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Crash Team Racing Nitro-Fueled

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Crash Team Racing Nitro-Fueled

Rennspiele und Nintendo Switch haben nicht das beste Verhältnis, gibt es doch abseits von „Mario Kart 8 Deluxe“ nur wenige nennenswerte Titel. Trennt man Arcade Racer von Simulationen wird das Feld weiter ausgedünnt. Im Bezug auf Arcade Racer könnte nun eine lohnende Alternative erschienen sein, denn mit „Crash Team Racing Nitro-Fueled“ erhält der PlayStation 1-Klassiker und direkter Konkurrent vergangener Tage ein Remake. Ob der Beuteldachs endlich für frischen Wind in die Formel 1 der Kartracer bringt oder wie Herr Vettel der Konkurrenz hinterherfährt, klären wir in unserem Review.

Frischzellenkur geglückt

Wie bereits die Neuauflage der alten Hüpfspiele hat auch Crashs Benzin-haltige Nebenbeschäftigung eine umfassende Frischzellenkur erhalten. Crash und seine Mitfahrer sehen dabei besser als je zuvor aus und könnten einem Animationsfilm entsprungen sein. Trotz der Neuauflage haben die Figuren dabei nichts von ihrem Charme verloren, sie haben lediglich ihre sichtbaren Kanten verloren. Aufgrund neuer liebevoll gestalteter Animationen und Voicelines ist es eine Freude, den knuffigen Gesellen beim Fahren zuzuschauen. Doch nicht nur der Cast, sondern auch alle Strecken wurden auf ein aktuelles Niveau gebracht, ohne den Charme der alten Tage auszulöschen. Neben den optischen Anpassungen wurden auch Teile des Soundtracks überarbeitet und es besteht die Möglichkeit, zwischen der Ur-Version und der aktuellen zu wechseln, wobei beide Varianten ihre Berechtigung haben.

N.Sane Drift

Während Entwickler Beenox bei der optischen Neuauflage alle Register gezogen haben, beschränkten sie sich beim Gameplay auf eine möglichst akkurate Restauration des alten „Crash Team Racing“ und ließen große Teile davon unverändert. Der Ur-Teil wurde vollständig um seine Drift und Boost-Mechanik entwickelt. Nach betätigen der Schultertaste lässt sich ein Drift ausführen, der gleichzeitig eine Leiste füllt. Nach einem Druck der entgegengesetzten Schultertaste kann nun ein Boost aktiviert werden, dessen Stärke von der Füllung der Driftleiste abhängt. Während eines Driftes lassen sich bis zu drei Boosts auslösen. Zusätzlich können Spieler über Rampen und kleinere Hügel hüpfen, um einen Boost in Abhängigkeit zur Flugzeit zu erhalten. Neu ist nun eine verbesserte visuelle Anzeige, denn neben einer am Bildschirmrand weisen nun auch Qualm am Auspuff oder glühende Reifen auf den richtigen Zeitpunkt für eine Aktivierung des Boostes hin. Auch Jahre nach der Erstveröffentlichung funktioniert dieses System tadellos. In Verbindung mit einem guten Geschwindigkeitsgefühl sorgt das rhythmische Betätigen der Boosttaste nicht nur für ein leicht anspruchsvolleres Gameplay, sondern auch für ein hohes Renntempo und einen befriedigenden Spielfluss.

Fast and Furious N.Sanity Beach 

Crash und seine Freunde tummeln sich auf insgesamt 25 Strecken. Neben allen Strecken des Originals haben auch ausgewählte Kurse aus dem Nachfolger „Crash Nitro Kart“ ihren Weg in die Neuauflage gefunden. Auch wenn nicht alle ursprünglichen Strecken zu Beginn aufgrund ihres simplen Designs überzeugen konnten, gleicht die motivierende Boostmechanik diesen Makel aus. Auch ein anfängerfreundlicher kreisrunder Kurs erhält durch den Wunsch eines möglichst langen Boosts einen ordentlichen Spielfluss. Daneben gibt es Genretypisch auf jeder Strecke eine nicht immer sofort ersichtliche Abkürzung zu entdecken, die zwar durchaus Geschick erfordert, aber dadurch das Tempo enorm steigert. Für eine gesellige Runde mit der gesamten Familie eignet sich „Crash Team Racing“ jedoch aus diesem Grund nicht. Die Abkürzungen sorgen für einen absurden Vorteil und Spieler, denen sie unbekannt sind, haben keinerlei Chancen das Rennen zu gewinnen. 

Altbewährtes Arsenal

Bei den Power-Ups orientiert sich „Crash Team Racing Nitro-Fueled“ stark am Genreprimus „Mario Kart“. Raketen besitzen eine Zielerfassung und Bomben werden in einer geraden Flugbahn abgeworfen. Zusätzlich gibt es Schilde, Boostkanister, temporäre Unbesiegbarkeit oder die als TNT-Kiste getarnte Banane. Einen zusätzliche taktische Ebene wird durch das Einsammeln der Wumpa-Früchte erzeugt. Diese finden sich überall auf der Strecke und sobald der Spieler zehn Stück gesammelt hat, erhöht sich seine Geschwindigkeit und Gegenstände werden stärker. Aus den TNT-Kisten mit Zeitzünder wird dadurch eine explosionsfähige Nitro-Kiste oder das Schutzschild hat eine unbegrenzte Lebensdauer. Die Wirkung der Power-Ups hat es dabei in sich. Auch wenn sie zunächst nicht so übermächtig sind und vom Fahrer trotzdem ausreichendes Können gefördert wird, sind ihre Auswirkungen für den getroffenen Fatal. Denn nach einem Treffer schleudert der Fahrer gefühlt eine Ewigkeit durch die Gegend und wer vor Rampen oder Sprüngen getroffen wird, schafft den folgenden Sprung unter keinen Umstände. Gelegentlich kommt dadurch enormer Frust auf, da unglückliche Verkettungen von Mehrfachtreffern dadurch viel Zeit kosten können. Auch ein Abkommen von der Strecke wird mit einer langen Rückholanimation quittiert. Ohne Auffangmechanismen kann ein solcher Fehltritt die Poleposition in weite Ferne rücken lassen.

Abenteuermodus

Jedes gute Rennspiel braucht eine Geschichte. Der Bösewicht Nitro Oxide sucht den besten Rennfahrer der Erde und fordert Crash und Konsorten zu einem Rennen heraus. Gewinnt er, so verwandelt er die Erde in einen Parkplatz. Auch wenn diese „Handlung“ nur als Aufhänger für den Abenteuermodus verwendet wird, sind die eingestreuten Zwischensequenzen durchaus unterhaltsam und eine durchaus hübsche Verpackung. Der Spieler hat nun über eine Oberwelt Zugriff auf verschiedene Renntypen und nach Abschluss ausreichender Herausforderungen wird ein Bossrennen freigeschaltet. Die Anzahl der Spielmodi ist dabei ordentlich und sorgt für genügend Abwechslung. Neben klassischen Rundkursen stehen konventionelle Zeitrennen auf dem Plan. Weiterhin dürfen Spieler auf ausgewählten Strecken innerhalb eines Zeitlimits Kristalle oder die drei Bustaben C,T und R während eines Rennens einsammeln. Deren Position variiert auf jeder Strecke und nebenbei muss weiterhin der erste Platz erreicht werden. Die Schwierigkeit der Rennen variiert dabei stark. Während die KI auf mittlerer Stufe problemlos in Grund und Boden gefahren wird, werden die Kontrahenten auf der höheren Stufe mit einem funktionalen Gummiband ausgestattet und fahren zusätzlich gemütlich auf der Ideallinie. Auch die Bosse haben dieses funktionales Hilfsmittel und zusätzlich Zugriff auf eine unbegrenzte Anzahl an spezifischen Powerups. Besonders fair fühlt sich dieses System dadurch nicht an, zwingt den Spieler aber, die Strecken wie seine Westentasche zu kennen und gelegentlich mehrere einzuplanen. Wem all diese Modi noch nicht reichen, kann zusätzlich noch klassische Grand Prix-Veranstaltungen und schwerere Zeitrennen gegen die Bestzeiten von Superschurke Oxide fahren. „Crash Team Racing: Nitro Fueled“ punktet unterm Strich aber mit diesem ordentlichen Paket an Inhalten.

N.Credible Panne

Doch nicht nur im Solo-Modus punktet der Klassiker mit spaßigen Modi. Neben einem klassischen Battle-Modus gibt es etwa eine Capture the Flag- oder eine King of the Hill-Variante. Konventionelle Rundkurse oder ein Grand Prix stehen natürlich auch im Duell mit mehreren Freunden oder Online zu Verfügung. Negativ fallen jedoch die mangelhaften Einstellungsmöglichkeiten auf. Während im lokalen Mehrspieler zumindest ein Grand Prix ausgewählt werden kann, bietet der Onlinemodus lediglich die Auswahl aus drei zufällig zusammengewürfelten Strecken. Eigene Playlisten, die auftauchenden Powerups oder die Menge der erhaltenen Wumpafrüchte lassen sich nicht einstellen. Weiterhin ist es nicht möglich, eigene dedizierte Lobbys zu erstellen, um etwa einen speziellen Spielmodus bzw. eine Karte zu priorisieren. Es wird lediglich auf ein mageres Matchmaking vertraut. Wie die meisten Switch-Titel leidet auch Crashs Comeback unter den mangelhaften Kommunikationsfunktionen. Interne Freundeslisten oder Chats lassen sich nicht pflegen und auch die Switch-App unterstützt „Crash Team Racing“ nicht.

N.Ternationale Rennen

Neben den zahlreichen Spielmodi soll ein typisches Fortschrittssystem den Spieler langfristig binden. Für jedes absolviertes Rennen werden Münzen ausgeschüttet, die für neue Fahrer, Fahrzeuge und allerlei kosmetischen Schabernack eingetauscht werden können. Die Emotes, Animationen und Outfits sind dabei liebevoll gestaltet und nehmen Bezug auf Level des Hauptfrancises. Doch das Verhältnis zwischen dem Preis der Gegenstände und den ausgeschütteten Münzen ist momentan nicht gelungen, wodurch der Titel unnötig grindlastig wird. Auch ist nicht erkennbar, nach welchen Kriterien die Anzahl festgelegt wird. Mal erhält der Sieger schlappe 50 Münzen, während der letzt-platzierte Freund mit 400 Münzen in den Rennstall zurückkehrt. Negativ fällt zusätzlich auf, dass der Spieler dauerhaft Online sein muss, damit die Münzen auch gespeichert werden können. Letzer Kritikpunkt ist die eingebaute Rotation des Shops. Alle 24 Stunden wechselt das Angebot und zieht dadurch den Spielfluss künstlich in die Länge. Der Spieler sollte die Kontrolle darüber haben, wann und welche Gegenstände er freischalten möchte. 

Grand Prix

Ergänzt wird das Online-Angebot durch den Grand Prix-Modus. Ähnlich wie bekannte Fortschrittsmodelle bei Titeln wie „Fortnite“ oder „Dauntless“ erhält der Spieler nach jedem abgeschlossenen Rennen Nitro-Punkte. Wird eine festgesetzte Grenze erreicht, werden Skins, Karts oder Fahrer freigeschaltet. Extrapunkte gibt es für abgeschlossene Herausforderungen. Mal muss ein Rennen gewonnen werden, nachdem man vom letzen Platz in die finale Runde startet oder über das gesamte Rennen ein Drift gehalten werden. Einige der Herausforderungen sind durchaus spaßig, doch viele können in einer Lobby mit Freunden ohne Anspruch gelöst werden. Der Modus punktet eher mit Quantität und ist eine nette Zugabe, um den Online-Modus über einen längeren Zeitraum mit Inhalten zu versorgen.

Zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich alle Inhalte ohne den Einsatz von Echtgeld einsetzen und auch die zukünftigen Inhalte des Grand Prix sollen ohne Zusatzkosten nachgereicht werden. Dennoch erinnert der jetzige Shop stark an vergleichbare Bezahlmodelle und erweckt den Verdacht, dass kostenpflichtige Inhalte bald im Spiel sein könnten.

Luft angesaugt

Die Frischzellenkur hat Crash Team Racing grundsätzlich gut getan und auch die Bildrate bleibt bei den versprochenen 30 FPS, egal, ob im Handheld oder auf dem Fernseher gespielt wird. Doch die Ladezeiten sind ein Graus und nach jedem Rennen oder nur dem Menüwechsel wird der Spieler von einem solchen Bildschirm angelächelt. In der ersten Woche hatte der Online-Modus zusätzlich mit starken Verbindungsproblemen zu kämpfen, die mit einem Patch zwar weitestgehend aufgehoben werden sollten, doch auch im jetzigen Zustand kommt es zu gelegentlichen Unstimmigkeiten. Bei knappen Kopf an Kopf-Rennen sieht man sich an der Spitze, obwohl der Kontrahent bereits vorbei ins Ziel gefahren ist. Rennen mit Bestzeit abgeschlossen? Falsch gedacht, denn das Spiel versetzt den Unglücklichen trotzdem ans Ende oder löscht das gesamte Guthaben an Wumpa-Münzen. Hier muss unbedingt nachgebessert werden.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Crash Team Racing Nitro-Fueled“ punktet mit einer generalüberholten Technik, einem zeitlosen Fahrgefühl, guten Strecken und massig Inhalten. Doch die fehlenden Funktionen des Online-Modus wirken nicht zeitgemäß und nehmen dem Titel einen Teil der Langzeitmotivation. In Verbindung mit den langen Ladezeiten reicht es daher nicht für die Meisterschaft der Kart-Racer. Eine willkommene Abwechslung zu „Mario Kart 8 Deluxe“ liegt aber alle Mal vor.

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