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Outlast: Bundle of Terror (eShop)

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Outlast: Bundle of Terror (eShop)

„Outlast“ ist zu einer Zeit erschienen, in der das Horror-Genre nach „Slender: The Seven Pages“ eine kleine Revolution erlebte. Plötzlich waren zahlreiche Indie-Spiele im Trend, in denen der Spieler zum Opfer wurde und nicht als übermächtiger Held seinen Weg durch die Gegner schießen konnte. „Outlast“ genoss eine derart große Beliebtheit, dass nicht nur ein DLC folgte, sondern auch ein Nachfolger herauskam, und nun sind ein kleines Projekt sowie der dritte Teil in Arbeit. Das ursprüngliche Werk sowie die Erweiterung erscheinen jetzt erstmals für eine Nintendo-Konsole und ermöglichen den Grusel überall. Weiß das Versteckspiel in der Irrenanstalt noch immer zu überzeugen oder wird das Alter des Spiels nach über vier Jahren deutlich? Wir haben es für euch herausgefunden.

Der Wahnsinn beginnt

Der Spieler schlüpft in die Schuhe des Enthüllungsjournalisten Miles Upshur, der nach einem Hinweis die Mount Massive Nervenheilanstalt aufsucht. In dem Gebäude soll die Murko Corporation nämlich grausame Experimente mit den Insassen durchführen, und diese schockierenden Informationen sollen die Öffentlichkeit erreichen. Ob es so weit kommt, ist aber fraglich, denn einmal ins Gebäude eingedrungen, wimmelt es vor verrückten Gestalten und Leichen der Mitarbeiter. Als Miles erahnt, was ihm für ein Blutbad bevorsteht, will er flüchten, doch natürlich landet er stattdessen mitten im Wahnsinn. Es folgt ein brutaler Kampf ums Überleben, bei dem der Journalist nicht zurückschlagen, sondern nur weglaufen kann.

Die Geschichte selber nimmt zwar an Fahrt auf, lebt aber zum Großteil von den Dokumenten und Notizen, die man überall finden kann. Diese enthüllen die abstrusen Patienten sowie die Versuche, die sie durchleben mussten. Ignoriert man die Schriften, wird man zwar den Überlebenskampf von Miles verfolgen, die Hintergründe der Geschehnisse bleiben aber verschlossen. Trotzdem nimmt der Verlauf gerade gegen Ende ordentlich an Fahrt auf und fesselt an die Konsole.

Versteckt, gefunden

Der Gruselfaktor entsteht nicht nur durch die unheimlichen Gestalten, die einen durch die Korridore der Irrenanstalt jagen. Der Spieler ist nämlich völlig wehrlos und kann keinen einzigen Kampf gewinnen. Es ist der purer Horror, wenn man eine Tür langsam öffnet, nur um dann von einem Gegner gesehen zu werden. Dann muss man schnell weglaufen und sich im besten Fall unter einem Bett oder in einem Schrank verstecken. Man hält in diesen Momenten regelrecht den Atem an, die Spannung ist nämlich durch die hektischen Situationen permanent hoch. Auch die Architektur der Irrenanstalt hilft hier, denn man findet ständig neue Verstecke, während man sich an den Gefahren vorbeischleicht.

Anstatt eine Taschenlampe bei sich zu tragen, die typisch für das Genre nur einen kleinen Teil des Raumes beleuchtet, führt Miles eine Kamera mit sich. Diese hat eine praktische Nachtsicht-Funktion, dank der man selbst in der Dunkelheit die Lage überblicken kann und zusätzlich sogar einen Vorteil gegenüber den Feinden erhält. Leider bleibt eine Macke der Indie-Horror-Welle bestehen, denn man sucht viel zu häufig nach Batterien. Das wird zum echten Leid, besonders da man sich dadurch eher unnötig in Gefahr begeben muss ohne zu wissen, ob die Mühen belohnt werden. Abseits der verbesserten Sicht darf man auch Geschehnisse filmen, was neue Informationen freischaltet.

Horror überall

Wer keine Jumpscares vertragen kann, sollte gar nicht erst an „Outlast“ denken. Ständig tauchen plötzlich Feinde vor einem auf, Gegenstände gehen kaputt und Schreie lassen einen zusammenzucken. Das ist eine Art von Horror, die nicht jedem gefallen wird, doch glücklicherweise werden die plumperen Schreckversuche durch eine dichte Atmosphäre getragen. Die Flügel der Anstalt sind allesamt toll gestaltet, jedoch von der Zerstörung durch die Insassen in Mitleidenschaft gezogen. Blut, Leichen und andere Details lassen den Spieler nie ein Gefühl der Sicherheit entwickeln. Jedes Mal, wenn man langsam eine Tür öffnet, fürchtet man sich davor, was sich dahinter befindet. Irgendwann stellt sich der Überraschungseffekt ein und man erwartet die Horror-Momente. Das gruseligste Spiel aller Zeiten, wie es zur damaligen Zeit oft betitelt wurde, ist „Outlast“ also nicht.

Das Gegner-Design ist ebenfalls sehr gelungen. Man fragt sich bei jeder Begegnung, wie aus einem Menschen eine solche Monstrosität werden konnte. Gerade wenn man gejagt wird und vielleicht sogar in seinem Versteck gefunden wird, gehen die Design-Entscheidungen voll auf. Leider wird man abseits davon auch gelangweilt. Die Missionen sind typisch für das Genre und lassen einen nur von A nach B laufen, wodurch die Herausforderung allein durch die Schleich-Passagen erweckt wird. Die wenigen Puzzles bringen Abwechslung mit sich, frustrieren aber auch zu häufig. Die meisten lassen sich durch Trial and Error lösen, und wenn man währenddessen erwischt wird, darf man dieselben Passagen erneut durchlaufen. Beim ersten Mal kann nahezu jeder Abschnitt überzeugen, kennt man sich aber einmal aus, wird das zur Qual.

Nach dem Ende ist vor dem Anfang

Wer nach dem Ende erneut für zwei bis drei Stunden in die Welt von „Outlast“ eintauchen möchte, darf das im DLC „Whistleblower“ als Waylon Park tun. Dieser ist genau der Mitarbeiter, der Miles den Hinweis zu Spielbeginn gibt, und kurz nachdem die Nachricht verschickt wurde, wird seine Tat aufgedeckt, wofür er fast mit seinem Leben bezahlen muss. Nachdem das Chaos ausbricht, muss er allerdings auch um sein Überleben kämpfen. Da Waylon aber keine spannende Geschichte aufzudecken hat und die Notizen diesmal deutlich weniger unterhalten, bleibt nur das Spielprinzip selber. Man das Abenteuer erst starten, wenn man das Hauptspiel beendet hat, da die Handlung sowohl davor als auch danach spielt.

Obwohl man bekannte Orte besucht, darf man auch neue Abschnitte erkunden und sogar auf neue Gegner treffen. Leider wird spielerisch überhaupt nichts Neues geboten, weshalb man nur mehr vom selben erhält. Der Überraschungsfaktor geht verloren, aber durch die Art des Horrors erschreckt man sich dennoch häufig genug. Es gibt allerdings noch verwinkeltere Orte, die beinahe wie Labyrinthe wirken. Wirklich Spaß bereitet das nicht, da man so einfach längere Versteckspiele hat.

Panik unterwegs

„Outlast“ ist zwar 2013 erschienen, macht aber noch immer eine gute Figur. Auf Nintendo Switch erlebt man keine schlechtere Präsentation, denn die Räume sind detailliert und die Texturen klar. Im direkten Vergleich mag man kleine Unterschiede bemerken, beim Spielen selber fällt das aber nicht auf. Selbst die Bildrate erlaubt sich keine Fehler und bleibt konstant. Während auf dem TV eine Auflösung von 1080p geliefert wird, läuft der Horror im Handheld-Modus in 720p ab. Die Portierung ist also gut gelungen, auch wenn man manchmal das Alter des Spieles bemerkt.

Die Musik ist dezent, untermalt aber den Horror-Faktor. Gerade die Soundkulisse wird aber zum Star, da viele Schocker alleine durch sie erzeugt werden. Man hört immer aufmerksam zu, um mögliche Feinde schon vorab zu lokalisieren. Wer aber mit Kopfhörern spielt, wird die plötzlichen schrillen Töne nicht gerade genießen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Outlast: Bundle of Terror“ bleibt auch 2018 ein starker Horror-Trip, der Spieler in Angst und Schrecken versetzt. Die Nervenheilanstalt ist eine tolle Kulisse voller Geheimnisse und gutem Level-Design. Gerade die Feinde sind aber das Highlight, sodass jede Flucht und jede Schleichpassage zum intensiven Erlebnis werden. Ignoriert man den Horror, bleiben aber eintönige Aufgaben zurück, die durch einen linearen Trip führen. Zudem kann „Whistleblower“ nicht mit dem Hauptspiel mithalten und bietet nur mehr vom selben. Wen das nicht stört, der kann ohne Bedenken zur Nintendo-Switch-Version greifen.

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