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Root Letter: Last Answer

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Root Letter: Last Answer

„Root Letter“ ist bereits 2016 für diverse Systeme erschienen, und auch ein Nachfolger wurde bestätigt. Nintendo-Switch-Besitzer mussten allerdings neidisch zur Konkurrenz schauen, wo der ursprüngliche Titel 2017 auch hierzulande veröffentlicht wurde. Glücklicherweise ist das Spiel nun ein weiteres Mal erschienen, und das sogar in erweiterter Form. Ob „Root Letter: Last Answer“ die lange Wartezeit wert war, verraten wir euch im Test.

Alte Bekannte

Takayuki bereitet sich eigentlich auf seinen Umzug vor, als er sich an seine alte Brieffreundin Aya Fumino erinnert. Zwar ist der Kontakt vor 15 Jahren abgebrochen, doch zu dieser Zeit bahnte sich eine kleine Romanze an. Bei der Nostalgie-Reise entdeckt Takayuki, den der Spieler frei benennen darf, allerdings einen ungelesenen Brief, in dem Aya nicht nur bewusst den Kontakt abbricht, sondern auch einen Mord gesteht. Völlig schockiert reist der Protagonist nach Matsune in der Präfektur Shimane, das es auch im echten Leben gibt, um mehr über die Ereignisse zu erfahren. Dort angekommen, scheint aber niemand Aya zu kennen.

Die Prämisse der Handlung ist bereits überaus spannend und entwickelt sich nach einem langsamen Start, sobald der Spieler auf die ehemaligen Klassenkammeraden trifft. Von diesen weiß Takayuki bereits einiges aus den Briefen, doch sie verweigern tiefgehende Konversationen. Erst nach einer Beweisführung geben sie mehr über ihre eigene Vergangenheit preis, und sobald der Spieler genug Puzzleteile zusammenfügt, ergibt sich ein deutlicheres Bild der spannenden sowie melancholischen Geschichte. Die Wendungen überraschen häufig, und dank sehr gut geschriebener Dialoge und Gedanken wissen die Autoren zu fesseln. Schade ist lediglich, dass es keine deutsche Übersetzung gibt, und auch die englische kommt nicht ohne Fehler aus.

Interaktives Abenteuer

Anstatt einfach nur die Texte weiterzudrücken, muss der Spieler ähnlich wie in der „Ace Attorney“-Reihe zwischen verschiedenen Orten reisen und Beweise sammeln, die sich im Inventar anschauen lassen. Diese müssen anschließend den Schweigenden präsentiert werden, um sie dazu zu zwingen, die Wahrheit zu enthüllen. Zusätzlich muss der Spieler in einem Minispiel richtige Sätze auswählen, was herrlich überdreht dargestellt wird und im kompletten Gegensatz zum ansonsten sehr nostalgisch-realistischen Schreibstil steht. Schwierig sind diese Passagen nie, sorgen aber für eine abwechslungsreiche Unterhaltung.

Auch ansonsten müssen Szenen per Cursor untersucht werden, was gut funktioniert. Doch ein großer Reiz besteht darin, richtige Entscheidungen zu treffen, um die verschiedenen Enden zu sehen. Das geschieht über Briefe, die der Spieler zwischen den Kapiteln schreibt. Dabei handelt es sich um Antworten, die Takayuki 15 Jahre zuvor schreibt und die das Verhalten von Aya beeinflussten. Das Prinzip ist sehr spannend, doch die Auswirkungen beschränken sich auf einige wenige Entscheidungen, die deutlich dargestellt werden. Das ist praktisch, wenn man alle Enden sehen will, gleichzeitig geht das Risiko verloren, ungewollt ein schlechtes Ende zu erreichen.

Wortwörtlich realistisch

Das originale „Root Letter“ konnte durch seine fantastischen Zeichnungen begeistern. Die Macher haben reale Orte besucht und diese in einem bodenständigen Artstil nachgezeichnet, der etwas Magisches an sich hat. Egal ob die bodenständigen Charaktere oder wunderschöne Landschaften, es war immer ein Genuss, die Zeichnungen zu betrachten und nach kleinen Details zu suchen, was auch durch den Spielfluss angeregt wurde.

All das ist noch immer vorhanden, neu hinzugekommen ist der sogenannte Drama-Modus. In diesem erlebt der Spieler exakt dieselben Szenen, die allerdings durch Fotos gezeigt werden. Das bedeutet, dass man die realen Orte sieht, während alle Charaktere von Schauspielern in Standbildern dargestellt werden. Insbesondere im direkten Vergleich wirkt das überaus merkwürdig, hat aber seinen eigenen Charme. Die Fotos wurden mit genau derselben Liebe zum Detail aufgenommen, und einige Charaktere verkörpern ihre Rollen auf eine derart beeindruckende Weise, dass man regelmäßig zwischen beiden Stilen wechselt, da keiner davon schlechter oder besser als der andere ist. Passend dazu ist auch die Musik erstklassig, obwohl sie meist aus ruhigen Tönen besteht.

Sinnvolle Zusätze

Zudem haben die Macher einige Neuerungen implementiert. Zum Beispiel ist es möglich, Kapitel komplett zu überspringen, mit der Ausnahme von Entscheidungen, die die Handlung beeinflussen. Dank entsprechender Anzeigen nach dem ersten Durchlauf, der rund zehn Stunden dauert, vereinfacht es den Vorgang, alle Enden zu erreichen. Das ist auch notwendig, denn nur dadurch lassen sich die neuen Inhalte freischalten.

Dabei handelt es sich um vier Epiloge, die die Ereignisse nach den jeweiligen Enden darstellen. Alle davon verfügen über die gewohnte Qualität und geben dem Spieler einen Einblick in die weiteren Ereignisse, was dringend notwendig war. Die Enden sind zwar gut, lassen aber einige Fragen offen, die im Kontext der Epiloge nun sinnvoller sind. Das dürfte auch etwas für diejenigen sein, die das Spiel bereits kennen, wobei die Länge der neuen Inhalte nicht unbedingt einen Neukauf rechtfertigt.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Root Letter: Last Answer“ ist eine spannende, nostalgische Geschichte, die den Spieler bis zum Finale fesselt. Das Geheimnis rund um Aya und ihre Klassenkammeraden kommt dabei mit einigen Wendungen daher, während die neuen Epiloge für interessante Einblicke sorgen. Der überarbeitete Stil schreckt im ersten Moment ab, wurde aber bestens implementiert, um die Geschichte auf eine andere Art zu erleben. Wer diese Perle bislang verpasst hat, sollte die zweite Chance definitiv nutzen.

Bisher gibt es drei Kommentare

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  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 27.10.2019, 22:31
    Zitat Zitat von Marco Beitrag anzeigen
    Der ist komplett freiwillig! In den Optionen kann man jederzeit zwischen den Stilen wechseln.
    Super, dann werde ich das komplett im Anime-Stil spielen. Danke für die Info!
  • Avatar von Marco
    Marco 26.10.2019, 18:01
    Zitat Zitat von Starkirby Beitrag anzeigen
    Ich würde das Spiel gerne mal ausprobieren, aber diese realen Bilder des Drama-Modus schrecken mich etwas ab. Muss man den benutzen oder ist das freiwiliig?
    Der ist komplett freiwillig! In den Optionen kann man jederzeit zwischen den Stilen wechseln.
  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 26.10.2019, 18:00
    Ich würde das Spiel gerne mal ausprobieren, aber diese realen Bilder des Drama-Modus schrecken mich etwas ab. Muss man den benutzen oder ist das freiwiliig?