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Taiko no Tatsujin: Drum 'n' Fun

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Taiko no Tatsujin: Drum 'n' Fun

Seit mittlerweile 17 Jahren gibt es in Japan mit der „Taiko no Tatsujin“-Reihe ein unglaublich erfolgreiches Musikspiel-Franchise, das die Arcade-Hallen mitunter dominiert. Genauso lange hat es gedauert, bis endlich ein Ableger in Europa erscheint. Jetzt steht „Taiko no Tatsujin: Drum ‘n‘ Fun“ für Nintendo Switch in den Startlöchern und wir verraten euch, ob man den sehr japanischen Trommeln endlich eine Chance geben kann.

Authentisch übernommen

Vor fast 15 Jahren erschien in den USA für die PlayStation 2 der bisher einzige Teil der Reihe im Westen und hieß dort „Taiko Drum Master“. Diese Fassung war an westliche Geschmäcker angepasst und hatte deshalb andere Lieder als die japanische Version. Im zweiten Anlauf hat sich Bandai Namco nun dafür entschieden, genau die gleichen Songs anzubieten, wie in allen anderen Fassungen auch. Deshalb gibt es bei „Taiko no Tatsujin: Drum ‘n‘ Fun“ eine ausschließlich japanische Liste mit J-Pop, Anime-Openings, Vocaloid-Songs und vielem mehr. Es ist eine sehr mutige Entscheidung, einfach alle Songs zu übernehmen, zeigt aber auch, dass die Zielgruppe Fans japanischer Pop-Kultur sind. Dass „Taiko no Tatsujin“ ein absolutes Nischenprodukt ist, sollte aber niemanden wundern.

Zahlreiche Steuerungsschemata

Spielerisch reiht sich der Titel wohl zu den simpleren Ablegern des Genres ein. In jedem der Songs muss man entweder mit der Mitte der Trommel eine rote oder mit dem äußeren Rand eine blaue Note spielen. Hat man die physische Plastik-Trommel zur Hand, dann kann man mit zwei Trommelschlägel die Noten genauso spielen. Aber auch ohne die Trommel, die wir nicht ausführlich testen konnten, lässt sich „Taiko no Tatsujin“ gut spielen. Dafür sorgen die verschiedenen anderen Steuerungsmethoden. Da wären zum Beispiel die Knöpfe, bei denen man aus drei Konfigurationen auswählen kann, welche Farbe welcher Knopf haben soll. 

Die größere Überraschung ist aber ganz klar der Touchscreen, den man lediglich im Handheld-Modus, also mit angesteckten Joy-Con, verwenden kann. Dort wird dann optional eine Trommel unter dem Notenbrett angezeigt. Auf diese kann man mit den Fingern für rote Noten drücken und alles andere drum herum lässt einen blaue Noten spielen. Gewöhnt man sich erst einmal daran und findet eine Haltung der Switch und der Finger, die für einen gut funktioniert, dann geht es wirklich fantastisch von der Hand. Es ist eine wunderbare Art, „Taiko no Tatsujin“ ohne Trommel zu spielen, und bringt wirklich ein gutes Spielgefühl mit sich. Worauf man letztlich unbedingt verzichten sollte, ist die Joy-Con Bewegungssteuerung. Bei dieser soll das Trommeln real nachempfunden werden, indem man in die Luft schlägt. Das funktioniert aber nicht einmal annähernd so, wie die Entwickler es sich vorstellen, und sorgt ausschließlich für Frust. Wer darauf gehofft hat, dass diese Steuerung die Trommeln adäquat ersetzen könnten, muss bitter enttäuscht werden.

Motivation durchs Spielen?

Was das Spiel am Ende ausmacht, ist die Motivation, immer besser zu werden. Über die Zeit hinweg lernt man für das von einem selbst ausgewählte Steuerungsschema verschiedene Techniken, um auch die höchste Stufe meistern zu können. Zudem schaltet man ständig durch bloßes Spielen neue Songs frei. Es kann einige Zeit dauern, bis man die eigentlich simplen Kombinationen aus Noten wirklich sicher spielen kann. Aber selbst ohne die Trommel kann man Spaß mit dem Spiel haben, sofern man es wirklich für das Musikspiel spielen will. Am besten kann man es so beschreiben, als wenn man ein Guitar Hero ohne Gitarre spielen würde, aber trotzdem durch das simple, fast schon trommelartige Drücken der Knöpfe einigermaßen adäquat ersetzt wird. Das einzige, was dem Spiel wirklich fehlt, ist ein Story- oder RPG-Modus, wie man ihn aus anderen Ablegern kennt. Dieser hat immer für die nötige Abwechslung sorgen können und reißt hier eine große Lücke in die Modus-Auswahl. Man kann aber auch verstehen, dass das wieder mit mehr Lokalisierungsaufwand verbunden wäre, wodurch wir vielleicht mit einem Story- oder RPG-Modus diesen Ableger niemals im Westen gesehen hätten. Durch dieses Fehlen ist man nach wenigen Stunden wirklich mit jedem Song durch und muss sich dann selbst motivieren, immer besser zu werden und weiter zu spielen.

Zu zweit an einer Switch

Leider kann man aber mit nur einer Switch das normale Musikspiel maximal zu zweit spielen. Man muss sich schon ausschließlich lokal mit anderen Spielern verbinden, die auch das Spiel besitzen, um es letztlich zu viert spielen zu können. Das ist etwas umständlich und es gibt auch keinen wirklichen Grund dafür, das nicht an einer Switch zu unterstützen, wie bei anderen Ablegern der Reihe sonst auch. Jedoch kann man im Mehrspieler mit verschiedenen kompetitiven oder einer kooperativen Regel miteinander um die Wette trommeln. Sofern beide Spieler auf der gleichen Stufe spielen, können gerade die kompetitiven Varianten für extra Spaß sorgen.

Rhythmus im Blut

Richtig kompetitiv wird es bei 20 Rhythmus-Minispielen. Diese können wieder mit vier Spielern lokal an einer Switch gespielt werden und unterstützen auch die unterschiedlichsten Steuerungsmöglichkeiten von den normalen Tasten über die Trommeln bis hin zur Bewegungssteuerung. Die Minispiele wirken auf den ersten Moment etwas merkwürdig, aber hat man sich einmal daran gewöhnt, machen sie doch Spaß. Jedes erinnert an „Rhythm Heaven“ und hat ein bestimmtes Ziel, das man erreichen muss für eine Medaille. Hat man eine solche erhalten, bekommt man nicht nur eine schwierige Extreme-Version mit einer neuen Medaille, sondern schaltet auch Charaktere für den normalen Modus frei. Diese geben einem teilweise wirklich gute Vorteile, die das Spiel einfacher machen können, oder auch Nachteile, mit denen man es sich extra schwer macht. Wer aber nur DON-Chan oder KATSU-Chan auswählt, also die klassischen Trommeln, der wird das Spiel ganz normal spielen können. Insgesamt sind die Rhythmus-Minispiele wirklich gelungen und können für ein bis zwei Stunden abseits des normalen Gameplays durchaus unterhalten. Zudem sind die zu erreichenden Scores teilweise gar nicht so einfach und setzen ein gewisses Rhythmus-Gefühl voraus.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Mit „Taiko no Tatsujin: Drum ‘n‘ Fun“ macht Bandai Namco einen mutigen Schritt, nach all den Jahren einen Teil der Reihe in Europa zu veröffentlichen. Das Musikspiel dahinter funktioniert genauso gut, wie eh und je, und kann mit den Rhythmus-Minispielen den Spieler weiter an den Bildschirm fesseln. Wer Spaß mit dem Genre, aber vor allem auch japanischer Pop-Kultur hat, der wird hier große Freude haben, doch leider fehlt es am Ende ein wenig an der Abwechslung und ein Story-Modus oder ein kleines RPG, wie man sie aus anderen Ablegern kennt, werden schmerzlich vermisst. Es ist eine der reinsten „Taiko no Tatsujin“-Erfahrungen, die es für Heimkonsolen gibt, was nicht unbedingt schlecht ist.

Bisher gibt es drei Kommentare

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  • Avatar von Monoton
    Monoton 01.11.2018, 17:21
    Konnte es schon eine Weile ausprobieren bei meinem Kumpel aus Macau, dementsprechend hab ich mir die Version mit der Drum gekauft, die heute angekommen ist. Wird uns sicherlich nicht stundenlang an den Bildschirm fesseln, aber meine Freundin ist großer Fan von der Arcade Version, einige spaßige Abende sind also vorprogrammiert.
  • Avatar von _Alucard_
    _Alucard_ 01.11.2018, 14:58
    Insgesamt 74 Songs, wovon 64 von Anfang an freigeschaltet sind.
  • Avatar von HeyDay
    HeyDay 01.11.2018, 14:50
    Vielleicht hab ichs auch überlesen, aber wieviele Songs gibts im spiel?