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Little Dragons Café

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Little Dragons Café

Wenn der Name Yashuiro Wada fällt, werden Fans von niedlichen Simulationen aufhorchen. Der Mann gilt nämlich als Schöpfer von „Harvest Moon“, sein neues Spiel soll allerdings in eine andere Richtung gehen. Obwohl man in „Little Dragons Café“ ebenfalls für sein eigenes Geschäft sorgen muss, möchte das Spiel weniger Stress bereiten, was sowohl zur Stärke als auch Schwäche wird. Für wen sich das Spiel eignet, verraten wir euch im Test.

Der Schlaf des Halbdrachen

Die Geschichte ist definitiv der verrückteste Teil des Spieles. Die Geschwister Rin und Ren leben mit ihrer Mutter in einem Café, das ebenfalls Zimmer für die Gäste aus aller Welt bereitstellt. Nach einer Einführung fällt die Mutter der beiden allerdings in einen tiefen Schlaf, als aus dem Nichts der mysteriöse Papi erscheint. Dieser verrät den Kindern, dass in den Adern ihrer Mutter Drachenblut fließt, und ihr Körper dies nicht mehr vertragen könnte. Die Antwort darauf? Rin und Ren müssen einen Drachen großziehen.

Die Geschichte macht nicht viel Sinn, kommt aber märchenhaft daher. Dieser leichte und mitunter lustige Ton funktioniert überraschend gut mit den ernsteren Themen. Es gibt nämlich zehn Gäste, die nacheinander im Café eintrudeln und ihre eigenen Geschichten über mehrere Tage hinweg erzählen, in denen auch der Tod oder andere düstere Geschehnisse behandelt werden. Alle Charaktere sind am Ende sympathisch und man fühlt mit ihnen mit, obwohl das Skript sehr simpel gehalten ist. Das zählt auch für die Mitarbeiter des Cafés, die immer einen guten Spruch parat haben. Hier wird keine epische, dafür eine sehr herzliche und charmante Geschichte erzählt.

Eine Aufgabe für alle Tage

Der Tagesablauf im Spiel bleibt immer gleich. Der Spieler bedient im Café die Gäste und erkundet bei Zeit die Insel. Hier kommt der Drache ins Spiel, denn anfangs können die Geschwister nur wenig erkunden, und je älter und größer der Drache wird, desto mehr Bereiche der Insel werden erreichbar. Besonders wenn man auf dem Drachen fliegen kann wird das Navigieren spaßig, obwohl das einige Stunden dauert. Anschließend sammelt der Spieler Rezepte und Zutaten ein, um die Reputation des Cafés zu verbessern.

Die Kernmechanik besteht nicht nur daraus, durch ein simples Rhythmus-Spiel die Gerichte zu kochen, sondern auch eine akzeptable Speisekarte zu erstellen. Die Zutaten werden schneller verbraucht als man sie sammeln kann und somit muss der Spieler regelmäßig die Karte überarbeiten, neue Rezepte hinzufügen und andere herausnehmen, damit die Kunden auch das bekommen können, was sie bestellen. Dieser Zyklus aus Erkundung und Management funktioniert sehr gut und macht auch nach vielen Stunden noch Spaß. Am Ende des Tages gibt es zudem eine Bewertung, jedoch wird hier deutlich, dass nicht jeder motiviert bleiben wird.

Wenig Anreiz

Die Bewertung ist nicht unbedingt logisch nachvollziehbar. Manchmal hat man das Gefühl, ein Tag sei miserabel gelaufen, die Reputation erhöht sich aber signifikant und umgekehrt. Hier müsste das Spiel mehr mit dem Spieler kommunizieren. Was einige viel mehr stören wird ist, dass es keine Strafen gibt. Wer sein Geschäft ignoriert macht zwar keinen Fortschritt, dafür kann aber auch keine Leiste sinken. Besonders merkwürdig ist das mit den Angestellten, denn diese faulenzen gerne, doch selbst wenn man der Meldung nicht nachgeht kann der Tag erfolgreich enden. 

Dieser Aspekt ist aber nicht unbedingt schlecht. Während andere Spiele viel Wert auf Tagesplanung legen möchte „Little Dragons Café“ den Spaß in den Fokus richten. Der Spieler kann das machen, worauf er Lust hat und Fehler haben kaum Auswirkungen auf den Ablauf. Dadurch können sowohl jung als auch alt Spaß an dem Geschehen haben ohne sich unter Druck zu setzen. Leider hat das Spiel andere Probleme, über die man nicht hinwegsehen kann.

Ungleichmäßiger Spaß

Das Pacing ist der größte Kritikpunkt. Das Spiel ist nämlich in mehrere Abschnitte eingeteilt, in denen die Geschichten von einem der Gäste erzählt werden. Diese bleiben mehrere Tage und bei bestimmten Voraussetzungen werden Zwischensequenzen abgespielt, die schön anzusehen sind. Leider passt das nicht zum Spieltempo, denn selbst wenn man sich nicht beeilt wird man alles erkundet haben, was verfügbar ist, bevor der nächste Gast kommt. Dadurch wartet man viele Tage einfach nur darauf, dass die nächste Zwischensequenz abgespielt wird und ansonsten versucht man, die Zeit verstreichen zu lassen. In diesen Momenten wird das Spiel langweilig und zieht sich stark in die Länge. Leider gibt es das immer wieder und bis zum Ende steigt und sinkt die Spannungskurve extrem.

Auch das Wachstum des Drachen ist an bestimmte Punkte in der Geschichte gebunden, es hat also wenig Auswirkungen auf die Erkundung wie man den Drachen behandelt. Hier hätten die Macher die Formel aufbrechen können und somit mehr Erkundung bieten können in den Momenten, in denen sich die Geschichte zieht. Leider hängt alles so stark zusammen, dass es einem oft so vorkommt, als haben man zu wenig Macht über das eigentliche Geschehen. Während man trotzdem viel Spaß mit dem Spiel haben kann muss man sich darauf einstellen, dass man nicht konstant unterhalten wird.

Schlechte Umsetzung

Das zweitgrößte Problem ist die Technik. Vorweg das Gute, nämlich die Optik. Das gesamte Spiel sieht wie aus einem Märchenbuch entsprungen aus, inklusive schönen Linien um die Objekte und Hintergründen wie mit Buntstiften gemalt. Leider lenkt das nicht von der katastrophalen Bildrate ab, die selten konstant ist. Ständig gibt es Slowdowns und Ruckler, selbst wenn die Geschwister nur durch das Café laufen ist dies nicht flüssig. Da dies konstant auftritt, kann dieses Ruckelfest Kopfschmerzen verursachen und egal ob im Handheld-Modus oder am TV, die technische Leistung enttäuscht enorm.

Die Steuerung ist ebenfalls sehr unpräzise und manchmal werden Aktionen wie der Sprung erst beim zweiten Knopfdruck ausgeführt. Besonders schlimm sind auch die Stellen, an denen man auf etwas springen muss, was furchtbar fummelig ist und erst nach einigen Anläufen gelingt. Da hilft auch der angenehme Soundtrack nicht, denn das gute Spielkonzept wird davon definitiv herunter gezogen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Little Dragons Café“ ist ein Spiel mit einer Menge Potential. Weil der Schwierigkeitsgrad weit unten liegt bleibt das Abenteuer entspannend und es macht durchweg Spaß, seine Menüs anzupassen, die Insel zu erforschen und den Drachen großzuziehen. Leider wird die charmante Geschichte durch ein nerviges Pacing voller Längen heruntergezogen, die den Ablauf mitunter dröge gestalten. Furchtbar ist hingegen die technische Umsetzung, die auf Nintendo Switch so schlimm ist, dass einige Spieler dies als Grund nehmen werden das Spiel abzubrechen. Das ist schade, denn ansonsten ist „Little Dragons Café“ ein schönes Spiel, das durch seine angenehmen Konzepte überzeugt.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von FuroTheKidd
    FuroTheKidd 10.10.2018, 06:56
    Meine Frau hatte es sich extra vorbestellt. Und bisher hat sie ziemlich viel Spaß damit.
    (aktuell füttert sie ihren Drachen mit irgendwas speziellem, damit er sich grün färbt..)

    Ich bekomme von dem Spiel nur das mit, was sie mir explizit zeigt ooooder wenn sie ein Gericht vergeigt.. XD (das Kochen ist so ein Rhythmus-Spiel)
  • Avatar von Garo
    Garo 09.10.2018, 16:28
    Ich hab schon von einer Freundin gehört, dass das Spiel nicht das Gelbe von Ei sein soll, weswegen ich mich schon dagegen entschieden hatte es zu kaufen. Die Review bestätigt das nochmal.