Spiele • Switch

The Swindle (eShop)

Mehr zum Spiel:

The Swindle (eShop)

Ein Raubzug in London 1849 ist nicht leicht, vor allem wenn man dank Steampunk-Flair die entsprechende Technik mit einberechnet. In „The Swindle“ soll der Spieler aber nicht nur ein, sondern gleich mehrere Gebäude infiltrieren und mit einer großen Beute entwischen, inklusive zufällig generierter Level. Bereits 2015 erschien „The Swindle“ und spaltete seine Spieler. Was wir von der kommenden Version für Nintendo Switch halten, verrät unser Test.

Gegen die Zeit

Die spielbare Truppe an Dieben hat ein Problem. Scontland Yard steht nämlich davor, den sogenannten Teufels-Basilisken zu entwickeln, was dem Diebstahl ein für alle Mal ein Ende setzen würde. Deshalb muss der Spieler innerhalb von 100 Tagen Geld ansammeln, Fähigkeiten kaufen und zum Schluss den Teufels-Basilisken stehlen, um das Spiel erfolgreich abzuschließen. Diese Reise ist natürlich alles andere als einfach und im Laufe der zahlreichen Spielstunden und garantierten mehreren Anläufe wird man sowohl unter Druck gesetzt, erlebt unglaublich spaßige Momente und wird durch ein Spieldesign frustriert, das gelegentlich unfair wird.

Schleichspaß

Der Ablauf in den Leveln ist eigentlich immer gleich. Der Dieb durchstreift 2D-Level und sammelt möglichst viel Geld ein, um anschließend mit der Beute zu entwischen. Zwar können Wachen durch einen Schlag ausgeschaltet werden und auch Kameras werden leicht ausgetrickst, das Spiel führt aber immer neue Hindernisse ein, damit der Spieler nicht in einen Trott verfällt. Der Schwierigkeitsgrad ist innerhalb der ersten Tage noch sehr angenehm, denn neue Herausforderungen werden langsam eingeführt. Pro Raubzug vergeht auch ein Tag, und deshalb wird man gezwungen, möglichst riskant zu spielen, denn Geld wird ständig benötigt. Seien es die Fähigkeiten oder das Freischalten der neuen Ortschaften, in denen weitere prozedural generierte Level warten.

Frustrierend

Leider stellt sich das Spiel selbst einen riesigen Stolperstein, was das Pacing angeht. Ab einem gewissen Punkt wird es nämlich extrem schwierig, lebendig aus den Leveln zu kommen. Haufenweise Gegner versperren die Wege, überall sind Fallen versteckt und je nach Glück sind einige Passagen derart schwierig zu meistern, dass man dem Tod kaum ausweichen kann. Leider ist das Design, das an sich durch seinen düsteren Comic-Look überzeugt, nicht gerade spielerfreundlich und gerade kleinere Fallen lassen sich nur schwer erblicken. Solche Momente sind nicht der eigentlich gepredigte motivierende Schwierigkeitsgrad, sondern ein gigantischer Frustfaktor.

Auch die Steuerung ist alles andere als optimal. Die Bewegungsphysik ist sehr gewöhnungsbedürftig und selbst in späteren Leveln ist nicht immer klar, ob eine Aktion möglich ist und ob ein Sprung in die Sicherheit führt. Der Wandsprung hingegen katapultiert den Spieler in die Höhe. Durch Upgrades erhält man zwar mehr Möglichkeiten, chaotische Situationen entstehen dennochdurchweg. Enorm ärgerlich ist dann das Finale, wo man einen hohen Betrag zahlen muss, um das letzte Level anzugehen. Zwar darf man das mehrfach tun, muss aber jedes Mal erst so viel Geld aufbringen, was aufgrund des Limits von 100 Tagen extrem schwierig wird. Ist die Frist abgelaufen und man hat sich nicht weitere Tage teuer erkauft, beginnt das Spiel von null an.

Starkes Potential

Der sehr negative Ton bedeutet nicht, dass das Spiel nicht gut ist. Hat man sich nämlich einmal an die Dynamik gewöhnt, macht es durchaus Spaß, die Raubzüge abzuschließen. Da das Spieltempo im Gegensatz zu vielen Genre-Kollegen eher schnell abläuft, findet allgemein wenig Planung statt und deshalb startet man beim Ableben des Diebes einfach erneut. Eine Strafe dafür gibt es auch, obwohl bereits ein Treffer das Aus bedeutet. Zwar übernimmt der neue Charakter die gekauften Boni, nicht aber die Erfahrungspunkte, durch die man zusätzliche Einnahmen erhält. Man hat deshalb neben der nervigen Tagesfrist auch einen Risikofaktor, der wirklich motivierend ist und somit hält man seinen aktuellen Charakter möglichst lange am Leben und geht nicht zu viele Risiken ein, um am Ende das begehrte Ziel zu erreichen.

Allgemein ist die Anspannung und das damit verbundene Spielgefühl grandios. Besonders das Hacking-Minispiel kann die Nerven lahm legen, denn wenn man im Blick einer Kamera ist, die Quick-Time-Events aber für eine gigantische Beute absolvieren möchte, fühlt man wahren Stress. Selbst wenn man verfolgt wird, kann die Flucht extrem viel Spaß bereiten. In diesen Momenten entfaltet „The Swindle“ sein volles Potential und beweist, was für großartige Konzepte hier geplant wurden. Leider scheitert es zu oft an der Ausführung und obwohl alle Systeme logisch sind, bereiten einige davon mehr Frust als Spielspaß. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass viele Spieler nach den ersten gescheiterten 100 Tagen das Spiel nicht mehr anfassen werden.

Schwache Leistung

Die Portierung auf Nintendo Switch ist solide. Zwar hat das Anti-Aliasing Aussetzer und einige Orte sehen stilbedingt verwaschen aus, dafür verkörpert die Comic-Optik den Steampunk sehr gut. Das beißt sich manchmal mit dem Spieldesign und die Lichteffekte sorgen sogar dafür, dass einige Texte schwer lesbar sind, an all das kann man sich aber gewöhnen. Die Steuerung ist derweil manchmal schwammig und die Bildrate nicht konstant, weshalb es Abzüge in der B-Note gibt, die den Spielverlauf nur bedingt beeinflussen. Der Soundtrack hingegen untermalt die Schleichpassagen perfekt und wird auch bei den ganzen Wiederholungen nicht langweilig. Wirklich schlimm sind mehrere Bugs, durch die die Diebe im Boden stecken bleiben oder sich einfach nicht mehr bewegen. Hier hilft nur, den Charakter zu terminieren, inklusive Fortschrittsverlust. Ein Patch muss das dringend beheben.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„The Swindle“ hat eigentlich alle Zutaten für ein spannendes, kurzweiliges Schleichspiel. Die zahlreichen Mechaniken entpuppen sich aber als Münze mit zwei Seiten, denn einige davon hindern den Spielspaß eher als ihn zu fördern. Deshalb kommt eine Menge Frust auf, die nicht nur durch die eigenen Fähigkeiten bedingt werden und zahlreiche Spieler davon abschrecken werden, das Finale abzuschließen. Wer das verkraften kann und ein knallhartes Spiel möchte, das einem nichts schenkt, der wird viele Stunden in „The Swindle“ investieren können.

Das sagen unsere Leser

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.