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Planescape: Torment and Icewind Dale: Enhanced Edition

Um es einmal vorwegzunehmen: „Planescape: Torment“ gehört zu meinen absoluten Lieblingsrollenspielen. Die Welt, die Geschichte sowie der Humor haben mich bereits damals beeindruckt, sodass ich mich sehr darauf freute, in die Welt zurückzukehren. Auch an „Icewind Dale“ habe ich gute Erinnerungen – die folgenden Zeilen stammen also von jemandem, der vom Nostalgie-Bonus profitiert. Dennoch garantiert das nicht immer, dass Portierungen automatisch gewinnen, wie die Vergangenheit bewiesen hat. Können diese beiden Klassiker also auch auf Nintendo Switch überzeugen?

Kämpferisches Abenteuer

Fangen wir mit dem Underdog an: „Icewind Dale“ wurde von Black Isle Studios entwickelt, das zu den Legenden des Rollenspielstudios gehört. Das Studio hat nicht nur die „Baldur’s Gate“-Reihe veröffentlicht, sondern auch die „Fallout“-Reihe erschaffen. Das Spiel erschien im Jahr 2000 und spielt in derselben Welt wie „Baldur’s Gate“, legt seinen Fokus aber auf die Kämpfe. Das stellt auch schon den großen Unterschied dar, denn spielerische Freiheit oder imposante Nebenaufgaben sucht man vergebens. Natürlich gibt es dennoch einige Entscheidungen, und sich mit den NPCs zu unterhalten, bleibt eine interessante Angelegenheit.

Das soll nicht unbedingt eine Kritik sein, schließlich hebt sich „Icewind Dale“ damit von seinen Infinity-Kollegen ab. Die selbst erschaffene Heldentruppe muss nämlich das Geheimnis hinter einem mysteriösen Angriff lösen und wird deshalb durch das Eiswindtal geschickt, was interessante Kulissen verspricht. Die Handlung ist nicht schlecht, verkommt aber durch lange Pausen zum Beiwerk.

Verschobener Fokus

Dafür ist das Kampfsystem sehr taktisch gehalten. Bereits zu Beginn erhält der Spieler eine volle Party, sodass man nicht erst langsam an die Mechaniken herangeführt wird. Das Geschehen lässt sich jederzeit pausieren, Angriffe müssen genau geplant werden und Magie kann durchaus mächtig werden, wenn man sie gegen die richtigen Feinde einsetzt. Das bedeutet aber auch, dass die Kämpfe mitunter sehr langsam ablaufen, insbesondere auf den höheren Schwierigkeitsstufen. Nur wer sich mit dem Regelwerk beschäftigt, das leider nicht erklärt wird, darf sich gegen die schwierigsten Bosse stellen. Zudem sind die einzigartigen Fähigkeiten der Mitglieder wichtig, um diverse Strategien zu entwickeln. Der Held kann nicht immer der Anführer sein, was das Gruppengefühl immens verstärkt.

Glücklicherweise gibt wie schon bei der „Baldur’s Gate“-Fassung für Nintendo Switch einen Story-Modus für diejenigen, die nicht sterben wollen, sondern die Geschichte erleben möchten. Das ist nützlich, aber weil der Fokus so stark auf den Kämpfen liegt, nimmt man sich damit den eigentlichen Reiz des Abenteuers weg. Zu verzeihen ist das aber dennoch, denn „Icewind Dale“ kann extrem knackig sein, selbst auf der einfachen Stufe.

Die lebenden Toten

Das Lustigste an dieser Kollektion ist, wie unterschiedlich die enthaltenen Spiele sind. Statt der Fortsetzung ist nämlich „Planescape: Torment“ enthalten, dessen Fokus auf der Geschichte liegt – die Kämpfe gehören eher zum Beiwerk. Der Spieler übernimmt die Rolle des Namenlosen, der weder weiß, wer er ist, noch wie er in die Leichenhalle gekommen ist, in der das Abenteuer startet. Glücklicherweise wird er von einem der besten Charaktere der Videospielgeschichte geweckt, dem fliegenden Totenschädel Morte. Gemeinsam finden sie heraus, dass der Namenlose unsterblich ist, nach einigen Toden aber seine Erinnerungen verliert.

Die Geschichte ist eine sehr persönliche, denn der Spieler möchte ebenso wie der Held wissen, was hinter seiner Macht steckt. Anders als bei den meisten Genre-Kollegen darf man sich hier aber auf eine gehörige Portion Humor freuen. Insbesondere die trockenen Sprüche von Morte garantieren Lacher, während die verrückten und kuriosen Gestalten der Welt für urkomische, gleichzeitig aber nicht lächerliche Situationen sorgen. Eine derart perfekte Mischung aus ernsten Szenen und Humor haben nur wenige Spiele gemeistert, doch „Planescape: Torment“ bleibt bis zum Finale eine echte Wucht.

Fast eine Visual Novel

Auch die Spielwelt grenzt sich ab, denn die Planescape ist eine Art Zwischenwelt, die mehrere „Dungeons & Dragons“-Welten miteinander verbindet. Dementsprechend kommt es auch zu großen Überraschungen, denn durch Portale sind Reisen in die anderen Welten möglich. Hauptbestandteil des Abenteuers sind aber die Texte.

Wer sich auf die Reise nach der Wahrheit einlässt, muss gewillt sein, viel zu lesen. Das ist in Rollenspielen normal, doch mit rund einer Million Wörtern lassen sich zahlreiche Romane schneller durchlesen als „Planescape: Torment“. Die hohe Qualität rechtfertigt das zwar, doch wer Action erwartet, ist mit dem Spiel völlig falsch beraten. Der Vorteil entpuppt sich aber schnell: Fast immer lassen sich Kämpfe umgehen, da Unterhaltungen zu besseren Lösungen führen. Es gelingt zwar nicht immer, Konflikte auf diese Art zu lösen, es zu versuchen, macht aber den großen Reiz aus. Somit unterscheidet sich der Ablauf stark von Genre-Kollegen, während man sich auf Situationen gefasst machen darf, die das Videospiel-Gedächtnis niemals vergessen wird.

Verspäteter Gedanke

Es wirkt fast so, als ob die interaktive Geschichte das Ziel war, denn die Kämpfe sind die große Schwäche des Spieles. Sie machen schlichtweg weniger Spaß, als sich wortgewandt durchzuschlagen, was an den wenigen Optionen liegt. Zudem wirken einige Kämpfe regelrecht unfair, da man zu wenige Möglichkeiten im Vergleich zu ähnlichen Rollenspielen hat. Das macht sich schon bei der Charaktererstellung bemerkbar, denn die meisten Optionen sind vorgegeben. Anders würde die Geschichte keinen Sinn ergeben, doch falls das Spiel einmal ein wohlverdientes Remake erhalten sollte, gibt es gewaltiges Potential beim Kampfsystem.

Neuer Anstrich?

Ansonsten sei wie schon bei „Baldur’s Gate“ gesagt: Hierbei handelt es sich um alte Spiele. Der Ablauf ist manchmal sperrig, die Texturen veraltet und durch eingeschränkte Animationen gibt es wenig zu sehen. Das stört bei „Planescape: Torment“ nicht, schließlich erzeugen die Beschreibungen die Szenen, doch man darf schlichtweg keine modernen Remasters erwarten. Dafür wurde die Steuerung perfekt angepasst, denn die Charaktere lassen sich durch den Stick bewegen, was sich sogar noch besser spielt als mit Maus und Tastatur. Lediglich eine Sache lässt sauer aufstoßen: Ausgerechnet „Planescape: Torment“ beinhaltet keinen Story-Modus, der das schwache Kampfsystem ausgeblendet hätte.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Auch die geistigen Nachfolger von „Baldur’s Gate“ machen auf Nintendo Switch eine gute Figur. Dabei wird einmal mehr klar: „Planescape Torment“ ist ein zeitloser Klassiker, der durch seine grandiose Geschichte auch bei veralteten Spielmechaniken ein Pflichttitel für jeden Genre-Fan ist. Schon mehr leidet „Icewind Dale“ unter dem Alter, schließlich liegt der Fokus hier auf dem Kampfsystem, das sich seit damals weiterentwickelt und verbessert hat. Dennoch lässt sich das Paket jedem empfehlen, der die Zeitreise antreten möchte – und wer das Alter verschmerzen kann, braucht dafür nicht einmal den Nostalgie-Faktor.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Naska
    Naska 16.11.2019, 18:04
    Icewind Dale = Baldurs Gate - ne ecke Story + mehr Kampf
    Durchaus intressiert aber wenn das so viel kostet wie Baldurs Gate 1 + 2 dann nein >>...
  • Avatar von Garo
    Garo 16.11.2019, 11:52
    Ich habe früher verdammt gern Icewind Dale gezockt, aber nie durch. Ich glaube irgendwo kam ich damals nicht weiter...