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River City Girls (eShop)

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River City Girls (eShop)

Die „River City“-Reihe, auch als „Kunio-kun“ bekannt, zählt schon seit den NES-Zeiten zu den Vorreitern des Beat em Up-Genres. Im neuesten Spin-Off von Wayforward stehen aber nicht die männlichen Protagonisten im Vordergrund, sondern die Damen, die ihre Freunde aus der Gefangenschaft befreien müssen. Ob die bewährte Formel dabei abgewandelt werden konnte, um ein unterhaltsames Abenteuer herbeizuzaubern, verraten wir im Test.

Frauenpower

Für Kyoko und Misako wird ein ganz gewöhnlicher Schultag plötzlich zum Albtraum. Die beiden Mädchen erhalten nämlich ein Bild, das ihre beiden Freunde Kunio und Riki dabei zeigt, wie sie entführt werden. Natürlich startet die Rettungsaktion sofort, doch bereits die Flucht aus der Schule wird zum Problem. Der Direktor lädt nämlich alle Schüler dazu ein, die Heldinnen der Geschichte zu verprügeln, um die Flucht zu verhindern.

Bereits das erste Kapitel beweist den verrückten Humor des Spiels. Die Charaktere sind hoffnungslos überzeichnet, sodass man niemanden auch nur für ein Sekunde ernst nehmen kann. Die Witze gehören derweil in die Kategorie „So schlecht, dass sie lustig sind“, und genau das verbinden die Macher mit durchgedrehten Szenen und zahlreichen Überraschungen. Zwar ist das Highlight nicht die Handlung, doch bereits hier dürfen sich Spieler auf eine wilde Achterbahn freuen.

Zu simpel?

In der ersten Stunde ist das Kampfsystem sehr klassisch gehalten. In beliebter Beat em Up-Manier prügeln sich die beiden Heldinnen mit leichten und schweren Angriffen durch die Gegnerhorden, springen gelegentlich, um ihre Attacken zu verändern und verteidigen sich gegen Schläge mit einem Block. Hinzu kommt eine sehr effektive Neuerung, denn die Chance ist groß, dass der letzte überlebende Gegner einer Welle um sein Leben bettelt. Dann hat der Spieler die Wahl, ob er ihn rekrutieren will, woraufhin er auf Knopfdruck erscheint und einen mächtigen Schlag loslässt. Das ist in zahlreichen Situationen nützlich, und da die Gegnervielfalt gelungen ist, macht es sehr viel Spaß, alle einmal zu rekrutieren und in brenzligen Situationen auflaufen zu lassen.

Damit diese Fähigkeit nicht zu übermächtig wird, verfügen die Gehilfen über eine eigene Lebensleiste, die sich schnell leeren kann. Nach ihrem Schlag bleiben sie nämlich noch für wenige Sekunden auf dem Feld und sind vollständig angreifbar. Das sorgt aber nicht unbedingt für mehr Strategie, sondern ist vielmehr eine Anregung dazu, möglichst häufig seine Begleiter zu wechseln. Insgesamt lockert das den Verlauf, der sich immer weiterentwickelt, deutlich auf.

Gut Ding will Weile haben

Das beginnt schon damit, zum nächsten Ziel zu laufen. Statt lineare Level ist die Welt offen gestaltet und der Spieler kann mehr oder weniger frei entscheiden, wohin es als nächstes geht. Natürlich ist der Weg zum Hauptziel offensichtlich, doch zahlreiche Nebenmissionen regen dazu an, vom eigentlichen Pfad abzuweichen und die optionalen Räume auszukundschaften. Zudem sind einige Nebengassen noch versperrt, weshalb es auch im späteren Verlauf ein Anreiz bleibt, immer wieder in bereits besuchte Gebiete zurückzukehren.

Dieses Prinzip gilt auch beim Kampfsystem. Wirkt dieses anfangs noch sehr spärlich, entfaltet es sich mit jeder Spielstunde enorm. Für jeden Levelaufstieg gibt es einen neuen Angriff, und weitere lassen sich im Dojo erlernen. Plötzlich wird aus den drei Kombos ein vielfältiges System, bei dem es für jede Situation eine passende Lösung gibt. Das entfaltet sich bei den Bosskämpfen besonders stark, die durchaus herausfordernd sind. Dank klaren Angriffsmustern sind selbst Fehlversuche nicht allzu dramatisch und das Erfolgsgefühl am Ende bleibt ein riesiger Motivator.

Vollgestopft

Natürlich gibt es noch Items, die sich in Shops erwerben lassen. All das sorgt für einen guten Spielfluss, der leider in der zweiten Spielhälfte sehr eintönig wird – zumindest, wenn man alleine spielt. Der kooperative Modus ist die wahre Stärke von „River City Girls“, und hält den Spielspaß durchweg hoch. Das liegt auch an den unterschiedlichen Movesets, denn Kyoko und Misako sind nicht nur Klone, sondern eigenständige Charaktere, die sich im Kampf unterschiedlich verhalten. Dadurch ergibt sich eine gute Vielfalt und eine starke Mischung, wenn die Stärken der beiden Heldinnen kombiniert werden. Diese Begeisterung entsteht einzeln nicht unbedingt, wo der Schwierigkeitsgrad aufgrund der fehlenden Hilfe zudem deutlich höher ist.

Leider ist nicht alles perfekt. Insbesondere der Bildwechsel wird schnell zur Last, da man dafür den Knopf für den leichten Angriff drücken muss. Kämpft man also am Rand, kommt es ständig zu unnötigen Ladezeiten, was den Spielfluss unterbricht. Auch die Karte ist nicht unbedingt übersichtlich, während die fehlende Abwechslung bei einigen dafür sorgen wird, dass sie gar nicht erst die Vielfalt erleben werden. Ein deutlich einfacherer Schwierigkeitsgrad ist deshalb für Genre-Neulinge erwünscht.

Pixel-Kunst

Optisch zeigen sich die Macher Stil-sicher. Der Anime-Look der Zwischensequenzen ist perfekt getroffen, während die Pixel-Optik in den Leveln durch einen unglaublichen Detailgrad beeindruckt. Fast jeder Raum bietet so viele Einzelheiten, dass alle sieben Gebiete durchweg unterschiedlich daherkommen. Natürlich dürfen einige Überraschungen nicht fehlen, denn schon in der Schule ist ein Raum filmreif. Selbst die Animationen der Zuschauer sind nicht immer dieselben, während die Menüführung per Handy nicht besser zum Ton passen könnte. Lediglich der Soundtrack bietet zu wenige Highlights und passt mit seinen ungewöhnlichen Tönen nicht immer zur Action.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Mit „River City Girls“ hat das Team bei WayForward einen der besten Genrevertreter der letzten Jahre erschaffen. Die offene Levelgestaltung sowie das vielfältige Kampfsystem sorgen insbesondere mit einem Freund für enormen Spielspaß, zumindest wenn man nach dem langsamen Start nicht hingibt. Zwar ist nicht alles perfekt geraten, das starke Gameplay gepaart mit der wunderbaren Präsentation machen die Probleme aber wett.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von Naska
    Naska 17.10.2019, 22:33
    Hatte schon vom Complestionist das Video dazu interessant gefunden und es auf Limited Run vorbestellt.
    Es ist ewig her das ich das Genre wirklich spielte und eine Neuauflage mit viel Inhalt sollte da genau richtig sein.
    Bin auf den Titel echt gespannt.