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Layton's Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre - Deluxe

Kaum eine Reihe ist auf dem Nintendo DS so durchgestartet wir „Professor Layton“. Insgesamt erschienen sechs Spiele mit dem britischen Gentleman in der Hauptrolle, ein Crossover mit Phoenix Wright sowie einige Spin-Offs. Der siebte Hauptteil erschien 2017 für mobile Geräte und änderte die Heldenrolle, denn Katrielle Layton wurde zur neuen Protagonistin. Nun feiert die Reihe ihr Debüt auf Nintendo Switch, doch eignet sich das Spiel wirklich für den großen Bildschirm?

Die Last des Nachwuchs

Die größte Neuerung lässt sich in der Geschichte wiederfinden. Der Spieler verfolgt nämlich Katrielle, die Tochter des berühmten Schnüfflers. Genau dieser Name hinterlässt bei den Bürgern Londons einen Eindruck, doch eigentlich möchte die junge Frau mit ihrer eigenen Detektei durchstarten, anstatt auf ewig im Schatten ihres Vaters zu stehen, der eines Tages spurlos verschwand. Dabei wird sie von der personifizierten Friendzone Earnest begleitet, während der sprechende Hund Sherly aufgrund seines Gedächtnisverlustes beschließt, das Trio zu vervollständigen.

Es dauert eine ganze Weile, bis man mit den Charakteren warm wird. Zwar stellt Sherly mit sarkastischen Sprüchen eindeutig das Comic Relief dar, die Sprüche sind aber nicht schwergewichtig genug, um diesen Stereotyp effektiv zu nutzen. Katrielle ist nicht unbedingt der tiefsinnigste Charakter, entfaltet sich aber im Laufe der Geschichte weit genug. Eines darf nicht vergessen werden: Auch ihr Vater hat seine emotionale Vielfalt erst in späteren Ablegern entwickelt. Insbesondere in der zweiten Hälfte wächst einem die Truppe ans Herz, auch wenn es lange dauert, bis wahrlich interessante Wendungen enthüllt werden.

Fallakten

Die zweite große Abwandlung ist der Ablauf. Anstatt einem großen Fall mit mehreren Geheimnissen nachzugehen, löst der Spieler in sich abgeschlossene Fälle, die sich lediglich einige Charaktere teilen. Anfangs verschwindet ein Zeiger vom Big Ben, später fehlt die Schlussszene eines Kinofilms. Der episodische Aufbau muss nichts Schlechtes sein, leider erzeugen die Geschichten niemals die Spannung, die Fans der Reihe gewohnt sind. Das liegt unter anderem an der Gewichtung, denn die meisten Fälle behandeln kleine, persönliche Geschichten. Deshalb spielt das gesamte Abenteuer auch in London, wobei die Orte sehr abwechslungsreich daherkommen.

Viel schlimmer ist aber die Spannungskurve. Die Macher versuchen innerhalb kürzester Zeit, Geheimnisse zu implementieren, obwohl sie kurz darauf bereits aufgelöst werden. Nach einigen Fällen kristallisieren sich aber zwei Muster: Entweder, der Spieler kommt vor den Protagonisten auf die Lösung, oder eben diese ist so unvorhersehbar, dass die logische Schlussfolgerung fehlt. Es werden immer wieder Witze über Katrielles Intuition gemacht, doch genau deshalb ist es so schwierig, mitzufiebern. Deshalb hilft es auch nicht, dass eine übergreifende Handlung bis auf die Verbindung zur reichen Elite Londons fehlt.

Detektivroman

Sobald Katrielle einen wichtigen Hinweis erhält, wird dieser im Menü gespeichert. Pro Fall müssen insgesamt sechs davon gefunden werden, doch wahre Detektivarbeit gibt es nicht. Stattdessen klickt der Spieler auf interessante Objekte, unterhält sich in vorgefertigten Dialogen und läuft zahlreiche Orte ab, bis alle Hinweise linear gefunden wurden. Dann löst Katrielle selbst den Fall, ohne dass man selbst etwas zusammensetzen müsste.

Ein ähnliches Prinzip haben auch die Vorgänger verfolgt, da es sich aber stets um eine zusammenhängende Geschichte handelte, passten die Enthüllungen in den Fluss der Geschichte. Hier stehen sie im Fokus jedes Falles, weshalb es enttäuschend ist, dass die Macher nicht mutiger waren und neue Spielkonzepte eingeführt haben.

Stillstand ohne Probleme?

Abseits der Rätsel hat sich so gut wie nichts verändert. Der Spieler klickt alles auf dem Bildschirm an, was interessant aussieht und liest dabei sehr viele Dialoge. Der Textanteil ist nochmal höher als zuvor, glücklicherweise sind die Charaktere liebevoll gestaltet. Zwar erwischt man sich manchmal dabei, inhaltlich unwichtige Unterhaltungen wegzudrücken, insgesamt bleiben die Abenteuer aber unterhaltsam, sobald man seine Erwartungen entsprechend angepasst hat.

Natürlich gibt es wieder Hinweismünzen und Sammelgegenstände zu entdecken, neu dabei sind die Modemünzen. Mit diesen lassen sich zahlreiche Outfits freischalten, die das Spiel optisch durchaus aufwerten. Zudem gibt es drei Mini-Spiele, die alle klassischerweise im Laufe des Abenteuers erweitert werden. Sie sind durchaus gut gestaltet, mehr als ein netter Freizeitvertreib darf aber niemand erwarten.

Ein neuer Anfangs

Die Kritik wirkt harsch, doch der Spielspaß bleibt enorm. Die Macher orientieren sich allen voran am ersten Serienteil, was durchaus Sinn macht, schließlich müssen zahlreiche neue Charaktere eingeführt werden. Die Orte abzusuchen ist zwar eintönig, durch die tolle Gestaltung bleibt aber auch das sehr unterhaltsam. Und sobald einem die Charaktere ans Herz wachsen, nimmt man durchaus hin, dass sich die Kriminalfälle in rosige „Gute Laune“-Geschichten auflösen, zumal es durchaus einige Höhepunkte gibt.

Masse mit Klasse

Die eigentliche Attraktion stellen aber die Rätsel dar. Davon gibt es so viele wie noch nie zuvor, während die Nintendo Switch-Version vierzig weitere einführt. Der erste Eindruck ist dabei gar nicht so spektakulär, denn während den ersten vier Fällen dürfte niemand Probleme haben, die seichten Denkaufgaben zu meistern. Das liegt auch an der Vielzahl von Schalt- und Platzierungsrätseln, die traditionell erst im späteren Verlauf den Schwierigkeitsgrad anheben.

Die tolle Qualität taucht deshalb vermehrt in der zweiten Spielhälfte auf, wobei einige Ausnahmen auch in der Anfangsphase die grauen Zellen anregen. Die Lösungen sind niemals unlogisch, doch wer nicht um die Ecke denkt, wird sich regelmäßig an einigen Wortspielen aufhängen. Hier darf niemand Innovation erwarten, doch die Masse gepaart mit der gewohnten Qualität punktet wie immer. Zudem gibt es erneut die täglichen Rätsel, wobei sich diese nicht von denen unterscheiden, die es bereits in den vorherigen Versionen gab.

Schönheit in groß und klein

Die neuen Rätsel sind willkommen, viel wichtiger ist aber die Frage, wie sich das Spiel auf Nintendo Switch schlägt. Die Antwort: Überraschend gut, wenn auch nicht perfekt. Insbesondere das Interface während der Rätsel funktioniert erstklassig, denn hier lässt sich die Frage jederzeit lesen, während zwei Bildschirme so positioniert wurden, dass der wichtigere stets im Fokus ist. Manchmal können sie auch per Knopfdruck gewechselt werden, sodass sich niemand vor zu kleinen Bildern fürchten muss. Die Präsentationsart ändert sich nicht, denn sowohl im Handheld- als auch im TV-Modus ist alles bestens zu lesen.

Die Zeichnungen sehen auch auf dem TV erstklassig aus. Kennt man den Hintergrund nicht, würde man nicht glauben, dass es sich hierbei ursprünglich um ein Smartphone- und 3DS-Spiel handelte. Die Charaktermodelle wirken zwar etwas zu kantig, fügen sich aber nach einiger Zeit gut in die Welt ein. Der Soundtrack bleibt grandios und beinhaltet dermaßen viele Ohrwürmer, dass der neueste Ableger auch für Fans vorheriger Ableger keine Enttäuschung darstellt. Lediglich die deutschen Sprecher passen nicht zu jeder Szene.

Die Kontrolle über den Fall

Die Steuerung ist ebenfalls gelungen. Die Cursor lassen sich per Stick bewegen, während die Knöpfe allem voran das Auswählen der Optionen einfacher machen. Leider ist der Stick nicht immer präzise, weshalb der Touchscreen die beste Option bleibt, vorausgesetzt, dass man einen entsprechenden Stift benutzt, denn Notizen lassen sich nicht allzu gut mit dem Finger machen.

Zudem ist eine Pointer-Steuerung verfügbar, die leider einen schweren Fehler begeht. Auf dem Nintendo 3DS wurde der Cursor über den unteren Bildschirm gesteuert, obwohl er sich oben befand. Dabei war es egal, wo man ansetzte, da man ihn nur über Striche bewegte. Das wurde hier ziemlich genau adaptiert: Drückt der Spieler den ZR Knopf, ist es so, als ob man den Stift ansetzen würfe, woraufhin sich der Cursor bewegt. Das ist deutlich unpräziser und umständlicher als die konventionelle Methode, die bereits seit Wii-Zeiten als perfektioniert gilt. Noch schlimmer wird das in Verbindung mit Auswahlelementen, denn dann springt der Cursor manchmal über den Bildschirm, was für Verwirrung sorgt. Hier muss dringend Besserung her, denn wäre die Pointer-Steuerung perfekt, würde sich das Spiel perfekt für den TV eignen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Layton's Mystery Journey: Katrielle und die Verschwörung der Millionäre - Deluxe“ ist eine Rückkehr ins Rätselparadies. Dank charmanter Protagonistin und zahlreichen interessanten Charakteren werden Serienfans einmal mehr gefesselt, auch wenn man seine Erwartungen herunterschrauben muss. Die kleinen Geschichten sind leider etwas weniger spannend als die Reisen von Professor Layton, spielerisch hat sich aber nicht viel getan. Somit verpassen die Macher die Chance, der Reihe neuen Glanz zu verleihen. Glücklicherweise bleibt die bewährte Formel stark, womit Rätsel-Fans bestens bedient werden.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Garo
    Garo 07.11.2019, 15:33
    Ich fand die Rätsel in der Android-Demo überraschend schwach. In manchen Fällen konnte ich die Lösung nicht nachvollziehen bzw. gab es mehrere Lösungswege und je nachdem mehrere Lösungen, das Rätsel hat aber nur eine akzeptiert. Das hat mir das Erlebnis ziemlich verhagelt und verhindert, dass ich mir die Vollversion geholt habe.
  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 07.11.2019, 15:24
    Ein sehr gutes Review, dem ich voll und ganz zustimme. Man hätte aus dem Spiel, auch wenn es kein schlechtes ist, wirklich etwas mehr machen können. Und so lange wie der erste Teil jetzt schon draußen ist (zumindest auf 3DS) zweifle ich langsam daran, ob es jemals ein Sequel geben wird. Vermutlich sind die Verkaufzahlen einfach nicht so pralle gewesen. Aber hier könnte die Switch-Version vielleicht noch was reißen, also mal sehen.