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Katana ZERO

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Katana Zero (eShop)

Auf den ersten Blick sieht „Katana Zero“ wie ein Spiel der „Hotline Miami“-Schule aus, in dem lediglich die Perspektive und der Held, hier ein Samurai, ausgetauscht wurden. Der Vergleich haut hin, allerdings nur in den ersten Momenten. Schon früh wird deutlich, dass hinter dem Schnetzeln eine intensive Geschichte steckt, bei der man sich mehrfach fragt, ob Kojima seine Finger im Spiel hatte.

Hotline Zero

Da die Geschichte mehr als nur Beiwerk ist, soll zu Beginn das vielleicht eindeutigste geklärt werden, nämlich das Gameplay. Der Spieler steuert einen Samurai, der seine Feinde natürlich mit einem Katana ins Jenseits befördert. Ein Schlag in jede Richtung, eine Ausweichrolle sowie leise, langsame Schritte sind möglich, das war es dann auch schon mit den besonderen Fähigkeiten – wäre da nicht die Möglichkeit, das Geschehen in Zeitlupe abspielen zu lassen. Das ist zwar zeitlich begrenzt, wer ein wenig abwartet, darf sich aber darüber freuen, dass sich die entsprechende Leiste immer wieder füllt.

Im Laufe des Spieles muss der Held stets durch die Level laufen und die Areale abschließen, ohne dabei selbst getötet zu werden. Ein Treffer genügt nämlich, damit das Geschehen zurückgespult wird und ein neuer Versuch ansteht. Der hohe Schwierigkeitsgrad sorgt zwar dafür, dass Passagen immer wieder wiederholt werden müssen, dank den blitzschnellen Bewegungen sowie einem tollen Levelaufbau sorgt das aber nie für Frust. Durch diese Wiederholungen lernt man stattdessen immer mehr über das Spiel, denn dank Zeitlupe wird es ein einfaches Unterfangen, selbst eine Kugel zurückzuschlagen. Der Spieler wird in einen fantastischen Spielfluss gezogen und es ist fast schon schade, wenn ein Level beendet wird, denn das Grundprinzip wurde fantastisch umgesetzt.

Die Rückkehr von Chronos

Bei einem Spiel dieser Art geht es eigentlich stets um Action und präzises Gameplay, doch in „Katana Zero“ verbringt man ebenso viel Zeit mit der Geschichte, und das ist nicht einmal übertrieben. Dabei fängt alles noch traditionell an, als der Auftragskiller-Protagonist zu seiner Therapie-Sitzung geht. Dort beschreibt er einen wiederkehrenden Traum, bevor es zur nächsten Mission geht. Das Dialog-System ist durchaus interessant, denn neben den verschiedenen Antwortmöglichkeiten können die Gesprächspartner unterbrochen werden, was ebenfalls unterschiedliche Reaktionen mit sich bringt. Dadurch klickt man nicht einfach auf die erstbeste Option, sondern überlegt sich, wie der Held reagieren soll. Selbst, wenn die direkten Auswirkungen sich in Grenzen halten.

Der Anfangston ist interessant, ebenso wie ein kleines Mädchen, das in der Wohnung neben dem emotionslosen Killer wohnt. Die beiden bauen eine liebevolle Beziehung zueinander auf, doch schon in der vierten Mission ändert sich der Ton schlagartig. Die Droge Chronos scheint eine wichtige Rolle in einer Verschwörung zu spielen, und genau an dieser Stelle halten wir uns mit Details zurück.

Nichts ist, wie es scheint

Selbst die Beschreibung einiger Szenen könnten die Handlung massiv spoilern. „Katana Zero“ lebt nämlich von seinen Überraschungen, die den Spieler mehrfach fassungslos zurücklassen. Das geschieht einerseits durch die Handlung selbst sowie über die Charaktere, die Informationen preisgeben. Die Macher wollten jedoch noch eine Schippe drauflegen und veranschaulichen mehr als sie erklären. Irgendwann kommt sogar der Punkt, an dem man selbst nicht mehr versteht, was überhaupt vor sich geht, denn die Szenen scheinen wirr zu sein und wenig zu erklären. Mit jedem weiteren Tag, der im Spiel vergeht, wird das gesamte Mysterium allerdings zusammengefügt und das Ende ist überraschend deutlich, selbst wenn nicht alle offenen Handlungsstränge vollendet werden.

Die Präsentation ist schlichtweg atemberaubend, zeigt aber die Grenzen dessen auf, was in einem Test beschrieben werden darf. Es wäre ein leichtes, eine der besten Szenen zu beschreiben, doch ohne die Überraschung und Unwissenheit wäre sie schlichtweg nicht so bahnbrechend. Das merkt man auch an der Werbekampagne, die bewusst Inhalte über die Geschichte auf ein Minimum begrenzt. In vielen Elementen scheint Hideo Kojima eine große Inspiration gewesen zu sein, doch anstatt etwas zu kopieren, haben die Macher mit „Katana Zero“ ein eigenes Meisterwerk erschaffen, das regelmäßig beeindruckt. Dabei ist das Abenteuer so fesselnd, dass die Konsole bis zum Ende im Test nicht zur Seite gelegt werden konnte.

Keine pure Action

Das soll natürlich nicht heißen, dass „Katana Zero“ perfekt ist. Die Länge ist definitiv passend für die Handlung, denn ständig gibt es interessante Szenen und Wendungen, auf die niemand lange warten muss. Wer allen voran die reine Action genießen möchte, wird das aber nicht durchweg können. Die Zwischensequenzen, Unterhaltungen und langsamen Momente sind nicht einfach nur kurze Einwürfe, sondern können durchaus über zehn Minuten andauern. Die narrative Erfahrung erhält tatsächlich ebenso viel Zeit wie die Action, zumindest bleibt dieser Eindruck nach dem Finale. Das ist es definitiv wert, denn solch eine Qualität sieht man selten in Indie-Spielen, dennoch werden einige Spielergruppe davon abgeschreckt.

Genug zu tun

Die einzelnen Kapitel lassen sich auch nach dem Finale auswählen, und etwas Wiederspielwert gibt es anhand freischaltbarer Boni. Sowieso ist es interessant, die Aufträge zu wiederholen, denn manchmal gibt es besondere Bedingungen, die der Spieler nicht erfüllen muss. In Mission vier wird der Held dazu angewiesen, niemanden zu töten, doch genau das ist nunmal der einfachste Weg. Solche Bonus-Aufgaben gibt es immer wieder, wobei sie selten so offensichtlich sind. Das vielfältige Level-Design verbirgt derweil Überraschungen, die man nicht unbedingt beim ersten Mal erkennt, und verschiedene Strategien auszuprobieren erweist sich als unterhaltsamer Spaß. Lediglich deren Anzahl dürfte größer sein, doch wer weiß, welche Pläne das Studio für die Zukunft von „Katana Zero“ hat.

Brutal!

Dass eine Pixel-Grafik durchaus brutale Szenen darstellen kann, wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach bewiesen. „Katana Zero“ treibt das aber auf eine Ebene, die man nur selten sieht. Das USK 18-Siegel ist verdient, denn neben Blut und Organen sind auch einige Szenen dabei, die mehr als skurril sind. Auch die Themen der Geschichte unterstützen das, sodass einige Szenenbilder unvergesslich bleiben. Die passenden Animationen sind derart detailliert, dass das Spiel vor Charme nur so überquillt. Bei all der Action bleibt zum Glück auch die Bildrate weitestgehend stabil, wobei kleine Unregelmäßigkeiten sich auf ein Minimum beschränken und niemals stören.

Der Soundtrack spielt auch eine wichtige Rolle. Vor dem Beginn jeder Mission startet der Held nämlich seinen Musik-Player, und jedes einzelne Lied passt perfekt zu den jeweiligen Missionen und garantiert neben dem perfekten Gameplay-Flow auch Ohrwürmer. Die Geräuschkulisse ist ebenso gut, lediglich beim eigenen Tod hätte die Auswahl größer sein dürfen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Katana Zero“ ist ein rasantes Spiel, das man bis zum Finale gar nicht aus den Händen legen kann. Das liegt nicht nur am nahezu perfekten Gameplay, das mit interessanten Leveln und starken Mechaniken punktet. Die Geschichte beansprucht einen ebenso großen Anteil der Spielzeit für sich und weiß durch wahrlich unglaubliche Momente und Wendungen zu überzeugen. Auch das Dialog-System sorgt für eine Handlung, auf die selbst Kojima neidisch werden könnte. Die Erwartungen an „Katana Zero“ müssen angepasst werden, wer sich jedoch auf eine ungewöhnliche und ernste Geschichte einlassen möchte, sollte unbedingt zugreifen.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von Sepp
    Sepp 18.04.2019, 18:09
    Hui nice, das ist mir auf Steam ins Auge gestochen. Mir war gar nicht klar, dass es auch auf die Switch kommt. Ist gekauft!
  • Avatar von Neino
    Neino 18.04.2019, 17:13
    Ich hab das Gefühl dieses Spiel wird leider untergehen weil es m selben Tag wie Cuphead erscheint. Aber es sieht so geil aus! Ich werd mir das definitiv holen!