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Graveyard Keeper (eShop)

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Graveyard Keeper (eShop)

Spiele wie „Animal Crossing“, „Stardey Valley“ oder „A Time at Portia“ fesseln unzählige Spieler. Die bunte Mischung aus Sammeln, Bauen, seichten Rollenspielelementen und dem ständigen Fortschritt laden zu kurzen Sessions oder stundenlangen Abenteuern gleichermaßen ein. In dieses Muster passt auch der „Graveyard Keeper“. Ob der sich durch sein ungewöhnliches Setting abgrenzen kann, klären wir im Review. 

Toller Feierabend

Der Protagonist quält sich durch einen nervenaufreibenden Arbeitstag und nur das Foto seiner Liebsten kann die nötige Motivation entfachen. Nach dem Feierabend nur noch schnell nach Hause, um den erfreulichen Teil des Tages einzuleiten. Doch wer kennt es nicht, auch nach der Arbeit nerven immer wieder Dinge wie eine verspätete Bahn. Oder wie in diesem Fall der unglücklich eintretende Tod. Doch der Held der Geschichte findet sich nicht im Jenseits wieder, sondern wacht in einer mittelalterlich anmutenden Welt auf. Eine nebulöse Stimme informiert ihn, dass er nun den örtlichen Friedhof verwalten muss, um eine Chance auf eine Rückkehr zu seiner Frau zu haben. 

Dunkles Mittelalter

Auf seiner Suche nach Antworten trifft der Verwalter wieder Willen auf einen selbstverliebten Bischof, den sprechenden Totenkopf Gary, einen kommunistischen Esel und viele weitere illustre Gestalten. „Graveyard Keeper“ nimmt sich zu keinem Zeitpunkt Ernst und parodiert zahlreiche Klischees aus Fantasy oder Mittelalter-Rollenspielen und punktet mit einer kräftigen Portion schwarzen Humor. Da kann man es verzeihen, dass die eigentliche Geschichte eigentlich vollkommen irrelevant ist und nur als Vehikel für diverse Fortschrittsysteme fungiert. 

Arbeit, Arbeit

Die Rückkehr zur holden Maid hat zwar höchste Priorität, doch wollen erst unzählige Aufgaben für diverse Figuren erledigt werden, damit dieses Ziel erreicht werden kann. Genretypisch greifen dabei nun zahlreiche Abläufe ineinander über. 

In dem gestaffelten Wochenplan erhält der Friedhof regelmäßige Lieferungen von frischen Leichen. Diese können nun im Leichenschauhaus verarbeitet werden, um Fleisch und andere nützliche Materialien wie Knochen zu erhalten. Nach erledigter Fledderei müssen die Überreste auf dem Friedhof beerdigt werden. Damit der nicht heruntergekommen aussieht, können diverse dekorative Elemente wie Blumen oder Grabsteine aufgestellt werden. Das kommt auch dem Bischof entgegen, denn dieser wollte vom frisch gebackenen Friedhofswächter, dass der Friedhof verschönert wird. Grabsteine oder Dekoelemente müssen natürlich erst hergestellt werden. Also werden Ressourcen gesammelt und Produktionsstätten errichtet, um die nötigen Gegenstände herzustellen. Doch auch das Fleisch von den Leichen kann im örtlichen Laden verkauft werden. Dafür braucht man jedoch erst einen Stempel, den es wiederum erst gibt, wenn der Friedhof aufgewertet wurde. Die Aufgabenstellungen sind selten innovativ oder spannend, sie signalisieren nur den erforderlichen Fortschritt, auf den der Spieler hinarbeiten muss.

Für jede Aufgaben erlangt der Spieler eine von drei Währungen, die er in einem Talentbaum gegen neue Baupläne eintauschen kann, mit denen er neue Gebäude bauen kann oder neue Techniken erlernt, die für den Fortschritt nötig sind. Neben der Verarbeitung von Stein und Holz erlernt die Hauptfigur den Anbau von Nahrungsmitteln oder studiert alte Bücher.  Gelegentlich winken auch Perks als Belohnung für den Fortschritt, die etwa die Verwendung einer Axt effizienter machen. Die Menge an verschiedenen Abläufen, die ineinander übergreifen, ist gelungen und bietet den nötigen Tiefgang, um auch theoretisch langfristig motivieren zu können.

Unnötige Bremse

Doch besonders zu Beginn ist das Pacing und der Einstieg alles andere als ideal. Denn „Graveyard Keeper“ wirft den Spieler ohne eine klare Richtung in das Geschehen und erläutert auch einige der Mechaniken nicht ausreichend. In den ersten Spielstunden läuft man recht planlos umher, nimmt zahlreiche Nebenaufgaben an ohne tatsächlich zu wissen, ob diese sich überhaupt erfüllen lassen oder welche Quest Priorität genießen sollte. Auch verzichtet der Titel auf ein Journal, sodass man Hinweise und Erläuterungen der Spielfiguren nicht nachlesen kann. Besonders mit einigen Tagen Pause zwischen Spielsessions kann da schon mal jegliche Übersicht verloren gehen. 

Vor allem zu Spielbeginn sind die Aufgaben dabei unnötig kleinschrittig aufgebaut. Um ein Tor im Keller freizuräumen braucht man etwa Holzplatten und Nägel. Zunächst muss also erst Holz gesammelt werden und verarbeitet werden. Für die nötigen Produktionsgeräte braucht man auch beträchtliche Mengen des Materials. So verbringt man erstmal einige Zeit mit der monotonen Arbeit. Jede Aktion außer Laufen verbraucht weiterhin Energie, die nur durch Schlaf oder bestimmte Nahrungsmittel, die zu Beginn noch nicht in ausreichenden Mengen vorhanden sind, aufgefüllt werden kann. Daher sieht der Ablauf zunächst wie folgt aus: Einige Stücke Holz sammeln und lagern, ins Bett legen und die Energie auffüllen und dann den Ablauf wiederholen. Durch Teils lange Laufwege wird dieser Ablauf weiter ausgebremst. Hat man nun alle nötigen Holzteile gesammelt, braucht man erst die Schrauben und der Ablauf wiederholt sich, nur das jetzt Erze gesammelt und verarbeitet werden wollen. Hat man nun endlich den Weg freigeräumt kann man gefühlte 5 Schritte gehen und stößt auf ein erneutes Hindernis. Damit es weggeräumt werden kann, ist es erneut nötig weitere Geräte zu erforschen, Materialen zu sammeln und regelmäßig im Bett zu schlafen. 

Dadurch ziehen sich die ersten Spielstunden wie Kaugummi und erst wenn alle nötigen Produktionsstätten geschaffen wurden wird das Spiel flüssiger. Eine gewisse Abhängigkeit bleibt jedoch weiterhin bestehen. Für ausschweifende Bauaktionen muss man zunächst ausreichend Nahrungsmittel angebaut haben, die wiederum nur mit umfangreicher Pflege eines Feldes oder Gartens angebaut werden können. Die Vorbereitungsarbeit für das eigentliche Vorhaben ist dabei derart lang, dass der Titel für kurze Spielesessions eigentlich ungeeignet ist. Bis tatsächlicher Fortschritt erzielt wird, benötigt es ständige Wiederholung identischer Abläufe. Mit der Zeit wird es daher schnell eintönig und die Motivation weiterzuspielen sinkt deutlich, zumal immer wieder neue Techniken, Verfahren oder Ausbaustufen hinzukommen. 

Da guckt noch was aus dem Grab heraus

Als Extrabeschäftigung können zahlreiche Kellerräume des Friedhofs von bösartigen Bestien befreit werden, um Schätze und Materialien an die Oberfläche zu bringen. Auch hier stößt man gelegentlich auf Gegner. Aufgrund eines stark eingeschränkten Kampfsystems, dass bis auf eine Schlagtaste wenig Tiefgang bietet, gerät diese Beschäftigung schnell in den Hintergrund und motiviert zu keinem Zeitpunkt. Durch die gegebenen Abhängigkeiten von neuen Waffen und Tränken, die auch erstmal hergestellt werden wollen, lässt dieser Modus auch Spontanität vermissen und fügt sich nicht flüssig in den Spielablauf ein.

Frischer als der Tod

„Graveyard Keeper“ orientiert sich mit seinem Look an den Urvätern des Genres auf dem Gameboy-Advance und hat damit seinen ganz eigenen Charme. Untermalt wird das Geschehen dabei von einem durchaus atmosphärischen, ruhigen Soundtrack, der sich als entspannender Soundteppich im Hintergrund niederlässt. Auch wenn sich die Titel schnell wiederholen, so wird die Spielmusik niemals störend. Eine Sprachausgabe gibt es nicht, die Figuren brabbeln eine Fantasiesprache, doch auch das passt zum gewählten Genre. Schade ist nur, dass die sich Bildschirmsprache nicht ändern lässt und nur englische Texte verfügbar sind. Technisch läuft der Titel dafür rund, eine konstante Bildrate und keine auffälligen Bugs sorgen für ein angenehmes Spielerlebnis.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Graveyard Keeper“ punktet mit einem interessanten Setting, dass mit schwarzem Humor neues Leben in das dunkle Zeitalter bringt und altbekannte Klischees auf die Schippe nimmt. Passend dazu ist auch der kultige Artstil des Spiels. Doch die verschachtelten Abläufe verkommen dank eines schwachen Einstiegs und einer zu starken Abhängigkeit voneinander schnell zu einer störenden Pflichtaufgabe.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Thestalos
    Thestalos 05.08.2019, 10:43
    Das setting war doch relativ erfrischend, aber leider hat der titel es einfach nicht geschafft, den spaß an dem ausbau und management auch zu vermitteln. wie du sagst, war es am ende einfach nur monoton und hat sich einfach nur nach arbeit angefühlt. in dem gewählten genre ist das natürlich fatal.
  • Avatar von Garo
    Garo 04.08.2019, 18:02
    Ich stimme den Kritikpunkten zu. Aber gerade später werden die Fortschritte immer kleiner und die Arbeit bleibt gleich monoton weshalb ich dann auch abgebrochen habe.
    Aber vor allem lockt das Spiel mit Sachen, die gar nicht existieren. Z.B. macht das Spiel den Eindruck, als wäre es ein großes Ziel, in die Stadt zu kommen. Die existiert aber gar nicht.