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Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin

2010 erschien in Japan für Nintendo DS, und ein Jahr später für PlayStation 3 „Ni no Kuni: Der Fluch der Weißen Königin“ und hat die Spielerschaft begeistert. Dabei hat es nur die letztere und auch bessere Version in den Westen geschafft. Das Spiel bietet nicht nur eine herzerwärmende Geschichte, sondern auch ein angenehmes Kampfsystem sowie Zwischensequenzen vom legendären Studio Ghibli. Alleine das machte den Titel legendär, die volle 3D-Version erreichte aber nie Nintendo-Systeme. Das ändert sich nun, denn das Spiel wurde für Nintendo Switch portiert. Ist die Reise des jungen Oliver aber auch heute noch so charmant?

Die Magie der Tragik

Der junge Oliver lebt in einer verschlafenen Kleinstadt und führt ein unbeschwertes Leben. Ein tragisches Ereignis führt allerdings zum Tod seiner Mutter, woraufhin der Junge in Trauer versinkt. Seine Tränen beleben jedoch ein Plüschtier, das sich schnell als Fürst der Feen namens Tröpfchen vorstellt. Im schroffen Ton erzählt er Oliver von einer Parallelwelt, die von einer finsteren Macht beherrscht wird. Aufgrund der Ereignisse weigert sich der Junge zunächst, die sogenannte Ni No Kuni zu retten, doch als Tröpfchen ihm in Aussicht stellt, dass er seine Mutter zurück ins Leben führen könnte, macht er sich auf in die Märchenwelt.

Bereits die erste Stunde ist ein visueller Genuss. Die Animationskunst von Studio Ghibli ist schlicht einzigartig, denn jede Animation wirkt übertrieben, fügt sich zugleich aber perfekt in jede Szene ein. Insbesondere Tröpfchen bewegt sich intensiv und wirkt somit so aufgeregt, wie seine Dialoge es wiederspiegeln. Die dreidimensionalen Sequenzen wirken im Gegensatz altbacken, obwohl sie gar nicht so schlecht gealtert sind. Der direkte Vergleich lässt einen aber jubeln, sobald es die nächsten filmreifen Sequenzen gibt. Die lebendigen Sequenzen, voller Details und Farben, werden durch den Soundtrack von Joe Hisaishi perfektioniert. Als ob der Name alleine nicht schon reicht, liefert dieser eine seiner besten Arbeiten überhaupt ab.

Verzaubertes Märchen

Die Geschichte entfaltet sich mit jedem neuen Ort, den das Duo besucht. Das beginnt schon beim Besuch von Gevatter Eiche sowie dem Königreich Katzbuckel. In beiden Orten fallen die fantastischen Charakterdesigns auf, die kaum vielfältiger sein könnten und bereits charakterisieren, bevor ein Wort gesprochen wird. Natürlich bleibt das Duo nicht alleine, und jede Bereicherung weiß eine liebevolle, tragische und humorvolle Geschichte zu erzählen. Das Konzept zieht sich auch durch die Welt, schließlich freut man sich jedes Mal, wenn man neue, unglaublich kreative Orte erkunden darf.

„Ni No Kuni“ ist in erster Linie ein Märchen. Dementsprechend findet man viele Motive für solche, und einige Wendungen lassen sich lange vorher erahnen. Doch genau das macht den bereits magischen Charme aus, denn die Geschichte passt bestens zum bunten, verspielten Stil. Zudem sind die Dialoge erstklassig geschrieben, vom braven Oliver bis zu den kaltblütigen Bösewichten. Zudem gibt der tragische Start den Ton an, und genau dieser Kontrast zeigt, dass die Botschaften lange nicht so oberflächlich sind, wie sie anfangs wirken mögen.

Mächtige Begleiter

Das Herzstück bilden natürlich die Kämpfe, die komplexer sind, als sie auf dem ersten Blick wirken. Oliver kann nämlich durch eine Befehlsleiste angreifen, verteidigen, Items nutzen und Zaubern, muss sich aber aktiv auf dem Spielfeld bewegen, um keine Cooldown-Zeit zu verschenken. Direkt hintereinander verteidigen geht zum Beispiel nicht, sodass die Kampfsituation stets überblickt werden muss. Kugeln, die eine Mana- sowie die Lebensleiste auffüllen, sind derweil immer begehrt. Diese Mischung ist gut gelungen, wird aber erst durch die Begleiter spannend.

Im Spiel kann nahezu jeder Gegner rekrutiert, aufgelevelt und mit Ausrüstung versehen werden, um an der Seite von Oliver zu kämpfen. Bis zu drei davon können zeitgleich genutzt werden, und da sie nach einiger Zeit erschöpfen, muss der Spieler stets überlegen, wann welcher Begleiter aktiv kämpfen soll. Diese Systeme erzeugen ein eigenes Management-System, da die freundlichen Monster trainiert und mit Nahrung verpflegt werden müssen. Zugleich gestalten sie die Kämpfe recht langsam, was nicht jedem Spieler gefallen dürfte.

Grinden im Wunderland

Im Spielverlauf gibt es zudem immer wieder Momente, in denen man glaubt, das Spiel sei unfair. Der Schwierigkeitsgrad kann ordentlich anziehen, was regelmäßig in neuen Gebieten sowie bei Bossgegnern bewiesen wird. Hier ist stumpfes Grinden notwendig, was durch Nebenaufgaben sowie das Aufleveln der Begleiter glücklicherweise weniger nervig gestaltet wurde, als es klingt. Es gibt immer einen Fortschritt, und keine Schlacht wird ohne Grund ausgetragen.

Zudem werden Spieler wunderbar gefordert. Sind die ersten Stunden noch einsteigerfreundlich, wird immer wieder strategisches Denken verlangt, was das Kampfsystem erst wahrlich komplex gestaltet. Die Offenbarung, wie die einzelnen Systeme zusammenhängen, kommt zwar erst nach einigen Stunden. Dafür fesseln die Schlachten umso mehr und sobald man seinen Spielrhythmus gefunden hat, lässt er einen nicht mehr los. Einzig die KI-Begleiter agieren häufig eigenwillig und begehen Fehler, die man selbst vermeiden würde.

Die Reise der Wesen

Die Welt von „Ni No Kuni“ zeichnet sich durch zahlreiche Städte aus, die die Handlung vorantreiben. Diese zu erforschen und sich vom unglaublichen Design verzaubern zu lassen, ist bereits motivierend genug. Passenderweise gibt es einen ganzen Haufen an Nebenmissionen, die meist schnell abgearbeitet sind. Manchmal müssen Monster besiegt werden, manchmal benötigt jemand einen bestimmten Gegenstand. Nichts davon ist besonders fordernd, zeichnet die Welt aber tiefer. Zudem darf Oliver auch zwischen seiner Heimat und dem magischen Reich reisen, was zu wunderbaren Situationen führt.

Neben typischen Genre-Standards müssen manchmal Emotionen gesucht werden, wenn ein Charakter unter einem gebrochenen Herz leidet. Anfangs handelt es sich dabei um einen Torwächter, der neben der Spur steht. Sein Kollege gibt ein wenig von seinem Enthusiasmus ab, und schon beginnt der Niedergeschlagene wieder zu arbeiten. Durch mehrere Emotionen entfaltet sich dadurch ein einfaches Rätselspiel, das den Ablauf auflockert. Zudem gibt es für die Erfüllung von Quests Stempel, die sich gegen wichtige Fähigkeiten eintauschen lassen. Ein Sprung, schnelleres Laufen und weitere integrale Ziele sorgen dafür, dass man sich deshalb gerne mit den Nebenbeschäftigungen die Zeit vertreibt.

Schlichter Sprung

Leider handelt es sich bei „Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin“ nicht um ein Remaster, sondern lediglich eine Portierung der PlayStation 3-Version. Diese sieht aber noch heute fantastisch aus, was an dem hervorragenden Design sowie der bunten Welt liegt. Natürlich wirken einige Texturen veraltet, sie stechen aber nicht heraus, da das Gesamtbild so gut ist. Auch die Bildrate bleibt flüssig, lediglich eine leichte Eingabeverzögerung lässt die Dialog-Passagen länger wirken.

Zwar sind uns im Test keine weiteren Fehler begegnet, einige Spieler klagen allerdings über Abstürze sowie Soundbugs, die das Erlebnis schmälern. Dessen sollten sich Käufer bewusst sein, ein normaler Neustart behebt allerdings die Probleme. Und wie bereits erwähnt: In unserem Test gab es keine dieser Fehler.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Ni No Kuni: Der Fluch der Weißen Königin“ ist auch heute noch ein Muss für JRPG-Fans. Die herzzerreißende Geschichte beeindruckt bereits, doch die Designs, die Musik und allen voran die Zwischensequenzen sind schlichtweg unglaublich. Ein derart schönes Spiel lässt sich nur selten finden, denn an Kreativität lässt sich der Titel nicht überbieten. Das Kampfsystem fügt sich wunderbar in die Reise ein, auch wenn nicht alle die Eigenheiten mögen werden. Der gemächliche Ablauf überrascht zwar selten, sorgt aber für unterhaltsame Stunden. Wer die größten Rollenspiel-Meilensteine spielen möchte, muss „Ni No Kuni“ mit einbeziehen.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von Garo
    Garo 14.10.2019, 23:41
    Zitat Zitat von Noriko Beitrag anzeigen
    Zählt der Tickling auch?
    Psssst.