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Saints Row: The Third – The...

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Saints Row: The Third - The Full Package

„Saints Row“ ist eine verrückte Reihe. Spielerisch erinnerte die Reihe an „Grand Theft Auto“, wollte sich aber durch mehr Humor abgrenzen. Das wurde im dritten Teil auf einen vorläufigen Höhepunkt getrieben – bevor es in Teil vier darum ging, Aliens in der Matrix zu bekämpfen. Mit Superkräften. Ob der bodenständigere Ansatz von „Saint Row: The Third“ noch immer überzeugt, und ob das Spiel auch auf Nintendo Switch läuft, verraten wir im Test.

No Theft

Auf die Grundzüge herunterreduziert ist „Saints Row: The Third – The Full Package“ ein sehr klassisches Open World-Spiel. Als Chef der Thirteen Saints erstellt der Spieler einen eigenen Charakter, fährt in der Stadt Steelport herum und erledigt zahlreiche Aufgaben. In Wahrheit wird dieser Ablauf durch einen extrem verrückten Humor aufgemischt. Bereits in der ersten Mission gibt es kaum ein paar Sekunden ohne einen Witz, Hochhäuser werden in die Luft gejagt, die Protagonisten werden von einem internationalen Verbrecher-Boss in einem Flugzeug gefangen gehalten, und springen später aus diesem heraus, um die eigene Gang zu ihrem früheren Ruhm zu führen.

Die Lachmuskel werden ordentlich strapaziert, wenn man denn auf den mitunter derben Humor steht. Dildos als Waffen, Gameshows voller Leichen – egal, welche Mission man auswählt, von simplem Herumgeballer bis hin zu unglaublich kreativen Szenarien wird so ziemlich alles geboten, was man sich vorstellen kann. Dabei nimmt sich das Spiel nicht mal eine Sekunde lang ernst, was eine wunderbare Abwechslung zu nahezu allen anderen Genrevertretern darstellt. Leider kann man das nur genießen, wenn man ein Auge zudrückt und mit dem anderen blinzelt.

Inakzeptabel

In seiner aktuellen Form ist „Saints Row: The Third“ auf Nintendo Switch eine kleine Katastrophe. Die Bildqualität ist dabei noch das geringste Problem, sondern das extreme Pop-In. Geht man aus dem ersten Unterschlupf heraus, wird man von einem Strommast begrüßt, der überaus spärlich aussieht. Tritt man näher heran, bauen sich erst die unterstützenden Träger auf, und erst wenn man direkt daneben steht, ist alles sichtbar. Das passiert ständig, denn fast überall bauen sich Objekte in der offenen Welt kaum einen Meter vor einem auf. Das ist auch beim Herumfahren ein Problem, denn Autos oder andere Hindernisse werden erst spät sichtbar. Zwar wird das nie so schlimm, dass Unfälle verursacht werden, doch optisch sieht das gepaart mit einer kaum existenten Kantenglättung schlichtweg furchtbar aus.

Das sehr unschöne Bild wird umso ärgerlicher, weil es anscheinend nicht dazu dient, die Bildrate zu stabilisieren. Ständig gibt es Ruckler, wobei diese fairerweise nicht so gravierend sind, dass sie den Spielspaß beeinträchtigen. Nichtsdestotrotz ist es definitiv schade, dass ein Spiel aus 2011 mitunter schlechter läuft als bei der Erstveröffentlichung, oder zumindest nicht besser.

Spielspaß statt Präzision

Glücklicherweise läuft das Spiel deutlich besser, sobald man sich in einer Mission befindet. Dann wird das Kampfsystem in den Fokus gerückt, das hauptsächlich daraus besteht, sich im Kugelhagel zu verteidigen. Auch hier wirkt „Saints Row: The Third“ veraltet, was aber gar nicht so schlecht ist. Anstatt sich hinter einer Deckung zu verstecken, regt die faire Lebensanzeige sowie die nicht immer kluge KI dazu an, sich ins Gefecht zu stürzen und auch Nahkampfangriffe auszuteilen. Es gibt sogar einige Quick Time Events, die durchaus gelungen sind. Sowieso läuft das Spiel meist schnell ab und möchte den Spieler stets in Bewegung halten.

Dabei sind die Waffen ein weiteres eindeutiges Highlight. Anfangs gibt es noch klassische Pistolen, Maschinengewehre und Raketen, doch spätestens, wenn man sich mit einer Kettensäge oder einem Dildo durch die Feinde kämpft wird eindeutig, dass auch in diesem Bereich die Kreativität und der Humor durchscheint. Es gibt sogar eine Waffe, mit der man Oktopode verschießen kann, die Gedanken kontrollieren können. Es macht bis zum Finale Spaß, die verschiedenen Feuerwaffen zu entdecken und auszuprobieren, wobei sie meist auch in die Missionen selber eingebunden sind. Da kann man es definitiv verkraften, dass sie Steuerung etwas schwammig wirkt und es sowohl einer Anpassung im Menü als auch einer Eingewöhnungszeit bedarf, um sich daran zu gewöhnen.

Eine etwas andere Welt

In der offenen Welt gibt es eine ganze Menge zu tun. Immobilien können gekauft werden, die Profit erzeugen, feindliche Gangstützpunkte laden zum Schusswechsel ein und sogar Versicherungsbetrug wird belohnt. Egal ob Nebenmissionen oder andere Spielereien, selten macht es so viel Spaß, alle Punkte auf der Karte abzuarbeiten. Dabei unterstützt die Welt selbst diese Kreativität leider nicht, denn es gibt kaum interessante Ortschaften zu entdecken, sondern das typische Wohngebiet und die Großstadt. Die spannenderen Punkte werden stattdessen in die Missionen eingearbeitet.

Dennoch ist es unterhaltsam, in ein Auto oder auf ein Motorrad zu steigen, um durch die Stadt zu fahren. Deshalb möchte man gar keine Schnellreise nutzen, denn mit hoher Geschwindigkeit um die Ecken zu rasen oder sogar kleine Stunts vorzuführen ist immens unterhaltsam. Natürlich gibt es auch Hubschrauber, während Fahrzeuge in der Garage gelagert werden können, um jederzeit auf sie zuzugreifen. Dank dem vollen Paket gibt es bereits zum Start einige der besten Panzer, Hubschrauber und Motorräder, was die Verrücktheit des Spieles noch schneller entfaltet. Zudem wird man für nahezu jede Aktion mit Geld, Respekt oder Erfahrungspunkte belohnt, was neue Fähigkeiten oder einen größeren Einfluss der eigenen Gang mit sich bringt.

Beeindruckende Vielfalt

Bereit die Charaktererstellung beweist zudem, dass jeder Spieler vor allem optisch ein individuelles Erlebnis haben soll. Egal ob muskulöser Held oder rothäutiges Monster, die Anpassungsmöglichkeiten sind beeindruckend. Das ist auch bei den Fahrzeugen der Fall, denn jede Kleinigkeit kann verändert werden. Wer sich dem nicht widmen möchte, kann natürlich entsprechende Voreinstellungen nutzen.

Besonders spannend ist derweil die Vertonung, da man zwischen sieben Stimmen wählen kann, darunter Zombie-Kauderwelsch. Der Protagonist spricht allerdings nicht nur ein paar Sätze wie in anderen Spielen, sondern unterhält sich ständig mit den anderen Charakteren und kommentiert die Geschehnisse. Es ist durchaus beeindruckend, dass so viele verschiedene Sprecher dieselben Texte eingesprochen haben, die völlig andere Stile mit sich bringen. Erneut katastrophal ist leider die Tatsache, dass es ausschließlich in Zwischensequenzen Untertitel gibt. Da die Charaktere sich deutlich mehr zwischendurch unterhalten, werden diejenigen, die den Ton nicht aufdrehen, zahlreiche Witze verpassen und in Missionen oftmals gar nicht wissen, worum es geht. Das trifft auch auf diejenigen zu, die der englischen Sprache nicht mächtig sind, da es keine deutsche Vertonung gibt. In solchen Fällen fehlt die Übersetzung, ansonsten ist das Spiel dementsprechend lokalisiert. Es ist völlig unverständlich, wieso dieser große Kritikpunkt nicht ausgebessert wurde, insbesondere weil es auf Nintendo Switch noch wahrscheinlicher ist, dass man nicht immer mit Ton spielen kann.

Besser zu zweit?

Wer noch mehr Spaß haben möchte, darf die gesamte Kampagne mit einem Freund zusammen durchspielen. Das geht online, über eine LAN-Verbindung oder auch mit zwei Switch-Systemen lokal. Viele Missionen sind leider so gestaltet, dass sie am besten für Einzelspieler funktionieren, doch alleine das Chaosstiften in der Stadt sowie der Großteil der Aufgaben wird noch unterhaltsam, wenn man mit einem zweiten Spieler unterwegs ist.

Zusätzlich gibt es noch einen Horde-Modus, der wunderbar kurzweilig abläuft. Jede Welle besteht aus völlig anderen Gegnerarten, und auch das Waffenarsenal ändert sich ständig. Dadurch fühlt er sich mehr wie ein Herausforderungs-Modus an, wobei auch hier die Technik rumzickt. Es macht Spaß, Zombies mit einer Kettensäge in Einzelstücke zu zerteilen, doch dabei sinkt die Bildrate dermaßen extrem, dass man sich gleich eine Dia-Show anschauen kann.

https://www.youtube.com/watch?v=kv-6oWgssg0

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Saints Row: The Third – The Full Package” beweist, das ein Open World-Spiel mit verrücktem Humor und überdrehten Charakteren bestens funktionieren kann. Jede Mission ist wunderbar kreativ gestaltet, die Nebenaufgaben unterhalten bestens und man darf sich dank abgedrehter Waffen auf einen abwechslungsreichen Trip freuen. Leider versagt die technische Umsetzung völlig, was unter anderem an Objekten liegt, die viel zu spät geladen werden, zumindest in der offenen Welt. Weitere Probleme, darunter fehlende Untertitel, sorgen für Unverständnis und Frust, denn hier hätte die neueste Version definitiv Verbesserungen abliefern müssen.

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