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Trials of Mana

Trials of Mana

Für Square Enix ist es der Monat der Remakes. Nachdem bereits „Final Fantasy VII Remake“ ein gigantischer Erfolg war, folgt nun „Trials of Mana“, das zwar unter JPRG-Fans hoch gelobt wird, aber deutlich weniger bekannt ist. Das liegt daran, dass der Titel 1995 ausschließlich in Japan erschienen ist und erst im Juni 2019 als Teil der „Collection of Mana“ auch uns erreichte. Durch die vollständige Überarbeitung soll sich der Nachfolger aber deutlich moderner Spielen als sein Vorgänger „Secret of Mana“, auch wenn ein Markenzeichen fehlt. Ob das gelungen ist, verraten wir im Test.

Die Abenteuer der Anderen

Die Geschichte ist nicht für jeden dieselbe, auch wenn die groben Eckpunkte stets eingehalten werden. Das liegt an der Struktur, denn bereits vor dem Start muss der Spieler einen von sechs Helden auswählen, der fortan im Fokus der Geschichte steht. Um das zu erleichtern, gibt es grobe Charakterbeschreibungen sowie die Auflistung der spielerischen Unterschiede, doch zum Glück muss man sich nicht nur auf einen Helden beschränken. Zusätzlich darf man noch zwei Begleiter auswählen, die man im Laufe der ersten beiden Stunden treffen wird.

Zum Anfang gibt es aber stets die Hintergrundgeschichte des ausgewählten Haupthelden. Diese charakterisieren die Protagonisten in kürzester Zeit und gibt ihnen zudem einen Grund, in die Welt zu ziehen. Da wäre eine Magierin, die für ein Ritual geopfert werden soll, ein Dieb, der für einen Mord verantwortlich gemacht wird oder auch ein Schwertkämpfer, der stärker werden will, um sein Königreich zu verteidigen. Glücklicherweise darf man diese Prologe auch nachspielen, sobald man seine beiden Begleiter trifft. Dadurch fühlt sich die Reise weniger wie die eines einzelnen, sondern eines gemischten Dreierteams an. Dennoch hat es Auswirkungen, welchen Haupthelden man wählt, denn nicht nur der Anfang ändert sich, sondern auch zahlreiche Momente innerhalb der Geschichte.

Die Rettung einer Welt

Was wunderbar funktioniert, ist das Zusammenspiel der Charaktere in jeder Konstellation. Es kommt ständig zu interessanten Dialogen, und trotz den vielfachen Kombinationsmöglichkeiten wirkt kein Charakter zu distanziert zu einem anderen. Das war insbesondere im Falle von Durand und Angela spannend, denn die beiden kommen aus Königreichen, die im direkten Konflikt miteinander stehen. Durand reagiert auf Angelas Geschichte entsprechend und auch im weiteren Verlauf kann sie Erklärungen für Ereignisse bieten, die andere nicht parat haben. Das motiviert unglaublich zum mehrfachen durchspielen, denn man fragt sich ständig, wie gewisse Ereignisse abgelaufen wären, wenn eine völlig andere Gruppe eingetroffen wäre.

Das ändert natürlich nichts daran, dass alle ein zentrales Ziel haben. Es gilt nämlich, die Mana-Steine zu suchen, um in ein mysteriöses Reich zu gelangen. Dort steht der Mana-Baum, der die Spielwelt mit der wichtigen Kraft versorgt, doch genau dieser Baum fängt an zu faulen. Es liegt an den Helden, das Mana-Schwert zu finden, die Göttin herbeizurufen und somit die Welt zu retten – mit dem netten Bonus, dass allen ein Wunsch erfüllt werden soll, was die Konflikte aus den Prologen aus der Welt schaffen könnte. Diese Reise steht zwar im Fokus, doch die Interaktionen mit verschiedenen Völkern, die spannenden Kulissen und die Charakter-Momente machen „Trials of Mana“ zu so einem motivierenden Abenteuer.

Das Einmaleins der JRPG-Helden

Dabei ist das Tempo überraschend schnell. Bereits nach wenigen Stunden hat man mehrere Städte besucht und weitere Details über die Helden und Schurken erhalten. Das Spiel gibt einem wenig Zeit, sich auszuruhen, doch das passt zum allgemeinen Ton. Trotz tragischer Momente bleibt die Reise leichtherzig, Humor dient jederzeit zur Auflockerung und obwohl das Schicksal der Welt auf dem Spiel steht, bleibt es angenehm, immer mal wieder zwischendurch die Dungeons zu bestreiten.

Leider lässt sich nicht ganz leugnen, dass diese Hektik es auch schwer macht, die Helden tiefer zu zeichnen. Natürlich gibt es tiefgründige Konflikte, allerdings wirken diese wie aus dem Klischee-Buch abgeschrieben. Das funktioniert aufgrund der bunten Optik und dem Fokus auf die verschiedenen Kulissen zwar, wer aber eine Geschichte erwartet, bei der man permanent mitfiebert, sollte seine Erwartungen ordentlich zurückschrauben. Dafür bleibt man nie zu lange an einem Ort, und abseits der sechs Helden gibt es nur wenige Charaktere, die in Erinnerung bleiben. Gerade deshalb sind die Momente, in denen man auf Helden trifft, die man nicht anfangs ausgewählt hat, umso interessanter.

Prügeln und Ausweichen

Das Tempo der Handlung fügt sich bestens zum recht rasanten Gameplay zusammen. Der Spieler läuft durch die Welt und trifft auf haufenweise Gegner, die vermöbelt werden möchten. Das funktioniert simpel, denn es gibt einen leichten und einen schweren Angriff, der zudem aufgeladen werden kann. Daraus lassen sich durch Kombos ein Konter und ein Flächenangriff herbeiführen, die in nahezu jedem Kampf die beste Wahl sind. Hinzu kommt noch Magie, doch diese wird erst in der zweiten Spielhälfte wichtig.

Das Kampfsystem ist rasant, wenig kompliziert und spaßig, weshalb sich insbesondere Neulinge schnell damit anfreunden werden. Leider fehlt es auf Dauer aber an Komplexität, denn selbst auf dem normalen Schwierigkeitsgrad, dem zweithöchsten, stellen die meisten Boss-Kämpfe mit ein wenig Planung keine Herausforderung dar. Das ändert sich gegen Ende, doch einen Großteil der Reise wird man eher spazieren als sich durchzubeißen.

Kleine Kratzer

Hinzu kommen einige Design-Entscheidungen, die für Verwirrung sorgen. Da wäre das Anvisieren, das unbedingt notwendig ist, da man sonst in zu vielen Situationen nur in die Luft schlägt. Besiegt man einen Feind, muss man den nächsten aber manuell anvisieren, was der Dynamik regelmäßig schadet. Dass auch die Kamera nicht immer mitspielt, ist leider ebenso ärgerlich und lässt größere Kämpfe in ein Chaos ausarten.

Dennoch wird man nie von den Begegnungen gelangweilt, und das ist nicht nur den niedlich gestalteten Monstern geschuldet. Die lockere Herangehensweise und Kurzweiligkeit sorgt für einen angenehmen Spielfluss, bei dem man abschalten kann, anstatt permanent auf Hochspannung zu agieren. Das wird durch Anzeigen unterstützt, denn vor jedem Angriff der Gegner wird die entsprechende Zielzone rot markiert, sodass man rechtzeitig ausweichen kann. Spätestens dann dürfte klar werden, dass sich „Trials of Mana“ an alle Spieler richtet, anstatt nur den hartgesottenen JPRG-Fans etwas zu bieten, und das wird zur Stärke.

Zwischen Königreichen und Dungeons

Selbst das Design der Welt unterstreicht die Aussage. Die Städte und Königreiche sind stets interessant und beinhalten viele, wenn auch nicht gerade bedeutende, Unterhaltungen mit den Bewohnern. Das lässt die Welt lebendig erscheinen, gleichzeitig wird man aber nicht überwältigt, denn es gilt Questmarkern zu folgen, wenn man nicht gerade in den wenigen Läden einkaufen geht. Somit bleibt alles übersichtlich, gleichzeitig wünscht man sich aber etwas bedeutsamere Interaktionen. Echte Nebenaufgaben gibt es nicht, was einerseits die Geschichte in einem guten Tempo voranschreiten, gleichzeitig die Orte selbst jedoch austauschbarer wirken lässt.

Auch die Dungeons sind weder besonders groß noch komplex. Das mag einige sauer aufstoßen lassen, doch im Test hat sich das als die perfekte Länge für Zwischendurch erwiesen. Man sitzt nicht eine ganze Stunde an einem Gebiet, sondern kann stets eine Runde zwischendurch einlegen, ein paar Gegner besiegen und wird dann auch schon mit neuen Inhalten konfrontiert. Auch hier gilt: Mehr Tiefe wäre wünschenswert gewesen, doch mit dem offensichtlichen Ziel der Macher, ein angenehmes, nahezu entspannendes Remake zu erschaffen, ist die Entscheidung nachvollziehbar. Und wer doch mehr möchte, kann die optionalen Wege erforschen, die zwar nie allzu ausufernd sind, dafür mit netten Belohnungen winken. Besonders spannend wird es, wenn das Spiel sich dann nach einigen Stunden stärker entfaltet – an dieser Stelle wollen wir aber nicht zu viel verraten.

Ein echtes Team teilt Fähigkeiten

Wie in jedem Rollenspiel erhalten die drei Helden nach jedem Kampf Erfahrungspunkte und steigen dadurch regelmäßig im Level. Die Statuswerte wie Stärke oder Lebensenergie werden dadurch automatisch erhöht, dennoch gibt es Optionen zur Charakteranpassung. Die Helden erhalten nämlich Lernpunkte, die in fünf Attribute investiert werden können. Dabei werden nicht nur Bonus-Punkte für die Statuswerte freigeschaltet, sondern auch passive sowie aktive Fähigkeiten, Zaubersprüche und Klassenangriffe, die massiven Schaden austeilen, sobald sich im Kampf die Mana-Leiste gefüllt hat. Manche Fähigkeiten können sogar zwischen den Charaktere getauscht werden, sodass die Anpassungsmöglichkeiten überraschend vielfältig daherkommen.

Hier wurde ein perfekter Mittelweg gefunden, um den eigenen Spielstil anzupassen, gleichzeitig aber niemanden zu überfordern. Dazu tragen auch die übersichtlichen Menüs ihren Teil bei, durch die immer klar ist, was für Konsequenzen welche Änderung hat. Zudem wird das System später erweitert, da die Helden ihre Klasse wechseln können – das ist sogar das Hauptziel eines Charakters. Überfordert wird niemand, und obwohl sich auch hier einige mehr Komplexität wünschen können, weiß das klar definierte Konzept zu begeistern. „Trials of Mana“ ist sicherlich nicht einfältig, sondern weiß eher, tiefgreifendere Mechaniken im richtigen Tempo einzuführen.

Besonderheiten des Remakes

Ansonsten gibt es nur wenig, was man dem Spiel ankreiden kann. Es kommt zwar immer wieder zu Backtracking, da die Wege aber nicht gerade lang sind, stört dieses nie. Vielmehr nutzt man die Möglichkeit dazu, alternative Wege aufzusuchen und Schätze zu finden. Es gibt auch kleine Überraschungen und Mechaniken, die die Erkundung interessanter machen, zu viel wollen wir aber nicht verraten.

Der Rhythmus des Kampfsystem ist auch etwas, an das man sich gewöhnen muss. Die Ausweichrolle verlangt gutes Timing, bei den Kombos ist aber eher das Gegenteil wichtig. Für diese muss man nicht im richtigen Moment die Knöpfe passend zur Animation drücken, sondern wie in einem Prügelspiel schnell hintereinander. Das wirkt komisch, nach der Eingewöhnungszeit merkt man aber gar nicht mehr, dass es sich anders als das Vertraute spielt.

Ein Spiel für Unterwegs

Die Technik-Abteilung ist schon etwas schwieriger. Wer zur Nintendo Switch-Version greift, sollte sich definitiv für den Handheld-Modus entscheiden. Hier sieht die Welt gut aus, die Schwächen werden minimiert und es kommt nur selten zu Einbrüchen in der Bildrate. Das alles ändert sich leider im TV-Modus, denn dann werden viele niedrig aufgelöste Texturen sichtbar, die Bildrate kommt häufig ins Schwitzen und auch das Nachladen der Texturen lässt sich nicht verbergen. Im direkten Vergleich ist der Handheld-Modus so viel besser, da er die Probleme besser kaschiert, so dass man sich einen Patch für die große Version wünscht.

Ansonsten weiß das Gesamtpaket zu überzeugen. Durch die etwas verwaschenen Farben wirkt die Welt malerisch, die Charaktermodelle sind liebevoll und auch der Soundtrack weiß zu punkten. Die neu arrangierten Stücke werden zwar nicht zu Ohrwürmern, untermalen das Geschehen aber perfekt, und wer es doch lieber klassisch mag, darf den originalen Soundtrack einschalten. Leider lässt sich die Vibrationsintensität nicht einstellen, und das bei einem recht umfangreichen Menü. Eine derbe Enttäuschung ist aber die englische Synchronisation, deren Qualität an die PS2-Ära erinnern lässt und derart übertrieben und lieblos wirkt, dass man gerne zu den deutlich besseren japanischen Sprechern wechselt. Glücklicherweise gibt es deutsche Texte.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Trials of Mana“ ist das Remake, auf das Fans gewartet haben. Die malerische Welt, die liebevollen Charaktere und das rasante Gameplay behalten den Geist des Originals, führen ihn aber bestens in die moderne Zeit. Insbesondere diejenigen, die sich von vielen Genre-Vertretern erschlagen fühlen, werden sich gerne auf die Reise begeben, denn die Systeme entfalten sich, anstatt Spieler früh zu erschlagen. Gleichzeitig funktioniert aber das wunderbar als Kontrast, da es zu keinen Längen kommt. Auch, wenn die grauenvollen englischen Sprecher sowie die technischen Probleme stören, ziehen sie das Gesamterlebnis nicht wirklich herunter. Somit eignet sich „Trials of Mana“ für jeden Fan und Neuling, während genug Wiederspielwert geboten wird, um auch einen zweiten Durchgang zu rechtfertigen.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Karltoffel
    Karltoffel 23.04.2020, 06:18
    Ich warte dann wohl erstmal auf den Patch. Schade...
  • Avatar von ChrisW18
    ChrisW18 22.04.2020, 23:07
    Bei Gamepro gab es 60/100. Da war ich doch etwas geschockt und wusste nicht, ob ich es wie geplant holen soll. Zum Glück habe ich diese Review und noch andere mit anderen Bewertungen gelesen, sodass ich es mir holen werde.