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60 Seconds! (eShop)

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60 Seconds! (eShop)

„Was würde man mitnehmen, wenn einen die Sirenen vor einem atomaren Luftschlag warnen und man noch 60 Sekunden Zeit hätte, um in den Atomschutzbunker im Keller zu kommen?“ und „Welche Entscheidungen würde man im Atomschutzbunker treffen?“ - Das sind die beiden Fragen, die man sich beim polnischen Entwickler Robot Gentleman gestellt hat und um die herum man ein atomares Sammel- und Überlebensabenteuer entwickelt hat, welches wir euch nun in unserer Review vorstellen wollen.

Qual der Wahl

„60 Seconds!“ beginnt damit, dass Ted in seinem Haus steht und die Sirenen losgehen. Von nun an hat er 60 Sekunden Zeit, die im Haus befindlichen drei Familienmitglieder und/oder Gegenstände einzusammeln und in den Atomschutzbunker zu bringen. Bereits in den ersten 60 Sekunden wird es hektisch, denn in welchem der Zimmer sich welches Familienmitglied und welcher Gegenstand befindet, bestimmt der Zufall. Die Ehefrau Dolores ist manchmal im Wohnzimmer, manchmal in der Küche - der Verbandskasten ist manchmal im Badezimmer, manchmal im Flur - das Gewehr liegt manchmal in einem der Schlafzimmer, manchmal im Wohnzimmer.

Trotz eines optionalen Tutorials treiben einen die ersten Sammelversuche in die Verzweiflung -  entweder findet man einen Gegenstand, den man unbedingt mitnehmen möchte, einfach nicht oder man kommt gerade zufällig an ihm vorbei, kann ihn aber gerade nicht mitnehmen, weil man bereits vier Gegenstände in der Hand hat. Selbiges ist nämlich die Höchstzahl, die man tragen kann, bevor man sie in den Atomschutzbunker bringen muss, um danach erneut aufzubrechen. Leider belegen alle Familienmitglieder und alle große Gegenstände, wie das Gewehr, aber immer mindestens zwei Gegenstandsplätze. Erst bei den späteren Versuchen hat man sich an diese Tatsache gewöhnt und versucht sich über Krücken, wie das Erkennen der weiß dargestellten Umrisse der mitnehmbaren Gegenstände, eine bessere Übersicht zu verschaffen.

Die Zeit läuft gnadenlos ab und immer muss man sich überlegen, ob man noch zu einem letzten Rundgang aufbrechen kann, da man sich am Ende der 60 Sekunden selbst am Bunker befinden muss, um das Abenteuer nicht bereits in dieser Phase enden zu lassen. Ganz gleich, wie man es dreht und wendet, wenn man sich in Sicherheit befindet, wird man fluchen, den einen oder anderen Gegenstand oder sogar ein Familienmitglied nicht mitgenommen zu haben. Frust kommt demnach auf jeden Fall auf, auch wenn dieser vom Entwickler absolut gewollt ist.

Im Atomschutzbunker

Einmal im Atomschutzbunker angekommen, geht es nun darum, abzuwarten, was passiert, und dementsprechend zu handeln. Wichtigste Aufgabe ist die Rationierung der mitgenommen Nahrung, welche in Form von Wasser und Tomatensuppe dargestellt wird. Jeden Tag muss man sich entscheiden, wer was bekommt. Zum Glück melden sich die geretteten Familienmitglieder jeden Tag und teilen ihre Nahrungsbedürfnisse mit. Natürlich kann man die ignorieren, allerdings kann das zu Krankheit und am Ende sogar zum Tod eines Familienmitglieds führen. Gerade Timmy, der Sohn, ist sehr anfällig für Krankheiten, während Mary Jane, die Tochter, doch etwas robuster ist. Wohl dem, der in diesen Fällen die Medikamentenkiste mitgenommen oder Timmy gar nicht mitgenommen hat. 

Grundsätzlich hat jeder Gegenstand eine bestimmte Funktion und an irgendeinem Tag wird man dazu kommen, dass man fluchen wird, diesen nicht mitgenommen zu haben. Die Auswirkungen sind manchmal nicht allzu schlimm, beispielsweise wenn die Strahlung etwas nachgelassen hat und ein anderer Überlebender seine Tomatensuppe gegen das eigene Kartenspiel tauschen möchte, aber manchmal auch tödlich, wenn beispielsweise der Atomschutzbunker angegriffen wird und man sich nicht wehren kann, weil einem die Axt, das Gewehr oder einfach ein kleines Vorhängeschloss fehlt. 

Besorgungen

Trotzdem kommt man irgendwann zu einem Punkt, an dem eines der Familienmitglieder herausgeschickt werden muss, beispielsweise um nach neuer Nahrung oder den Ort zu suchen, den die Armee über das Radio als angeblichen Evakuierungsort angibt. In diesen Fällen muss man eines der Familienmitglieder bestimmen, dass sich nach draußen wagen soll, um die notwendigen Besorgungen zu treffen. Wohlweislich kann das Familienmitglied dabei auch in den Tod geschickt werden, gerade wenn dessen Gesundheitszustand gerade katastrophal ist. Wer die Wahl hat, wählt daher ein körperlich und geistig gesundes Familienmitglied und gibt ihm noch einen Gegenstand, wie eine Waffe oder eine Karte mit. Leider kann man nicht bestimmen, was besorgt werden soll. In der Regel sind nach einer erfolgreichen Mission entweder die Wasser- oder Tomatensuppenvorräte etwas voller, dafür ist der mitgenommene Gegenstand aber hinüber und das ausgesendete Familienmitglied mindestens erschöpft, durstig oder hungrig.
Von den Besorgungen und den Auswirkungen der eigenen Entscheidungen bekommt man unterm Strich aber leider nicht viel mit. So erhält man vorab immer den Hinweis, dass beispielsweise an das Tor des Atomschutzbunkers geklopft wird, und man muss sich dann entscheiden, wie man reagiert. Das Ergebnis der eigenen Entscheidung bekommt man dann einen Tag später auch präsentiert, im negativen Fall mit dem Verlust eines Familienmitglieds oder dem kompletten Ende.

Schwarzer Humor

„60 Seconds!“ lebt von seinem schwarzen Humor. Die Familie wird unter anderem von alten Frauen und Feuerwehrleuten überfallen, sie haben Probleme mit Kakerlaken und züchten neue Pflanzenarten, auf ihren Reisen begegnen ihnen unter anderem Mutanten und Zaubern. Was sich phantastisch anhört, wird grafisch allerdings aufgrund der fehlenden spielerischen Berücksichtigung nicht eingefangen. Stattdessen bleibt es beim Blick in den Atomschutzbunker auf die immer schmutziger und lustloser werdenden Familienmitglieder und die Veränderungen an den eingesammelten Gegenständen. Natürlich hat das, auch dank des dazu passenden Sounds, seine eigene Atmosphäre, allerdings wäre zumindest eine bildliche Darstellung des aktuellen Ereignisses beziehungsweise der Besorgung schön gewesen. Leider hatten wir bei unseren Durchläufen gerade bei der Nahrungsmittelrationierung diverse Abstürze, die den Spielspaß doch stark eingeschränkt haben.

Schön ist die Tatsache, dass drei Schwierigkeitsgrade zur Auswahl stehen, um überhaupt die Chance zu bekommen, nicht direkt vor die Hunde zu gehen. Abseits des klassischen Spielmodus kann man übrigens noch eine Handvoll Herausforderungen absolvieren, bei denen man innerhalb der 60 Sekunden vorher festgelegte Gegenstände in den Bunker bringen muss, wobei man dann mit einigen Kopfbedeckungen belohnt wird. Der Spielspaß dabei hält sich aber in überschaubaren Grenzen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„60 Seconds!“ ist ein Überlebensabenteuer mit einer Prise schwarzen Humor und macht sich trotz des überschaubaren Spielumfangs doch erstaunlich gut. Spielerisch stört alleine die Tatsache, dass man von Ereignissen, den daraus notwendig gewordenen Entscheidungen und deren Auswirkungen sowie den Besorgungen keine grafische Darstellung erhält. Trotzdem macht das Spiel Spaß und hätte vielleicht auch eine höhere Wertung verdient, wenn das Spiel nicht regelmäßig bei der Nahrungsmittelrationierung abstürzen würde.

Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von matzesu
    matzesu 16.01.2018, 10:43
    In Hinblick auf die momentane Nordkorea Lage, den (falschen) Raketen Alarm auf Hawai, und einem alten Multimilliardär mit riesigem Startknopf im weißen Haus wäre dieses Spiel zumindest einen Blick wert
    Ich hab das Gameplay mal auf Youtube gesehen, und es sieht sehr unterhaltsam aus, auch wenn das alles sehr schwarzhumorig ist..