Studio Ghibli ist viele, wenn es um Animationen geht, eine Legende. Das dänische Studio ThroughLine Games hat sich davon inspirieren lassen und ein Cinematic-Puzzle-Jump ‘n‘ Run namens „Forgotton Anne“ erschaffen. Wir haben uns durch das Spiel geknobelt und herausgefunden, ob es überzeugen kann.

Eine Welt voller lebendiger Objekte

„Forgotton Anne“ spielt in einer Welt, in der Gegenstände landen, die in der echten Welt, hier Ether genannt, vergessen wurden. Dort angekommen erwachen sie zum Leben und bekommen eine neue Aufgabe. Überwacht wird das Ganze von Meister Bonku, einem Menschen, der die Welt zu dem gemacht hat, was sie ist, und derzeit an einer Brücke arbeitet, die es ermöglicht, ins Ether zurückzukehren. Der Spieler übernimmt die Rolle von Anne, einem weiteren Menschen, die als rechte Hand von Bonku für Ordnung sorgt. Doch als kurz vor der Fertigstellung der Brücke die rebellischen Objekte angreifen, wird für Anne die gesamte Welt auf den Kopf gestellt.

Fantasie trifft auf Kopenhagen

Der Geschichte selbst merkt man an, woher die Inspiration dafür kam. Aber am Ende hat sie ihre ganz eigene Identität, was vor allem an den Objekten liegt. Diese sind unglaublich detailreich und abwechslungsreich gestaltet, wodurch man immer daran interessiert ist, was sich die Entwickler und Designer noch alles ausgedacht haben. Auch die Umgebung sowie das Setting sind sehr unverbraucht, denn die Fantasie-Welt ist angelehnt an ein sehr industrielles Kopenhagen, der Ort, wo das Studio seinen Sitz hat. Die Bauten versprühen einen skandinavischen Charme und durch die steten Wechsel zwischen düster Grundstimmung sowie sehr bunten Orten innerhalb der Häuser wird die Atmosphäre sowie der Zwiespalt in dem sich Anne befindet passend dargestellt.

Fantastisch, mythisch, detailreich

Wichtig für ein solches Spiel ist auch die Präsentation. Dies ist auch der Punkt, wo „Forgotton Anne“ am meisten punkten kann. Zwar sehen die Figuren in der Intro-Sequenz noch etwas detailarm aus und auch die Framerate kann nicht unbedingt direkt überzeugen, aber nach und nach gewöhnt man sich daran. Sobald man dann in der Welt der vergessenen Objekte ankommt, wirkt der handgezeichnete Stil schon viel besser und der Ideenreichtum erreicht seinen Höhepunkt. Auch der Wechsel zwischen Cutscenes und dem Gameplay ist gut gelungen, da es keinen qualitativen Unterschied zwischen beiden gibt und auch die meisten Kameraschwenks wirken natürlich. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Soundtrack, der fantastisch mystisch ist und auch hier ganz klar zeigt, wo die Inspiration für das Spiel her kommt. Zu fast jeder Situation wird die richtige Klangwelt eingespielt, die von überwältigend bis melancholisch reicht.

Schwaches Gameplay

Leider ist „Forgotton Anne“ aber auch ein Videospiel, das auf eine gewisse Weise auch Gameplay benötigt. Genau dieses ist aber der schwächste Teil. Stets aus einer 2D-Ansicht steuert man Anne sehr schwerfällig durch die Welt. Egal ob Springen, Laufen oder Klettern, alles macht sie sehr gemächlich und etwas ungenau. Gerade im späteren Verlauf, wenn diese Elemente etwas komplizierter werden und präziseres Vorgehen verlangen, wird das Spiel bei einem Fehler schnell frustrierend.

Dazu kommen noch Rätsel, die entweder verlangen, dass man von einem Punkt zu einem anderen läuft, oder man beeinflusst mit seinem Arca, ein Gerät, das die Essenz namens Anima speichern kann, die Umgebung. Die meiste Zeit wird für letzteres verwendet und nach wenigen Stunden ist man ein wenig davon genervt, immer nur irgendwelche Rohre zu beeinflussen, damit per Anima irgendwelche Maschinen betrieben werden. Ein wenig mehr Abwechslung hätte dem Spiel definitiv gut getan. Insgesamt fällt das Spiel beim Gameplay etwas auseinander und man muss sich schon sehr für die Geschichte und die Präsentation interessieren, damit der Spielgenuss nicht zu sehr vom Gameplay getrübt wird.

Entscheidungen ohne richtigen Einfluss

Das Spiel hat sich leider auch zur Aufgabe gemacht, dass man immer wieder kleine Entscheidungen trifft. Denn Anne steht immer wieder vor Situationen, wo sie Zwiste zwischen den vergessenen Objekten lösen muss. Dazu kann sie in vorgegebenen Szenen die Lebensessenz der vergessenen Objekte entnehmen und sie somit töten. Am Ende ist es aber recht egal, was man davor gemacht hat, da es nur ein paar andere Dialogzeilen auslöst aber die beiden unterschiedlichen Enden kann man dann noch einmal unabhängig davon auswählen. Dadurch haben die Entscheidungen keinerlei Wirkung auf einen und können auch nicht für einen zweiten Durchlauf motivieren. Hat man „Forgotton Anne“ einmal durch, gibt es nichts, was einen zum Weiterspielen antreibt.