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Milanoir (eShop)

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Milanoir (eShop)

Die guten alten Filme der 70er Jahre, in denen Gangster gegeneinander ins Gefecht ziehen, gehören bis heute zu den Klassikern. Genau diese sowie die Werke von Quentin Tarantino dienen als Inspiration für „Milanoir“ von Italo Games. Ob die Prämisse jedoch alles ist, was das Spiel zu bieten hat, haben wir für euch herausgefunden.

Die coolen Bösen 

Direkt zu Beginn macht „Milanoir“ deutlich, dass die Geschichte nicht zimperlich erzählt wird. Der Spieler steuert nämlich einen Charakter, der direkt erschossen wird, nur damit der wahre Protagonist vorgestellt werden kann. Piero arbeitet als Mann für alles und macht sich regelmäßig auf, für seinen Boss die Drecksarbeit zu erledigen. Schnell wird er jedoch mit unerwarteten Ereignissen konfrontiert, die seine Gangster-Laufbahn gehörig auf den Kopf stellen.

Die Geschichte ist voller Klischees, unrealistischer Momente und Gangster-Charme, also genau das, was die Macher erreichen wollten. Es macht einfach Spaß, die wilden Verfolgungsjagden und Schießereien zu erleben, während Charaktere am Rande einige Sprüche von sich geben, die zum Schmunzeln einladen. Gerade die Wendungen wurden geschickt eingebaut, während das Finale genau das bietet, was man sich von einem Spiel dieser Art wünscht. „Spiel“ ist auch ein gutes Stichwort, denn dort verkommt das Abenteuer zu einer Enttäuschung.

Eine herbe Enttäuschung

Obwohl die Kamera über dem Geschehen ist, fällt das Schießen nicht einfach. Anstatt wie in den meisten Spielen einfach nur den rechten Stick in die richtige Richtung zu bewegen, steuert der Spieler einen Cursor, der über die Feinde platziert werden muss, damit der Held auf diese schießt. Das funktioniert selbst dann nicht gut, wenn Piero eine Deckungsmöglichkeit vor sich hat und im Eifer des Gefechtes jedoch totales Chaos ausbricht. Trotz Zielhilfe ist es in hektischen Situationen regelrecht unmöglich, präzise Schüsse abzufeuern. Dieses System wurde spürbar für Maus und Tastatur entwickelt und fühlt sich auf Nintendo Switch derart fehl am Platz an, dass die eigentlich gelungenen Schießereien zur Geduldsprobe werden. Es macht keinen Spaß, sich auf die Platzierung des Cursors zu konzentrieren, während schnelle Ausweichrollen und der Sprung von Deckung zu Deckung wunderbar dynamisch funktionieren, denn die Kämpfe werden dadurch künstlich verlangsamt.

Interessanterweise verändert sich dieser Umstand, sobald man nur mit einem Joy-Con spielt. Dann wird das Zielen zwar noch schlimmer, da man den Charakter mit dem Stick gleichzeitig bewegt und zielt, jedoch darf ein Knopf gedrückt werden, damit das Zielen automatisch geschieht. Dadurch werden die Kämpfe zwar sehr viel einfacher, jedoch nicht so frustrierend wie es beim manuellen Zielen der Fall ist. Insgesamt bleiben die Schusswechsel das große Frustpaket, obwohl es durchaus einige Stärken neben der Geschichte gibt.

Besserung in Sicht?

Nicht immer ist das wilde Losschießen sinnvoll, denn insbesondere in der ersten Hälfte des Spieles gibt es oft die Möglichkeit, sich durch die Areale zu schleichen und die Feinde leise auszuschalten. Zwar sind die Mechaniken sehr begrenzt, Piero kann sich lediglich ducken und jemanden erwürgen, dennoch zeigen die Passagen, wie viel Spaß man eigentlich mit dem Spiel haben könnte. Kleine Mechaniken wie das Nutzen von Schildern für angewinkelte Schüsse sind zwar nicht zahlreich vorhanden, trotzdem werten sie das Gesamtbild auf. In den besten Momenten ist „Milanoir“ kein Action-Spiel, sondern ein Puzzler, in dem der Spieler seine Feinde beobachten muss, um die richtigen Schritte zu machen.

Chaotische Kooperation

Interessanterweise lässt sich das gesamte Spiel auch mit einem Mitspieler lokal genießen. Das funktioniert zwar, dennoch ist das Spiel nur in den actionreicheren Szenen dafür geeignet, Schleichpassagen sind nämlich durch Teamwork noch schneller vorüber. Die Action bleibt jedoch auch zu zweit ein Chaos, da plötzlich zwei Cursor über den Bildschirm fliegen. Die Geschichte bleibt spielbar, mehr Spaß macht sie mit einem Freund jedoch nicht. Der Arena-Modus, in dem die Spieler ebenfalls alleine oder zu zweit endlos viele Wellen an Gegnern besiegen müssen, bevor der Timer abläuft, ist nicht mehr als nettes Beiwerk. Mit jedem Abschuss wird die Zeit verlängert, mehr gibt es aber nicht zu tun.

Lebendige Welt

Wenn es um die Inszenierung geht, meistern die Entwickler dieselbe Punktlandung wie bei der Geschichte. Trotz Pixel-Look sind die Schauplätze wahnsinnig detailreich und man schaut sich gerne einfach die Umgebung an, bevor es mit der Action weiter geht. Die Animationen wirken manchmal etwas dürftig, doch auch hier entsteht ein stimmiges Bild, das durch einen atmosphärischen Soundtrack unterstützt wird. Dieser beinhaltet zwar keine Ohrwürmer, passt aber in die 70er Jahre.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

In „Milanoir“ steckt ein sehr gutes Spiel. Die Geschichte, die Inszenierung und eine unglaubliche Liebe zum Detail laden zum Staunen ein, da die Macher ihre Vision verwirklicht haben. Leider ist es das Gameplay, das viele Passagen zu einem Albtraum gestaltet. Während das Schleichen zufriedenstellend ist, sind Schusspassagen durch die katastrophale Steuerung ein Graus. Das ist schade, denn genau dieses grundlegende Problem zieht das gesamte Paket ordentlich herunter.

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