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Observer (eShop)

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Observer (eShop)

Bloober Team hat sich bereits mit „Layers of Fear“ als interessantes Studio etabliert. Das neueste Werk des Studios namens „Observer“ hat ebenfalls eine besondere Art des Horrors verfolgt und konnte bereits Spieler auf diversen Plattformen begeistern. 

Orwells Cyberpunk

Daniel Lazarski ist ein sogenannter Observer in einer privaten Polizeieinheit. Das bedeutet, dass er die Mittel und den Auftrag dazu hat, sich in die Gedanken von Leuten zu hacken, seien es Zeugen oder Verdächtige. Eigentlich wartet er auf seinen nächsten Auftrag, als er plötzlich eine Nachricht seines Sohnes erhält, den er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Die Suche führt ihn in einen abgewrackten Apartment-Komplex, wo er nicht nur auf eine Leiche trifft, sondern den wohl schwierigsten Fall seines Lebens annimmt.

Was sich wie eine relativ klassische Geschichte anhört, wird durch die Welt von „Observer“ erst interessant. Die Handlung spielt nämlich in einer Cyberpunk-Versions des Jahres 2084 – die Jahreszahl ist dabei natürlich kein Zufall. Nach einem Krieg konnte die Chiron Corporation gigantische Macht erlangen, und natürlich hat eine entsprechende Verschwörung etwas mit dem Mysterium zu tun. Beeindruckenderweise geht es nicht in große Städte, vielmehr beschäftigt sich das Spiel damit, wie die Menschen am unteren Rande der Gesellschaft leben. Insbesondere die mechanischen Komponenten der Bürger werden zum Thema – auch, weil ein Computer-Virus zahlreiche Opfer gefordert hat.

Realitätsverlust

Meist muss Daniel an Türen klingeln, um die Bewohner des Komplexes mit Fragen zu durchlöchern. Die meisten sind weder freundlich noch hilfreich, dennoch sind alle Konversationen sehr interessant. Mal spricht ein Verschwörungstheoretiker darüber, wie grauenvoll die Welt doch ist, ein anderer erklärt seine Sekte, die Modifikationen streng verurteilt. Dass der Spieler mehr mit Türen als Charakteren spricht, stört überraschend wenig und wird durch die starken Sprecher sehr authentisch. Lediglich Daniel klingt oft emotionslos und betont seine Sätze merkwürdig, dabei wird er von niemand geringerem als „Blade Runner“-Legende Rutger Hauer gesprochen. All das hat seinen Sinn, es kann für einige Spieler allerdings schwierig werden, sich an die Ausdrucksweise zu gewöhnen.

Die Geschichte bleibt bis zum Finale höchst interessant und entfaltet ihr volles Potential erst, wenn die Spieler alle zusätzlichen Informationen aufsaugen. In den bis zu acht Stunden gibt es zahlreiche Details, die eine wahnsinnig authentische Welt beschreiben und allen Cyberpunk-Fans eine der besten Umsetzungen des Genres in Videospielform geben, was keine Übertreibung ist. Ständige Überraschungen, grausame Entwicklungen und eine starke Spannungskurve werden jeden Fan des Themas an den Bildschirm fesseln. Dabei wünscht man sich regelmäßig, dass es noch mehr Unterhaltungen mit den Bewohnern gibt, schließlich wirken sie immens interessant. Leider müssen die Spieler damit leben, dass nicht jeder Charakter genau beleuchtet wird. Viele subtile Elemente laden jedoch zum Nachdenken ein.

Detective Lazarski

Spielerisch geht es ziemlich klassisch daher. Der Spieler erkundet verschiedene Räume, führt Dialoge mit den Anwohnern und sammelt Hinweise, um mehr über seinen eigenen Sohn herauszufinden. Die Detektivarbeit könnte trocken sein, wäre da nicht das starke Weltdesign. Obwohl die gesamte Handlung an einem Ort stattfindet, bietet jeder Raum interessante Elemente, sodass man jeden Winkel genauestens unter die Lupe nehmen möchte. Die Ermittlungen werden durch diverse Visiere erleichtert, durch die Daniel Objekte sowie organische Spuren analysieren kann. Die Erkundung stellt einen großen Teil der Spielzeit dar und wurde deshalb sehr engagierend gestaltet. Jede neue Entdeckung bringt entweder den Fall weiter oder beleuchtet die Welt ein Stück näher.

Manchmal müssen auch kleinere Rätsel gelöst werden, seien es versteckte Codes oder andere Hindernisse. Keine davon sind allzu herausfordernd und wer die Gabe des Observierens ordentlich einsetzt, der wird keine Probleme haben, das Spiel abzuschließen. Die Dauer hängt vom eigenen Erkundungstrieb ab, denn während man in vier bis fünf Stunden das Ende sehen kann, werden die meisten rund acht benötigen. Einzig nervig können die Pillen sein, die Daniel einnehmen muss, wenn bei Bewegungen plötzlich Bildfragmente auftauchen.

Andere Welten

Bloober Team sind Liebhaber des Surrealen, weshalb das Einhacken in andere Menschen das große Highlight von „Observer“ darstellt. Führt Daniel die entsprechende Aktion bei vorbestimmten Zielen aus, findet er sich in einer Realität wieder, in der jegliche Logik keine Rolle mehr spielt. Plötzlich erscheinen Personen an allen möglichen Stellen, der Blick auf einen Bildschirm provoziert einen Szenenwechsel und Objekte tuen das unmögliche. In diesen Segmenten beweisen die Macher ihre unglaubliche Kreativität, denn ständig gibt es neue Verrücktheiten zu sehen und die surrealen Einflüsse beeindrucken kontinuierlich. Es ist leicht zu vergessen, in welcher Realität sich Daniel überhaupt befindet, und später vermischt sich sogar seine eigene Vergangenheit mit dem, was er sieht. Das Spiel lebt von den damit verbundenen Überraschungen, weshalb wir nichts weiter verraten wollen.

Leider gibt es auch Passagen, in denen der Spieler vor diversen Wesen flüchten muss. Diese tauchen selten auf und dauern nicht lange an, dennoch stören sie den eigentlich explorativen Spielfluss. Zudem ist selten auf den ersten Blick klar, in welche Richtung man laufen muss oder wie man den Bedrohungen aus dem Weg geht, was zu unfreiwilligen Toden im Trial-and-Error-Prinzip führt. Der Horror wird ansonsten über die geniale Atmosphäre sowie typische Jumpscares vermittelt. Das Spiel lebt nicht davon, dass der Spieler permanent gegruselt wird, sondern von der furchtbaren Zukunftsvision, die dank Cyberpunk perfekt visualisiert wird.

Das Beste draus gemacht

Es macht nicht unbedingt viel Sinn, die Nintendo Switch-Version mit der Konkurrenz zu vergleichen. Dennoch wirken die Texturen sowohl am TV als auch im Handheld-Modus sichtlich verwaschen und den Hintergründen fehlen die entsprechenden Akzente. Auch die Farben sind nicht kräftig genug, was dem Kontrast immens schadet, der so wichtig für den Artstil ist. Trotz all der Kritik sieht „Oberserver“ auf Nintendo Switch weiterhin sehr gut aus. Natürlich bedarf es einer Eingewöhnungszeit, die mangelnde Kantenglättung zu verzeihen, dann darf man sich allerdings auf den tollen Stil freuen. Zudem fehlen keine Details in der Portierung, was durchaus beeindruckend ist.

Ansonsten weiß die Bildrate durch regelmäßige Aussetzer aufzufallen. Da das Spieltempo sehr gering ist und der Spieler oft langsam erkundet, stört das nicht immer, fällt allerdings auf. Viel besser ist da schon die Tongestaltung, denn sowohl der dezente Soundtrack als auch die erstklassige Soundkulisse sollten jedem Spieler in Erinnerung bleiben. Derweil ist der Rumble-Effekt zu stark geraten, glücklicherweise lässt er sich im Optionsmenü anpassen. Lediglich der Speicherplatz dürfte für einige zum Problem werden, denn das Spiel nimmt über 18 GB der Konsole ein.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Observer“ bleibt auch auf Nintendo Switch ein erstklassiges Spiel. Die Macher haben nichts weiteres als eine der besten Cyberpunk-Geschichten der Videospielwelt erschaffen, und das trotz limitierter Kulisse. Egal ob der Spieler die Orte untersucht oder sich mit Bewohnern unterhält, es besteht stets das Verlangen, jeden Winkel zu durchforsten. Die Highlights stellen die surrealen Sequenzen ein, sobald sich der Hauptcharakter in Personen hackt, die durchweg schockieren und überraschen. Wer mit den technischen Limitierungen leben kann, sollte den Titel deshalb unbedingt auf seine Wunschliste packen.

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