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Little Nightmares: Complete Edition

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Little Nightmares: Complete Edition

Im vergangenen Jahr konnte sich Tarsier Studios gleich durch zwei Spiele einen Namen in der Industrie machen. Obwohl sie zuvor an „LittleBigPlanet“ mitgearbeitet haben und im VR-Bereich dank „Statik“ Grenzen gesprengt haben, war es „Little Nightmares“, das vielen durch seinen bedrückenden Stil und grotesken Handlungsorten in Erinnerung geblieben ist. Nintendo Konsolen wurden zwar ausgelassen, dank Nintendo Switch ist es nun jedoch möglich, das Horror-Abenteuer sogar unterwegs in der Complete Edition nachzuholen. Ob der Sprung auf die portable Konsole geglückt ist, haben wir herausgefunden.

Ein waschechter Albtraum

„Little Nightmares“ verrät in den ersten Minuten kaum etwas über die eigentliche Geschichte. Der Spieler übernimmt ohne Vorwarnung die Kontrolle von Six, einem neunjährigen Mädchen, das sich in einem dunklen Raum an einem zu diesem Zeitpunkt unbekannten Ort befindet. Anschließend geht es durch diverse Räume, in denen der Horror auf eine derart subtile Weise vermittelt wird, wie man es selten erlebt. Schatten von Menschen, die sich erhängt haben, durchweg eine düstere Atmosphäre und das Gefühl, die Gefahr lauere hinter jeder Ecke. Dabei entfalten sich die Ereignisse auf eine spannende Weise und lassen zudem eine Menge Raum für Interpretationen offen.

Am furchterregendsten sind jedoch die Monster, denen Six regelmäßig begegnet. Bei ihnen handelt es sich um Angestellte, die jedoch durchweg deformiert sind. Egal ob überlange Arme oder ein übermenschlich breites Grinsen; der Spieler wird ständig mit neuen Wesen konfrontiert, die er nicht so schnell vergessen wird. Die Macher haben kunstvoll einen Albtraum zum Leben erweckt, der nicht permanent auf Schock-Momente setzt. Zahlreiche Szenen werden die Spieler verstört zurücklassen, und das geschieht glücklicherweise nicht durch Blut, sondern die beklemmende Atmosphäre sowie das Design der Welt.

Alleine unter Monstern

Beim Erkunden kann es durchaus passieren, dass man das eigentliche Gameplay vergisst. Six kann sich an Feinden vorbeischleichen, Objekte greifen und springen, was für zahlreiche Rätsel benötigt wird. Leider fallen diese nicht unbedingt schwer aus und sind von der Logik her nach kurzer Zeit gelöst. Problematisch wird dieser Ablauf durch die Ansicht, da man stets von der Seite auf das Geschehen blickt, Six sich jedoch in einem dreidimensionalen Raum aufhält. Präzise Sprunge bieten demnach eine breite Fläche für Frustration, wenn das auch nie einen Spielabbruch rechtfertigt. Etwas mehr an Präzision hätte definitiv nicht gefehlt, denn die Heldin steuert sich schwammig, weshalb eine Eingewöhnungszeit dringend notwendig ist.

Wenn sich andere Gegner im Raum befinden, kann das nervenaufreibend sein. Diese gehen ruhig ihren Tätigkeiten nach. Sehen sie jedoch Six geht es plötzlich um Leben und Tod. Der Musikeinsatz untermalt diese gefährlichen Passagen perfekt, in denen die Anspannung nahezu unerträglich wird. Glücklicherweise ist die Strafe für den Fall, dass Six erwischt wird, nicht allzu hoch, sodass einem neuen Versuch nichts im Wege steht. Auch hier wäre jedoch eine präzisere Steuerung angebracht, da es nicht durchweg leicht ist, zu den Verstecken zu laufen.

Die etwas andere Reise

Bereits vor dem Start des Abenteuers hat man die Wahl zwischen Six und dem zweiten Protagonisten, einem Jungen, der als Kid bezeichnet wird. Mit diesem darf man einen zuvor unerforschten Teil des Schlunds untersuchen, in dem sich neue Gefahren verbergen. Besonders die sogenannte Granny dürfte bei einigen für Albträume sorgen, denn sie stellt im Wasser eine konstante Gefahr für den Helden dar. Das Wasser ist auch das Hauptthema im ersten Drittel, während sich das zweite rund um Gnome dreht, die man als Verbündete gewinnen kann. Wie das funktioniert wird an dieser Stelle nicht verraten, dürfte aber den meisten Spielern ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Der letzte Abschnitt ist vor allem dunkel, was jedoch lange nicht so frustrierend ist, wie es sich anhört. Durch ein starkes Level-Design haben die Macher verstanden, das Konzept auf logische Weise auszudehnen. Überall lauern Gefahren und obwohl die Flucht meist ein guter Lösungsweg ist, möchte man die Feinde konfrontieren, um sich zu behaupten.

Diese Mechaniken lassen das Spiel frisch wirken, dennoch bekommt man vor allem Bekanntes geboten. Die neuen Orte sind interessant und auch die Geschichte trifft einen anderen Ton, im Endeffekt wird man hier jedoch keinen Bruch mit der Formel vorfinden. Es empfiehlt sich, nach dem Hauptspiel eine kleine Pause einzulegen, denn dann wirken die Szenarien wieder so gruselig, wie man es gewohnt ist. Direkt im Anschluss an das eigentliche Abenteuer kann durchaus eine Übersättigung eintreten, denn trotz der überraschenden Elemente kann der zweite Ausflug nicht mithalten, auch wenn das Finale ein Paukenschlag ist, das alle Ereignisse miteinander verbindet und die Spieler sprachlos zurücklässt.

Horror zum Mitnehmen

Wie immer ist das Interessanteste an der Portierung die Optik sowie die Bildrate. Erstere kann durchweg überzeugen, was an der kunstvollen Lichtgebung liegt, die selbst schwammige Texturen gut aussehen lässt. Im TV-Modus erhält man dennoch eine ebenbürtige Version des Albtraums, denn obwohl es kleine Abweichungen im Vergleich zur Konkurrenz gibt, sind diese derart klein, dass der normale Spieler sie nicht erkennen wird. Im Handheldmodus merkt man die niedrigere Auflösung stärker, doch daran kann man sich schnell gewöhnen und die düsteren, abstrakten Umgebungen sehen auch dann noch großartig aus.

In Sachen Bildrate enttäuscht keiner der Modi. Zwar sind unterwegs einige Mikro-Ruckler zu erkennen, diese beeinträchtigen jedoch weder das Gameplay noch die Atmosphäre. Tarsier Studios hat es geschafft, an den richtigen Stellen zu sparen. Kopfhörer sind dennoch empfohlen, denn der Soundtrack könnte nicht atmosphärischer sein und erweckt selbst dann Gänsehaut, wenn auf dem Bildschirm gar nichts Aufregendes geschieht.

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Fazit & Wertung

„Little Nightmares: Complete Edition“ hat nichts an seinem Charme verloren. Die Reise von Six weiß noch immer durch eine dichte Atmosphäre sowie großartig inszenierte Ortschaften zu überzeugen, während die Erweiterung das Rad nicht neu erfindet, dafür interessante Veränderungen vornimmt. Einzig an den Rätseln sowie der Steuerung kann man sich stören. Es spricht jedoch für die Fähigkeit der Entwickler, wenn diese das Spiel nicht herunterziehen.

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