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Full Metal Furies (eShop)

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Full Metal Furies (eShop)

Nach einigen Stunden mit „Full Metal Furies“, dem neuesten Werk der „Rogue Legacy“-Macher dachte ich, ich hätte alles gesehen. Ein spaßiges Beat em Up mit motivierenden Mechaniken, interessanten Ideen und einer Menge Spaß im Mehrspieler-Modus. Einige weitere Stunden später war ich dann nahezu sprachlos, denn das Spielkonzept hatte sich auf eine Art verändert, die man trotz einiger Hinweise vorher niemals hätte erahnen können. Was genau damit gemeint ist, erfahrt ihr im Test.

Furien an die Macht!

Obwohl die eigentlichen Spielmechaniken im Zentrum stehen, nimmt sich „Full Metal Furies“ viel Zeit für seine Geschichte. In dieser versuchen vier Frauen, die sich Furien nennen, die Welt zu retten. Diese wird von Titanen bewohnt, die allesamt nach dem Tod eines Beschützers die Kontrolle über die Menschen erlangen wollen. Der einzige Ausweg: Die Welt bereisen und die Kreaturen besiegen, bevor sie noch mehr Schaden anrichten können. Die Prämisse klingt sehr klassisch, dank einiger Wendungen bleibt die Handlung aber durchweg interessant und man fiebert mit den Charakteren um das Schicksal der Welt.

Die Geschehnisse werden durch Dialoge zwischen den Charakteren erzählt. Besonders die Gruppendynamik der vier Frauen, die allesamt in gewisse Klischees fallen, liest sich gut und erzeugt ein stimmiges Gesamtbild. Es gibt zwar viele Witze, die nicht unbedingt zum Schmunzeln einladen, dafür sind die ernsten Töne durchaus fesselnd. Nach einigen Stunden versteht man die Motivationen der Heldinnen ebenso gut wie ihren Selbstzweifel, und auch die Titanen entpuppen sich als wortgewandte Gegenspieler. Solange man seine Erwartungen nicht zu hoch schraubt, wird einem eine interessante Geschichte erzählt, die bis zum Ende nicht enttäuscht.

Beat them up

Bei „Full Metal Furies“ handelt es sich um ein Beat em Up, bei dem man klassisch durch die verschiedenen Level läuft und dabei einen Haufen Gegner vermöbelt. Besonders wird das durch die vier Heldinnen, die sich grundverschiedenen spielen. Während BLABLA wie ein klassischer Tank kämpft und auf harte Schläge sowie einen Schild angewiesen ist, schießt BLABLA mit einer Sniper Rifle und trifft Feinde aus großer Entfernung mit erheblichem Schaden. Die Nachteile werden ebenso schnell deutlich, denn BLABLA muss sich ständig in Gefahr begeben, BLABLA hingegen bekommt Probleme, wenn sie schnell ausweichen muss nach einem Schuss. Ohne zu viel zu verraten, das Balancing der vier Heldinnen ist großartig und es gibt keine Klasse, die besser oder schlechter als eine andere ist. Deshalb probiert man alle aus und lernt ihre Feinheiten kennen, was selbst nach vielen Stunden noch Spaß macht.

Natürlich gehört das Verbessern der Heldinnen zum Spielablauf. Durch einen Fähigkeitenbaum können die Werte verbessert werden, Heldenfähigkeiten schalten sich nach einem Levelaufstieg frei und durch Ausrüstung, die man nach dem Auffinden erst noch kaufen muss, werden die verschiedenen Angriffe verändert. Ein Greifhaken zum Ausweichen wird somit durch ein Schutzschild verändert, es lohnt sich also, mit überraschend vielfältigen Optionen herumzuexperimentieren. Für alle Neuerungen benötigt man jedoch Gold, das man in den Leveln findet. Dadurch entsteht eine unterhaltsame Gameplay-Loop, schließlich kehrt man nach jedem Level ins Camp zurück, kauft sich etwas Neues und kehrt gestärkt auf das Schlachtfeld zurück. Zudem erhalten die Heldinnen Erfahrungspunkte für passive Buffs, und wer regelmäßig seine Ausrüstung wechselt, kann die entsprechenden Balken schneller füllen – das Spiel gibt mehr als genug Anreize, alle Optionen auszunutzen.

Klassische Klopperei

Das Leveldesign ist anfangs noch sehr verhalten. Die Damen prügeln sich durch verschiedene Bildschirme und schlagen dabei Feinde weich. Die verschiedenen Angriffe, die ihnen zur Verfügung stehen, greifen perfekt ineinander und somit baut man sich kleine Kombos zusammen, die nie zu komplex werden. Dennoch muss man schnelle Reflexe beweisen, die Level werden nämlich schnell hartnäckig und wer nicht auf die Angriffe der Gegner achtet, kann in den späteren Kapiteln oft dem „Mission Failed“-Bildschirm begegnen. Glücklicherweise sind die Checkpoints fair verteilt und nur in seltenen Ausnahmen verliert man mehr als wenige Minuten Fortschritt.

Der Levelaufbau ist meist klassisch. Wenige Abzweigungen, viele große Areale, in denen man Gegner bekämpft und diverse Fallen erschweren die Reise, ohne aber zu nervig zu werden. Zudem lernt man die Geheimnisse schätzen, mehr dazu im nächsten Absatz. In den späteren Schritten gibt es dann auch immer wieder Überraschungen, insbesondere ein unsichtbares Labyrinth sorgt für eine enorme Spannung. Das Spiel entwickelt sich mit jeder Stunde weiter und bis zum Finale wird man begeistert, seien es Bonus-Level oder die Möglichkeit, dank Weltkarte in jedes Level zurückzuspringen. Nach dem Endboss wird jedoch eine Sache deutlich: das Spiel ist noch lange nicht vorbei.

Der zu geheime Star

Bereits während des Spielens wird man wahrscheinlich über die Hälfte eines Rosettasteines treffen. Die kryptischen Nachrichten werden viele ignorieren und sich eher in die Action werfen, verständlicherweise. Es wird schwierig, an dieser Stelle nicht zu viel zu verraten, doch um das wahre Ende zu erreichen, sowie weitere optionale Gebiete, wird man sich mit den Rätselmechaniken auseinandersetzen müssen. Die kryptischen Nachrichten haben einen Zweck, und wer diesen begreift, erhält Zugang zu einem völlig neuen Abenteuer. Codes, Nachrichten und weitere Aufgaben gehen weit über die einzelnen Level hinaus, weshalb man staunen und sich freuen wird, wenn man die Lösungen herausfindet.

Beim Testen wurde nicht selten zu Stift und Papier gegriffen, wobei die Screenshot-Funktion von Nintendo Switch sich als sehr hilfreich erwiesen hat. Man muss allerdings wissen, dass es sich bei den Rätseln nicht etwa um Nebenmissionen handelt, sondern um die zweite Spielhälfte. Man kann vor ihnen aufhören zu spielen, dann verpasst man aber ein einzigartiges Abenteuer, das das Spiel auf eine völlig neue Ebene hebt. Dieser wichtige Bestandteil wurde wenig beworben – schließlich stellt die Überraschung einen großen Reiz dar, weshalb an dieser Stelle keine Beispiele genannt werden. Zudem könnten die Aufgaben zu schwierig sein, zumindest spricht der Genre-Mix nicht jeden an. Das ist aber das wunderbare: Action-Fans werden bereits ohne diesen Twist viel Spaß an den Prügeleien haben. Ein besseres Pacing, mit Rätseln, die früher vorkommen und im kleinen Rahmen zur Pflicht werden, hätte einen der stärksten Aspekte strahlen lassen können.

Wie immer: Mit Freunden genießen

Das Spiel ist am besten, wenn man es mit Freunden erlebt. Die Kombinationen der verschiedenen Fähigkeiten sorgt nie für unkontrollierbares Chaos und wenn man zusammenarbeitet, eröffnen sich völlig neue taktische Optionen. Dann werden sogar die Rätsel nochmal spaßiger, schließlich kann man Ideen austauschen und sie in der Gruppe lösen. Etwas kontrovers dürften die farbigen Schilde um einige Gegner sein. In solchen Fällen kann nur ein bestimmter Spieler Schaden anrichten, was für eine zusätzliche Herausforderung sorgt, natürlich aber den Spielfluss verlangsamt.

Überraschenderweise macht das Spiel auch alleine eine Menge Spaß. In dem Fall darf man zwei Charaktere auswählen und zwischen ihnen jederzeit wechseln. Das führt zwar dazu, dass man die Heldinnen nicht unbedingt gleichmäßig verbessert, man kann dafür seinen eigene Spielstil fördern, da das Geld für die Upgrades nicht geteilt werden muss. Lediglich die Schilde werden hier zur nervigen Angelegenheit, schließlich muss man Charaktere wechseln und alleine gegen Feinde kämpfen und den anderen Gegnern ausweichen – ein Aufteilen ist deshalb nicht möglich.

Das Beste zweier Welten

Der Artstil ist besonders interessant. Die Hintergründe sind allesamt gezeichnet, die interagierbaren Elemente sowie Charaktere wurden aber durch den Pixel-Stil zum Leben erweckt. Diese Kombination funktioniert überraschend gut und dank der vielfältigen Gegenden gibt es immer etwas für das Auge. Hinzu kommen butterweiche Animationen, die niemals eintönig werden. Einzig der Soundtrack ist nicht besonders auffallend, untermalt die Action allerdings gut. Die Portierung auf Nintendo Switch ermöglicht die Steuerung mit nur einem Joy-Con, was wunderbar funktioniert und dafür sorgt, dass man jederzeit den Mehrspieler-Modus ansteuern kann.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Meine Meinung zu „Full Metal Furies“ hat sich im Laufe des Abenteuers stark verändert. Dabei war der erste Eindruck bereits sehr gut: Starke Kampfmechaniken, spaßige Level, eine Menge zum Freischalten sowie die Kämpfe unterhalten durchweg und sorgen für ein Beat em Up-Fest. Nach dem „Ende“ offenbart sich dann aber ein noch vielschichtigeres Abenteuer, das diejenigen, die sich darauf einlassen, eine einzigartige Spielerfahrung bieten. Wer damit leben kann, dass sich das Potential erst nach mehreren spaßigen Stunden entfaltet, erhält ein Spiel, das lange in Erinnerung bleiben wird.

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