Normalerweise versucht sich die „Just Dance“-Reihe in jedem Jahr ein Stück weit neu zu erfinden. Das geschieht hauptsächlich über Modi, denn am grundlegenden Spielprinzip hat sich in den letzten zehn Jahren überhaupt nichts verändert. Schon nach wenigen Minuten wird aber deutlich, dass „Just Dance 2020“ ausschließlich auf alte Stärken setzt und somit eher an ein Songpaket erinnert als an einen Nachfolger.
Die goldene Formel
Wer „Just Dance“ nicht kennt, wird bereits nach einer Runde alle Feinheiten des Gameplays verstanden haben. Der Spieler nimmt nämlich wahlweise Joy-Con oder Smartphone in eine Hand und tanzt die Bewegungen der Figuren auf dem Bildschirm nach. Um das zu erleichtern, erscheinen am unteren Bildschirmrand kleine Pictogramme, damit man sich stets auf die nächsten Bewegungen vorbereiten kann. Das alles ist nicht unbedingt komplex, dank abwechslungsreichen Tanzschritten aber stets unterhaltsam und abwechslungsreich. Wer sich unsicher ist, ob er dieses Spielprinzip mag, darf sich praktischerweise die Demo-Version herunterladen.
Verpasste Chance
Was ist also neu im Vergleich zum Vorjahr? Eigentlich nur ein Modus, nämlich All Star. Hier darf man jeweils ein Lied aus jedem „Just Dance“-Ableger tanzen, wobei jedes Level mit einer kleinen Zwischensequenz verbunden wird. Diese sind sehr charmant und feiern den Stil der Reihe, bei den Liedern selbst kann man schlichtweg nicht sagen, ob sie objektiv die besten der jeweiligen Spiele sind. Wer alle Level abschließt, was durchaus schnell geht, schaltet High Hopes von Panic! at the Disco frei, das direkt zu den besten Liedern des Spieles gehört.
Leider wird für den Modus zwingend eine Internetverbindung benötigt. Die Lieder lassen sich nämlich nicht abspeichern, sondern werden über „Just Dance Unlimited“ gestreamt. Demnach können diese Stücke auch nur hier kostenlos getanzt werden, für den normalen Modus, in dem es um den Highscore geht, wird man stattdessen zur Kasse gebeten. Das ist insbesondere deshalb unschön, weil sich die Reihe passend zum Jubiläum feiern will. Leider wirkt der Modus somit wie ein unpassender Aufguss, der für weniger als eine Stunde unterhält.
Gewohnte Auswahl
Die Musikauswahl ist ein weiteres Mal sehr interessant und vielfältig, wenn man auf die Chartstürmer steht. Von Taki Taki über God is a woman bis hin zu Baby Shark wird wieder ein großer Bereich abgedeckt, bei dem jeder seine Favoriten haben wird. Die Tanzchoreographien sowie die Inszenierungen der Musikvideos sind einmal mehr erstklassig und beweisen, dass die Macher in Sachen Kreativität kein Stück nachgelassen haben.
Wer die wahre Vielfalt genießen möchte, und das macht die Benutzeroberfläche auch sehr deutlich, muss aber „Just Dance Unlimited“ abonnieren. Dann können über 400 Songs gestreamt werden, wie schon im vergangenen Jahr gibt es aber nur einen Testmonat mit dem Hauptspiel. Für den Rest wird man zur Kasse gebeten, die Preise bleiben aber glücklicherweise sehr fair. Die Auswahl hier ist schlichtweg gigantisch und entfaltet erst das wahre „Just Dance“-Potential. Auch, wenn ein Download weiterhin nicht möglich ist.
Alles beim Alten
Optisch hat sich überhaupt nichts verändert. Die Benutzeroberfläche ist identisch zum Vorgänger, und auch die Playlisten kehren zurück. Wer möchte, kann Avatare und Artworks durch die Slot-Maschine erhalten, die mittlerweile nur noch optische Boni bietet. Die Controller werden gut erkannt, die HD-Vibration ist gelungen und selbst mit dem Handy lässt es sich gut tanzen. „Just Dance 2020“ ist das Sinnbild der Stagnation, und das ist nicht unbedingt negativ gemeint. Zwar hat die Reihe bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass interessante Modi das Paket aufwerten, doch das Grundrezept ist derart stark, dass eine Überarbeitung schlichtweg nicht notwendig ist. Wer demnach die neuen Songs nicht mag, braucht auch nicht zur neuen Version zugreifen.
Der wohl beste Modus bleibt der Dance Floor, bei dem man unkompliziert in eine Lobby geworfen wird, um gegen die ganze Welt anzutreten. Die Songs wechseln sich gelungen ab, der stetige Konkurrenzkampf macht das Gameplay noch spannender und die Ähnlichkeit an einen TV-Kanal, schließlich steigt man in den aktuellen Song ein, macht den Modus so zugänglich, wie er nur sein kann.
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