Kaum ein Kartenspiel hat so lange überlebt wie „Yu-Gi-Oh!“. Das liegt sicherlich auch an den noch immer erfolgreichen Anime-Serien, während zahlreiche Turniere und durchgehender Nachschub an neuen Karten die Fans dazu ermutigen, ihre Decks zu perfektionieren. Auch in Videospielform durften die Spieler schon häufig Duelle austragen und nun ist das auch auf Nintendo Switch möglich. Ob „Yu-Gi-Oh! Legacy of the Duelist: Link Evolution” abliefern kann, haben wir für euch herausgefunden.
Der Anfang des Duells!
Das neueste „Yu-Gi-Oh!“-Spiel könnte kaum klassischer sein. Einmal mehr geht es darum, in Kartenduellen Monster auszuspielen sowie Zauber- und Fallenkarten zu nutzen, um die Lebenspunkte des Gegners durch Angriffe sowie Effekte auf null zu bringen. Das Regelwerk ist zugleich komplex als auch sehr zugänglich, sodass sich auch Neulinge schnell einarbeiten können. Die erste Station ist natürlich das ausführliche Tutorial, in dem alle Mechaniken detailliert erklärt werden. Zumindest gilt das für Neulinge, denn wer sich noch grob an das Regelwerk erinnern kann, darf direkt in die Kampagne einsteigen.
Ein umfangreiches Duell
Im Einzelspieler-Modus darf sich der Spieler durch die insgesamt sechs Serien kämpfen und dabei sogar selbst entscheiden, mit welcher er anfangen möchte. Passenderweise beginnt die erste mit einem Duell zwischen Yugi und Kaiba, wobei die wohl erfreulichste Mechanik deutlich wird. Das entsprechende Regelwerk von damals wird nämlich angewandt, sodass der Spieler Karten wie „Topf der Gier“ und auch „Überläufer“ ins Deck aufnehmen darf. Wer es völlig traditionell möchte, muss sich gar kein eigenes Deck bauen, sondern darf in jeder Mission die nutzen, die von der Serie inspiriert wurden.
Leider ist die Einbindung der Geschichte fragwürdig. Die Hintergründe sind schön gezeichnet, doch die Charaktere bleiben lediglich Standbilder. Derweil sind die Texte das wahre Problem, denn der Text ist mitunter rechtsbündig, wenn der Charakter auf der rechten Seite spricht, was für einige Leser durchaus schmerzhaft sein kann. Auch die Qualität der Übersetzung ist enttäuschend, denn neben offensichtlichen Rechtschreib- und Grammatikfehlern wurden einige Begriffe gar nicht erst übersetzt. Zudem wurden einige Sätze sehr frei übersetzt, sodass sie im Kontext entweder keinen Sinn ergeben, oder nicht so klingen, als ob die Helden und Schurken der Vorlage diese aussprechen würden.
Lehrreiche Duelle
Ansonsten sind die Duelle sehr unterhaltsam und dürften sehr lange beschäftigen, da fast jede Kampagne rund 30 Duelle beinhaltet. Wer diese absolviert, schaltet Punkte für den Shop, neue Decks sowie Charakterbilder frei. Es lohnt sich sogar, die Duelle zu wiederholen, denn dank entsprechender Option darf der Spieler dann die Rollen tauschen und dem ursprünglichen Gegner zum Sieg verhelfen. Lediglich die „VRAINS“-Geschichte ist mit lediglich drei Missionen viel zu kurz ausgefallen und sorgt dafür, dass die dort eingeführte Mechanik für Neulinge etwas zu kryptisch bleibt.
Dennoch eignen sich die Geschichten bestens dafür, neue Regelwerke zu lernen. Wer das Spiel aus seiner Kindheit kennt, allerdings wenig Ahnung von XYZ-Monstern oder Link-Beschwörung hat, wird ausführlich an diese Konzepte herangeführt. Im Test ergibt sich dadurch ein wundervoller Spielfluss, der durchweg motiviert. Zusätzlich gibt es Duellanten-Herausforderungen, in denen weitere Duelle ausgetragen werden, sowie die Battle Packs, bei denen erst Karten gekauft und fortan in ein Deck umgebaut werden. Diese sehr zufälligen Kämpfe sorgen für gute Unterhaltung, auch wenn es immer wieder das klassische Problem gibt. Insbesondere in der Geschichte sind einige Duelle nicht zu gewinnen, wenn man die vorgefertigten Decks auswählt, da der Gegner mit Glück direkt seine stärksten Monster ausspielt, während man selbst keine Gegenmaßnahmen besitzt. Doch auch das gehört zum klassischen Phänomen und kann durch eigene Decks umgangen werden.
Zögernde Duelle
Die Einzelspieler-Inhalte sind derart umfangreich, dass Spieler alleine hier zahlreiche Stunden verbringen können und Solisten definitiv zuschlagen können. Leider bedarf das auch einiges an Geduld, denn das Tempo der Matches ist recht gemächlich, was vor allem an den zahlreichen Einblendungen liegt, sobald Effekte aktiviert werden können, und das teilweise mehrfach pro Zug. Glücklicherweise gibt es nun weniger Animationen, sodass die Wartezeiten verringert werden. Dennoch dürften die Gegner gerne schneller agieren, um die Zeit, in der man nichts machen kann, zu verringern.
Ansonsten gibt es klassischerweise einen Shop, in dem man Charaktere auswählt und fortan zufällige Karten erhält. Es kann lange dauern, alle davon freizuschalten, doch genau darin besteht der Reiz des Spieles, das hunderte Stunden lang beschäftigen kann. Über 9000 Karten sind am Start, was zugleich beeindruckend und erschlagend ist. Glücklicherweise gibt es genug Einstellungen, um nach bestimmten Kartentypen zu suchen, sodass die Suche nicht allzu viel Zeit in Anspruch nimmt.
Duell um die Welt
Natürlich gibt es auch einige Online-Modi. Egal ob Rangliste oder eine eigene Lobby mit anpassbarer Rundenzeit sowie Lebenspunkten, hier dürften viele Fans glücklich werden. Einzig die sichtbare Verzögerung, die höchstwahrscheinlich an den Servern liegt, stört den Spielfluss noch stärker als im Einzelspieler-Modus. Interessanterweise ist dieses Problem im lokalen Spiel mit zwei Konsolen deutlich weniger präsent. Ansonsten müssen sich Fans lediglich damit abgeben, dass es nur Ranglisten für das aktuelle Regelwerk gibt, sodass einige der Karten schlichtweg nicht benutzt werden dürfen oder stark limitiert wurden – was die Runden gleichzeitig fairer gestaltet.
Schreckliches Duell?
Optisch ist das Spiel simpel gehalten. Die Hintergründe wechseln sich angenehm voneinander ab, sind aber nicht spektakulär geraten, damit das eigentliche Spielfeld immer im Fokus bleibt. Die Karten hingegen sehen erstklassig aus, und die Benutzeroberfläche ist gerade noch übersichtlich genug, um nicht überladen zu wirken. Einige Spieler haben allerdings von Abstürzen im Online-Modus berichtet, die uns glücklicherweise nicht begegnet sind. Der Soundtrack ist derweil völlig zu vernachlässigen, denn keines der Musikstücke kommt über Fahrstuhlmusik hinaus.
Bisher gibt es neun Kommentare
Was denn los bei dir? ^^' Ist mir beides noch nicht passiert.
(Bin aber auch erst im Battle City-Arc angekommen. Keine Ahnung wie weit du bist.)
Online hab ich noch nicht gespielt, aber Abstürze gibt es auch Offline sehr viele. Ich bekomme jeden Tag mindestens einen Totalausfall im Story Modus und das muss echt gepatcht werden.
Von der deutschen Übersetzung hab ich gehört, aber ich spiele eh auf Englisch.
Ob das für ambitionierte YGO-ler eine gut zu führende Software ist, kann ich nicht beurteilen (Decks bauen ist schon etwas friemelig), aber ich hab auf jeden Fall meinen Spaß damit. Es gibt super viele Karten, die Geschichte lässt einen schon ein bisschen in Erinnerungen schwelgen und aus technischer Sich ist es zumindest zweckdienlich, wenn auch etwas lieblos.