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Colors Live

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Nachgefragt bei: Jens Andersson & Colors Live

Colors? Das kennt man doch!

Die Entwickler von Collecting Smiles, ein kleines Studio mit Sitz in Schweden, haben die letzten Jahre an einem Spiel gearbeitet, das bereits unter anderem auf dem Nintendo 3DS große Erfolge feierte: „Colors Live”. Als ich von der Idee hörte, dass das Spiel, das mehr als eine Zeichenanwendung ist, für Nintendo Switch umgesetzt wird, nahm ich Kontakt zu den Entwicklern auf. Die Pläne klangen ambitioniert „Colors Live” sollte nämlich samt drucksensitivem Eingabestift erscheinen – ein Softwarebundle also.

Dank des aktiven Discord-Channels der Entwickler, kam ich in den letzten Wochen immer wieder ins Gespräch und führte ein Interview mit Jens Andersson, dem Gründer des Studios, das ihr im Folgenden nachlesen könnt. Jens geht dabei unter anderem auf die Funktionen des Stifts und die Neuerungen im Spiel ein. Außerdem kommen die Coummunity-Funktionen des Titels zur Sprache und Jens verrät wieso er mit dem ursprünglichem „Colors“ zunächst auf Ablehnung bei Nintendo stieß.

„Colors Live“ startet heute in eine Kickstarter-Kampagne, die ihr hier unterstützen könnt.



Nachgefragt bei Jens Andersson

Hallo Jens, danke dass du dir die Zeit nimmst uns euer neues Projekt vorzustellen. Kannst du dich und eure Firma unseren Lesern bitte kurz vorstellen?

Hi! Mein Name ist Jens Andersson, ich bin Game Designer und Programmierer. Ich mache seit 1998 Videospiele und habe als Gründungsmitglied des AAA-Studios Starbreeze angefangen. Dort habe ich an Spielen wie „Chronicles of Riddick” und „The Darkness” gearbeitet. Darüber hinaus habe ich auch ein wenig beim legendären Studio LucasArts gearbeitet. 2010 wollte ich ich etwas eigenes aufbauen und habe mein Unternehmen namens Collecting Smiles in San Francisco gegründet. Momentan leite ich zwei kleine Studios in Stockholm: Collecting Smiles und Villa Gorilla. Mein letztes Projekt war „Yoku's Island Express” bei Villa Gorilla. Es ist 2018 erschienen und war sehr erfolgreich, inklusive des BAFTA-Awards für das beste Debut.

Bevor wir uns auf Colors“ stürzen, welche Spiele sind aktuell dein Favorit?

Ooh, das ist immer schwer. Ich versuche eine Liste meiner liebsten Spiele überhaupt aktuell zu halten, die Juwelen wie „Another World”, „Ultima IV”, „Turrican II” und „Demon's Souls” enthällt, aber diese Liste wächst jedes Jahr. In den letzten Jahren haben mich „Subnautica”, „Dead Cells” und „Outer Wilds” weggeblasen. Im Moment habe ich viel Spaß mit „Hearthstone: Battlegrounds”, „Luigi’s Mansion 3” und „Horizon: Zero Dawn”.

Das erste „Colors“ hatte seinen Ursprung als Homebrew-Anwendung auf dem Nintendo DS, später offiziell für iOS/Android/PSVita und letztendlich als Colors! 3D für den Nintendo 3DS. Wie kam es zu diesem Verlauf? Wieso habt ihr euch gerade für den Nintendo 3DS entschieden und seid nicht ausschließlich auf Smartgeräten geblieben?

Zuerst habe ich im Jahr 2007 an „Colors!” für DS Homebrew gearbeitet. Zu dieser Zeit habe ich beim AAA-Studio Starbreeze gearbeitet. Ein guter Freund dort war der fantastische Concept Artist Mattias Snygg (http://mattiassnygg.com). Er hat mir eine sehr simple Methode beigebracht, wie er mit einem Wacom-Tablet und nur mit dem Pinsel und dem Eye-Dropper-Tool arbeitet.

Zur gleichen Zeit hat mich Homebrew für den DS neugierig gemacht. Es war so ziemlich die erste Möglichkeit, für einen ordentlichen Handheld zu programmieren. In den Homebrew-Foren habe ich Erwähnungen einer inoffiziellen Methode zum Auslesen der Druck-Sensitivität des Touchscreens entdeckt und wollte herausfinden, wie gut das funktioniert. Eine einfache Zeichen-App zu entwickeln klang nach einem netten Experiment, und ich wollte den Zeichen-Prozess, den Mattias mir gezeigt hat, nachbilden. Nach der Veröffentlichung des ersten Prototyps war ich vom großen Interesse daran sehr überrascht. Es war ein sehr spaßiges Projekt, und ich war besonders motiviert dadurch, mit Leuten zusammen zu arbeiten, die es auch benutzen. Das kannte ich so von meiner Arbeit in der Spiele-Industrie nicht.

Zu diesem Zeitpunkt prüfte ich, ob man ein kommerzielles Produkt daraus machen könnte, und habe Nintendo zum ersten mal kontaktiert. Die Antwort war zuerst ermutigend, doch nach ein paar Antworten habe ich plötzlich ein „Sorry, wir können nicht mehr darüber reden und wir dürfen nicht sagen, warum.“ bekommen. Ich weiß immer noch nicht genau warum, aber ich schätze, dass sie intern die Nähe zu Homebrew als zu kompliziert eingestuft haben. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie selbst an etwas Vergleichbarem gearbeitet haben, was dann letztendlich „Art Academy” wurde.


Mit Colors Live strebt ihr einen Release auf Nintendo Switch an. Warum fiel eure Entscheidung auf Nintendos Hybrid-Konsole?

Als Nintendo Switch veröffentlicht wurde, habe ich viele Anfragen erhalten, „Colors!”/„Colors! 3D” zu portieren. Switch ist ein fantastisches Gerät, und dank unserem Erfolg mit „Colors! 3D” auf dem 3DS war es für viele Leute selbstverständlich, dass wir es portieren. Dennoch wollte ich dies nicht, bis ich eine bessere Version als „Colors! 3D” machen konnte. Ohne Stylus hätte ich mich auf Zeichnen mit dem Finger stützen müssen, was meiner Meinung nach keinen Spaß macht. Doch dann, vor etwas über einem Jahr, fragte mich ein befreundeter Erfinder, ob ich einen neuen Stylus, den er entwickelte, in die iOS- und Android-Versionen von „Colors!” integrieren könnte. Und als ich sah an welcher großartigen Idee er arbeitet habe ich realisiert, dass dies auch perfekt für Nintendo Switch sein würde.

„Colors!” ist auch für Smartphones und Tablets erhältlich, doch die große Community war schon immer auf den Nintendo-Geräten unterwegs. Ein Grund hierfür sind die physischen Buttons. Für einen flüssigen Zeichen-Workflow sind echte Buttons toll. Im Moment gibt es auf Switch nichts zum digitalen Zeichnen, ich denke also, dass dies der perfekte Platz für uns ist.

War es von Anfang an klar, dass ihr den SonarPen als Eingabegerät nutzen wollt?

Exakt! Zusammen mit GreenBulb entwickeln wir grade den „Colors SonarPen”, welcher die Grundlage für „Colors Live” darstellt. Man wird es zwar auch mit dem Finger benutzen können, aber erst damit wird es wirklich aufblühen. Die Zeichen-Erfahrung wird gegenüber vorherigen Versionen verbessert werden und ist auf einem Niveau mit anderen Zeichen-Tools, die Künster jeden Tag benutzen. Dennoch wird „Colors Live” seinem Erbe treu bleiben und eine einfache, spaßige Erfahrung für alle werden.

Welche Vorteile bietet dieser Stift gegenüber „normalen“ Touchpens, wie dem der zum Beispiel „Dr. Kawashimas Gehirnjoggin für Nintendo Switch“ beiliegt oder dem des Nintendo 3DS?

Diese Touchpens sind sehr einfach gehalten. Sie geben eine bessere Präzision als ein Finger. Der SonarPen jedoch hat den großen Unterschied, dass er Druck-Sensitiv ist. Jeder, der schon einmal digital gezeichnet hat weiß, dass dies notwendig ist, um das Gefühl dem zeichnen auf Papier so nah wie möglich anzugleichen. Du willst fester aufrücken, um einen breiteren Strich zu zeichnen oder leichter zeichnen, damit die Farben sich vermischen statt sich zu überdecken. Wenn man den „Colors SonarPen” nutzt ist dies möglich.


Werden andere Eingabemethoden möglich sein?

Abgesehen vom „Colors SonarPen” kann man immer noch mit dem Finger oder einfachen Touchpens zeichnen. Es wäre toll mit der Bewegungssteuerung der Joy Con zu zeichnen, aber das planen wir im Moment nicht.

Hard- Softwarebundle haben in der Vergangenheit nicht immer Erfolg gehabt. Es gibt positive Beispiele wie „Guitar Hero“ aber eben auch Dinge wie das „uDraw GameTablet“, das THQ seinerzeit mit in die Insolvenz trieb. Wie versucht ihr diesbezüglich das finanzielle Risiko zu minimieren?

Das ist eine tolle Frage. Ja, vor einigen Jahren war es sehr beliebt, Spiele mit Hardware zu verkaufen, doch dann starb es größtenteils aus. Wir unterscheiden uns natürlich beim Ausmaß dieser riesigen Projekte, aber für uns ist der Weg über Kickstarter der Schlüssel. Kickstarter ist eine tolle Plattform um Projekte zu zeigen, die Leute neugierig zu machen, und die Finanzierung der ersten Produktionsmenge zu sichern. Dadurch entfernen wir das größte Risiko, denn man hat schon eine genaue Vorstellung der Nachfrage, bevor man mit der Produktion startet.

Plant ihr rein digital zu veröffentlichen oder wird es Colors Live auch auf einer Game Card geben

Wir würden es gern auch physisch veröffentlichen. Im Moment konzentrieren wir uns aber auf Kickstarter, um mit der Produktion des „Colors SonarPen” anfangen zu können und „Colors! Live” in den eShop zu bringen. Doch wenn die Kickstarter-Kampagne erfolgreich wird ist es gut möglich, dass wir ein physisches Bundle veröffentlichen.

Colors stand auch immer für eine lebendige Community, das wird vermutlich auch auf Switch weiterhin so sein sollen. Wie plant ihr colorslive.com einzubinden?

Wir werden die Galerie so lassen wie sie jetzt ist, aber wir werden sie enger ins Spiel einbinden - und darauf aufbauend neue Features hinzufügen. „Colors! Live”-Nutzer werden ihre Werke auf colorslive.com hochladen können sowie an Events teilnehmen können, genauso wie es heute schon bei „Colors!” auf Nintendo 3DS, iPhone/iPad, Android und PlayStation Vita möglich ist.

Wie plant ihr die Spieler anzuspornen, neue Bilder zu zeichnen. Wird es Contests oder Challenges geben?

Bei „Colors!” ging es schon immer um Kreativität und darum, wunderschöne Kunst zu erschaffen, und im Kern ist es das immer noch. Ja, es wird Wettbewerbe und Herausforderungen geben, und sie werden ins Spiel integriert sein.

Obwohl „Colors! 3D” vor acht Jahren veröffentlicht wurde, gibt es immer noch eine aktive Community. Wir arbeiten grade an der Wochen-Herausforderung Nummer 367 und hoffen solange weitermachen zu können, wie auch die Leute da sind.

Uns geht es immer um die Community und wir hören zu, was sie uns zu sagen haben. Wir haben auch einen Discord-Server mit einer sehr engagierten Community, die uns Input für neue Features gibt und bei Events rund um „Colors!” dabei ist.

Es gibt noch etwas Spannendes. Ich entwickele schon lange Videospiele, und ich wollte schon immer mehr Spiel-Elemente in „Colors!” einbringen. Ich habe im letzten Jahr einige Prototypen hierzu entwickelt, aber erst jetzt etwas Passendes gefunden. Mit „Colors! Live” bringen wir einen komplett neuen Spielmodus namens Colors Quest. Dort macht man sich auf den Weg über eine Karte, indem man Herausforderungen abschließt, in denen man bestimmte Themen unter bestimmten Bedingungen zeichnet.

Ein Spiel aus etwas rein künstlerischem zu machen ist schwer, da die Fähigkeiten jedes Spielers verschieden sind, und es schwer ist herauszufinden, wann man den Spieler für gute Leistungen belohnt. Unsere Lösung hierfür ist das Crowd Sourcing, um Spieler zu vergleichen und zu entscheiden wie sie sich machen. Auf diesem Weg können wir aus Colors Quest einen Einzelspielermodus machen, der für jedes Fähigkeits-Level funktioniert und den Spieler dafür belohnt, sich mit der Zeit zu verbessern.

Der Schlüssel um etwas zu erlernen ist es regelmäßig zu machen. Meine Hoffnung ist also, dass dieser Modus als Inspiration dient, um das Zeichnen zur Gewohnheit werden zu lassen.


Inwiefern werdet ihr Socialmedia einbinden? Ich denke da an Youtube, Twitter und Co.?

In „Colors! Live” ist neu, dass man ein Video seines Zeichenprozesses direkt aus dem Spiel exportieren kann. Momentan kann man mit der Switch Photos und Videos über Twitter und Facebook teilen, aber hoffentlich wird Nintendo in Zukunft weitere Kanäle hinzufügen.

Wird eine Mitgliedschaft bei Nintendo Switch Online für etwaige Funktionen nötig sein?

Nein.

Es ist atemberaubend welche Werke in den letzten Jahren entstanden sind und aktuell noch entstehen. Welche Verbesserungen führt ihr hinsichtlich des Kreierens der Kunstwerke ein?

Da stimme ich zu. Wir schauen uns jeden Tag die neuen Kreationen in der Galerie an und sind erstaunt, was die Leute mit den Werkzeugen, die wir ihnen geben, erschaffen können. Das ist unglaublich befriedigend und motivierend. Wie man dem Namen „Colors! Live” entnehmen kann, sehen wir es als etwas an, an dem wir lange arbeiten werden. Es werden einige Verbesserungen der Zeichen-Engine und einige neue Pinsel enthalten sein.

Sobald das Spiel veröffentlicht ist, planen wir regelmäßig neue Features zu veröffentlichen, sowohl im Social-Bereich wie Events und Herausforderungen, als auch bei neuen Zeichen-Werkzeugen. Der Erfolg der Kickstarter-Kampagne wird hier das Tempo vorgeben, denn wir haben einige aufregende Ideen für die Stretch Goals.

Wie wird euer Spiel den TV-Modus nutzen?

Ich denke nicht, dass wir jemals einen Modus entwickeln werden, in dem man mit der Switch im Dock zeichnen kann. Unter Umständen wird man aber die Social Features am TV nutzen können, aber das wird zu Beginn nicht verfügbar sein.

Habt ihr mit den Möglichkeiten der HD-Vibration experimentiert? Denkbar wäre ja ein Feedback hierüber beim Zeichnen.

Habe ich nicht. Aber das ist eine interessante Idee. Ich füge es meiner ToDo-Liste hinzu :)

Nintendo Switch steht auch für gemeinsames Spielen. Welche Optionen bietet Colors Live diesbezüglich?

Es kommt drauf an. Das ist ein Teil, für den das „Live” steht. Ein großer Teil von „Colors!” ist die Interaktion mit anderen Spielern durch die Online-Galerie. In „Colors! 3D” hatten wir einen lokalen Modus, in dem man gemeinsam zeichnen konnte, jeder mit seiner eigenen Konsole. Ich habe das Feature geliebt, aber ich denke nicht, dass es viel genutzt wurde - vielleicht wegen dem kleinen Bildschirm. Vielleicht füge ich es in einem „Colors! Live”-Update wieder ein, aber viel lieber würde ich gemeinsames zeichnen online ermöglichen - mit Freunden überall zu zeichnen. Mal sehen, wie die Kickstarter-Kampagne laufen wird... :)

Wir wünschen euch viel Erfolg bei eurem Projekt und bedanken uns für die Zeit, die du für uns investiert hast.

Das Vergnügen lag auf unserer Seite. Es ist großartig endlich über all das sprechen zu können!

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