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Bloodroots (eShop)

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Bloodroots (eShop)

Es ist ein unerbittliches Actionspiel, welches Anleihen aus Filmen wie Pulp Fiction besitzt und vom Gameplay an Spiele wie „Hotline Miami“ erinnert. Warum „Bloodroots“ dennoch einen einzigartigen Charme besitzt und in jede Spielebibliothek gehört, erfahrt ihr in unserem Test.

Filmisch inszeniertes Splatterfest

Wer den aktuellen Brawler „Bloodroots“ vom Entwickler Paper Cult Games startet, fühlt sich direkt an „Hotline Miami“ erinnert. Statt jedoch zu Sturmgewehren und Messern zu greifen, steht hier ein noch verrückteres Arsenal für den eigenen digitalen Amoklauf zur Verfügung. Manchmal handelt es sich um offensichtlich tödliche Werkzeuge, wie eine an Super Mario erinnernde Kettenhund-Kugel mit der sich an Gegner herangezogen werden kann. In anderen Momenten wird man überrascht von der Möglichkeit, sich einen großen Fisch vom Camp zu schnappen und ihn über den Kopf eines nahenden Feindes zu stecken, damit dieser in blinder Panik umher rennt. 

Alles um den Spieler herum ist eine Waffe, jedoch nur mit einer begrenzten Haltbarkeit. Eine Karotte kann einen Gegner leichten Schwunges ins Nirvana katapultieren, hält jedoch nur einen Schlag lang. Die im Baumstamm steckende Axt ist da schon die stabilere Wahl, hält sie doch ganze drei Schläge durch und so manche Großaxt bietet dazu sogar Flächenschaden. Andere Werkzeuge, wie Fässer oder Heuballen, haben zusätzlich besondere Eigenschaften. Ein Fass auf die Seite gelegt, eignet sich wunderbar, um auf ihm stehend in Richtung Feind zu rollen und alles auf dem Weg dorthin zu vernichten, solange man rechtzeitig abspringt, um nicht im Schlag des Gegners zu landen. Genauso eignet sich eine Leiter nicht nur dafür, seine Gegner windelweich zu prügeln, sondern auch dafür sich in luftige Höhen zu katapultieren, um auf Dächer oder Felsvorsprünge zu gelangen und dort nach weiteren Diskussions-Grundlagen Ausschau zu halten. Nur vereinzelte Fehlschläge sorgen für die ein oder andere hochgezogene Augenbraue, wenn das richtige Timing des Schlages und der passende Gegner nicht so recht zusammenkommen wollten.

„Bloodroots“ wurde laut Aussage von Raph Toulouse, Mitgründer von Paper Cult Games, nach dem gleichen Muster erstellt, wie Quentin Tarantino seine Filme macht. Es ist eine Kollage aus verschiedenen Einflüssen. Hauptsächlich natürlich von Jackie Chan für die Idee, alles als Waffe benutzen zu können. „Hotline Miami“ spielte ganz im Sinne eines schnellen Action-Games natürlich ebenfalls eine große Rolle während des Entwicklungsprozesses.  Das Setting kommt vielen Film-Kennern bekannt vor aus dem Film The Revenant mit DiCaprio und seinem ganz persönlichen Bären, und der Zeichenstil ist motiviert aus der Serie Samurai Jack. Was nach einer Mixtur von vielen bekannten Zutaten klingt, ergibt im Ergebnis ein Gericht, dass so einzigartig wie unkompliziert ist.

Kompakter Rache-Western

Die Story ist schnell erklärt: Verraten und zum Sterben zurückgelassen, findet sich der Protagonist Mr. Wolf allein an einem Lagerfeuer in einem Wild West-Setting wieder. Um nun herauszufinden, wer ihm dies eingebrockt hat, macht er sich auf den Weg, seinen eigenen Rachefeldzug zu starten, um seine größten Feinde zu vernichten und das Geheimnis um seinen Attentäter zu lüften. Erneut sprudelt die Inspiration Tarantinos durch, denn Mr. Wolf ist bekanntermaßen eine wichtige Persönlichkeit in Tarantinos Kult-Film Pulp Fiction. 

Die einzelnen Charaktere denen Mr. Wolf im Laufe der Zeit (erneut) begegnet besitzen alle eine ganz eigene Persönlichkeit und bleiben auf jeden Fall im Gedächtnis. Wenn auch die Story in der Mitte des Spiels für einen Moment zäh wirkt, fängt das Erlebnis den Spieler schnell wieder auf und so wird dieser, ohne hier zu sehr zu spoilern, nach etwa 6 bis 8 Spielstunden, je nach Spielertalent, mit einem sehr überraschenden Ende belohnt. Auch hier finden sich alle Elemente eines spannenden Rache-Westerns wieder und das in einer wunderbar atmosphärischen Inszenierung. 

Anspruchsvolle Angriffs-Choreographie

In „Bloodroots“ geht es weniger darum den Job so schnell wie möglich zu erledigen, auch wenn das bei Speedrun-Fans durchaus ein Ziel bei diesem Titel sein kann, sondern mehr darum, das angerichtete Chaos zu genießen, welches man gerade im immer noch lichterloh brennenden Gebiet voller Blutspritzer auf dem Boden angerichtet hat, um sich dann froher Motivation auf den nächsten Bereich zu fokussieren. Die Mechanik von „Bloodroots“ konzentriert sich darauf den Spieler dazu zu zwingen, Nahkampf-Angriffe geschickt aneinander zu hängen, während man auf dem Weg zum nächsten Gegner schon einen weiteren flexibel passenden Gegenstand greift, um dann ein dramatisch verheerendes Finale zu erzeugen. 

Eine wunderbare Choreographie der Zerstörung, bei der man sich oft am Ende eines Bereiches wiederfindet mit dem Gefühl, dass das gerade ein wunderbar abgestimmter Lauf war, zu dem man sich am liebsten selbst Beglückwünschen möchte. Und das sogar mehrmals, denn das Spiel bietet durch das Tragen bestimmter Tiermasken, die bei einem entsprechenden Highscore freigeschaltet werden, die Möglichkeit, direkt zu Beginn mit einer Waffe in der Hand oder einem die Bewegung erleichternden Schwebesprung, bereits gespielte Level erneut zu besuchen. Dieser Highscore kann dann sogar mit Spielern aus der ganzen Welt verglichen werden.

Versagen mit Wiederholungscharakter

Paper Cult hat es geschafft, dass selbst das eigene zahlreiche Versagen Spaß bereitet. Was besonders dadurch zum Tragen kommt, dass jeder Fehler sich fair anfühlt und selbst beim eigenen Versagen genug Chaos zurückbleibt, um für ausreichend Unterhaltung zu sorgen. Es ist schwer sich auf etwas anderes zu konzentrieren, wenn ein brennender Heuballen eine ganze Scheune in Brand setzt und dabei alles verbrennt, was sich auf dem Weg dorthin befindet, selbst die zurückgelassenen Leichen. Fasziniert vom gerade überlebten Drama findet sich der Spieler dann überraschend in einer Horde Holzfäller wieder, die frohen Mutes auf den Wolf in den eigenen Reihen zurennen und ihm das ein oder andere Haar stutzen wollen. Eine mehr als unterhaltsame Situation, die durch dynamische Umgebungen jedes Mal ein wenig anders abläuft.

Minimale Abzüge in der B-Note

Nick Suttner, verantwortlich für „Guacemelee 2“ und „Celeste“, zeigt sich für die Charaktere und den Dialog des Spiels verantwortlich und leistet, entsprechend der großartigen Referenzprojekte, auch bei „Bloodroots“ hervorragende Arbeit. Grafisch bietet „Bloodroots“ dem Spieler ein Splatterfest mit witzigen Einlagen. Kleinere Grafikfehler mit besiegten Gegnern die langgestreckt an Kanten oder vom Berg hinab hängen, sind eher lustig als nervig und lassen sich leicht mit einem Patch beheben. Einzig die angebotene Vogel-Perspektive sorgt bei Sprüngen für Unübersichtlichkeit und oft zu nervigen Abstürzen und somit zum, dennoch schnell geladenen, Neustart des Bereichs. Dieses Gefühl hält aber nie lange an, da sofort der nächste bedenkliche Lacher folgt, wenn ein Holzfäller einen Stiefel gegen den Kopf geworfen bekommt und mit einer imposanten Blutlache zu Boden geht.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Die Anzahl der Tode hält sich in „Bloodroots“ mit der Anzahl Gameplay-provozierter Lacher stets die Waage. Schnelles und belohnendes Gameplay, versteckte Easter Eggs für Filmliebhaber und eine durchaus überraschende Story sorgen dafür, dass „Bloodroots“ lange im Gedächtnis bleibt und gern für eine kurze Rückrunde gestartet wird. Technisch insgesamt stabil, sorgt der Grafikstil für den passenden schwarzen Humor, der „Bloodroots“ neben „Hotline Miami“ zu einer einzigartigen Persönlichkeit des Genres macht.

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