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Harveys Neue Augen

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Harveys Neue Augen

Leider dauert es noch einige Wochen, bis das Remake des legendären Adventure-Hits „Edna bricht aus“ für Nintendo Switch erscheint. Interessanterweise dürfen Fans den Nachfolger bereits genießen, denn „Harveys Neue Augen“ steht zum Download bereit. Wieso das Werk aus dem Hause Daedelic auch heute noch begeistert, verraten wir im Test.

Edna bricht ein?

Diesmal geht es nicht etwa um Edna, die aus einer Psychatrie flieht, sondern um die Klosterschülerin Lilli. Diese ist das Sinnbild eines braven Mädchens, obwohl die durchaus finstere Gedanken hat, die meist vom sehr präsenten Erzähler detailliert berichtet werden. Zudem ist sie sehr tollpatschig und aufgrund ihrer Art nicht nur bei Mitschülern, sondern auch der Oberin unbeliebt. Glücklicherweise hat sie eine Freundin – denn Edna ist überraschenderweise in dem Kloster untergetaucht und stellt allerlei Schabernack an, den meist Lilli ausbügeln muss.

Als der Oberschurke des Vorgängers plötzlich auftaucht, muss Edna fliehen, doch Lilli will ihre einzige Freundin natürlich schützen. Leider gerät sie selbst ins Kreuzfeuer und wird mit der Stoffpuppe Harvey vereint, die allerdings zur Hypnosemaschine verkommen ist. Natürlich ist Lilli nicht dumm und versucht, sich der Manipulation zu entziehen, Edna zu retten und selbst aus der persönlichen Hölle zu fliehen.

Schwarz und trocken

Der Humor wird in jeder Sekunde großgeschrieben. Das liegt allen voran am Erzähler, der vor allem deshalb häufig spricht, weil Lilli selbst gar nicht die Gelegenheit dazu erhält. Der schwarze, trockene Humor ist schlichtweg großartig und sorgt für dauerhafte Lachanfälle, selbst wenn einige Referenzen mittlerweile veraltet sind. Doch auch die Charaktere, egal ob Harvey, Edna oder die Oberin zeigen sich von ihrer besten Seite und verwickeln Lilli in Dialoge, die über die gesamte Länge begeistern. Dabei ist das Spiel stets bitterböse und hat keine Angst davor, kleine Tabus zu brechen.

Auch die Szenen selbst sind häufig so abgedreht, dass man alleine dank Bildern lachen muss. Insbesondere die surrealen Kulissen beweisen die Kreativität der Macher, die aus dem simplen Zeichenstil das beste herausholen. Leider werden diejenige, die „Edna bricht aus“ nicht gespielt haben, stark Benachteiligt. Trotz neuer Protagonistin werden Handlungsfäden fortgesetzt und zahlreiche Referenzen sowie Charaktereigenschaften fallen flach und uninteressant aus, wenn man die bisherige Handlung nicht kennt. Das macht die Veröffentlichungsreihenfolge leider besonders fragwürdig.

Verrückte Rätseleien

Was das Gameplay angeht, wird klassische Point and Click-Adventurekost geboten. Lilli steckt Items ein, kombiniert diese oder setzt sie an passenden Stellen ein, um Rätsel zu lösen. Glücklicherweise kommt es bis auf eine Ausnahme nicht zu Momenten, in denen man die Logik des Spieles hinterfragen muss. Das liegt an der perfekten Darstellung der Welt, denn sobald man diese versteht, sind auch die einzelnen Rätsel in sich logisch. Natürlich kommt gewaltiger Spielspaß auf, wenn Lilli ihre Aufgaben bewältigen soll, dabei aber noch größeres Chaos anrichtet. Wer nicht weiß, wie es weiter geht, darf sich derweil mit den Charakteren unterhalten, die häufig Hinweise geben, ohne direkt die Lösung zu verraten.

Im späteren Verlauf werden die Aufgaben noch kreativer, denn Hypnose-Harvey versucht, jegliches Fehlverhalten von Lilli zu unterbinden. In den besten Szenen des Spieles, die wir nicht vorwegnehmen wollen, müssen diese Regeln umgangen werden, wobei Köpfchen gefragt ist. Es kann stets nur eine Regel außer Kraft gesetzt werden, somit müssen die Szenen analysiert werden, um die Auswege zu erschließen.

Verpasste Chance Nummer zwei

Leider wurde erneut eine große Chance verpasst: Es gibt keine Touchscreen-Steuerung für den Handheld-Modus. Somit muss der Spieler Lilli mit dem linken Stick steuern, während die interagierbaren Objekte angezeigt werden. Wer alle davon sehen möchte, darf den linken Stick reindrücken, insgesamt fühlt sich diese Steuerungsmethode aber nicht perfekt an.

Ansonsten sind sowohl die Synchronisation als auch der Soundtrack perfekt geraten. Insbesondere auf dem Bildschirm von Nintendo Switch sieht das Bild derweil scharf auf, während keinerlei Bugs oder andere Fehler im Test aufgekommen sind.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Harveys Neue Augen“ ist auch heute noch ein erstklassiges Adventure-Spiel, das durch seinen einzigartigen Humor besticht. Auch die Rätsel sind wunderbar kreativ geraten und sorgen für angenehme, gleichzeitig aber nicht unfaire Kopfnüsse. Bis auf die Steuerung ist die Portierung auf Nintendo Switch bestens geglückt. Lediglich die Reihenfolge der Veröffentlichung ist fragwürdig, schließlich lässt sich das Spiel erst dann komplett genießen, wenn man „Edna bricht aus“ kennt.

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