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Assassin's Creed: The Rebel Collection

Warum können Seeräuber keinen Kreis berechnen? Weil sie Pi raten!
Mit „Assassin‘s Creed: The Rebel Collection“ hält eines der besten Piratenabenteuer der Videospielgeschichte Einzug auf Nintendo Switch. Wir wollen uns die Portierung genauer anschauen und zeigen euch, ob „Assassin‘s Creed IV: Black Flag“ und „Assassin‘s Creed: Rogue“ uns nach all den Jahren seit ursprünglichem Release noch immer begeistern können oder ob sie, genau wie der obige Witz, uns nur noch ein müdes Lächeln entlocken.

Setzt die Segel

Endlich kommen auch Switch-Besitzer in den Genuss der Anfänge großer See-Abenteuer in der „Assassin‘s Creed“-Reihe. Was bereits im dritten Teil ein kleines Feature war, wurde mit „Assassin‘s Creed IV: Black Flag“ zu einem fundamentalen Element des Gameplays erweitert: die Seefahrt und die Möglichkeit, das eigene Ross zu Wasser nahezu komplett zu individualisieren und auszubauen, ganz im Sinne der mittlerweile fest verankerten Mechanik der aktuellen Teile der Reihe. Das 2013 erschienene „Black Flag“ bot dem Spieler auch eine für damalige Verhältnisse sehr moderne Eigenschaft für solche Action-Adventure: Freiheit. Es war eines der ersten Spiele, in dem der Spieler vom Land auf sein Boot gehen konnte, ablegt und unterwegs das Steuer verlässt, um über Bord zu springen, und all das ohne Ladezeiten. Selbstverständlich kommt die Sammlung aber auch mit ihrer bereits damals ungenauen Steuerung wenn es um das Klettern an engen Passagen geht, was viel zu oft dazu führt, dass der Spieler ohne es zu wollen beim Schleichen entdeckt wird, und mit ihren teilweise fragwürdigen Elementen. Wieso kann ich mich beispielsweise nicht selbständig hinlegen oder hinknien wenn ich mich verstecken will, wieso kann ich meinem Schiff keinen eigenen Namen geben und wieso kann ich einem Feind nicht einfach die Klamotten klauen und mich so unbemerkt an seinen Kollegen vorbei schleichen?

Der Thronfolger und sein ungeliebter kleiner Bruder

In „ Assassin‘s Creed IV: Black Flag“ findet sich der Spieler als Edward Kenway in der paradiesischen Karibik wieder. Nach einer kinoreifen Schlacht auf See nimmt der Spieler, angespült an den Strand, die Identität des toten Assassinen an und erhofft sich als Pirat in neuer Montur vor allem eines: große Schätze. Natürlich ist das nicht das Ende des Seemannsliedes. Nach und nach wird eine mysteriöse Verschwörung inmitten paradiesischer Strände und sonnenverwöhnter Palmen aufgedeckt. Gemeinsam mit den handlungserweiternden DLCs „Freedom Cry“ und „Aveline“ dürfen sich Fans des vierten Teiles somit auf über 30 Spielstunden freuen.

Doch damit nicht genug. Auch der von vielen Spielern weniger präferierte Teil „Assassin‘s Creed: Rogue“ gehört mit zum prallgefüllten Inhaltspaket der „Rebel Collection“. Nach dem bereits problematischen „Assassin‘s Creed: Unity“ hatte dieser bei weitem keinen leichten Start. Wenige Änderungen in Gameplay und nahezu allem anderen im Vergleich zu „Black Flag“, außer der Story, boten zum Release 2014 viel Raum für Kritik an „Rogue“. Im Abschluss der Kenway-Saga entwickelt sich die Hauptfigur Shay Patrick Cormac vom Assassinen zum Templer. Diesmal geht es in den Nordatlantik und nach New York City. Die bereits bekannten Gameplay-Mechaniken aus „Black Flag“, diesmal im neuen Setting, werden von überflüssigen Situationen bei Abstergo unterbrochen. Das erzählerische Experiment, zum Durchbrechen der aus dem Theater bekannten vierten Wand, bringt den Spieler nur dazu, die ohnehin unterhaltungsarmen Szenen noch schneller überspringen zu wollen. Was bleibt ist ein interessanter Perspektivwechsel mit bekanntem Gameplay und überzeugendem Setting.

Wenn auch wenig überraschend, soll dennoch erwähnt werden, dass auf dem Modul der physischen Version nur „Assassin‘s Creed IV: Black Flag“ vorhanden ist. „Rogue“ und ein Teil der zusätzlichen Inhalte der Konzeptzeichnungen von „Black Flag“, die ersten 55 Seiten aus „Assassin‘s Creed IV: Black Flag: Blackbeard: The Lost Journal“ und das Manga-Werk „Assassin‘s Creed Awakening Volume I & II“ in englischer Sprache, müssen separat aus dem Nintendo eShop heruntergeladen werden. Gleiches gilt für die separaten Tonspuren beider Spiele. Nach der Installation steht zunächst nur die originale englische Tonspur zur Auswahl. Wenn gleich dies wie ein erheblicher Nachteil im Vergleich zu Titeln wie "The Witcher 3: Wild Hunt - Complete Edition" erscheint, immerhin könnte man doch hier auch ein größeres Modul wählen, so ist die Masse an zusätzlichen Inhalten doch überwältigend und entschädigt für den zusätzlichen Aufwand. Und wer sich rein auf die Spiele konzentrieren möchte, spart gleichzeitig wertvollen Speicherplatz.

Gameplay aus einer anderen Generation

Egal ob für die Jackdaw oder die Morrigan, beide Teile liefern uns, zusätzlich zu den benannten erstmaligen Freiheiten bei der Erkundung, die Möglichkeit zur nahezu vollständigen Individualisierung unseres Schiffes. Wenn dies auch bei weitem nicht so detailliert und umfangreich ausfällt wie bei aktuellen Teilen der Serie, haben wir hier nicht nur die Auswahl zwischen verschiedenen Designs und wirkungsvollen Upgrades für Waffen und Struktur des Schiffes, sondern können auch neue Shantys sammeln und die Reise zu Wasser somit ständig neu erfinden. Die Sammlung nach den notwendigen Geldern und Ressourcen geht dabei in „Rogue“ mit der leicht verbesserten Schiffssteuerung ein wenig leichter vom Ruder als in „Black Flag“. Die Morrigan lässt sich etwas genauer durch die teilweise engen Seewege manövrieren als die Jackdaw in „Black Flag“. Die Schwerfälligkeit des Schiffes ist allerdings in beiden Fällen sehr zu spüren, was dem Spielgefühl sehr zuträglich ist. Negativ ist allerdings die Unübersichtlichkeit im Gefecht. Aus der übersichtlichen Perspektive bei Reisegeschwindigkeit schaltet das Spiel bei Feindkontakt automatisch in die Steuerruder-Kamera, und damit sind beim Zielen und Manövrieren ein paar mehr Masten und Segel im Sichtfeld als wünschenswert wären.

Insgesamt ist dem Spiel anzumerken, dass es aus einer Generation stammt, in der offene Welten mit Inhalten geradezu überschwemmt wurden, dafür aber nicht immer besonders abwechslungsreich waren. Die Spielkarte ist gefüllt mit Schätzen, die es zu sammeln gilt, Sammelobjekten die um die Aufmerksamkeit des Spielers buhlen und Nebenmissionen, die sich schnell wiederholen. Das alles ist dem Spiel aber nicht negativ anzulasten, da es sich hierbei nicht um ein Remake handelt und es exakt das Spielgefühl von damals vermittelt, welches sich durch kurze und intensive Missionen perfekt für die mobile Plattform eignet. 

Technisch an vorderster Front

Natürlich darf man grafisch nicht vergessen, dass es sich bei beiden Spielen um mindestens fünf Jahre alte Spiele handelt. Dennoch hat Ubisoft viel aus den anfänglichen Performance-Problemen von „Assassin‘s Creed III“ gelernt, welche mittlerweile durch zahlreiche Updates ebenfalls nahezu vollständig behoben wurden. Im Handheld-Modus bietet das Spiel, neben „Warframe“, die beinahe beste Grafik eines Switch-Spiels bis zu diesem Zeitpunkt. Mit fast durchgängigen 30 FPS im Handheld- und Docked-Modus läuft das Spiel fast ohne Einbrüche und wie bereits erwähnt, deutlich stabiler als der dritte Teil zu Release, was Ubisoft definitiv positiv anzurechnen ist. Die Farbpalette ist kräftig und intensiv, selbst im Handheld-Modus, und sorgt dafür, dass man sich sofort als Pirat der Karibik fühlt. Auch beim Sound gibt es nichts zu bemängeln, die Vertonung ist klar, und zusammen mit den Liedern der Crew während einer Schiffsreise sorgen sie für eine intensive Atmosphäre, in der sich der Spieler schnell verliert. Die AnvilNext Engine weist ihre üblichen Probleme bei begrenzter Hardware auf, was sich vor allem bei den hoch skalierten Grafiken zeigt. Teilweise wirken Texturen bei genauerem Hinsehen etwas matschig und Feinde verschwinden nach siegreichen Kämpfen sehr spontan von der Bildoberfläche. Insgesamt wirkt dass Bild etwas schärfer im Handheld-Modus, was natürlich dem kompakteren Bildschirmformat geschuldet ist, was aber nur bei genauerem Hinschauen auffällt. Die Farbintensität und alle Eigenschaften, welche die tolle Atmosphäre des Spiels transportieren, bleiben auch auf dem großen Bildschirm erhalten.

Gleichzeitig ist die Portierung auf Nintendo Switch mehr als gelungen. Das Menü kann im Handheld-Modus über den Touchscreen genutzt werden, die Bewegungssteuerung ist wunderbar ins Spiel integriert und hilft vor allem bei Feuergefechten aus der Entfernung und auch HD Rumble wurde sehr gut ins Spiel integriert. Einzig in speziellen Situationen, wie dem Entern eines feindlichen Schiffes, wirkt HD Rumble im Handheld-Modus teilweise nicht angepasst und ein wenig zu intensiv, was jedoch definitiv Geschmackssache ist und sich im Einzelfall sehr gut mittels Update anpassen lassen sollte. Außerdem sind wir beim Erkunden der großen Welt auf vereinzelte visuelle Glitches gestoßen, die dem positiven Spielerlebnis aber nie im Wege standen. 

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Fans der Serie finden mit „Assassin‘s Creed: The Rebel Collection“ ein reich gefülltes Inhaltspaket vor, mit dem Hobby-Piraten nun auch mobil auf Beutejagd gehen können. Ubisoft beweist Lernvermögen nach dem recht mauen Port von „Assassin‘s Creed III“ und weiss die Spieler sowohl inhaltlich als auch qualitativ zu überzeugen. Spielerisch bereiten beide Teile große Freude und sorgen für zahlreiche Spielstunden, gefüllt mit interessanter Story und wunderschöner Grafik. Wer sich darauf einlassen kann, dass die vielen damals revolutionären Spielmechaniken nicht auf dem Stand von aktuellen Teilen wie „Odyssey“ sind, kann trotz kleiner technischer Fehler unbesorgt zugreifen.

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