Nelly Cootalot: The Fowl Fleet (eShop)

„Nely Cootalot: Spoonbeaks Ahoy!“ erschien 2007 kostenlos im Internet und erfreute sich einer großen Beliebtheit. Der simple Zeichenstil kam gut an, doch auch die lustige Handlung konnte Spieler überraschen. Ein Nachfolger wurde lange gewünscht, doch erst 2013 starteten die Macher eine Kickstarter-Kampagne und veröffentlichten 2016 endlich „Nelly Cootalot: The Fowl Fleet“. Nun erscheint der Titel auch für Nintendo Switch, weshalb wir die junge Piratin auf ihrem Abenteuer begleitet haben.

Piraten!

Die Geschichte dreht sich ganz um Piratin Nelly. Eigentlich möchte sie Abenteuer auf dem Meer erleben, stattdessen sitzt sie auf dem Schiff Unzustellbar fest und erledigt dort langweilige Aufgaben. Als ihr aber plötzlich der Geist von William Bloodbeard erscheint, Vögel verschwinden und der böse Whitebeard versucht, eine eigene Armee aufzustellen, muss sich die junge Frau in ein Abenteuer stürzen, das das Schicksal der Weltmeere bestimmt.

Die Geschichte an sich ist durchaus gelungen. Das liegt hauptsächlich an Nelly, die eine wunderbar frische Protagonistin ist. Es gibt keine zynisch sarkastischen Sprüche, und ihr geht es auch nicht darum, Leute zu beleidigen. Sie ist lediglich eine Abenteurerin, die das Leben genießt. Manchmal agiert sie sogar naiv, doch genau das macht ihren Charakter aus. Anstatt laut loszulachen ertappt sich der Spieler immer wieder beim Lächeln. Hier wird keine große Komödie aufgetischt, sondern ein schönes Feel Good-Adventure.

Charaktere oder Handlung?

Ansonsten läuft die Handlung sehr typisch ab. Immer wieder bewegt sich der Spieler durch kunterbunte Orte und trifft auf haufenweise Charaktere, die alle wunderbar überzeichnet sind. Jedes Gespräch beinhaltet lustige Momente oder nützliche Hinweise. Obwohl viele Wortwitze im Spiel sind, wurden diese gelungen in die deutsche Sprache übersetzt, obwohl die englische Variante dank Tom Baker als sprechender Vogel ein starkes Argument für den Originalton ist.

Etwas schwächer ist leider das Pacing. Häufig geht es nämlich um die kleineren Abenteuer, in die Nelly gestürzt wird. Dabei hilft sie den zahlreichen Personen und ignoriert deshalb häufig die Hauptaufgabe. Leider bedeutet das, dass die Haupthandlung häufig im Hintergrund abläuft und durch Szenen erzählt wird, an denen Nelly gar nicht beteiligt ist. Dafür ist das Ende ein wahres Fest und wird niemanden enttäuscht zurücklassen.

Angenehm einfach

Eine große Herausforderung erwartet niemanden in „Nelly Cootalot: The Fowl Fleet“. Anstatt zu pointen und zu clicken, steuert der Spieler die Heldin mit dem linken Stick und wählt ihr nahe stehende Objekte mit dem rechten Stick aus. Leider funktioniert das nicht immer tadellos, denn es ist anfangs nicht unbedingt ersichtlich, welche Bewegungen den passenden Gegenstand auswählen. Ansonsten läuft das Prinzip simpel ab, denn Nelly kann sich Objekte anschauen, sie nehmen oder auch aus dem Inventar heraus nutzen.

Die Rätsel selbst sind durchweg kreativ gestaltet, bis auf wenige Ausnahmen allerdings ein Spaziergang für alle, die sich häufiger im Genre bewegen. Wahre Kopfnüsse gibt es keine, und die einzigen Momente, in denen man etwas stockt, sind diejenigen, in denen man über die Ingame-Logik nachdenken muss. Sollte man doch einmal nicht weiter wissen, ergeben meist die Gespräche mit den bunten Charakteren die Lösung. Das ist aber gar keine Kritik, denn das Spiel hat einen dermaßen angenehmen Ton, dass das angenehme Gameplay sich bestens in das Gesamtpaket einfügt.

Interessanter Mix

Zugegeben, der Grafikstil ist etwas gewöhnungsbedürftig, die gezeichnete Art wächst einem aber schnell ans Herz. Flächen, die nicht sauber ausgefüllt wurden oder auch unproportionale Charaktermodelle sehen durchweg toll aus und wirken einzigartig. Lediglich einige 3D-Elemente passen nicht zum Rest, diese kann man aber getrost ignorieren. Ansonsten wird ein toller Soundtrack geboten, der ordentlich Stimmung aufkommen lässt. Auch technisch gibt es keinerlei Probleme, sobald man sich an die Steuerung gewöhnt hat.