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Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order

Auf der großen Leinwand hat der Doppelschlag aus „Avengers Endgame“ und „Spiderman Far from Home“ die dritte Phase des Marvel Cinematic Universe beendet und die Fans gesättigt zurückgelassen. Comic-Fans mit einer Affinität zu Videospielen hungern aber nach Spieleumsetzungen und erhalten nun endlich den nötigen Nachschub. Während „Marvel's Avengers“ von Crystal Dynamics erst im Sommer 2020 erscheinen wird, können sich Switch-Besitzer schon jetzt mit „Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order“ vergnügen.

Sechs Steine sie alle zu knechten

Die Guardians of the Galaxy fliegen nach einem erfolgreichen Raubzug durch die weiten des Weltalls und stoßen auf einen seltsamen Asteroiden, in denen sich nach näherer Betrachtung ein Schlachtschiff der Kree versteckt hält. Die Neugier treibt die Chaostruppe an Bord und nach Konflikten mit den blauhäutigen Supersoldaten und einer überraschend anwesenden Nebula kommen die Helden hinter das Geheimnis des Schiffes. Dort sollen die sechs Infinity-Steine vor Oberschurke Thanos verborgen werden. Die gewalttätige Argumentationstaktik hat Thanos Handlanger jedoch auf die Spur der Steine gebracht und in letzer Sekunde können die Steine auf der Erde verstreut werden. Aufgabe der Helden ist es nun, die Steine zu sichern und vor dem Mittagessen den intergalaktischen Superschurken zu bezwingen, bevor dieser das gesamte Universum auslöschen kann. Ein typischer Arbeitstag für die „Earth Mightiest Heroes“

Familientreffen in Spandex

Anders als die Spiele der Arkham-Trilogy oder dem letzen Auftritt des Netzschwingers, erzählt „Ultimate Alliance 3“ keine tiefgreifende oder vielschichtige Geschichte. Auch Thanos und die namensgebende Black Order sind eigentlich nur Randfiguren und die Jagd nach den Infinity-Steinen wird durch viele ungünstige Zufälle vorangetrieben. Letztlich ist sie nur Mittel zum Zweck, um möglichst viele Helden und Schurken durch bekannte Handlungsorte des Marvel-Universums zu schicken. Neben Helden wie Ironman und Captain America gesellen sich Spider-Man, Venom, Deadpool und viele weitere bekannte Gesichter. Auch die Schurken geben sich im Minutentakt die Klinke in die Hand. Allerdings wird kein Held in den Vordergrund gestellt, sondern in jedem Level stehen verschiedene Helden und Schurken im Fokus. „Ultimate Alliance 3“ greift auf die etablierten Eigenschaften der zahlreichen Helden und Schurken zurück, die durch diverse Filme oder Serien etabliert wurden. Eine genauerer Charakterisierung findet unterdessen nicht statt.

Die scheinbaren Schwächen der Erzählung schlagen jedoch nicht wirklich zu Buche, denn mit einem leichtfüßigen Ton und dem mittlerweile bekannten Marvel-Humor in Verbindung mit sehenswerten und stilsicheren Zwischensequenzen wirkt die Handlung wie eine lange Folge aus den diversen Zeichentrickserien. Die lieb gewonnenen Comichelden prügeln sich mit ihren Erzfeinden in den zugehörigen Schauplätzen wodurch der großflächige Fanservice für Unterhaltung sorgt. Auch einige eingestreute Nebenfiguren werden bei Fans für ein Schmunzeln sorgen. Für eine gelungene Atmosphäre sorgen auch die Synchronsprecher, von denen einige bereits in der Zeichentrickserie „The Avengers: Earth's Mightiest Heroes“ den Helden ihre Stimme geliehen haben. Auch die übrigen Figuren wurden treffend synchronisiert und stehen den bekannten Stimmen aus dem Cinematic-Universe in nichts nach.  


Bud Spencer wäre Stolz

Die Missionen in den wechselnden Gebieten sind geradlinig und führen ein vierköpfiges Team von Superhelden durch simple Sprungpassagen und Schieberätsel mit zahlreichen Prügelsequenzen im Stil klassischer Beat 'em ups. Die optische Abwechslung und die eingestreuten Geschicklichkeitsaufgaben verhindern, dass sich die Kampfsequenzen zu schnell abnutzen. Die Masse an spielbaren Figuren überzeugt und neben den Superstars wie Ironman oder Thor haben sich auch Miles Morales oder die Filmfreunden eher unbekannte Ms. Marvel dem Team angeschlossen.

Neben einem leichten und schweren Angriff verfügt jeder Held über vier verschiedene Spezialfähigkeiten und einer ultimativen Fähigkeit. Auf dem Papier verfügt das Kampfsystem über wenig Tiefgang, da mit den Angriffstasten lediglich eine Combo ausgelöst werden kann und die Spezialfähigkeiten nicht nahtlos damit verkettet werden können. Das simple Grundkonstrukt des Kampfsystems soll durch die Synergieangriffe aufgefangen werden. Manche Gegner verfügen über eine Schildleiste, die Schaden verhindert. Zwar kann diese Leiste auch mit normalen Angriffen gebrochen werden, durch die Kombination zweier Fähigkeiten werden diese effektiver und schneller geleert. Per Knopfdruck schießt Ironman einen Laser auf das Schild von Captain-America und die Druckwelle richtet höheren Schaden an. Die Kombination der Fähigkeiten bringt zunächst einen taktischen Faktor, doch aufgrund einer geringen Anzahl an verschiedener Gegnertypen wird dieses System auf Dauer überstrapaziert. Die ultimativen Fähigkeiten können die eingeschränkten Kampfmöglichkeiten zumindest optisch auffangen und den Bildschirm effektvoll von Gegnern befreien. Trotz aller spielerischen Mängel entwickelt das Kampfsystem einen ordentlichen Spielfluss und es entsteht ein befriedigendes Machtgefühl in Gestalt seiner Lieblingshelden gemütlich Gegnermassen zu erledigen. 

Böses im Busch

Höhepunkt der Missionen sind die zahlreichen Zwischen-und Bossgegner, die in einem angenehmen Takt auf den Spieler losgelassen werden und eindrucksvoll inszeniert sind. Die Schurken greifen dabei auf bewerte Strategien zurück und der Spieler muss herabfallenden Hindernissen ausweichen, über Laserfallen springen oder nervige Handlanger entsorgen. Auch die dicken Fische des Marveluniversums verfügen über die Schildleiste, sodass sich der Ablauf besonders gegen Ende des Kampfes gelegentlich etwas in die Länge zieht. Allein stehend wäre dieser Aspekt nur ein kleiner Kritikpunkt, doch der Spaßfaktor der Bosskämpfe wird stellenweise durch die unfähige KI der Computerbegleiter behindert. Im Gegensatz zum Spieler sind die übrigen Mitglieder der Superheldentruppe nicht in der Lage den zahlreichen Angriffen der Bossgegner auszuweichen und geben den Löffel ab. Nachdem die beschränkten Wiederbelebungen verbraucht wurden, wiederholt sich dieses Ereignis und in letzer Konsequenz steht der Spieler alleine dem Bossgegner gegenüber. Nur ohne Partner für die Synergieangriffe lässt sich der Schild der Schurken nicht brechen und dementsprechend kein Schaden an ihm anrichten. In solchen Fällen hilft nur der Neustart. 


5% auf alles

Abseits der Kämpfe flankieren verschiedene Rollenspielsysteme die Weiterentwicklung der Charaktere. Gewonnene Erfahrungspunkte können dazu verwendet werden, die Spezialfähigkeiten zu verbessern und etwa den Schaden und ihre Energiekosten anzupassen. Darüber hinaus investiert der Spieler Punkte in einem Talentbaum, um die verschiedenen Attribute der Helden zu verbessern. Obwohl die Talentbäume den relevanten Attributen zugeteilt sind, enthalten sie ähnliche Punkte und nur wenige der Auswahlmöglichkeiten verändern das Gameplay zunächst nur marginal. Allerdings können so die Fortschritte für verschiedene Figuren genutzt werden und ein Nahkämpfer wird nicht nutzlos, nur weil der Spieler zuvor einen Fernkämpfer und den dazugehörigen Talentbaum verwendet hat. Als Kehrseite dieses Vorteils ist der Baum nicht sonderlich spannend, da viele Punkte sich wiederholen und hauptsächlich ein Attribut der Figur anheben.

Mit der Ausrüstung von Energiekristallen sollen der eigene Spielstil weiter ausgeformt werden, doch sind dort ebenfalls nur wenig spannende Effekte vertreten, wodurch die stumpfe Maximierung der Schadenswerte die sinnvollste Alternative bleibt. Daher wird die Verbesserung der Helden nebenbei abgearbeitet und das Spiel vergibt einiges an Potential. Zusätzlich fällt negativ auf, dass einige Attribute und deren Auswirkungen nicht ersichtlich sind und während der Kampagne auch keinerlei Relevanz besitzen. 

Aufgrund dieses Unterbaus schränkt „Marvel Ultimate Alliance 3“ die Charaktervielfalt während der Kampagne ein. Nicht alle Figuren können gleichwertig aufgewertet werden und die übrigen sind für die Kampagne überflüssig. Es wird also schnell nötig, sich auf eine festgelegte Anzahl an Helden zu beschränken oder durch die Wiederholung von Missionen die übrigen Figuren ebenfalls zu verbessern. Das ist Schade, denn eigentlich annimiert der Titel zu einer experimentierfreudigen Teamzusammenstellung. Denn jeder Held gehört zu einer bestimmten Charaktergruppe. Captain America und Ironman sind beispielsweise klassische Avengers und Shield-Agenten. Befinden sich Helden mit den gleichen Eigenschaften im Team gibt es passive Boni auf die Statuswerte. 

Bis zur Unendlichkeit

Abseits der klassischen Kampagne können Spieler ihr Können in dem Infinity-Modus beweisen. Nachdem innerhalb der Level verschiedene Risse gefunden worden, schalten diese Challenge-Modi frei. Mal wollen 200 Gegner in einem Zeitlimit besiegt werden, die Charakterauswahl in einem Kampf wird beschränkt oder während eines Kampfes werden permanent die Lebenspunkte verringert. Die geradlinigen Aufgaben der Hauptstory werden sinnvoll ergänzt und im Angesicht spezifischer Missionen erhalten die gesammelten Energiekristalle und ihre Effekte eine gesteigerte Bedeutung, da die Gruppe gezielt auf die Herausforderungen angepasst werden kann. Als Belohnung für absolvierte Missionen winken neue Kostüme und Charaktere, wodurch die Motivation zusätzlich gesteigert wird.

Avengers Assemble

Die gesamten Inhalte von „Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order“ können nicht nur im Einzelspieler absolviert werden, sondern jederzeit können bis zu vier Spieler gemeinsam spielen. In dieser Form entfaltet der Titel sein gesamtes Potential, denn das einsteigerfreundliche Kampfsystem ist schnell erlernt und geht jedem Spieler schnell in Fleisch und Blut über. Die Abstimmung der Synergiefähigkeiten sorgt für einen ausreichenden Funken Taktik. Zu jeder Zeit können sich im lokalen Modus Spieler anschließen und bequem ihre Controller hinzufügen. Die Steuerung mit einem Joy-Con ist dabei gelungen und ermöglicht ein uneingeschränktes Spielerlebnis. Allerdings lässt sich nicht verhindern, dass man mit weiteren Spielern trotz hervorgehobener Outlines gelegentlich die Übersicht im Effektfeuerwerk verliert. Dazu trägt auch die starre Kamera bei, die versucht immer alle Teammitglieder gleichzeitig im Auge zu behalten und deshalb weit vom Geschehen platziert ist. Nach einer Eingewöhnungszeit kann dieser Makel jedoch gestrichen werden.

Stehen vor Ort keine freundlichen Superhelden zu Verfügung kann eine Online-Lobby aus dem Einzelspieler gestartet werden und ohne Unterbrechung weitergespielt werden. Allerdings verzichtet der Titel auf einen Voice-Chat oder andere Kommunikationsmöglichkeiten, wodurch die Absprache sich gelegentlich etwas problematisch erweist. Zum Testzeitpunkt konnte der Online-Modus noch nicht getestet werden, da sich schlichtweg keine Spieler gefunden haben. 

Nicht-so heldenhafte Kamera

Technisch macht „Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order“ einen ordentlichen Eindruck. Im Handheldmodus wird die Bildrate von 30 Bildern nicht konstant gehalten und nur in den effektreichen Bosskämpfen kann es zu kleineren Einbrüchen kommen. Doch auch im Dock läuft der Titel nicht konstant mit den angepeilten 30 Bildern pro Sekunde und die zahlreichen Effekte zwingen die Bildrate in die Knie. Die visuelle und akustische Qualität ist gegeben und trotz der technischen Einschränkungen können die Umgebungen und ihre Hintergründe überzeugen. Mit flotten und hübschen Animationen werden die Helden ansehnlich in Szene gesetzt.  Der eigentliche Soundtrack wechselt zwischen modernen Rockstücken, die an die aktuellen Fernsehauftritt der Avengers erinnern und leicht überzogenen Elektoeinschüben. Zwiespältig ist ebenfalls der neu eingeführte heroische Kameramodus. Damit wechselt die Kamera von der isometrischen Perspektive in einer schulternahe Einstellung, die den Spieler näher ans Geschehen bringen soll. Im Dock erfüllt diese Einstellung ihre Aufgabe gekonnt und sorgt für ein eindrucksvolleres Spielerlebnis. Im Handheld lässt sich aufgrund des kleinen Bildschirm in den meisten Fällen nur der eigene Charakter erkennen und die Übersicht geht fast vollständig verloren. 

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Marvel Ultimate Alliance 3: The Black Order“ kann mit seinen Schauwerten und einer gehörigen Portion Fanservice punkten. Das einsteigerfreundliche Kampfystem ist solide und die Rollenspielelemente erfüllen ihren Job, ohne herauszustechen. Über weite Strecken trägt die gelungene Präsentation das simple Gameplay und besonders für Freunde des kooperativen Spiels ist der Titel auf jeden Fall einen Blick wert. Die wankelmütig Technik trübt den soliden Eindruck jedoch gelegentlich.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Thestalos
    Thestalos 19.07.2019, 12:00
    ich muss ehrlich gestehen, dass die Framedrops mir nicht stark aufgefallen sind. Bei einigen Bosskämpfen geht die in die Knie aber im lokalen Coop hielt es sich für mein empfinden in einem ordentlichen Rahmen. Nach den ersten negativen Eindrücken aus trailern war ich da doch etwas überrascht. ggf hat sich da die bewertung etwas verzerrt.

    Ps: werde dann mich nochmal mit vier leuten dransetzen und dann den Text abändern. Hoffe der Rest von dem Review war aber hilfreich.
  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 19.07.2019, 11:49
    aktuell immerhin 74 Metascore
    kurz zur technischen Seite :
    technisch sicher kein Meisterwerk und auch digital foundry sagt das man technisch hier auf early 360 Niveau fightet
    während ein Diablo 3 mit meist smoothen 60fps glänzt ruckelt es hier mit nicht selten) unter 30 fps rum :( . selbst wenn es auf 540p dropped läuft es nichtmal gut . schwach Team Ninja !
    also ruft eure Kumpels an und sagt ihnen die spaßige Superhelden Gaudi kann nach 1-2 Patches stattfinden . aber bitte noch etwas warten