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Lost Sphear

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Lost Sphear

Mit „I Am Setsuna“ feierte das neu gegründete Studio Tokyo RPG Factory ein erfolgreiches Debüt, das Spieler an die Rollenspiele vergangener Generationen erinnerte. Dennoch erfüllte der Titel nicht die Erwartungen aller Genre-Fans, und somit lag es an den Entwicklern, im nächsten Spiel Besserung zu leisten. Nur zwei Jahre später ist jetzt „Lost Sphear“ erschienen, und ob die Begeisterung nun größer ist, haben wir für euch herausgefunden.

Ein lebendigeres Abenteuer

Die Geschichte spielt in derselben Welt wie „I Am Setsuna“, es gibt jedoch keinerlei Verbindungen zum vorherigen Rollenspiel. Man kontrolliert Held Kanata, dessen Heimatdorf plötzlich von der Bildfläche verschwindet. Allerdings hat er merkwürdige Träume, und schnell erhält er die Gabe, Orte oder Personen durch Erinnerungen wiederherzustellen. Dazu sammelt er Erinnerungen, teilweise durch Dialoge, um die Welt wiederherzustellen. Doch auch das Imperium ist hinter Kanata her, und das scheint nicht gerade zu den Freundlichsten zu gehören.

Die Geschichte ist nicht unbedingt weltbewegend, trotzdem weiß sie deutlich mehr zu überzeugen als jene im geistigen Vorgänger. Das liegt aber weniger an der etwas langatmigen Erzählung als vielmehr an den fantastischen Charakteren. Eine verrücktere, abwechslungsreichere Truppe hat kaum ein anderes Rollenspiel zu bieten. Gerade die Unterhaltungen innerhalb der Gruppe machen derart viel Spaß, dass man von Unterhaltung zu Unterhaltung laufen möchte. Dadurch entstehen auch die schönsten Momente, weshalb man kein erzählerisches Meisterwerk erwarten sollte, dafür aber eine durchweg charmante Handlung.

Verlorene Erinnerungen

Rollenspiel-typisch läuft man natürlich durch die Welt und erforscht Dungeons und Städte. Tatsächlich sind die Umgebungen abwechslungsreich, auch wenn man alles schon in ähnlicher Form in anderen Genre-Vertretern gesehen hat. Man wird nie zu lange an einem Ort bleiben und gerne die Vielfalt mitnehmen, allerdings hätten sich die Entwickler mehr Mühe bei den Details geben können. Die Umgebungen ähneln einander innerhalb eines Gebietes zu sehr und ihnen fehlt etwas, um sich abzuheben. Das ist allerdings nur Meckern auf hohem Niveau, denn der Grafikstil ist derart gut, dass man diesen Kritikpunkt gerne hinnimmt.

Wer alte Rollenspiele kennt, wird bereits mit Booten und Luftschiffen, mit denen man die Welt bereisen kann, vertraut sein. Genau dieses Gefühl wird man durchgehend haben, denn bei „Lost Sphear“ haben die Entwickler versucht, die alten Tugenden aufleben zu lassen. Obwohl das durchweg gelungen ist, vermisst man eine eigene Identität, wie sie die Vorbilder ausgemacht hat. Deshalb kann „Lost Sphear“ bei der Weltgestaltung nicht dieselbe Begeisterung hervorrufen; wer das jedoch gar nicht erwartet, wird zufrieden sein. Zudem gibt es dann eine Spielmechanik, die Erkundungen lohnenswert macht, nämlich die verlorenen Ortschaften wiederherzustellen. Dadurch verändert man tatsächlich die Welt und kann sie selber wieder aufbauen. Leider ist das derart linear geraten, dass man regelrecht in die richtige Richtung geschubst wird.

Aktive Kämpfe

Die grundlegenden Mechaniken aus „I Am Setsuna“ findet man auch hier wieder. Man wartet, bis sich eine Leiste gefüllt hat, um einen Angriff auszuführen. Wartet man weiter ab, können zwei zusätzliche Leisten gefüllt werden, um Bonus-Effekte oder stärkere Angriffe auszuführen. Diese rundenbasierten Kämpfe laufen soweit simpel ab, jedoch wollten die Entwickler mehr Strategie einführen. Deshalb darf man seine Helden auf der Kampffläche frei bewegen, wodurch die Positionierung wichtig wird. Man kann einerseits mehrere Feinde auf einmal treffen, jedoch greifen vor allem Bosse ganze Flächen an. In diesen Momenten ist Planung wichtig, um diesen Attacken komplett auszuweichen.

Das erweiterte Kampfsystem sorgt dafür, dass die Begegnungen nicht nur anspruchsvoller werden, sondern auch abwechslungsreicher daherkommen. Trotzdem bleiben die Kämpfe allgemein leicht, und sobald man alle Feinheiten verinnerlicht hat, werden nur die Bosse zu einem Problem. Zusätzlich gibt es sogar Vulcosuits. Das sind Mechs, welche die Helden stärker machen, jedoch durch Aufladungen nur begrenzt nutzbar sind. Leider fühlen sich die Mechaniken etwas zu umfangreich an, denn auch Kombos oder Itemnutzung sowie Anpassungen kommen hinzu. Bei der kurzen Laufzeit des Spieles wird man diese Mechaniken nur auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad voll auskosten, ansonsten kann vieles vernachlässigt werden.

Nicht schwierig, dafür vielfältig

Abseits der Kämpfe darf man seine Helden verbessern, indem man Upgrades in den Läden kauft. Hier wird dann offensichtlich, dass die Herausforderung nicht unbedingt das Ziel der Reise ist. Die Verbesserungen sind günstig und mächtig, weshalb man schon bald zu stark wird. Natürlich kann man dem ausweichen, dennoch ist es schade, wenn man bewusst Vorteile vermeiden muss, um eine Herausforderung zu bewahren. Zwar wird das auf der höchsten Schwierigkeitsstufe besser, dafür können aber die Bosse frustrieren. Allgemein sind die Kämpfe aber sowieso nicht zu schwer, und wenn man die unzähligen Zutaten sammelt, um sich haufenweise Gerichte zu kochen, wird man noch mehr Boni nutzen können. Auch die Zauber, die man kaufen muss, sind wieder mit an Bord.

Schön ist das Bonus-System tatsächlich, denn Angriffe lassen sich stark verbessern durch zahlreiche Eigenschaften; Menü-Fanatiker werden sich also wahrlich austoben können. Sogar globale Boni lassen sich freischalten, diese sind aber deutlich interessanter. Die Vorteile gelten nämlich für die eigene Truppe sowie die Feinde und ziehen meist auch einen negativen Effekt mit sich. Es wird dann zu einem großen Spaß, zu planen, wie man die Kämpfe gestalten möchte. Leider ist die Reise zu schnell vorbei, sodass man nach rund 20 Stunden bereits das Finale sieht. Nebenmissionen erweitern das Erlebnis zwar, und per Update ist sogar noch ein zusätzlicher Dungeon eingeführt worden. Diese Erweiterungen aber sind zu belanglos, um motivieren zu können.

Keinerlei Probleme

Auf Nintendo Switch läuft das Spiel ebenso gut wie der Vorgänger. Der Grafikstil weiß zu bezaubern, und besonders im Handheldmodus ist es schön, durch die Kulissen zu streifen. Die Bildrate ist ebenfalls flüssig und macht keine Probleme. Der Soundtrack ist tatsächlich sehr gelungen und begleitet das Abenteuer wunderbar. Allgemein wird man also ein technisch rundes Erlebnis haben, jedoch ist das Spiel deshalb auch nicht das visuell spektakulärste, welches man erleben kann.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Lost Sphear“ ist ein unterhaltsames Rollenspiel, das nicht nur an die vergangenen Tage erinnert, sondern auch einige Schwächen von „I Am Setsuna“ ausmerzt. Besonders die Geschichte wird durch die bunten Charaktere zu einer großen Freude, während das Kampfsystem sinnvoll erweitert wurde. Leider ist die Reise zu schnell vorbei, und die Aufgaben sind nicht gerade abwechslungsreich im linearen Abenteuer. Diese Schwachpunkte lassen das Spiel zwar nicht gerade strahlen, werden für Genre-Fans den Spaß aber nicht zurückhalten.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von Phondrason
    Phondrason 29.01.2018, 09:35
    Guter Beitrag, kann ich alles soweit unterschreiben und habe derzeit auch meinen Spaß mit dem Spiel.

    Zum Verfasser: Das ein oder andere tatsächlich weniger könnte das ganze etwas lesbarer gestalten. Es sind zwar nur 4 aber an solchen stellen wo sie entweder überflüssig wären oder den Lesefluss stören ( in meinen Augen)