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Slay the Spire (eShop)

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Slay the Spire (eShop)

Die meisten Kartenspiele für digitale Systeme stellen sich einer schwierigen Herausforderung. Sie müssen ein interessantes Spielprinzip implementieren, gute Online-Initiativen setzen und vor allem das Balancing meistern. Glücklicherweise ist „Slay the Spire“ nicht wie die meisten Kartenspiele und verbindet Roguelike-Elemente mit dem Verlangen, ein immer besseres Deck zusammenzubauen. Wieso das nicht nur aufgeht, sondern einen der interessantesten Titel des Jahres ergibt, verraten wir euch im Test.

Geheimnisvolle Ereignisse

Worum es genau in der Geschichte von „Slay the Spire“ geht, ist über eine lange Zeit hinweg nicht eindeutig. Der Spieler erklimmt den sogenannten Spire, einen Turm voller Gefahren, aber auch seltenen Relikten und freundlichen NPCs. Es gibt niemals klare Zwischensequenzen, sondern lediglich grobe Hinweise auf eine düstere Welt. Nur wer das Ende eines Runs erreicht, kann sich über zusätzliche Puzzleteile freuen, die man anschließend für sich selbst zu einem lückenhaften Gesamtbild zusammenstellen darf.

Alle Macht den Karten

Diese mysteriösen Elemente sind keineswegs schlecht, denn der Fokus liegt sowieso auf dem Gameplay. Anfangs startet der Spieler mit dem sogenannten Ironclad, einem Krieger, der ein recht ausbalanciertes Deck führt. Mit diesen Karten kämpft er fortan gegen zahlreiche Feinde, wobei die Angriffs- sowie Verteidigungswerte die Grundpfeiler des Kampfsystems darstellen. Richtet eine Karte Schaden an, verlieren die Feinde an Lebenspunkten. Man darf allerdings nicht nur auf solche Karten setzen, denn ist der eigene Zug vorbei, greifen die Gegner an. Nur, wer vorher auch seine Verteidigungswerte entsprechend angehoben hat, kann Schaden verhindern. Das ist überaus wichtig, denn Lebenspunkte lassen sich selten regenerieren und bereits ein unvorsichtiger Schachzug kann dem gesamten Durchlauf schaden.

Das Prinzip ist unterhaltsam, wird aber erst durch weitere Karten wirklich spannend. Nach jedem Kampf darf man eine weitere in sein Deck aufnehmen, und diese eröffnen eine tiefgreifende taktische Ebene, die man anfangs gar nicht erst erwartet. Buffs- und Debuffs, mächtige Zauber und Fähigkeiten, zum Beispiel um die eigene Verteidigung über mehrere Züge hinweg aufrechtzuerhalten oder sogar zu verdoppeln, gehören zu den zahlreichen Strategien, die man häufig über Synergien erreicht. Jede Wahl einer Karte wird zum eigenen Mini-Spiel, denn nahezu alle sind überaus nützlich, doch die richtigen Kombinationen machen das beste Deck aus. Zudem möchte man nicht zu viele aufnehmen, denn das senkt die Chance darauf, die erdachte Strategie auch in einem Kampf auszuspielen.

Zufallsprinzip richtig umgesetzt

All das wird durch die Roguelike-Mechanik nur noch weiter verbessert. Anstatt sich über viele Stunden hinweg eine mächtige Sammlung aufzubauen, muss man nach dem einmaligen Tod wieder mit dem Startdeck anfangen. Das senkt die Möglichkeiten, eröffnet aber ein weitaus abwechslungsreicheres Spiel. In jedem Durchlauf findet man andere Kombinationen und baut sich aus seinen Optionen einzigartige Decks zusammen, die man sicherlich nicht erdacht hätte, wenn man schlichtweg die besten Karten direkt hätte aufnehmen können. Zudem schaltet man immer wieder neue Karten frei, die in den Runs auftauchen können, was Langzeitmotivation garantiert. Selbst nach zahlreichen Stunden fühlt sich keine Runde wie die letzte an, da der Fokus stets durch die auswählbaren Karten bestimmt wird.

Abwechslungsreiche Helden

Um noch mehr Vielfalt zu erleben, gibt es gleich drei Helden, die allesamt einzigartige Karten nutzen können. Der Ironclad erhält stets rote Karten, deren Fokus auf Angriff, Verstärkung und Verteidigung liegt. Der Silent hingegen kann durch diverse Zauber, darunter Gifte und weitere einzigartige Effekte, eine passivere Rolle einnehmen. Der Defect unterscheidet sich erneut sehr, denn seine Karten drehen sich hauptsächlich um magische Obs, die in jeder Runde ihre Effekte auslösen und durch Entladungen besonders mächtig werden. Auch hier ist das Grundkonzept stets gleich: Durch die Wiederholungen und begrenzten Auswahlmöglichkeiten spielt sich jede Runde völlig anders, man entdeckt regelmäßig mächtige Synergien und überlegt strategisch, wie Feinde ausgelöscht werden können. Dabei ist niemand übermächtig und wer auch nur eine Runde leichtsinnig verplant, kann hart bestraft werden. In Zukunft sollen derweil noch weitere Helden eingeführt werden, inklusive exklusive Karten.

Vorausplanung

So faszinierend das eigentliche Kampfsystem auch ist, der Ablauf der Durchläufe weiß ebenso zu begeistern. Der Spieler findet sich nämlich stets auf einer zufällig generierten Karte wieder und muss einen Pfad wählen, der häufig mehrere Abzweigungen bietet. Entsprechende Symbole zeigen starke Monster, Schatztruhen oder auch Lagerfeuer an, an denen Karten verbessert werden können oder Leben regeneriert werden. Zudem gibt es kleine Events in Form von Geschichten, in denen die Auswahlmöglichkeiten starke Boni oder massive Nachteile mitbringen können. Dieses Glückselement hält jeden Durchlauf frisch, doch durch die Vorausplanung, in dem man den Startpunkt des Aktes mit Bedacht wählt, ist immens wichtig.

Zudem entwickeln sich die Relikte schnell zum Ankerpunkt. Diese geben nämlich meist durchweg passive Fähigkeiten, die einen kompletten Durchlauf verändern können. Zum Beispiel wird der Spieler nach jeder Runde geheilt, erhält regelmäßig Verteidigungspunkte oder die Kosten für das Ausspielen der Karten werden zufällig bestimmt. Die Anzahl ist groß und garantiert, dass auch deswegen in jeder Runde ein Umdenken erfordert wird. Die Bosse bieten derweil eine große Herausforderung und wissen durch abwechslungsreiche Mechaniken zu überzeugen, während auch die Feinde sehr vielfältig daherkommen. Besonders ist zudem, dass die Gegner keine Karten ausspielen, ihre Aktionen aber immer vorher angezeigt werden, was eine nahezu perfekte Planung ermöglicht.

Genug zu tun

Wer den Spire besiegt, darf das Spiel auf einer höheren Schwierigkeitsstufe wiederholen. Möchte man noch mehr Abwechslung, darf man sich den täglichen Herausforderungen stellen, in denen diverse Modifikatoren aktiviert werden. Zum Beispiel darf man Karten jedes Charakters nutzen, nur einmal getroffen werden oder erhält ausschließlich seltene Relikte. Die Anzahl an Modifikatoren weiß ebenfalls zu begeistern, und wer nicht eingeschränkt werden will, darf sie sogar eigenständig in einem gesonderten Modus aktivieren. All das sorgt dafür, dass man auch nach zahlreichen Stunden Probleme hat, das Spiel aus der Hand zu legen und nicht doch noch eine weitere Runde einzulegen und zu schauen, was „Slay the Spire“ bereithält.

Malerisch

Die gezeichneten Charaktere, Monster und Karten sind eine wahre Augenweide und abwechslungsreich genug, um auch nach Stunden noch nicht eintönig zu wirken. Zudem sorgt der geschickte Einsatz von Farben dafür, dass man immer die Übersicht über das Kampfgeschehen behält. Es ist schon fast traurig, dass der Soundtrack selbst nicht gerade überwältigend geraten ist, doch die Präsentation ist in sich sehr stimmig. Lediglich einige Abstürze trübten den Spielspaß, dank automatischem Speichersystem war der Rückschritt allerdings nie groß.

Die Steuerung über die Knöpfe funktioniert gut. Problematischer wird das leider bei der Bedienung über den Touchscreen. Oftmals ist nicht eindeutig, wann eine Karte nun gespielt wird, obwohl man eigentlich nur den Text lesen möchte. Das kann dermaßen frustrieren, dass man lieber ausschließlich mit den Knöpfen spielt, was durchaus einer verpassten Chance gleicht.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Slay the Spire“ ist das beste digitale Kartenspiel seit Jahren, und das bei einer starken Konkurrenz. Das Roguelike-Prinzip passt perfekt zu den vielfältigen Karten, die von den Synergien und den einzigartigen Effekten leben. Hinzu kommt die große Abwechslung in Sachen Ablauf, Feinde und Relikten, während alle drei Charaktere dermaßen perfekt umgesetzt worden, dass man auch nach zahlreichen Stunden immer wieder Runden erlebt, die sich immens von den vorherigen unterscheiden. Sollten in Zukunft noch weitere Helden per Updates erscheinen, wird das bereits jetzt umfangreiche Paket noch größer – doch selbst in seinem aktuellen Stadium ist „Slay the Spire“ eine klare Empfehlung und eines der besten Spiele für Nintendo Switch.

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