und fahre damit eine Strecke in der Natur von A nach B in der schnellstmöglichen Zeit. Was zunächst nach einer entspannten Aufgabe klingt, sorgt im Laufe der eigenen Reise für eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Und wer Titel wie „Trials HD“ gespielt hat, wird diese Gefühle sehr gut kennen. Das Gefühl absoluter Frustration, während man versucht, einen Kurs immer und immer wieder zu befahren, um die bestmögliche Zeit rauszuholen. Gepaart mit der absoluten Überdosis an Endorphinen, die sich einstellt, wenn man sein Ziel nach unzähligen Versuchen endlich erreicht hat. Diese Kombination sorgt für eine unglaubliche Abhängigkeit, die den Spieler immer wieder zurück an den Lenker beziehungsweise den Controller zieht.

Diese Achterbahnfahrt führt den Spieler durch vier Berg-Regionen, die verschiedene Abfahrtrouten bereitstellen, darunter Waldareale, vertrocknete Pfade und viele mehr. Der auffällige Polygon-Grafikstil steht mit seiner Simplizität stellvertretend für das aufs Nötige reduzierte Gameplay. Während das Auge viel zu oft von der Strecke abweicht, um die wunderschöne Kulisse zu genießen, werden eine Vielzahl von Versuchen sprichwörtlich den Berg hinabgestoßen. Dennoch zieht das verzaubernd gestaltete und simple Leveldesign den Spieler immer und immer wieder in seinen Bann.

Präzision ist gefragt

Nun liegt es in der Hand des Spielers, wie er die Level angehen möchte. Man kann entweder direkt Vollgas geben und sich damit aber auch den Konsequenzen schneller stellen als erwartet, oder man nimmt sich Zeit, um in vorsichtigem Tempo jede Neigung, Abzweigung und Kurve kennenzulernen, welche die Strecke bereithält. Als besondere Komponente gilt es, bestimmte Raststätten auf der Strecke zu finden. Diese motivieren und sind dadurch jedoch auch nur mit besonders viel Skill und Präzision zu erreichen und benötigen zusätzlich eine Gewisse Neugier des Spielers, um abseits der Pfade entdeckt zu werden. 

Zusätzlich gilt es eine Vielzahl von Abkürzungen auf seinem Weg zum Ziel auszumachen, die bei richtiger Fahrweise die nötigen Sekunden hervorlocken, nach denen sich der Spieler so sehr sehnt. Jedoch liegt in diesen Abkürzungen auch immer ein gewisses Glücksspiel, da sehr oft das richtige Timing entscheidet, ob die verdienten Sekunden nicht im nächsten Schritt mit einer Reise des Fahrers ins nächste Krankenhaus belohnt werden. Übung macht bekanntlich den Meister, und wer genug Geduld hat, kann dies bei „Lonely Mountains: Downhill“ erneut unter Beweis stellen.

Meditative Abfahrt

Tatsächlich schafft „Lonely Mountains: Downhill“ nicht weniger, als den Spieler komplett in seinen Bann zu ziehen. Es sorgt für die perfekte Atmosphäre. Wo Extremsport-Spiele normalerweise starke Bässe und laute Töne zur Motivation des Spielers nutzen, gibt es hier überhaupt keine Hintergrundmusik. Es geht darum, die pure Erfahrung des Downhill darzustellen, ohne jegliche Störungen. Nur der Fahrer, sein Rad und die Natur. Man hört die Vögel im Hintergrund zwitschern und den Kies, der unter den blockierten Rädern beim Bremsen dem Material und der bloßen Kraft der physikalischen Aktion weichen muss. Selbst das Klicken der Kette beim schnellen Sprinten lässt sich ungestört genießen. 

Was diese pure Erfahrung vollendet, ist das Erlebnis kompletter Kontrolle über das zu führende Rad. Auch wenn es zu Beginn ein wenig Zeit erfordert, so lehrt das Spiel den Spieler in konkurrenzloser Manier, wann und wie stark gebremst werden muss, um im nächsten Schritt das Rad gekonnt mit einer Drehung vor dem Abhang zu retten. Wo sich in Spielen wie „Trials“ nie das Gefühl völliger Kontrolle über das Rad einstellt, schafft es „Lonely Mountains: Downhill“ eine perfekte Immersion zu erschaffen, solange der Spieler nur die nötige Trainingszeit investiert. 

Puristische Inhalte

Bei der ersten Fahrt wird dem Spieler die Wahl zwischen zwei Steuerungsmöglichkeiten gegeben. Entweder die Möglichkeit aus Sicht des Fahrers links und rechts zu steuern oder orientiert am Spielbildschirm in jede Richtung steuern zu können. Beide Möglichkeiten fühlen sich zu Beginn ungewohnt an, es empfiehlt sich aber, die Option zu wählen, die sich nach ein paar Versuchen für das eigene Empfinden am passendsten anfühlt. Im Notfall kann diese jederzeit über das Menü gewechselt werden. 

Das folgende kurze Tutorial führt grob in die Mechanik der Steuerung ein und lässt den Spieler dann von der Hand, eigene Erfahrungen zu machen. Einzig die isometrische Kameraperspektive benötigt ein paar weitere Tutorial-Runden, damit der Spieler beim Springen von Klippen auch sanft auf der anderen Seite landet und nicht im nahe gelegenen Waldstück.

Während der Spieler seinen Weg durch die Berge findet, gibt es die Möglichkeit mit verschiedenen Herausforderungen beispielsweise neue Räder freizuschalten, die je nach Situation einen gewissen Vorteil bei der Abfahrt bereitstellen. Bei diesen Herausforderungen handelt es sich entweder darum, unter einer bestimmten Zeit das Ziel zu erreichen, unter einer gewissen Sturzzahl zu bleiben oder sogar ohne einen einzigen Sturz und Checkpoint das Ziel zu erreichen. Das Freischalten weiterer Outfits und Farben für Fahrer und Rad sorgen ebenfalls für eine gewisse Langzeit-Motivation, auch wenn diese das Rad nicht neu erfinden.

Einziger Wermutstropfen ist der sehr rudimentäre Online-Multiplayer. Hier bleiben die Highscore-Listen pro Strecke die einzige Motivation, sich mit der Welt zu messen. Wie faszinierend wäre die Möglichkeit gewesen, sich im Kopf-an-Kopf-Rennen auf der selben Strecke um den Sieg oder die schnellste Zeit zu messen.

Technisch nur Mittelmaß

Wer „Lonely Mountains: Downhill“ bereits von den bisher erschienenen Versionen kennt, wird Switch-üblich eine gewisse Entschlackung der Auflösung und Framerate bemerken. Diese ist im Handheld-Modus stärker zu erkennen, als im TV-Modus. Auch kurze Ruckler können bei offenen Gebieten den Spielspaß etwas bremsen. Insgesamt ist diese Umsetzung aber der perfekte Begleiter für kurze Sessions unterwegs, da die genannten technischen Makel nie als Grund dienen, warum man erneut den Berg auf dem zwar schnellsten, aber nicht unbedingt gesündesten Weg hinabfährt. 

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Lonely Mountains: Downhill“ ist ein süchtig machendes Abenteuer, auf das man immer wieder gern zurückgreift. Wer lange nach einer neuen Möglichkeit gesucht hat, den inneren Perfektionisten zu befriedigen und ohne Soundtrack eine meditative Berg-Abfahrt antreten möchte, ist hier sehr gut aufgehoben.

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