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Forager (eShop)

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Forager (eShop)

„Forager“ ist auf den ersten Blick ein typisches Indie-Spiel, in dem man Ressourcen abbaut, neue Objekte erschafft und immer stärker wird. Die Beschreibung darauf zu begrenzen würde dem Titel aber nicht gerecht werden, selbst wenn der Ersteindruck genau dies bestätigen würde. Nach der ersten halben Stunde entfaltet sich ein Indie-Titel, der süchtig macht und einen erst dann loslässt, wenn der größte Kritikpunkt einsetzt. Welcher das ist, verraten wir im Test.

Erster Schritt: Die einsame Insel

Zu Beginn gibt es in „Forager“ nicht viel zu tun. Ohne eine Rahmenhandlung landet der namenlose Held auf einer Insel, auf der es Bäume, Steine und Mineralien gibt. Zuerst muss der Spieler deshalb mit der Spitzhacke Steine abbauen, um einen Ofen zu bauen und Holz in Kohle zu verarbeiten. Und auch das Eisen muss geschmolzen werden, damit man eine Schmiede erstellen kann, mit der sich wiederum Ausrüstung verbessern lässt. Anschließend lassen sich die Materialien schneller abbauen und aus den vorher mühseligen Vorgängen wird ein kurzes Vergnügen, um weitere Gegenstände, Gebäude und Ausrüstungsgegenstände zu erzeugen.

Das allein würde schnell langweilig werden, doch der Held erhält für viele Aktionen Erfahrungspunkte, um im Level aufzusteigen. Das verbessert nicht die Statuswerte, dafür gibt es einen Fertigkeitspunkt, mit dem sich auf einem Brett eine von vier Verbesserungen auswählen lässt. Je nachdem, was man davon wählt, erhält der Spieler Münzen, darf Glas und Stahl erzeugen, Feen finden oder weitere Ressourcen abbauen. Genau so werden die Möglichkeiten erweitert, denn nach wenigen Sekunden erscheinen stets neue Bäume, Steine und weitere Ressourcen, die der Spieler freigeschaltet hat.

Zweiter Schritt: Expansion

Egal, wie ambitioniert der Spieler ist, auf der kleinen Insel lässt sich nicht viel erreichen. Gold ist zu diesem Zeitpunkt die wichtigste Ressource und lässt sich in Münzen verarbeiten, mit denen man ein angrenzendes Feld kaufen kann, woraufhin eine weitere Insel entsteht. Auch das schaltet neue Gegenstände frei, und sogar die ersten Feinde, die ebenfalls nach ihrem Tod Ressourcen fallen lassen. Sogar Hühner tauchen auf, die neben ihrem Fleisch auch Eier abgeben. Jede Aktion der Hauptfigur verbraucht eine grüne Leiste, die über Nahrung aufgefüllt wird. Wer effektiv sein will, baut eine Mühle, um Käse oder Mehl herzustellen, und an einer Kochstelle Pizza zu backen oder Spieße zu grillen.

Man merkt es schon: „Forager“ erweitert sich ständig. Mit jeder neuen Insel, mit jedem Levelanstieg und mit jedem neuen Ausrüstungsteil können mehr Ressourcen abgebaut und Items hergestellt werden. Beeindruckend ist vor allem das Spieltempo, denn man muss nie lange warten, bis es etwas neues zu tun gibt. Selbst, wenn man an Stationen warten muss, bis Barren geschmolzen sind, gibt es stets genug andere Aktivitäten, denen man in der Zeit nachgehen kann. Vor allem beeindruckend ist der eigene Fortschritt. Anfangs benötigt der Spieler noch fünf Schläge gegen einen Baum, um ihn zu fällen. Nach 13 Stunden fällt er nach bereits einem Schlag – zusätzlich gibt es eine Explosion, bei der alles in der Umgebung gesprengt wird. Entsprechende Konstruktionen sorgen sogar dafür, dass automatisch gearbeitet wird. Jedes Gebäude und jede Fähigkeit ist deshalb nützlich, um die eigene Produktion exponentiell zu verbessern. Müht man sich anfangs noch ab, 100 Münzen zu erlangen, hat man nach zehn Stunden keine Probleme, tausende in wenigen Sekunden zu erhalten.

Dritter Schritt: Auf ins Abenteuer

So unterhaltsam das Abbauen und Verbessern auch sein mag, als alleiniges Spielziel wäre das nicht gut genug, um „Forager“ zu tragen. Die einzelnen Inseln werden zum Highlight, denn sie kommen mit zahlreichen Rätseln daher. Mal müssen Schalter in der richtigen Reihenfolge betätigt werden, mal tauchen Hinweise auf, die man erst für andere Inseln gebrauchen kann. Jede davon bietet unterhaltsame Aufgaben, die meist mit Edelsteinen belohnt werden. Seltener gibt es auch eine Kugel, durch die sich Angriffskraft, Lebens- sowie Ausdauerleiste erhöhen lässt. Auch einige NPCs lassen sich regelmäßig blicken, denen man Gegenstände bringen muss, während ein Museum dafür belohnt, wenn man bestimmte Items spendet. Und dabei kratzen wir nur an der Oberfläche: Zaubertränke, Begleiter und noch mehr warten darauf, vom Spieler entdeckt zu werden.

Die großen Highlights kommen in Form von Tempeln daher, die an „The Legend of Zelda“ erinnern. Der Held kämpft sich nicht nur durch diese, sondern muss auch viele Rätseln lösen, die leider zu leicht geraten sind, sie aber bis auf eine Ausnahme nicht weniger unterhaltsam machen. Zudem gibt es dort neue Waffen – egal ob Blitzstab oder Feuerstab, mit diesen lassen sich weitere Rätsel lösen, um zu den ebenfalls leicht geratenen Boss-Kämpfen zu gelangen. Weiterhin lassen sich die neu gewonnenen Items auch in der eigentlichen Welt nutzen, sodass sich ihre Nützlichkeit nicht nur auf die Tempel beschränken. Jede neue Insel wird zu einem Highlight und der Spieler freut sich, die Geheimnisse aufzudecken und neue Möglichkeiten zu erhalten, die Inseln zu bebauen und die Ausrüstung zu verbessern. Leider gibt es lediglich vier Biome, was für die relativ kleine Welt angemessen ist.

Schritt vier: Die ewige Ruhe

Leider ist „Forager“ niemals eine Herausforderung. Selbst, wenn der Spieler alle Herzen verlieren sollte, startet er wieder an dem Ort, an dem er gestorben ist. Durch die später automatischen Abläufe erhöht sich zudem die Wartezeit nach rund zehn Spielstunden – egal ob beim Schmelzen oder Verarbeiten von Stoffen. Im Test war die gesamte Karte nach 14 Stunden aufgedeckt und obwohl dann auch noch Ausrüstung verbessert und das Museum gefüllt werden musste, nahm die Motivation schlagartig ab. Vorher war es kaum möglich, die Konsole aus den Händen zu legen, und obwohl der Spielspaß enorm ist, entwickelt sich das Finale zur Arbeit. Sobald keine Rätsel oder konkrete Spielziele geboten werden, verliert „Forager“ seine Faszination.

Schritt fünf: Eine rosige Zukunft

Glücklicherweise ist das dem Entwicklerteam bewusst und sie nehmen die Kritik ernst. Bereits im Hauptmenü gibt es einen gesonderten Punkt für die Roadmap, in der sechs Updates versprochen werden. Das erste wird das Farmleben einbringen, das zweite soll die leider unspektakulären Kämpfe rundum überarbeiten. Käufer von „Forager“ dürfen sich also auf regelmäßige Verbesserungen und Neuerungen freuen, die hoffentlich die Kritikpunkte komplett entfernen.

Schritt sechs: Die Präsentation

Der optische Stil ist simpel gehalten, kann aber durch kräftige Farben sowie zahlreiche Effekte überzeugen. Insbesondere, wenn 30 Feinde gleichzeitig explodieren und Materialien fallen lassen, wird der Vorteil der Optik eindeutig. Die Bildrate kann in diesen Momenten ordentlich fallen, das stört aber glücklicherweise nicht, da sie im Anschluss wieder ansteigt. Das größte Problem ist im Eispalast aufgetreten, in dem das Spiel in Zeitlupe abläuft, je mehr Lichtstrahlen der Spieler weiterleitet. Dadurch wird das eigentlich gute Rätselkonzept zur Qual und man freut sich, sobald man wieder das Tageslicht erblickt. Die Musik ist derweil angenehm, aber auch unspektakulär. Die Soundeffekte sind da schon besser geraten und ordentlich wuchtig. Die größte Überraschung stellt die HD-Vibration dar, die sehr nuanciert geraten ist, unterschiedlich stark ausfällt und sogar Töne erzeugt.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Forager“ ist ein echter Hit. Das süchtig machende Spielkonzept bietet dermaßen viele Möglichkeiten, sodass niemand die Konsole zur Seite legen kann und stattdessen immer mehr Materialien abbaut, um jede Insel erforschen zu können. Die Kombination mit netten Rätseln und kleinen Kämpfen ist unterhaltsam, auch wenn diese keine Herausforderungen darstellen. Leider schwindet nach 15 Stunden die Motivation, da man ab diesem Moment allen voran warten muss und kaum noch Spielziele geboten werden. Die kommenden Updates versprechen glücklicherweise, hier Abhilfe zu schaffen.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von Karltoffel
    Karltoffel 08.09.2019, 19:53
    Ein ziemlich schlimmes Spiel... Nach meinem ersten Abend hatte ich Forager-Albträume, in denen ich meine Arbeit nicht mehr geschafft habe, weil mein Schreibtisch mit kleinen Bäumen und Steinen zuwucherte.