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Moonfall Ultimate (eShop)

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Moonfall Ultimate

Die Konsolen von Nintendo mussten sich in der Vergangenheit öfter den Vorwurf gefallen lassen, abseits der Hausmarken keine nennenswerte Auswahl an Spielen zu besitzen. Nintendo Switch ist gegen diesen Vorwurf faktisch immun, da die Plattform mit einer scheinbar unerschöpflichen Masse an Titel geflutet wird. Die Übersicht geht dabei leicht verloren und Spiele fallen unter den Tisch, mögliche Perlen werden übersehen. In diesem Review beleuchten wir „Moonfall Ultimate“ und klären, ob dieser Brawler eure Zeit wert ist.

Königreich X gegen Bedrohung Y

Eine schicke Intro-Sequenz führt ein Königreich ein, das schlicht das Reich genannt wird und durch die magische Ressource Lunarium einen Aufschwung ähnlich der Industrialisierung erlebte. Nach dem Tod des Königs ist dieser Reichtum jedoch durch einfallende Barbaren und Stämme gefährdet und ein Krieg bricht aus. Als namenloser und gesichtsloser Held gilt es nun, diese Horden zu bezwingen. Wer glaubt, dieser kurze Abriss der Prämisse würde eine weitreichende Geschichte zusammenfassen, der irrt sich. In diesem Spiel gibt es keine Wendungen, relevanten Charaktere oder eindrucksvolle Momente. Die Geschichte ist bedeutungslos und hat keinerlei nennenswerten Einfluss auf das Spielerlebnis. Während der Missionen können einige Textstücke eingesammelt werden, die allerdings sinnlose Informationen enthalten, und auch die Gespräche mit den NPCs sind überflüssig.

Generisches Heldenwerk

Ohne eine nennenswerte Hintergrundgeschichte läge es in der Aufmachung der Gegner und Umgebungen und an interessanten Quests, den Spieler an den Bildschirm zu fesseln. Über den Umfang von 13 Level kann „Moonfall Ultimate“ diese Herausforderung jedoch nicht meistern. Eine Spannungskurve lässt sich in den Missionen und dem Design der Gebiete nicht feststellen. Die Handvoll Gebiete, die der Spieler durchstreift, können nicht die Wirkung eines dramatischen Konfliktes einfangen. Die erste Spielhälfte durchstreift der Held einen langweiligen Sumpf, in dem es außer einigen Ruinen nichts zu entdecken gibt. Es wird nicht die Hauptstadt des Reiches verteidigt, ein wichtiger Brückenkopf von den Schergen der Finsternis zurückerobert oder ein furchtbar bösartiger Schurke ausgeschaltet. Auch das Missionsdesign gibt dem Spieler keine motivierenden Aufgaben an die Hand. Sammle einen scheinbar hochgradig wichtigen Gegenstand oder rette gefangene Kameraden. Mehr gibt es nicht zu tun, wodurch das ganze Spiel vorbeirauscht, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Täglich grüßt das Murmeltier als Videospiel

Vor Spielbeginn steht einer aus den drei verschiedenen Klassen Vanguard, Elementalist oder Shadow zur Verfügung. Nach der Klassenauswahl präsentiert sich „Moonfall Ultimate“ als klassicher Brawler. Herannahende Gegner werden durch Waffengewalt und Spezialfähigkeiten fachgerecht entsorgt. Schnell wird jedoch die Schwäche des Kampfsystems offensichtlich. Eigentlich wird der Angriffsbutton in erschreckender Monotonie gehämmert, ohne dass sich die Angriffe des Helden flüssig oder effektiv anfühlen. Auf dem Papier gibt es zwar zahlreiche verschiedene Waffengattungen, da jedoch alle dieselben drei Animationen abspielen, haben die ausrüstbaren Mondwerkzeuge keine Auswirkung auf die Spielweise

Auf Bewegungsmanöver wie eine Rolle wurde vollständig verzichtet und in dem Großteil der Kämpfe stehen sich Held und Gegner gegenüber und die Angriffstaste wird gehämmert, bis das Monster im Dreck liegt. Unter dieser Monotonie werden auch die verschiedenen Monstertypen begraben. Obwohl es verschiedene Typen gibt, ist es nicht möglich beziehungsweise nicht erforderlich, anders auf sie zu reagieren. Es langt stets aus, auf sie zuzulaufen, Fähigkeit auszulösen und dann mit der Angriffstaste die Frequenz eines Deathmetal-Schlagzeugers zu imitieren.

Die Steuerung dieser Fähigkeiten ist zusätzlich ein einziger Graus. Obwohl zahlreiche nichtbelegte Tasten zur Verfügung stehen, ist es nur mit dem A-Knopf möglich, Spezialmanöver auszulösen. Mit den anderen Tasten wird lediglich umständlich durch die gelernten Fähigkeiten durchgeschaltet. Trotz Eingewöhnungsphase fühlt sich dieses Prinzip zu keinem Zeitpunkt ordentlich an und verhindert einen angenehmen Spielfluss. Gelegentlich eingestreute Zwischengegner oder die einzelnen Bosskämpfe stellen keine Ausnahme dar. Zunächst sind sie gegen Statuseffekte immun und durchbrechen auch die Abwehrhaltung der Helden. Eine sinnvolle Kombination der Fähigkeiten hat wenig Einfluss und auch die Gegner verwenden nur rudimentäre Mechaniken, die keinerlei Herausforderung darstellen.

Looten und Leveln?

Auch die verschiedenen Klassen können diese Monotonie nicht ausgleichen. Auch wenn die verfügbaren Manöver sich unterscheiden – der Vanguard verfügt etwa über einen Schildschlag und eine Flächenbetäubung, während der Elementalist verschiedene Elementargeschosse verwendet –, ändert sich der Kern des Kampfes nicht. Die Fähigkeiten sind nur eine Unterstützung, nach denen weiterhin stumpf auf die Gegner eingedroschen wird. Für erfüllte Aufgaben und besiegte Gegner gibt es Erfahrungspunkte, die klassisch in das Aufleveln der Figur investiert werden können. Drei Attribute, von denen eins je nach Klasse maximiert wird, bieten wenig Freiraum für Experimente.

Die Talentbäume fallen ebenfalls sehr mager aus und bieten nur wenig Variation und Individualisierung. Da alle Fähigkeiten einer Reihe benötigt werden, um die darauf folgenden freizuschalten, ändert sich nur die Reihenfolge der Fähigkeiten, nicht aber die grundlegende Spielweise. Wer Tiefgang sucht, wird dabei sehr enttäuscht werden. Zwar lassen sich verschiedene Ausrüstungsgegenstände anpassen, allerdings droppen diese viel zu selten und der Loot wiederholt sich schnell, wodurch nur wenige Möglichkeiten existieren, den Charakter überhaupt anzupassen. Die Werte der Gegenstände müssen sich auch der Monotonie des Kampfsystems unterwerfen und haben wenig Einfluss auf das Spielgeschehen, da sie nur passive Werte erhöhen. Aufgrund der geringen Spielzeit entsteht bei „Moonfall Ultimate“ nicht der bekannte Sog aus Looten und Leveln.

Was gibt es noch?

Neben der Hauptkampagne gibt es lediglich einen Endlosmodus, der das dünne Storykorsett entfernt und den Spieler durch endlose Räume scheucht, die mit jeder weiteren Tür stärkere Gegner beinhalten. Außer der Anzahl an verfügbaren Talentpunkten und dem Schwierigkeitsgrad kann nichts eingestellt werden. In Verbindung mit den mauen Grundmechaniken ist dieser Spielmodus keine wirklich spannende Beschäftigungsmöglichkeit. Ähnliches gilt für den Koop-Modus. Denn obwohl dieser ein löbliches Vorhaben darstellen könnte, leidet er unter den durchschnittlichen Mechaniken und kann mit der abgedroschenen Phrase „Geteiltes Leid ist halbes Leid“ treffend beschrieben werden.

Zumindest technisch leistet sich der Titel keine groben Schnitzer, kann jedoch auch nicht hervorstechen und positioniert sich wie in den anderen Bewertungskategorien im Mittelfeld. Die Bildrate bleibt stabil und es gab keine schwerwiegenden Bugs oder Abstürze. Optisch reißt der Titel keine Bäume aus, aber die gezeichneten Hintergründe können die etwas verwaschene Optik jedoch ausreichend überlagern. Die Animationen sind etwas grob, jedoch wird dem Titel durch sie ein leichter Retro-Charme verliehen. Auf Sprachausgabe oder einen Soundtrack wurde verzichtet. Einziger Ausreißer nach unten stellt die überflüssige Einbindung der Vibration dar. Beim Einsatz einer Spezialfähigkeit wird jedes Mal eine penetrante Vibration ausgelöst, die keinerlei positiven Effekt hat, sondern nur störend und unglaublich billig wirkt.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Moonfall Ultimate“ wird keine körperlichen Schmerzen verursachen oder als schlechtestes Spiel in die Geschichte eingehen. Es kann jedoch mit keinem Element überzeugen und damit aus der Masse herausstechen. Mit heruntergeschraubten Ansprüchen könnte man mit dem Titel ein wenig Spaß haben, aber die verfügbare Konkurrenz wiegt als Entscheidungsfaktor viel schwerer, als es durchschnittliche Mechaniken je könnten.

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