Spiele aus der Welt von „South Park“ gab es bereits in der Vergangenheit, 2014 erschien jedoch mit „South Park: Der Stab der Wahrheit“ der erste Titel, der die Fans nicht enttäuschte. Leider übersprang der Titel die Nintendo-Plattformen, weshalb es vorerst nicht verwunderlich war, dass auch der Nachfolger „South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe“ nicht für Wii U oder Nintendo Switch erschien. Nun steht eine Version für die überaus beliebte Hybrid-Konsole endlich vor der Tür und wir haben uns einmal mehr nach South Park begeben, um herauszufinden, ob Nintendo-Fans eine ebenbürtige Umsetzung erhalten.
South Park: Civil War
Als die Kinder aus South Park eine epische Fantasy-Schlacht führen, taucht plötzlich Cartman als Superheld The Coon auf, der seine Freunde vor einer Bedrohung aus der Zukunft warnt. Also schlüpfen die Kinder in ihre Superheldenkostüme, nur der Spieler als neues Kind bleibt außen vor. Zumindest, bis auch er zum Superheld wird, mit einer tragischen Hintergrundgeschichte, die selbst den Coon erschüttert. Doch neben der Bedrohung stehen auch zwei Superhelden-Fraktionen im Krieg, denn einige haben Coon & Friends den Rücken gekehrt, da sie sich bei den Multimedia-Plänen vernachlässigt fühlen. Schon bald passieren jedoch merkwürdige Dinge, die Erwachsenen drehen durch und ein altbekannter Widersacher feiert seine Rückkehr, die South Park endgültig zerstören könnte.
Wer die Serie kennt, wird genau die richtige Erwartungshaltung haben. Der Humor ist derbe, satirisch böse und oft auch kindisch, doch genau das macht „South Park“ seit der ersten Folge aus. Der Themenwechsel ist höchst unterhaltsam, denn sowohl DC Comics als auch Marvel werden nicht nur angedeutet, die Kinder machen sich oftmals über bekannte Helden lustig. Dabei bauen sie jedoch ihr eigenes Universum auf, weshalb man bis zur letzten Sekunde gespannt ist, was wohl als nächstes geschehen wird. Da das Spiel sowohl während des Gameplays als auch in den Zwischensequenzen wie eine Folge der Serie aussieht, darf man regelrecht in die Welt eintauchen. Leider haben nicht alle Charaktere abseits der Gruppe einen großen Auftritt, doch angesichts der guten Spieldauer von über 15 Stunden für die Hauptmissionen braucht man sich über die Länge nicht zu beschweren. Hinzu kommen noch Nebenmissionen, die zahlreiche Überraschungen beinhalten. Leider ist das große Finale nicht ansatzweise so episch wie im Vorgänger und man vermisst einen runderen Abschluss.
Derber Humor, wunderbarer Fan-Service
Wer bisher noch nicht mit dem Ausgangsmaterial in Kontakt getreten ist, sollte sich wappnen. Der Humor ist nämlich derbe und hat keine Angst davor, harte Themen auf die Schippe zu nehmen. Egal ob Rassismus, der schon bei der Charaktererstellung eine Rolle spielt, und auch Kindesmissbrauch sind Themen, die nebenbei erwähnt werden. Man muss definitiv auf einer Wellenlänge sein, denn es ist verständlich, wenn einige Spieler diese Art von Humor schlichtweg nicht lustig finden. Genau diese müssen jedoch auch wissen, dass das Spiel seine Zielgruppe hat, was die Verkaufszahlen bewiesen haben. Zudem steckt hinter jedem Witz eine gewisse Aussage, über die es sich lohnt nachzudenken. Man kann „South Park“ sowohl als Gag-Paradies als auch Gesellschaftskritik wahrnehmen.
Wer die Serie kennt, wird natürlich deutlich mehr verstehen als andere Spieler. Das beginnt bereits damit, dass die Geschichte durch eine Folge der 21. Staffel eingeleitet wird, jedoch versteht man die Handlung auch ohne dieses Vorwissen. Dann funktionieren aber die zahlreichen Anspielungen nicht, seien es Memberberries, Moses, die Beziehung zwischen Tweek und Craig als auch der Auftritt des Bösewichts. Fans hingegen erleben eine noch stimmigere Welt als im Vorgänger, denn die Kleiderschränke sind wieder gefüllt voller bekannter Artikel und auch die Charakterentwicklungen der letzten Staffeln, die so zahlreich waren, wie noch nie zuvor, sind hier präsent. Man kann das Spiel auch als Neuling genießen, jedoch ist das Spiel klar an Kenner gerichtet. Es ist ein wenig schade, dass es zur Nintendo Switch-Version nicht auch noch eine Portierung von „Der Stab der Wahrheit“ gab, wie bei der Konkurrenz.
Mehr Strategie, mehr Fürze
Zwar lebt das Spiel von seiner Welt und der Geschichte, jedoch wird man einen Großteil in den Kämpfen verbringen. Diese haben mit dem Vorgänger wenig gemein und finden nun auf einem Raster statt. Man bewegt seine Party, bestehend aus bis zu vier Helden auf die Felder, um verschiedene Angriffe auszuführen. Nicht nur deren Schadenswerte, auch die Position ist enorm wichtig, sodass man stets strategisch planen muss. Man kann deshalb Gegner in die Enge treiben und Flächenschaden austeilen, sie aufteilen und einzeln auseinander nehmen oder sich in brenzligen Situationen durch geschickte Techniken retten. Das ist deutlich vielfältiger als noch zuvor und stellt zudem eine echte Herausforderung dar. Der Spieler erhält im Laufe des Abenteuers nicht nur mehr Freunde, sondern auch weitere Superheldenklassen, deren Fähigkeiten man kombinieren kann, um sich ein bestmögliches Moveset zu erstellen. Insgesamt funktionieren diese Neuerungen sehr gut, denn man handelt nicht mehr nur die Kämpfe schnell ab, sondern verbringt mehr Zeit mit der Planung. Der Vorgänger wurde noch aufgrund seines niedrigen Schwierigkeitsgrades kritisiert, das trifft auf „South Park: Die rektakuläre Zerreißprobe“ nicht mehr zu. Gerade im späteren Verlauf wird man von den Gegnern nahezu überrannt, die ebenfalls besondere Angriffe ausführen können. Das kann leider auch dazu führen, dass man an einigen Stellen festhängt und regelrecht frustriert ist, wenn man einen Kampf zum fünften Mal beginnen muss. Glücklicherweise kann man im Optionsmenü zwischen den Kämpfen den Schwierigkeitsgrad anpassen, was den Frust minimiert.
Größer, besser, eintöniger
Die Spielfelder sind nicht immer gleich. Zwar findet der Großteil auf normalen Gittern statt, manchmal sind jedoch Hindernisse oder hilfreiche Elemente eingebaut. Diese Kämpfe sind besonders spannend, denn man kann entweder mehr Schaden einstecken, mit der richtigen Taktik aber auch mehr austeilen. Leider gibt es davon zu wenig, und in den einzelnen Gebieten werden diese Ideen zu oft wiederholt anstatt weiterentwickelt zu werden. Das ändert sich dann bei den Bossen, die wirklich stark inszeniert wurden und längere Kämpfe bieten, bei denen man stets wissen muss, wie man seine Gruppe positionieren sollte. Insgesamt schafft es das Spiel, ein sehr simples Kampfsystem durch seine Vielfalt in ein stimmiges Paket zu verwandeln. Das bedeutet aber auch, dass man gegen Ende schon fast mit zu vielen Kämpfen konfrontiert wird, die sich dann sehr ähnlich spielen. Zwar macht das trotzdem Spaß, jedoch möchte man in einigen Gebieten lieber zur nächsten Zwischensequenz gelangen anstatt sich durch Gegnerhorden zu kämpfen. Wirklich nervig wird es, wenn die Anzahl der Feinde höher wird als die des eigenen Teams und Verstärkung kommt, von der man vorher nicht wissen kann. Hier wurde das Balancing nicht ganz ausgereift und man fühlt sich gerade auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad manchmal benachteiligt.
Die Macht der belanglosen Gegenstände
Abseits des Abenteuers durchstreift man die Welt und nimmt einige Nebenquests an. Diese sind leider zu kurz geraten und auch deren Anzahl enttäuscht, dafür überzeugen sie inhaltlich durchweg. Viel wichtiger sind jedoch die Belohnungen, denn man kann den eigenen Helden durch Artefakte verbessern, die man auch selbst mit gefundenen Materialien craften und verbessern kann. Das System ist jedoch sehr simpel und man wird schnell herausgefunden haben, welche Artefakte man verbessern sollte. Wer gründlich ist, wird sogar die meiste Zeit über auf dem normalen Schwierigkeitsgrad derart gute Werte haben, dass man sich ein komplexeres System wünscht.
Den größten Ärger wird man aber bei der Erkundung haben. Das Schnellreise-System basiert auf bestimmten Punkten, die relativ weit auseinander liegen. Man wird also sehr viel laufen in dem Spiel, was in den ersten Stunden kein Problem ist. Irgendwann hat man jedoch alles gesehen und möchte nicht erneut durch die Stadt oder an dem Bordell vorbei laufen, sondern nur sein Ziel erreichen. Die Ubisoft-Formel schlägt hier regelrecht zu, denn man nimmt Missionen an, läuft zum Questmarker, sammelt anschließend etwas auf und liefert den Gegenstand ab. Zumindest wird man mit stets erstklassigen Dialogen belohnt, die den Charme der Serie perfekt einfangen. Das große Problem ist jedoch, dass man oft die Fähigkeiten von anderen Helden benötigt, um Orte zu erreichen. Diese werden mit einer Zwischensequenz gerufen, dann muss man ein kleines Mini-Spiel absolvieren und in einer weiteren Sequenz verabschieden sie sich. Das erste Mal ist das lustig, jedoch läuft dieses Prozedere immer gleich ab und lässt sich nicht abkürzen. Das zieht viele Passagen dermaßen in die Länge, dass man die Nerven verlieren kann. Zudem sind alle Rätsel extrem einfach und offensichtlich. Benötigt man seine Fürze, läuft das zwar dynamischer ab, ein wenig mehr Kreativität wäre jedoch wünschenswert gewesen. Demnach wird das Spielprinzip auch beim Erkunden eintönig und wird keinen bei Laune halten, der mit der Geschichte nicht warm wird. Das trifft auf den gesamten Ablauf zu, der insgesamt monotoner ist als noch „Der Stab der Wahrheit“.
Keine perfekte Portierung?
Das große Fragezeichen stellt natürlich die technische Umsetzung dar, die auf Nintendo Switch nicht perfekt gelungen ist. Das liegt am Handheld-Modus, der zwar durchweg spielbar ist, jedoch keine stabile Bildrate bietet. Passiert im Hintergrund viel, läuft das Spiel nicht mehr so flüssig ab wie man es gewohnt ist, und auch zwischendurch kommt es immer wieder zu kleineren Rucklern. Besonders ärgerlich sind einige grafische Bugs. Im Test konnte der Held in der Luft laufen, Dialoge wurden abgebrochen und andere Fehler schlichen sich ein. Das alles lässt sich zwar leicht beheben und stört das Spiel selber nicht, jedoch ist es nicht die Präsentation, die sich viele gewünscht haben. Hinzu kommen lange Ladezeiten, die aufgrund ihrer Häufigkeit wirklich stören.
Ganz anders sieht das aus, wenn man Nintendo Switch in das Dock steckt. Plötzlich läuft das Spiel durchgehend flüssig, im Test sind keine weiteren Fehler aufgetreten und die Ladezeiten sind ebenso kurz wie auf anderen Plattformen. Man merkt, dass das Spiel die zusätzliche Kraft benötigt, denn somit erhält man auch auf Switch eine grandiose Umsetzung des Spieles. Deshalb sind die Macken im Handheld-Modus zwar nicht vergessen, es fällt jedoch leichter sie zu akzeptieren. Wer also das bestmögliche Erlebnis haben will, sollte am TV spielen, auch wenn der Handheld-Modus durchaus akzeptabel ist.
Dank der Spracheinstellungen darf man nicht nur den originalen Sprechern lauschen, sondern auch der deutschen Synchronisation. Aufgrund einiger Änderungen in den letzten Staffeln werden zwar Fans der alten Folgen verwundert sein, insgesamt wird man hier aber ansonsten nichts zu meckern haben. Der Soundtrack hat seine Stärken vor allem dann, wenn er verrückter ist, ansonsten sind die Heldenklänge nichts, woran man sich nach dem Finale erinnern wird.
Bisher gibt es 16 Kommentare
Komisch das die DLCs insgesamt nur so um die 60 mb haben, das sieht ein bisschen so aus als wären die schon im Hauptspiel..
Davon abgesehen: Seit wann ist Rocket League ein positives Beispiel? Die technische Umsetzung ist ein Witz verglichen mit wirklich positiven Beispielen wie DOOM. Durch das neuste Update wurden ein paar Effekte aus den anderen Versionen hinzugefügt, die offenbar so ineffizient geschrieben sind, dass dafür die Framerate halbiert werden muss.
da gibt es halt gute Beispiele wie Rocket League aber auch die negativen wie : Dev Unerfahrenheit bei Rime "sorry wir kriegens nicht gut hin" bis einfach lustlos schlampig : "es muss heute noch raus !" ala WWE 2k18
Gut ich achte aus Prinzip nicht auf Framerates,
Aber da ist mir nicht viel aufgefallen
Vielleicht ist die AT PEGI Version auch anders, was aber komisch wäre..
Mir gefällt das Spiel bis jetzt schon mal, ein rundenbasiertes RPG mit South Park Humor, ..
Da wurde gar nix "entfernt". Die Lokalisierung geschieht gegen Ende einer Spielentwicklung. Als der Trailer rauskam, lief das noch unter THQ, die wohl für eine deutsche Übersetzung waren, nachdem THQ Pleite ging, lag das Spiel im ungewissen, bis UbiSoft es dann schließlich doch noch ermöglichte. Ich bin Ubi zu dankbar, dass sie dieses Meisterwerk ermöglichten, als jetzt wegen der fehlenden Synchro zu weinen.