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The Turing Test (eShop)

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The Turing Test (eShop)

Der sogenannte Turing-Test ist seit einigen Jahren fest in der Popkultur verankert. Dabei muss eine unabhängige Person in Textform sowohl mit einem echten Menschen als auch mit einer KI schreiben und am Ende eindeutig entscheiden, wer die Maschine war. Obwohl der Test häufig dafür kritisiert wird, dass er eher die Imitationsgabe prüft, besteht der ursprüngliche Nutzen darin herauszufinden, ob ein Computer menschlich denken kann. Das Spiel „The Turing Test“ greift diese Theorie auf und konnte damit bereits 2016 begeistern. Es hat einige Jahre gedauert, doch nun ist das Rätselspiel auch für Nintendo Switch erhältlich – doch wie ist die Portierung gelungen?

Zwischen Logik und Robotern

Der Spieler schlüpft in die Schuhe von Ava Turing, die herausfinden soll, warum der Kontakt zum Forschungsteam auf dem Jupitermond Europa abgebrochen ist. Dabei wird sie von der künstlichen Intelligenz T.O.M. begleitet, die selbst lediglich herausfinden kann, dass einige Forscher noch leben. Merkwürdigerweise wurde die Station aber umgebaut, nämlich in Testkammern, die einer menschlichen Logik folgen und somit von einer Maschine nicht gelöst werden können. Die beiden dringen immer tiefer in die Station ein, doch zahlreiche Berichte lassen erahnen, dass T.O.M. vielleicht nicht so vertrauenswürdig ist, wie es scheint. Oder ist das nur eine falsche Fährte?

Die Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Minute überaus spannend. Insbesondere die Gespräche zwischen Ava und T.O.M. bleiben durchweg interessant und man freut sich immer wieder, wenn die beiden rätseln, was wohl vorgefallen sein könnte. Obwohl viele Informationen lediglich über Textlogs und Audiofiles preisgegeben werden, sind auch diese erstklassig geschrieben, und bereits die ersten Anzeichen für das Schicksal der Forscher fesseln einen dermaßen an die Konsole, dass man sie erst loslassen will, wenn das Geheimnis aufgedeckt ist.

Kein simpler Klon

Das eigentliche Spielprinzip orientiert sich, wie so viele Genre-Vertreter, an „Portal“. Ava muss pro Kapitel zehn Testkammern absolvieren, wobei es stets darum geht, Türen zu öffnen. Das geschieht über Schlüssel, von denen es zwei Arten gibt. Einer davon ist eine Kiste, die herumgetragen, nicht aber geworfen werden kann. Kleine Energiekugeln werden derweil von einer Waffe angezogen und abgeschossen, die gleich drei davon speichern kann. Solange sich kein Hindernis zwischen Ava und den Kugeln befindet, kann sie sie sogar auf große Distanz verwenden, doch die Herausforderung besteht darin, die beiden Schlüsselarten in den richtigen Situationen passend zu verwenden.

Natürlich wird dieses Prinzip immer weiter ausgebaut. Egal ob Schalter, Magnete, Strahlen oder verschiedene Kugel-Arten, die Türen mitunter nur in Intervallen mit Strom versorgen, die Macher haben für die passende Abwechslung gesorgt. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad nicht sonderlich hoch und echte Kopfnüsse finden sich lediglich in den optionalen Rätseln. Dafür bleiben sie durchweg spaßig und bieten interessante Lösungswege, die nicht immer auf den ersten Blick offensichtlich sind. Wer ein angenehmes Rätselspiel dieser Art sucht, das zudem einsteigerfreundlich ist, wird bei „The Turing Test“ bestens bedient.

Starkes Worldbuilding

Natürlich ist es das Zusammenspiel von Handlung und Gameplay, das die Erfahrung so besonders macht. Zwischen den Kapiteln darf Ava sich nämlich in tatsächlichen Räumen der Station umschauen, darunter die Kommandozentrale sowie die Crew-Kabinen. Diese strahlen nur so vor Persönlichkeit und wirken wie reale Orte. Insbesondere die persönlichen Räume erzählen einige Geschichten, dabei kann man sie auch völlig ignorieren, wenn man es denn möchte.

Die optionalen Rätsel sind derweil auch die kreativsten. Dabei ist der Schwierigkeitsgrad nicht unbedingt höher, und allzu komplex sind auch diese nicht. Doch die Art und Weise, wie man sie löst, unterscheidet sich grundlegend von den sehr klar definierten Lösungswegen des Hauptspiels. Es lohnt sich, in diesen Abschnitten etwas mehr Zeit zu verbringen, denn sobald man den eigentlichen Dreh raus hat, gibt es den unglaublich befriedigenden „Aha!“-Moment, der das Genre so reizvoll macht.

Die heiße Phase

Und dann wäre da noch etwas, das nach etwas mehr als der Hälfte der vier bis fünf Stunden Spielzeit geschieht. Hier beschreiten die Macher ungeahnte Wege und stellen das Spielkonzept völlig auf den Kopf – und gerade deswegen verraten wir nicht, was genau geschieht. Die Überraschung macht die letzten Kapitel nämlich zu einer echten Wucht, die man nicht so schnell vergessen wird. Ohne diese Wendung wäre das Spiel grundsolide, doch gerade dadurch hebt sich „The Turing Test“ von der Konkurrenz ab.

Bemerkenswert auf dem kleinen Bildschirm

Ähnliche Portierungen mussten auf Nintendo Switch so einige Abstriche machen, doch „The Turing Test“ ist auch auf der portablen Konsole eine Wucht. Insbesondere im Handheld-Modus sind die Umgebungen sehr scharf, die niedrigere Auflösung fällt kaum auf, die Kantenglättung wurde wunderbar angepasst und auch die Bildrate hat nicht einen einzigen Aussetzer. Zwar sind die Ladezeiten etwas länger, das nimmt man aber gerne hin für eine derart makellose Portierung. Sogar in den detaillierteren Räumen mussten die Details nicht verringert werden, wodurch das Spiel fantastisch aussieht.

Auch auf dem TV macht der Titel eine gute Figur, dann fällt die niedrigere Auflösung aber recht deutlich auf, und auch die Bildrate ist merkwürdigerweise nicht mehr so stabil. Der Titel wurde eindeutig für den portablen Modus optimiert, weshalb es schade ist, dass die Texte viel zu klein sind und durch die Zoom-Funktion der Konsole zu unscharf werden. Auch die Tonabmischung sollte man nachjustieren, wenn man den englischen Sprechern lauschen möchte. Die Musik ist leider kein Highlight, stattdessen gibt es uninspirierte Fahrstuhlmusik in Dauerschleife.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„The Turing Test“ ist auch auf Nintendo Switch ein echter Hit. Die Portierung ist technisch einwandfrei geraten, zumindest im portablen Modus, sodass man sich vollends auf die Geschichte rund um Ava und T.O.M. konzentrieren kann. Diese bleibt bis zum Ende hochspannend und fesselt ebenso an die Konsole wie die spaßigen Rätsel, deren nicht allzu hoher Schwierigkeitsgrad für ein angenehmes Abenteuer sorgt. Wer auch nur das geringste Interesse an „The Turing Test“ hat, darf deshalb ohne Bedenken zur Nintendo-Switch-Version greifen.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von Anonym 20200811
    Anonym 20200811 24.02.2020, 04:38
    Portierung ist technisch einwandfrei geraten, zumindest im portablen Modus
    Auch auf dem TV macht der Titel eine gute Figur, dann fällt die niedrigere Auflösung aber recht deutlich auf, und auch die Bildrate ist merkwürdigerweise nicht mehr so stabil.
    Zwar sind die Ladezeiten etwas länger, das nimmt man aber gerne hin für eine derart makellose Portierung.
    Irgendwie steht in jedem Review zu jedem Switch-Spiel das Gleiche. Das Konzept der Switch ist super und Nintendo sollte unbedingt an dem Konzept festhalten aber technisch in der nächsten Generation zumindest mal im Jahr 2013 ankommen, damit zumindest "solche Spiele" in jedem Modus vernünftig laufen.

    Auch davon ab ist der Test der Knaller. Es wird das Wort 'makellos' benutzt aber zig Makel (nicht Merkel) aufgezählt. Niedrige Auflösung, Bildrate unstabil, Text zu klein, Ton-Abmischung schlecht, Musik scheiße, lange Ladezeiten, Rätsel eher mau: Geben wir....8/10