Spiele • Switch

Sniper Elite V2 Remastered

Mehr zum Spiel:

Sniper Elite V2 Remastered

Zahlreiche Portierungen der letzten Monate haben Spiele auf Nintendo Switch gebracht, die zuvor nie auf einer Nintendo Konsole erschienen, oder zumindest einige Generationen ausgelassen haben. Nicht so bei „Sniper Elite V2“, denn das Spiel ist 2013 für Wii U erschienen, allerdings mit zahlreichen Einschränkungen. Weder die DLCs, noch das eigentliche Highlight in Form der Mehrspieler-Modi wurden integriert, sodass die Version eindeutig schlechter war als die der Konkurrenz. Das soll sich nun mit „Sniper Elite V2: Remastered“ ändern, leider wird dabei aber deutlich, dass der zweite Teil der Reihe schon damals einige schwerwiegendere Probleme hatte.

Das Ende eines Krieges, der Start eines anderen

Die Handlung schick die Spieler in das Berlin 1945. Der Zweite Weltkrieg nähert sich seinem Ende, doch die Aufgabe von Protagonist Karl Fairburne soll die Zukunft retten. Er muss nämlich verhindern, dass die Technologien des V2-Raketenprogrammes, die die Nazis entwickelt haben, von der Roten Armee ergattert werden. Deshalb versucht er, einige der beteiligten Wissenschaftler zur Flucht in die USA zu helfen, während diejenigen, die sich bereits den Feinden angeschlossen haben, eliminiert werden müssen. Doch im Laufe seiner Mission erfährt Karl, dass seine Mission noch wichtiger ist, als er anfangs dachte.

Die Geschichte macht das, wozu sie da ist: Sie gibt dem Spiel einen logischen Rahmen, den Spieler durch diverse Kulissen Berlins zu führen und Nazis zu töten. Leider fehlt es den Ereignissen eindeutig an Spannung, um die Handlung zu mehr zu machen. Stets gibt es einen Auftrag, manchmal einige übermäßig dramatische Zwischensequenzen und recht vorhersehbare Wendungen. Da hilft es auch nicht, dass kein Charakter wirklich interessant geschrieben wurde und Karl oftmals gelangweilt herüberkommt.

Bester Schuss

Da Karl Fairburne von Beruf her Sniper ist, stellt diese Waffe auch das Zentrum des Gameplays dar. Ständig muss der Held aus der Entfernung Feinde ins Visier nehmen. Um genauer zielen zu können, darf der Spieler per Knopfdruck seine Luft anhalten, woraufhin eine rote Anzeige angibt, wo genau das Ziel getroffen wird - schließlich gibt es auf solche Distanzen einen entsprechenden Verzug. Diese Mischung aus präzisen Schüssen und schnellen Aktionen, schließlich muss er irgendwann auch wieder einatmen, machen die entsprechenden Passagen zu den besten Momenten von „Sniper Elite V2 Remastered“.

Noch besser wird das Gameplay durch die passende visuelle Gestaltung. Drückt man nämlich den Abzug, folgt eine Kamera der Kugel auf dem Weg zu ihrem Ziel, was bereits cineastisch dargestellt wird. Trifft sie den Gegner, wird dann sogar detailliert gezeigt, welche Knochen oder Innereien getroffen werden, natürlich in Zeitlupe. Das sieht grotesk und manchmal auch widerlich aus, bringt allerdings eine überraschend angemessene Portion in das Weltkriegssetting und sieht jedes Mal aufs neue fantastisch aus. Da es auch Punkte für gute Schüsse gibt – manchmal können mit einer Kugel mehrere Feinde getötet werden – passt also die Kombination aus intensiven Schusswechseln und absurden Killcams perfekt.

Fehlender Fokus

Leider offenbaren sich die durchaus gravierenden Probleme, sobald man seine Waffe einstecken muss. Dann wird das Spiel nämlich zu einem drögen Schleich-Abenteuer, das deutlich hinter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Mal können Feinde leise ausgeschaltet werden, bis aufs kriechen oder ducken gibt es aber wenig zu tun. Es kann unterhaltsam sein, Gegner mit Steinen abzulenken oder Fallen aufzustellen, doch meist funktioniert es sogar besser, sich hinter einer Deckung zu verstecken und mit den anderen Waffen zu schießen. Diese steuern sich sehr träge und sind sehr unpräzise, weshalb man sich durchweg wünscht, zurück zum Sniper zu wechseln.

Auch das Leveldesign wird meist zum Problem. Selbst die Gegenden, die anfangs offen wirken, entpuppen sich als Schlauch-Level ohne echte Abzweigungen. Dadurch wird die spielerische Freiheit stark eingegrenzt, obwohl diese durch entsprechende Fallen durchaus gegeben wäre. Es ist unfair, das Spiel mit seinem Nachfolger zu vergleichen, doch der hat das volle Potential des Konzeptes gerade deswegen ausnutzen können, weil die Gebiete groß und offen waren. Hier wünscht man sich oftmals, lieber von einem Punkt aus Gegner abzuschießen als sich von A nach B zu begeben.

Dümmliche Feinde

Ein weiteres Problem ist die KI, deren Aktionen oftmals nicht logisch sind. Mehr als nur einmal liefen die Gegner lieber ohne Pause zwischen zwei Deckungen hin und her, ohne sich ernsthaft zu verstecken. Dafür scheinen sie übersinnliche Fähigkeiten zu besitzen, denn sie können den Spieler nach nur einem Schuss sofort lokalisieren. Dadurch enden viele Konfrontationen ist stets denselben Schusswechseln, was im späteren Verlauf der rund acht Stunden langen Kampagne zu eintönig wird.

Dabei gibt es durchaus interessante Ansätze. Man kann nämlich die Schüsse den Umgebungsgeräuschen anpassen, um unentdeckt zu bleiben. Das ist nützlich, wenn man nach dem Highscore jagt, meist ist es aber dank regenerierender Lebensenergie einfacher, sich hinter einer Deckung zu verstecken und zu warten, bevor man den nächsten Schuss abfeuert. All das keinen einem dennoch nicht helfen, wenn Feinde ohne Vorwarnung hinter einer Ecke auftauchen. Die Rücksetzpunkte sind glücklicherweise fair genug gesetzt, damit kein Frust aufkommt.

Starkes Paket

Die Kampagne wird deutlich spaßiger, wenn man den Koop-Modus auswählt. Der funktioniert für jedes Level, und da man sich gegenseitig heilen kann, wird der Ablauf deutlich spaßiger. Auch ansonsten gibt es noch einige Modi, darunter klassische Wellen an Gegner oder einen, bei dem ein Spieler per Sniper von einem Punkt aus schießt, während der andere Aufgaben auf dem Feld erledigen muss. Beide sind für einige Runden unterhaltsam, werden aber nicht für allzu lange Zeit fesseln, schließlich brechen sie das eigentliche Kernkonzept nie auf.

Des weiteren gibt es noch einige Online-Modi für bis zu acht Spieler, während auf den anderen Konsolen gleich sechzehn gegeneinander antreten dürfen. Diese konnten wir leider noch nicht testen, doch waren sie bereits bei der ursprünglichen Fassungen eher nette Boni. Egal ob Deathmatches, Solo oder im Team, X MODUS oder X MODUS, für kurzweilige Runden eignen sich die Mehrspielergefecht, Langzeitmotivation wird allerdings nicht geboten.

Zuletzt gibt es noch einige DLC-Missionen, die zwar mehr Inhalte einbringen, allerdings unter denselben Problemen wie das Hauptspiel leiden.

Remastered

Man sollte definitiv im Kopf behalten, dass die Nintendo Switch-Umsetzung eher mit den vorherigen Versionen konkurriert statt mit den weiteren Remaster-Fassungen. Es gibt natürlich keine 4K-Bilder, doch die Überarbeitung ist durchaus gelungen. Einige Texturen sind detaillierter, die Lichteffekte wurden gut überarbeitet und dadurch sehen die Szenen in Berlin durchaus authentisch aus. Auch die Kantenglättung wurde verbessert, wobei die Perfektion nicht erreicht wurde. Besonders im Handheld-Modus sieht das Spiel aber sehr gut aus, lediglich die instabile Bildrate fällt nervig aus, da sie oftmals nicht konstant bleibt.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Sniper Elite V2 Remastered“ ist eine gute Überarbeitung eines soliden Spieles. Die Kernmechanik wurde nahezu perfekt umgesetzt, denn es ist extrem spaßig, Feinde aus der Ferne zu beobachten und den perfekten Schuss abzufeuern, um anschließend mit einer herrlichen Szene voller Knochenbrüche belohnt zu werden. Leider gibt es insbesondere beim Leveldesign schwerwiegende Probleme, die den Ablauf gepaart mit einer merkwürdig agierenden KI zu linear gestalten. Wer nicht bis zum Nachfolger warten kann, wird dafür mit einer atmosphärischen Kulisse bedient.

Das sagen unsere Leser

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.