Der Job des Pizza-Lieferanten erfreut sich mäßiger Beliebtheit, doch ohne die ungenannten Helden hätten sich viele gesellige Veranstaltungen in einem kollektiven Hungertod entladen. Selbst die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft hat den Job schon übernommen. In „Pizza Titan Ultra“ schlüpft der Spieler in die Rolle eines solchen Heldens. Es handelt sich hierbei nicht um eine stumpfe Simulation, sondern die Pizza wird in einem haushohen Mech transportiert. Ob sich hinter der Prämisse ein spaßiges Spiel versteckt, klärt das nachfolgende Review.

Das goldene Ticket

Der namenlose Protagonist der Handlung findet ein goldenes Stück Peperoni-Pizza und erhält dadurch die Chance neuer Pizzabote bei Ultra Pizza zu werden. Die Firma hat eine Marktlücke entdeckt und die Pizzeria im Torso eines haushohen Mechs untergebracht und liefert die Speisen mit eben diesem aus. Das Geschäft floriert, doch Hauptkonkurrent Cheezeborg, ein diabolischer Animatronic, hat eine Roboterarmee mobilisiert, um die Firma zu behindern. Wie unschwer zu erkennen ist, nimmt sich die Handlung von „Pizza Titan Ultra“ in keinster Weise ernst. Über die Distanz von 24 Missionen wird natürlich auch kein narratives Meisterwerk mit gesellschaftskritischen Untertönen oder tiefgehender Charakterentwicklung präsentiert. 

Die simple Prämisse dient stattdessen als Aufhänger für ein Feuerwerk an popkulturellen Anspielungen und Klischees, präsentiert von völlig überzeichneten Kopien bekannter Charaktere. Der Humor ist die große Stärke von „Pizza TItan Ultra“ und jede neue Mission sorgt für einen weiteren Lacher. Die Inszenierung ist dabei jedoch nur zweckmäßig. In unbewegten Standbildern wird über Sprechblasen der Witz transportiert und lediglich am Ende einer Mission gibt es eine gleichförmige Zwischensequenz, die allerdings keinerlei relevanten Inhalte transportiert. Auf eine echte Sprachausgabe wurde ebenfalls verzichtet, die Figuren nerven lediglich mit einem unverständlichen Gebrabbel. Auf dieser Ebene wurde Potential verschenkt, jedoch zündet der Humor trotz dieser reduzierten Präsentation. 

Zerstörung im Dienste des Hungers

Das Gameplay von „Pizza Titan Ultra“ verbindet das Prinzip von „Crazy Taxi“ mit einem Jump´n Run. Mit einem Timer im Rücken steuert der Spieler den Mech über die Karte und liefert Pizza aus. Ein Indikator zeigt in die Richtung des nächsten Gebäudes. Für jede ausgelieferte Pizza wird Geld auf das Firmenkonto überwiesen und der Timer um ein paar Sekunden aufgestockt. Der Mech wird während des Sprints immer schneller und verfügt über einen Doppelsprung und eine Schwebefunktion, um die Hindernisse der Karten zu umgehen. Jede der acht verfügbaren Umgebungen kann eine charakteristische Eigenschaft vorweisen, die sich auf das Gameplay auswirkt. Mal ist die Umgebung in verschiedene Inselareale unterteilt und es lässt sich nicht einfach durch das Wasser sprinten, wodurch von Insel zu Insel gesprungen werden muss oder die Innenstadt ist in mehrere Ebenen unterteilt, die sich durch Boostplattformen schnell erreichen lassen. Der Zutritt zu neuen Gebieten wird mit dem verdienten Geld bezahlt. Während des Spielens hat man jedoch nie Geldprobleme, sodass der Fortschritt problemlos erfolgt und keine Missionen wiederholt werden müssen, nur um Geld zu verdienen.

Aufgelockert wird der Spielablauf durch verschiedene Sammelgegenstände auf der Karte. Fünf spezielle Zutaten, die einen dicken Bonus auf das Konto spülen, einzelne Banknoten oder auch Stoppuhren, die ebenfalls ein paar Sekunden gutschreiben, lassen sich im vorbeigehen einsammeln. Die reibungslose Auslieferung wird jedoch von Cheezeborgs mechanischen Handlangern ausgebremst. Fußsoldaten, Hubschrauber, Panzer oder Kampfläufer stellen sich dem Pizzatitanen entgegen. Fußsoldaten können einfach überrannt werden, Hubschrauber schießen Raketen auf den Lieferroboter, denen mit einer Rolle ausgewichen werden muss oder Kampfläufer nutzen einen Traktorstrahl um die Lieferung auszubremsen.

Voll auf die Zwölf

Mit metallischen Faustschlägen, einem Tritt oder einem Wibelangriff lassen sich die Gegner jedoch unschädlich machen. Als letzes Mittel verfügt der Kampfroboter auch über eine Spezialfähigkeit, die sich je nach Auswahl offensiv oder defensiv einsetzen lässt. Die Gegnervielfalt ist nicht überragend, doch über die Distanz der 24 Missionen wird genug Abwechslung geboten, um sich nicht zu langweilen. Das Kampfsystem ist ebenfalls sehr simple, fügt sich jedoch nahtlos in den flotten Mix aus Rennen, Springen und Kämpfen ein. Damit keine Langeweile zwischen den Missionen aufkommt, müssen wechselnde Ziele erfüllt werden. Mal soll ein Stadtteil zwischen den Lieferungen in Schutt und Asche gelegt werden, bestimmte Gegner bezwungen werden oder alle besonderen Zutaten eingesammelt werden. Auch in diesem Segment gibt es genug Abwechslung, um über die Gesamtdauer der Kampagne nicht zu langweilen. 

Abseits dieser 24 Missionen gibt es jedoch nicht viel zu erledigen. Zwar gibt es in jedem Gebiet noch einen Endlos-Modus, in dem gegen die Uhr ohne Sonderziele so viel Pizza wie möglich ausgeleifert werden muss, allerdings kann dieser Modus nicht wirklich langfristig fesseln. Zu Monoton ist diese Aufgabe, zumal man im Rahmen der Kampagne jede Ecke der Gebiete bereits gesehen hat und die Endlosschleife routiniert und ohne viel Probleme abgearbeitet wird. Bei einer durchschnittlichen Missionsdauer von fünf Minuten ist die Kampagne schnell abgearbeitet und das Spielerlebnis vorbei. Auch ein Mehrspielermodus hat es leider nicht ins Spiel geschafft. So kann „Pizza Titan Ultra“ zwar wenige Stunden unterhalten, verliert dann allerdings seine Anziehungskraft.

Oberflächiger Umbau

An dieser Tatsache kann auch die Möglichkeit, den Kampfmech mit neuen Teilen umzubauen, nichts ändern. Das in Missionen verdiente Geld kann in einige Items investiert werden, um den eigenen Mech auch optisch anzupassen, jedoch hält sich der spielerische Nutzen in Grenzen. Neue Spezialfähigkeiten werden freigeschaltet, wenn eine vorgegebene Anzahl an neuen Bauteilen angebracht wurde. Allerdings fällt der Schwierigkeitsgrad moderat aus und ein echter Nutzen geht von den neuen Fähigkeiten nicht aus. Die Kampagne ist außerdem schneller durchgespielt, als alle Teile und Fähigkeiten freigeschaltet sind. In Verbindung mit dem langweiligen Endlosmodus ist keine Motivation vorhanden, alle Bauteile freizuspielen.

Vorprogrammierter Ohrwurm

Optisch handelt es sich bei dem Titel um grundsolide Kost, die überzeichneten Figuren wurden gut eingefangen und die Spielumgebung passt sich dem wuseligen Gameplay an. Der Sound ist jedoch durch viele überflüssige Kommentare der Gegner überladen und auch der Hintergrundsoundtrack ist unspektakulär und lädt dazu ein, mit eigener Beschallung zu spielen. Lediglich der Titelsong, den die Entwickler für das Spiel zusammengeschraubt haben, hebt sich davon ab. Im Stile japanischer Anime-Intros begrüßt dieser Song den Spieler im Startmenü und setzt sich direkt in den Gehörgängen fest. Der Ohrwurm ist garantiert und es wäre wünschenswert gewesen, wenn diese Hingabe in den gesamten Soundtrack geflossen wäre. Die Performance ist ordentlich, allerdings kann das Spiel bei vielen Gegnern und Effekten durchaus in die Knie gehen, was den flotten Spielablauf merklich ausbremst und den positiven Eindruck trübt.