Überraschenderweise sind Strategie-Spiele bestens in der Virtuellen Welt vertreten und werden mit entsprechenden Erfolgen belohnt. Das hat auch das Team von Futurlab erkannt, das mit „Mini-Mech Mayhem“ bereits sein zweites VR-Spiel nach „Tiny Trax“ veröffentlicht hat. Wieso die kurzweiligen Matches bestens unterhalten, verraten wir euch im Test.

Ausführlicher Einstieg

Bevor es an das richtige Spiel geht, sollte man eine halbe bis eine ganze Stunde Vorbereitungszeit einplanen, denn das Tutorial sollte die Anlaufstelle für jeden sein. Hier wird auch schon das Spielprinzip erklärt: Auf einem aus Quadraten bestehenden Spielfeld müssen sich bis zu vier kleine Roboter gegenseitig besiegen. Jeder von ihnen hat nur drei Lebenspunkte; sollte man also entsprechend oft verletzt oder in einen Abgrund gestoßen werden, erhält der Gegner einen Stern – bei drei davon ist das Spiel vorbei. Der Clou daran ist aber, dass die Runden hier anders definiert werden als bei der Konkurrenz.

Bevor nämlich etwas geschieht, wählen alle Spieler ihre Aktionen für drei Runden aus. Diese werden in Bewegungen und Angriffe per Schusswaffe eingeteilt, sodass man sich überlegen muss, welche Aktionen wohl den meisten Sinn ergeben. Zwar ist es attraktiv, Sterne auf dem kleinen Spielfeld direkt einzusammeln, wenn sie erscheinen sollten, doch wird man dadurch auch zum Ziel für seine Feinde. Haben alle ihre Aktionen ausgewählt, werden diese nicht in einer festen Reihenfolge ausgeführt – deshalb ergibt es wenig Sinn, Feinde direkt ins Visier zu nehmen. Stattdessen müssen die Spieler erahnen, was die Gegner wohl als nächstes machen, und hoffen, dass ihre eigenen Strategien nicht zu offensichtlich werden. Egal was man macht, alles verbraucht Punkte, und je weniger Punkte man ausgibt, desto eher landet man in der Reihenfolge.

Der Schein trügt

Diese Systeme sind deutlich komplexer, als es den Anschein hat. Zum Beispiel darf man einzelne Körperteile anvisieren, den Feinden Schaden zufügen, sie zurückstoßen oder vielleicht sogar drehen, wodurch ihre Aktionen völlig umgekrempelt werden müssen. Zudem lassen sich stets Boni aktivieren, die den Gegnern schaden oder zum Beispiel zulassen, dass die eigenen Angriffe stärker sind. Hinter dem anfangs sehr simplen Prinzip steckt deshalb ein fokussiertes Strategie-Spiel, dessen Tiefe durchaus überwältigen kann. Sobald man merkt, dass sich keine Aktion in einer Runde wiederholen lässt, wird eine weitere Ebene zur Planung hinzugefügt.

Selbst nach dem sehr ausführlichen Tutorial, in dem man leider nach einer Mission stets wieder ins Hauptmenü befördert wird statt zur nächsten Aufgabe, hat niemand die Strategien verinnerlicht. Stattdessen sollte man einfach die Runden starten und aus den eigenen Fehlern lernen. Das hört sich trocken an, entpuppt sich aber als wunderbares Erfolgsgefühl, wenn man vorher selbst begangene Fehler bei Feinden sieht und diese direkt ausnutzen kann. Zudem ist der Verlauf einer Runde überhaupt nicht vorhersehbar und selbst, wenn ein Spieler kurz vor dem Sieg steht, kann sich das Blatt mit ein wenig Glück und Vorausplanung wenden.

Bestens für VR geeignet

Obwohl man hier nichts direkt steuert, sondern nur Schaltflächen betätigt und auswählt, eignet sich das Spiel bestens für VR. Das Spielfeld ist futuristisch, man sieht die Spieler an den entsprechenden Seiten der Tische sowie ihre Bewegungen und die Umgebung ist schön und detailreich gestaltet. Vor allem die Animationen der Mechs sehen großartig aus und würden nicht derart liebevoll am TV herüberkommen. Man kann sie sogar anpassen, wenn man im Online-Rang aufsteigt.

Derweil empfehlen wir definitiv die Move-Controller. Zwar lässt sich das gesamte Spiel per DualShock 4 steuern, das macht das Spiel aber insgesamt passiver und bringt weniger Immersion. Obwohl sich die Avatare und Mechs bestens anpassen lassen, ändert sich die Optik des Spielfeldes leider nie, ebenso wie die Umgebung. Dafür ist alles dermaßen perfekt umgesetzt, dass man auf diese Art von Vielfalt gerne verzichten kann. Es gab im gesamten Testzeitraum keinen einzigen Bug oder visuellen Fehler, was in VR-Spielen eher selten ist und für das Talent des Teams spricht.

Glücksspiel?

Leider gibt es keine Kampagne, durch die man spielen könnte. Auch die Kämpfe gegen die KI können nicht lange unterhalten und bieten nur wenige Einstellmöglichkeiten. Deshalb sollte jedem Käufer vorher bewusst sein, dass „Mini-Mech Mayhem“ eindeutig ein Mehrspieler-Titel ist, dessen Online-Modus der größte Fokus bleibt. Gegen menschliche Gegner zu spielen, erweckt zudem erst das Potential der verschiedenen Herangehensweisen. Das liegt auch daran, dass sich per Bedienungsfeld Gesichtsausdrücke auswählen lassen, die daraufhin die Kontrahenten sehen. Es ist ebenfalls unbezahlbar zu beobachten, wie jemand wild herumfuchtelt, nachdem er einen Fehler gemacht hat - all das wirkt fast so, als ob man neben Freunden stehen und ein futuristisches Brettspiel genießen würde.

Zudem lässt sich nicht bestreiten, dass das Glück ein entscheidender Faktor ist. Zwar versucht man, möglichst effektiv mit wenigen Punkten zu agieren und die Gegner zu lesen, häufig nützt das aber nichts, wenn man sich genau in die Gefahrenzone begibt und hilflos mit ansehen muss, wie der Plan zugrunde geht, ohne dies vorher erahnen zu können. Das stört nicht unbedingt, dürfte aber für einige Spieler ein Grund sein, nach einigen Partien aufzugeben.