Bis heute sitzt der Schmerz bei vielen treuen Nintendo-Anhängern tief, dass Rare und damit die Rechte an Marken wie „Banjo-Kazooie“ von Microsoft übernommen wurden. Dass der geistige Nachfolger „Yooka-Laylee“ aus den Händen ehemaliger Rare-Mitarbeiter nun als letztes auf einer Nintendo-Plattform erscheint, ist einer Verkettung ungünstiger Umstände zu verschulden.
Yooka und Laylee
Nachdem „Yooka-Laylee“ sich Anfang des Jahres einige Kritikpunkte, insbesondere für technische Schwierigkeiten, gefallen lassen musste, verspricht das Team von Playtonic Games für Switch die nun optimalste Version des 3D-Plattformers. Alle Verbesserungen aus den Updates, die im Verlauf des Jahres für „Yooka-Laylee“ veröffentlicht wurden, sind in der Switch-Fassung von Haus aus enthalten. Die richtigen Voraussetzungen sind also gegeben.
Doch der Reihe nach: Die Helden Yooka und Laylee gönnen sich ein entspanntes Sonnenbad auf ihrem gestrandeten Schiff in der – Achtung Zungenbrecher – Schiffsbruchbucht. Das Faulenzen hat ein abruptes Ende, als Laylees goldenes Buch davonfliegt. Schnell stellt sich heraus, dass Mogul Capital B hinter dem Diebstahl steckt und die Seiten des Buchs nutzen möchte, um seinen profitgierigen Plan umzusetzen. Für Yooka und Laylee ist dies der Beginn der Suche nach den verlorenen Seiten, mit der Absicht, Capital B die Leviten zu lesen.
Starker Start …
Als Yooka und Laylee erkundet man insgesamt fünf Spielwelten und darf sich größtenteils abwechslungsreicher Missionen erfreuen. In jeder Welt erlernt das Duo neue Fähigkeiten, die den Weg zu neuen Orten öffnen und das Sammeln weiterer Seiten ermöglichen. Hat man ausreichend Seiten gesammelt, kann man die Reise in die nächste Spielwelt antreten oder weitere Herausforderungen in der aktuellen Spielwelt freischalten. Gerade dieser Aspekt motiviert dazu, die Spielwelten bis auf das letzte Fleck nach neuen Entdeckungen und Geheimnissen abzugrasen. Gerade zu Beginn unterhält „Yooka-Laylee“ durch seine abwechslungsreichen Einfälle. Wie für das Plattformer-Genre üblich, gibt es zwar Aufgaben, die sich in jeder Welt wiederholen, diese sind aber klar in der Minderheit.
… bis die Puste ausgeht
Mit der dritten Spielwelt beginnend, nimmt in „Yooka-Laylee“ das hohe Niveau aber rapide ab. Die Welten bieten weniger zu entdecken und funktionieren nach klaren Schemata. Ein gewaltiger Kritikpunkt, der bereits bei der Veröffentlichung Anfang des Jahres ausführlich thematisiert wurde und an dem sich auch mit der Portierung auf Switch logischerweise nichts ändert. Es schmerzt aber nach wie vor und sorgt dafür, dass dem stark beginnenden Spiel nicht einmal ab der Hälfte die Puste ausgeht.
Der Rare-Faktor
Wenn man wollen würde, könnte man „Yooka-Laylee“ bis auf das kleinste Detail auseinandernehmen und zerreißen. Immer wieder leistet sich das Spiel grobe Schnitzer. Sei es nun die störrische Kamera, der man trotz manueller Steuerung nicht Herr wird, die enttäuschenden Boss-Gegner, oder die gut gemeinten aber gähnend langweiligen Arcade-Spiele. All diese Punkte könnte man „Yooka-Laylee“ ankreiden – wenn da nicht der unverwechselbare Charme wäre, den man Rare-Spielen wie „Banjo-Kazooie“ oder „Donkey Kong 64“ noch heute anmerkt.
Das fängt schon bei den titelgebenden Helden an. Nicht nur an der Namensgebung des ungleichen Duos Yooka und Laylee merkt man starke Parallelen zum Vorbild „Banjo-Kazooie“, sondern auch an ihrem Auftreten. Aus Bär Banjo wurde das Chamäleon Yooka und aus Vogel Kazooie die Fledermaus Laylee. Vom Aussehen bis zu den Animationen merkt man, dass die Figuren von denselben Köpfen erdacht wurden wie einst Banjo und Kazooie. Bewusst wurde sich dazu entschieden, die beiden Helden nicht sprechen, sondern wie zu Nintendo 64-Zeiten mit Lauten artikulieren zu lassen. Was früher wohl technischen Limitierungen verschuldet war, wird heute als Stilmittel benutzt. Der Plan geht auf: Für alte Hasen wirken Spielwelt und Charaktere von der ersten Sekunde an vertraut. Wer mit den Rare-Spielen nie in Kontakt kam, wird sich dem Charme der Figuren und der unbeschwert bunten Spielwelt nicht weniger wiedersetzen können.
Eine holprige Liebe
Immer wieder reißt „Yooka-Laylee“ die vierte Wand zum Spieler ein und referenziert seine geistigen Vorgänger. Dem Spiel geht nie der Humor verloren, genau so wenig sein Sinn für knallige und bunte Farben. Optisch ist „Yooka-Laylee“ eine wahre Pracht und bietet mit seinen Spielwelten all das, was man an den 3D-Plattformern der 90er Jahren zu schätzen lernte – ohne die verwaschenen Texturen und Nebelschwaden. Unabhängig davon, ob man das Spiel nun am TV oder im Handheld-Modus spielt, ist „Yooka-Laylee“ eine Augenweide. Ohne Frage handelt es sich bei der Switch-Fassung um die technisch ausgereifteste Fassung, was in erster Linie mit der zusätzlichen Zeit zusammenhängt, die seit der ursprünglichen Veröffentlichung zur Verfügung stand. Zwar kommt es immer noch zu Spielfehlern, allerdings tauchen diese deutlich seltener auf. Die Kamera ist immer noch weit davon entfernt, perfekt zu sein, und bei Weitem nicht mit einem „Super Mario Odyssey“ zu vergleichen, allerdings auch längst nicht mehr so störrisch wie noch bei der ursprünglichen Veröffentlichung. Und so kommt es, dass man „Yooka-Laylee“ selbst die gröberen Schnitzer zu verzeihen und sich mit dem Duo anzufreunden versucht.
Bisher gibt es zwölf Kommentare
Ich warte jetzt ab, ich hab Zeit. Irgendwann kommt ein passendes Angebot und dann schnapp ich zu.
Und ja, wenn man über Jahre selbst gemerkt hat, was die Banjos, Conker oder Mario toll macht und all diese Sachen bei Yooka vergossen worden zu sein scheinen, sehe ich persönlich nicht, wie man das noch toll finden kann.
Die Wertung ist objektiv betrachtet fair, aber ich kann persönlich über die vielen vielen Design-Fehler und Schnitzer nicht hinwegsehen.
Manche Minispiele waren mir aber viel zu lang für Zwischendurch gewesen.
Die Steuerung und auch die Kamera sind aber dann und wann relativ schwammig und erschweren manche Passagen unnötig.
Auch ein Kampf gegen einen bestimmten Gegner einer späteren Welt ist viel zu lang und benötigte einige Versuche, da man doch recht einfach einen Gegentreffer in Kauf nehmen muss, wenn man für nen halben Moment unachtsam war.
Ansonsten hab ich mich teilweise etwas hilflos gefühlt, da gerade Welt 2, im Vergleich zu Welt 1, deutlich größer Ausfällt und es einem schwerer fällt alles noch im Überblick zu haben