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Outlast 2 (eShop)

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Outlast 2 (eShop)

„Outlast“ konnte seinerzeit die Horror-Fans begeistern und wurde schnell zum Highlight der modernen Grusel-Spiele. In diesem Jahr schaffte das Spiel sowie seine Erweiterung den Sprung auf Nintendo Switch und bewies, dass sich die Formel nicht abgenutzt hat. Nun ist auch der Nachfolger „Outlast 2“ für Nintendos Hybrid-Konsole erschienen. Kann die Fortsetzung dieselbe Begeisterung hervorrufen, oder handelt es sich nur um einen Aufguss? Wir haben uns in den Kampf der Christen und Anti-Christen begeben, um euch die Antwort zu liefern.

Erneut unter Irren

Eigentlich möchte Protagonist Blake zusammen mit seiner Frau Lynn den Mord an einer schwangeren Frau aufklären. Während sie allerdings im Hubschrauber auf dem Weg zu einer Fabrik sind stürzen sie ab und Lynn scheint verschwunden. Als Blake die Rettung in einem Dorf sieht muss er schnell feststellen, dass es sich bei den Bewohnern um eine gefährliche Sekte handelt, die im Krieg mit einer weiteren Gruppierung leben. Keine davon ist Blake wohlgesinnt, denn er findet sich in einer brutalen Umgebung voller Vergewaltigungen, Verstümmelungen und anderer grausamer Praktiken wieder. Die Suche nach Lynn ist das Hauptziel, auf dem Weg erfährt er jedoch, wie die Bewohner so unmenschlich werden konnten.

Die Geschichte zeigt eine ganze Menge Potential. Die Behauptung, die Handlung würde auf dem Jonestown-Massaker basieren ist jedoch nicht glaubwürdig, da die Grausamkeiten zwar mit einigen Berichten übereinstimmen, hier jedoch eine viel verrücktere und übernatürlichere Geschichte erzählt wird. Leider nutzt sich der interessante Rahmen ab und dem Spieler werden nur noch ekelhafte Szenen gezeigt, die den Schock-Faktor fördern sollen. Der Großteil der Hintergrundinformationen befindet sich in Briefen, die man unbedingt lesen muss um die Zusammenhänge überhaupt zu verstehen. Gerade das Ende ist eine herbe Enttäuschung und zeigt perfekt, wie ein offenes Ende nicht aussehen sollte. Zwar gibt es Verbindungen zum Vorgänger, diese werden jedoch nicht genau genug erläutert. Unterm Strich bleibt eine enttäuschende Handlung zurück, die viel mehr Tiefgang und weniger schockierende Szenen benötigt hätte, um in Erinnerung zu bleiben.

Mehr laufen als verstecken

In Sachen Gameplay wird eine ganze Menge versprochen. Wie im Vorgänger ist man nämlich nur mit einer Kamera bewaffnet, die über seine Nachtsichtfunktion und diesmal auch ein Mikrofon verfügt, durch das man Feinde lokalisieren kann. Da der Spieler sich also nicht gegen die brutalen Bewohner zur Wehr setzen kann, schleicht, flieht und versteckt er sich vor ihnen. Es ist eine Formel, die im Vorgänger wunderbar funktioniert hat, hier jedoch überarbeitet wurde. Die Gebiete sind nämlich offener, weshalb die Flucht aufregender werden soll. Leider trifft genau das Gegenteil ein, denn trotz der Offenheit ist der Weg so linear wie man es gewohnt ist. Die Platzierung von Gegenständen wie Ästen ist unglaublich frustrierend und sorgt nicht nur dafür, dass man ohne es abschätzen zu können langsamer wird. Einem wird sehr deutlich gemacht, welcher Weg der richtige ist und das gesamte Konzept geht somit verloren. Auch das simple Schleichen wird zur Qual, denn die Feinde sehen einem manchmal sogar durch Wände. Das ist schlicht unfair und lässt die spielerisch intensivste Erfahrung frustrierend werden. Verstecken ist nur bedingt möglich, da die Anzahl der Versteckmöglichkeiten viel zu gering ist. In der zweiten Spielhälfte wird das erneut heruntergefahren und man sieht sich meist beim Fangen spielen. Dieses bereitet zwar anfangs Spaß, wird jedoch zu schnell zum vorhersehbaren, monotonen Ablauf, der niemanden gruseln wird. Kombiniert man das mit den zahlreichen Toden, die nicht vorhersehbar sind und dazu führen, dass man dieselben Stellen immer und immer wieder wiederholt, bis die richtige Strategie erkannt wurde, verliert man jegliche Motivation.

Ein würdiger Nachfolger?

Das grundlegende Konzept ist jedoch nicht schlecht geraten. Alle Mechaniken funktionieren wunderbar, durch die schlechte Balance zwischen intensiven und ruhigen Szenen sind diese aber nicht so atmosphärisch wie in „Outlast“. Dem Spieler wird keine Verschnaufspause geboten, in denen der atmosphärische Horror durchgreifen könnte. Stattdessen lebt das Spiel von Jumpscares, Verfolgungen und brutalen, mitunter ekelhaften Szenen. Das ist ein primitiver Horror, der sich abnutzt und mit billigen Tricks versucht, den Spieler zu erschrecken. Das Finale in einer Mine bringt das zum Höhepunkt, was den spielerischen Tiefpunkt zur Folge hat, ohne an dieser Stelle zu viel zu verraten. Dabei gibt es immer wieder spannende Szenen und kleinere Rätsel, die das Weglaufen in den Hintergrund stellen und wirklich überzeugen. 

All diese Kritikpunkte kann man abschwächen, wenn man den neuen Story-Modus auswählt. Hier sind die Feinde langsamer, die Anzahl geringer und sie sehen einen seltener. Man kann in dem Modus noch sterben, allerdings werden die repetitiven Stellen angenehmer und können schneller beendet werden, damit man sich auf den echten Horror konzentrieren kann. Leider nimmt man sich dadurch einen Großteil der Herausforderung, wählt man einen höheren Schwierigkeitsgrad wird man sich erneut über die Übermächtigen Feinde und das enttäuschende Pacing aufregen. Dennoch ist es schön, dass die Macher eine Option anbieten, die aus dem vorhandenen eine gelungenere Erfahrung macht. Das Spiel ist auch auf den höheren Schwierigkeitsstufen nicht unspielbar, das Herunterfahren von Trial and Error, sowie unfairen Passagen ist aber willkommen.

Damals war alles besser

Die bisherige Kritik ist an das Hauptspiel gerichtet, in dem man die ländlichen Umgebungen erkundet. Ab und zu erlebt man jedoch Rückblenden, in denen sich Blake an seine Schulzeit sowie eine verstorbene Freundin namens Jessica erinnert. Hier werden alte und neue Stärken ausgespielt, denn die Schule ist ein furchterregender Ort, in dem das Gameplay aufgeht. Die Versteckmöglichkeiten sind gegeben, und wer klug vorgeht wird fairere Begegnungen haben. Vor allem aber das Pacing ist hier perfekt und man erlebt einen unheimlichen Ort an dem ständig gruselige Sachen passieren, ohne dass es sofort laut wird. Die Atmosphäre ist in diesen Passagen unglaublich dicht und man möchte gar nicht mehr zurück zu den Kultanhängern. Zumindest beweisen die Rückblenden, dass die Macher ihre Fähigkeiten nicht verloren lassen, was ein gutes Zeichen für „Outlast 3“ ist. Jedoch bräuchte „Outlast 2“ mehr von diesen Abschnitten, um an die Qualität des Vorgängers heranzukommen.

Erneut eine gute Leistung

Die Portierung auf Nintendo Switch ist sehr gut gelungen. Egal ob am TV oder im Handheld-Modus, das Spiel sieht toll aus. Dank der Lichtgebung ist die Qualität der Texturen nicht allzu wichtig, wodurch der Titel seine düstere Atmosphäre ausspielen kann. Gerade die Bewohner wurden toll gestaltet und vermitteln zumindest optisch den Horror. Die Bildrate bleibt durchweg stabil, weshalb das Spiel nie durch die technische Umsetzung negativ beeinflusst wird. Genau so muss eine Portierung aussehen.

Die Musik wird in „Outlast 2“ nicht immer perfekt eingesetzt, ist jedoch grundlegend atmosphärisch, wenn sie vorhanden ist. Die Soundeffekte selber wissen ebenfalls zu überzeugen, obwohl die plötzlichen, lauten Töne sich abnutzen und künstlich Schock-Momente erzeugen, wo ansonsten keine wären.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Outlast 2“ ist in nahezu jedem Aspekt ein Rückschritt im Vergleich zum Vorgänger. Die Verfolgungsjagden bereiten weniger Spaß, die Umgebungen beeindrucken nicht und die Geschichte ist eine Aneinanderreihung verpasster Chancen. Trotz der hart klingenden Kritik wird man aber immer wieder Spaß daran haben, sich vor den Bewohnern zu verstecken und die Atmosphäre zu genießen. Die Rückblenden werden sogar zu Highlights, die perfekt abliefern. Leider bräuchte das Spiel mehr davon, um aus der Masse herauszustechen. Deshalb ist das Spiel sehr inkonsistent, da sich atmosphärischer Horror und repetitive Verfolgungsjagden abwechseln. Dennoch werden Horror-Fans gut bedient, solange die Erwartungen zurückgeschraubt werden.

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