Jedes Jahr hält Nippon Ichi Software einen internen Kontest ab, in dem es darum geht, originelle Ideen ins Leben zu rufen. Dadurch konnten in den vergangenen Jahren bereits „htoL#NiQ: The Firefly Diary“ sowie „Yomawari: Night Alone“ ins Leben gerufen werden. Das neueste Resultat des Wettbewerbs hört auf den Namen „The Liar Princess and the Blind Prince“ und sieht ebenso malerisch aus wie die anderen Projekte. Ob es auch qualitativ mithalten kann, verraten wir euch im Test.
Tragisches Märchen
Die Geschichte wird wie ein Märchen erzählt, passend mit einer Erzählerin sowie Bildern, die aus einem Märchenbuch hätten stammen können. Es geht um eine brutale Wölfin, die jede Nacht ein Lied singt. Dabei hört ihr ein Prinz aus einem nahen Königreich zu, der ihr sogar applaudiert, ohne ihre Gestalt sehen zu können. Weil sie sich geschmeichelt fühlt, frisst sie die leichte Beute nicht, sondern freut sich jeden Tag über die Wertschätzung. Das ändert sich, als der Prinz endlich die Gestalt der wunderschönen Stimme sehen möchte, woraufhin die Wölfin ihn aus Versehen verletzt, was in den Verlust seiner Sehkraft mündet. Anschließend wird der Prinz in ein Verließ eingesperrt, während die von Schuldgefühlen geplagte Wölfin einen Deal mit einer Hexe eingeht und im Austausch gegen den Gesang die Fähigkeit erhält, sich in eine Prinzessin zu verwandeln. Draufhin befreit sie den Prinzen und möchte ihn zur Hexe bringen, damit sie ihm die Sehkraft schenkt – allerdings steht ein dichter Wald zwischen dem Vorhaben.
Bilderbuch
Das Märchen ist sehr unterhaltsam und trotz der minimalistischen Präsentation ohne echte Zwischensequenzen weiß es zu fesseln. Überraschungen gibt es zwar wenige, dafür wurde der düster-tragische Ton wunderbar umgesetzt. Insbesondere die Dynamik zwischen den Protagonisten ist herrlich und die Gespräche sind sowohl emotional als auch regelmäßig sehr humorvoll, schließlich weiß der Prinz gar nicht, wer die geheimnisvolle Prinzessin ist. Bis zum wunderbaren Finale bleibt es interessant zu sehen, welche Gefahren die beiden überwinden müssen, um sich von den Lasten zu befreien.
Der lange Weg
Streng genommen handelt es sich bei „The Liar Princess and the Blind Prince“ um eine Eskort-Mission. Der Spieler übernimmt die Kontrolle der Prinzessin, die per Knopfdruck den blinden Prinzen an die Hand nimmt. Viel können die beiden nicht, denn der Sprung ist nicht hoch und auch ein zu hoher Fall endet im Tod. Glücklicherweise kann die Prinzessin sich in einen Wolf verwandeln und gegen die Monster kämpfen, gegen die das Duo ansonsten völlig schutzlos ist. Das ist anfangs noch einfach, im späteren Verlauf wird es jedoch kniffelig, den Prinzen in Sicherheit zu wahren. Zudem hat die Wolfsform auch Nachteile, schließlich kann der Spieler weder den Prinzen führen, noch schmale Korridore durchqueren.
Da die Charaktere das Gegenteil von agil sind, gibt es glücklicherweise nur wenige Plattformer-Passagen. Stattdessen muss der Spieler zahlreiche Rätsel lösen, die anfangs noch aus Schaltern und Plattformen bestehen, bevor sie weitaus kreativer werden. Über die sechs bis sieben Stunden unterhalten diese bestens und der Schwierigkeitsgrad ist weder zu hoch, noch zu niedrig angesetzt. Die Fallen können durchaus gemein werden, dank fairer Rücksetzpunkte hält sich der Ärger allerdings in Grenzen. Weiterhin kann die Prinzessin dem Prinzen auch einige Befehle geben, sodass sich viele Möglichkeiten ergeben, die das Spiel bestens ausnutzt. Lediglich wenige Passagen können durchaus frustrieren, da sich jedes Level sogar überspringen lässt, kann aber wenigstens jeder Spieler das Ende erreichen.
Besser rätseln als laufen
Weil die Helden in Sachen Bewegung eingeschränkt sind, können schon simple Sprungpassagen zu nervigen Hindernissen werden. Manchmal ist nicht ganz ersichtlich, ob ein Sprung zu meistern ist, und auch der Fallschaden wirkt nicht konstant gleich, sodass einige Tode sicherlich nicht auf das Konto des Spielers gehen. Auch die Vielfalt enttäuscht ein wenig, schließlich verändern sich die Grundmechaniken der ersten Spielstunde im weiteren Verlauf nur wenig und das Kampfsystem ist viel zu simpel gehalten.
Trotz dieser Probleme gewöhnt man sich im Laufe des Abenteuers an die Macken und erfreut sich stattdessen über das wunderbare Gesamtpaket. Weil die Laufzeit nicht zu stark ausufert, gibt es ständig neue Ideen, die das Beste aus den simplen Mechaniken machen. Der Spieler möchte unbedingt sehen, was für Gefahren die beiden auf ihrem Weg meistern müssen, weshalb man selbst die nervigeren Passagen gerne überwindet.
Wunderschön
Die Präsentation ist eine der größten Stärken von „The Liar Princess and the Blind Prince“. Die optische Gestaltung sucht ihren Meister und könnte kaum besser zum düsteren Märchen passen. Obwohl es nicht unbedingt viele Ortschaften gibt, sind alle Level toll gestaltet und strahlen nur so vor Charme. Auch die Animationen passen dazu, denn selbst kleine Details wie das Lächeln der beiden Protagonisten, sobald sich ihre Hände berühren, begeistern durchweg. Auch der Soundtrack fügt sich wunderbar ein und bietet regelrechte Ohrwürmer, auch wenn die Auswahl etwas zu klein ist.
Leider gibt es einige technische Ungereimtheiten, zum Beispiel wenn der Spieler auf eine sich bewegende Plattform springt und nie eindeutig klar ist, ob eine falsche Bewegung nicht zum Tod führt. Auch ansonsten sind die Level-Elemente nicht immer eindeutig als Gefahren zu erkennen, was den Spielfluss immer wieder unterbricht. Sollten diese Probleme in absehbarer Zeit aus der Welt geschaffen werden, steht dem malerischen Abenteuer nichts im Weg.
Bisher gibt es elf Kommentare
muss ich wohl importieren :(
@Marco, ist die Downloadversion auf Deutsch?
https://www.play-asia.com/the-liar-p...ince/13/70c7zh