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Final Fantasy XII The Zodiac Age

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Final Fantasy XII The Zodiac Age

Nicht nur der Klassiker „Final Fantasy X“ hat zusammen mit seinem Nachfolger eine Neuauflage für Nintendo Switch bekommen, sondern auch „Final Fantasy XII The Zodiac Age“ wurde noch mal für Nintendos Heimkonsole veröffentlicht. Wie immer stellt sich die Frage, ob dieser angestaubte Titel sich trotz seines Alters noch barrierefrei genießen lässt, oder lieber aktuelle eingelegt werden. Die Antwort erhaltet ihr in unserem Review.

Finale Geschichtsstunde

Die politischen Ereignisse innerhalb der Spielwelt Ivalice werden von den zwei Großmächten Rozarria und Arcadia gesteuert, die dauerhaft im Konflikt stehen. Im Vorlauf der eigenen Handlung wird der Spieler Zeuge der Hochzeit zwischen Prinzessin Ashelia B’nargin Dalmasca, genannt Ashe, Tochter von König Raminas von Dalmasca, und Prinz Rasler aus dem befreundeten Nachbarreich Nabradia. Die Idylle wird jedoch unterbrochen, als Arcadia einen Feldzug gegen die beiden Zwergstaaten unternimmt und nachdem der Prinz in der Schlacht gefallen ist und seine Frau Selbstmord beginn fallen die beiden Staaten rasch unter die Kontrolle der Großmacht. Bei der anschließenden Kapitulation Dalmascas wird deren König Opfer einer Verschwörung und die zukünftige Kontrolle der Nation geht in die Hände von Vayne Solidor, einem Sohn des Arcadischen Kaisers über.

Game of Dalmasca

Nach einer ausschweifenden Einleitung schlüpft der Spieler in die Rolle des jungen Draufgängers Vaan, der sich in der Hauptstadt von Dalmasca mit Gelegenheitsjobs und Diebstählen über Wasser hält. Doch der Junge träumt von einer abenteuerreichen Zukunft als Luftpirat und über Zufälle wird der Jungspund in Ereignisse weitreichenden Ausmaßen verwickelt, die eine Gruppe Luftpiraten, eine verlorene Prinzessin und das Schicksal der beiden Königreiche verändern soll. Die sperrige Einleitung der Geschichte ist dabei nicht nur überflüssige Randnotiz, sondern die gesamte Handlung baut auf Aspekten wie adeligen Machenschaften, politischen Intrigen und der Sicherung der rechtmäßigen Thronfolge auf. Auch wenn der Titel vergleichsweise lange braucht, bis etwas von tatsächlicher Relevanz passiert kann der Fokus auf diese trockenen Themen durchaus seinen eigenen Charme entwickeln. Anschließend fokussiert sich der Titel jedoch größtenteils auf seine Hauptgeschichte. 

Anders als seine Vorgänger fokussiert sich der vorliegende Teil nicht auf die Geschichte einer einzigen Figur, sondern stellt den übergeordneten Konflikt in den Vordergrund. Getragen und vermittelt wird die Geschichte aber weiterhin durch einen stellenweise klischeebehafteten, aber dennoch sympathischen Cast von Figuren. Hauptfigur Vaan lässt sich zwar gelegentlich als dummer Jugendlicher charakterisieren, doch zusammen mit dem absurd coolen Luftpiraten Balthier, der stillen Fran oder seiner Jugendfreundin Penelo wachsen dem Spieler die Figuren schnell ans Herz. Durchaus Schade ist die fehlende Diversität der Heldentruppe, denn bis auf eine hasenartige Viera sind alle Figuren Menschen. In einer Welt, in der auch knuffige Moogle oder echsenartige Ba´ngaa herumwandern, wäre es für den Spieler durchaus interessant auch diese Völker in der eigenen Gruppe vertreten zu sehen. 

Ansprechende Spielwelt

„Zodiac Age“ spielt nicht wie diverse Genrevertreter in einer offenen Spielwelt, sondern schickt den Spieler durch schlauchartige mittelgroße Dungeons und leitet den Spieler von einer Hauptmission zur nächsten. Die Handlung wird dadurch vergleichsweise dicht, da der Spieler nicht erst etliche Bereiche einer offenen Spielwelt erkundet bis er zur nächsten Hauptmission weiterreist. Passend dazu ist die Vermischung von mittelalterlicher und futuristischer Ästhetik. Trotz fortschrittlicher Luftschiffe, verwenden die Truppen des Imperiums beispielsweise immer noch Rüstungen und Schwerter, um sich in die Schlacht zu stürzen. Zusätzlich erhält der Titel dadurch die nötige optische Abwechslung zu den mittelalterlich anmutenden Themenstellungen.

Keine Altersschwäche

Auch die Präsentation ist für derart alten Titel weiterhin eindrucksvoll. Abstriche muss der Spieler zwar dahingehend machen, dass nicht jeder der Dialoge vollständig vertont oder in einer Zwischensequenz verpackt wurde, doch die Dichte an Rendersequenzen ist enorm eindrucksvoll. Diese überzeugen mit ansprechenden Schauwerten und einer hochwertigen Regie, die den Spieler schnell ins Geschehen ziehen. Nicht nur die zahlreichen Zwischensequenzen können optisch überzeugen, auch der Rest des Titels macht eine erstaunlich ansehnliche Figur und besonders im Handheld sieht man dem Titel nur selten sein wahres Alter an.

Damals innovativ, heute seltsam

Während der Spieler durch die Dungeons streift, wird er immer von zwei permanenten Begleitern und gelegentlich einem weiteren Gast unterstützt. Erstmals in der Reihe hat „Final Fantasy XII The Zodiac Age“ auf zufällige Begegnungen verzichtet, stattdessen kann der Spieler die Gegner bereits aus einiger Entfernung sehen und gelegentlich umgehen. In der Praxis lassen sich dadurch sporadisch Gegnergruppen umgehen, aber in den meisten Fällen entdecken die Monster den Spieler bereits aus einiger Entfernung, sodass der Kampf kaum vermeidbar ist. Größere Konsequenzen hat der Verzicht auf ein rundenbasiertes Kampfsystem und die Überführung in scheinbare Echtzeitgefechte, wobei sich auf dem zweiten Blick anderes offenbart. Jede Figur führt automatisch nach einer Cooldown-Phase einen automatischen Angriff oder eine Fähigkeit auf einen ausgewählten Gegner aus. Neuartig war, dass die Gegner gleichzeitig agierten und der Spieler in den Wartephasen zwischen Angriffen um Gegner herumlaufen konnte. Echte Vorteile ergeben sich daraus jedoch nicht, da die freie Bewegung rein optischer Natur ist und man nicht etwa Angriffen ausweichen oder flink über das Schlachtfeld huschen kann. Zwischen der Auswahl der Manöver wartet der Spieler eigentlich nur auf die Aktion und hat keinerlei Einfluss auf das Kampfgeschehen. Automatische Befehle verstärken dieses Problem und degradieren den Spieler immer wieder zum Statisten. Im Grunde handelte es sich um beschleunigte Rundenstrategie, die weiterhin vergleichsweise statisch abläuft.

Nicht immer Herr der Lage

Durch die Bewegung in Echtzeit kann der Spieler auch nicht alle seine Figuren gleichzeitig befehligen. Abhilfe soll das Gambit-System schaffen. Jeder Figur kann eine Anzahl automatischer Befehle in Abhängigkeit wechselnder Bedingungen zugewiesen werden. Der Heiler spricht ab einem festgelegter Anzahl von Lebenspunkten entsprechende Zauber oder die Gruppe greift immer das Hauptziel des Spielers an. Ohne diese Gambits sind die Partymitglieder praktisch unbrauchbar und selbst mit diesen Befehlen agieren sie nur zweckmäßig, selten qualifiziert und nie mit der nötigen Flexibilität. Aus diesem Grund ist der Spieler gezwungen immer wieder manuell nachzujustieren und aus der Abwicklung in Echtzeit ergibt sich selten ein Vorteil, sie führt lediglich zu Hektik. Dadurch schwankt das Spielerlebnis deutlich zwischen Phasen der puren Langeweile, in denen jegliche Kampfhandlung automatisch abläuft, bis zu sekündlichen panischen Tasteneingaben. 

Für actionreiche Kämpfe ist das Tempo weiterhin zu niedrig und es kommt nicht das Gefühl auf, den Gegner dank eigenem Können bezwungen zu haben, echte Flexibilität kommt durch die Echtzeit nie auf und für tief greifende taktische Planung geht alles doch zu schnell und hektisch vonstatten. Die Probleme des Kampfsystems lassen sich in dem vorliegenden Port in Teilen durch eine Vorspulfunktion bekämpfen. In Abhängigkeit der eingestellten Gambits können die Kämpfe ohne Wartezeit bestritten werden. Dadurch gehen aber auch die taktischen Anpassungsmöglichkeiten verloren, sodass ein beschleunigter Spielablauf keine permanente Lösung darstellen kann. Auch wirken die schnelleren Bewegungen unnatürlich, wodurch die Schauwerte der Spielwelt leiden und die Immersion verloren geht. 

Looten, Lizenzen und Leveln

Auch bei dem Fortschritt der Spielfiguren hat „Final Fantasy XII The Zodiac Age“ neue Wege beschritten. Zunächst wählt der Spieler konventionell für jede seiner Figuren eine aus vierzehn verschiedenen Klassen aus. Über die Auswahl der Klassen hat er nun Zugriff auf ein Lizenzbrett, über dieses sich verschiedene Boni freischalten lassen. Anders als in bekannten Genrevertretern schalten diese Punkte oft nur passive Boni, selten Fähigkeiten frei. Positiv ist allerdings zunächst die gegebene Freiheit, mit dem das Brett freigeräumt werden kann. Hier liegt die Entscheidung zunächst völlig beim Spieler. Hauptsächlich erhielt der Spieler nur die Lizenz, um einen bestimmten Gegenstand oder Fähigkeit überhaupt erst benutzen zu dürfen. Anschließend mussten entsprechende Dinge erst mal bei einem Händler erworben werden. Im laufenden Spiel fühlen sich dadurch Levelaufstiege nicht zufriedenstellend an, da die Auswirkungen erst zeitversetzt ihre volle Wirkung entfalten. 

Weiterhin wird dadurch die genretypische Jagd nach neuer Ausrüstung unterbrochen und die Anpassung der eigenen Gruppe verliert an Flexibilität. Denn jede Klasse erhält zu einem spezifischen Zeitpunkt nur Zugriff auf ein begrenztes Arsenal an Ausrüstungsgegenständen. Dem Krieger die Stoffrüstung anziehen, weil gerade nichts besseres im Rucksack ist, funktioniert in diesem System nicht. Zufällig gefundene Ausrüstung passt nur in seltenen Fällen und Gegner hinterlassen hauptsächlich Verkaufsgegenstände, damit nützliche Ausrüstung nachgekauft werden kann. Das Element der Überraschung wird vollständig aus der Gleichung gestrichen, denn es ist nach Freischaltung der Lizenzen offensichtlich, welche Rüstung im nächsten Schritt beim Händler gekauft werden muss. Positive Ergänzungen sind allerdings die spätere Auswahl einer zweiten Klasse, wodurch die dringend nötige Abwechslung ins Spiel kommt und auch die zahlreichen Spezialfähigkeiten und Beschwörungen fügen dem Gameplay einige weitere Kniffe hinzu. 

Wie alt ist der Titel schon?

Die Switch-Version kann technisch ebenfalls Überzeugen. Die Bildrate bleibt in beiden Modi der Konsole bei 30FPS und die Ladezeiten sind ebenfalls erstaunlich kurz gehalten. Die aufgebesserte Auflösung lässt den Titel durchaus hübsch erscheinen, der zwar nicht mit der gesamten Genrekonkurrenz mithalten kann, doch für sein Alter immer noch ansprechend aussieht. Der hochwertige Soundtrack trägt einen nicht unerheblichen Teil zu der Atmosphäre bei und in der vorliegenden Version können Spieler zwischen drei Versionen auswählen. Neben dem orginal Soundtrack steht eine orchestrale Variante und einer neu aufgenommenen Variante des Soundtracks zur Auswahl. Weiterhin kann jederzeit zwischen der japanischen und englischen Sprachausgabe gewechselt werden. Puristen werden sicherlich zur Originalausgabe greifen, doch auch die englische Ausgabe kann bis auf wenige Aussetzer durchaus überzeugen. 

Zusätzlich kann vor Beginn noch ausgewählt werden, mit welcher Taste bestätigt werden soll und ähnlich wie in vorherige Versionen können auch Spieler auf Nintendo Switch ihre Talente zu jedem Zeitpunkt durch einen Händler zurücksetzen lassen, wodurch sich die Anpassung der Figuren flexibler gestalten lässt.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Einige Aspekte des Gameplays von Final Fantasy XII Zodiac Age weisen deutlichen Zeichen des Alters auf. Das halbrundenbasierte Gameplay degradiert den Spieler stellenweise zum Statisten und das Fortschrittsystem entfernt sich von grundlegenden Mechaniken des Genres und wirkt dadurch keinesfalls intuitiv. Dafür überzeugen die spannende Geschichte, die netten Spielfiguren und die gelungene Präsentation. Gemeinsam mit der ordentlichen technischen Umsetzung können Rollenspieler sich auf ein solides Abenteuer freuen.

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